Die Hirnnerven sind ein essenzieller Bestandteil des menschlichen Nervensystems. Es gibt 12 Paare von Hirnnerven, die direkt aus dem Gehirn entspringen und zu verschiedenen Teilen des Kopfes, des Halses und des Rumpfes verlaufen. Sie steuern eine Vielzahl von Funktionen, von sensorischen Wahrnehmungen wie Sehen, Hören und Schmecken bis hin zu motorischen Fähigkeiten wie Gesichtsmimik und Muskelbewegungen. Die Kenntnis ihrer Anatomie und Funktion ist entscheidend für das Verständnis neurologischer Erkrankungen und deren Diagnose.
Überblick über die Hirnnerven
Die Hirnnerven werden entsprechend ihres Ursprungs im Gehirn von rostral nach kaudal mit römischen Ziffern nummeriert. Die Durchnummerierung der 12 Hirnnerven-Paare entspricht ihrer Anordnung am Gehirn von kranial (schädelwärts) zu kaudal (schwanzwärts, also zu den Füßen hin). Sie treten als Hirnnervenpaare aus dem Gehirn aus und werden mit den römischen Zahlen I bis XII nummeriert. Die Nummerierung beginnt mit dem Hirnnerv, der am weitesten rostral, das heißt am weitesten “vorne”, aus dem Gehirn austritt. Die Entwicklung findet in der vierten bis fünften Woche der Embryonalperiode statt.
Die Hirnnerven können sensorische, motorische oder auch beide Faserqualitäten gleichzeitig führen. Im Grunde versteht man unter den Faserqualitäten die Funktionen, die einem Hirnnerv zugeschrieben werden. Sensorische Informationen sind jene, die von der Umwelt kommen und über unsere Sinnesorgane zum Gehirn gelangen, wie Riechen, Hören und Sehen. Sensible Informationen sind Reize, die zum Beispiel von der Haut zum Gehirn weitergeleitet werden wie Druck-, Berührungs-, Temperatur und Schmerzimpulse. Nervenfasern, die Informationen vom Gehirn zur Hals- und Kopfregion senden, werden als "efferent" bezeichnet (motorische Information) und jene die Informationen vom Körper zum Gehirn senden als "afferent“. Weitere Klassifizierung"Viszero-" bedeutet, dass der entsprechende Hirnnerv Informationen zwischen Gehirn und inneren Organen vermittelt.
Hier eine Übersicht der zwölf Hirnnerven mit ihrer Bezeichnung und Hauptqualität:
| Hirnnerv | Bezeichnung | Qualität |
|---|---|---|
| 1. | Nervus olfactorius (Riechnerv) | sensorisch |
| 2. | Nervus opticus (Sehnerv) | sensorisch |
| 3. | Nervus oculomotorius (Augenmuskelnerv) | parasympathisch-motorisch |
| 4. | Nervus trochlearis (Augenmuskelnerv) | motorisch |
| 5. | Nervus trigeminus (Drillingsnerv, Trigeminus) | sensibel-motorisch |
| 6. | Nervus abducens (Augenmuskelnerv) | motorisch |
| 7. | Nervus facialis (Gesichtsnerv, Fazialis) | sensorisch-parasympathisch-motorisch |
| 8. | Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv) | sensorisch |
| 9. | Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv) | sensorisch-parasympathisch-motorisch |
| 10. | Nervus vagus („umherschweifender“ Nerv, Vagus) | sensorisch-parasympathisch-motorisch |
| 11. | Nervus accessorius (Hals- oder Beinerv) | motorisch |
| 12. | Nervus hypoglossus (Zungennerv) | motorisch |
Die einzelnen Hirnnerven im Detail
Nervus olfactorius (1. Hirnnerv)
Der Nervus olfactorius (Riechnerv) ist der erste Hirnnerv und für den Geruchssinn verantwortlich. Er ist rein sensorisch. Der 1. Hirnnerv, Nervus olfactorius (Riechnerv), leitet die von den Sinneszellen der Riechschleimhaut in der Nase aufgenommenen Impulse zum Bulbus olfactorius - dem Riechkolben unterhalb des Frontalhirns. Hier werden die Geruchsinformationen verarbeitet, bewertet und an das Limbische System und den Neocortex (Teil der Großhirnrinde) weitergeleitet. Der N. olfactorius wird auch Riechnerv genannt, da er Geruchssignale von der Riechschleimhaut in der Nase zum Gehirn leitet.
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Der Nervus olfactorius beginnt mit den Riechzellen in der Riechschleimhaut der Nasenhöhle, zieht durch die Löcher der Siebbeinplatte (Lamina cribrosa) in die Schädelhöhle und dann zum Bulbus olfactorius, wo sich die Axone verteilen. Vom Bulbus olfactorius ziehen die Axone dann zum Riechhirn, einem entwicklungsgeschichtlich sehr alten Teil der Hirnrinde.
Schädigungen des 1. Hirnnerven-Paares, Nervus olfactorius, führen zu Ausfällen beim Geschmacksempfinden.
Nervus opticus (2. Hirnnerv)
Der Nervus opticus (Sehnerv) ist der zweite Hirnnerv und für das Sehen zuständig. Er ist ebenfalls rein sensorisch. Der 2. Hirnnerven-Paar, Nervus opticus (Sehnerv), leitet die Signale der Netzhaut weiter zum Gehirn: Bilder, die auf der Netzhaut des Auges entstehen, werden von der Sehbahn weitergeleitet. Hinter der Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum) wird die rechte Gesichtshälfte beider Augen in der linken Gehirnhälfte abgebildet und die linke spiegelbildlich in der rechten Gehirnhälfte. Aufgrund der Bildumkehr bei der optischen Abbildung werden durch die nasalen (in Richtung Nase gelegenen) Fasern der Netzhaut die äußeren Bereiche des Gesichtsfelds dargestellt und durch die temporalen (in Richtung Schläfe gelegenen) Fasern die inneren. Der N. opticus ist der Sehnerv.
Die Nervenfasern des Sehnervs kommen aus der Netzhaut des Auges und ziehen durch die Augenhöhle zum Sehnervkanal (Canalis opticus). Dort vereinigen sie sich mit den entsprechenden Nervenfasern der Gegenseite zur Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum) und führen dann weiter in den Tractus opticus.
Bei Entzündungen des Nervus opticus verschlechtert sich die Sehkraft, wodurch Kleingedrucktes nicht mehr gelesen werden kann. Eine Optikusatrophie ist eine Degeneration der Fasern des Sehnervs durch Druck, den zum Beispiel ein Tumor verursachen kann oder a…
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Nervus oculomotorius (3. Hirnnerv)
Der Nervus oculomotorius (Augenmuskelnerv) ist der dritte Hirnnerv. Er versorgt die meisten äußeren Augenmuskeln, die für die Bewegung des Augapfels verantwortlich sind. Er führt allgemein somatoefferente und allgemein viszeroefferente Fasern. Die allgemein viszeroefferenten Fasern versorgen den M. ciliaris, der bei Aktivierung zur Linsenkrümmung und somit zur Nahakkommodation führt und den M.
Der Nervus oculomotorius hat seine Wurzelzellen im Mittelhirn nahe der Mittellinie. Vor der Brücke tritt er aus einer Grube zum Türkensattel, an dem er seitlich durch die Wand des Sinus cavernosus (ein erweiterter Venenraum in der harten Hirnhaut), in dem die Venen der Augenhöhle liegen, tritt. Durch die obere Augenhöhlenspalte (Fissura orbitalis superior) gelangt er schließlich aus der Schädel- in die Augenhöhle.
Das 3. Hirnnerven-Paar, Nervus oculomotorius, versorgt mit seinem oberen Ast den Muskel, der das Oberlid hebt und den Muskel, der den Augapfel nach oben wendet und ihn dabei leicht nach innen zieht. Mit seinem unteren Ast versorgt der Nervus oculomotorius den Muskel, der an der inneren Seite des Auges ansetzt und für die Einwärtsbewegung des Augapfels notwendig ist. Weitere Augenmuskeln, die vom Nervus oculomotorius versorgt werden, sind zuständig für das Senken des Augapfels und den Zug nach innen und für die Drehung des Augapfels nach außen und oben, womit der Blick nach oben gerichtet werden kann.
Die parasympathischen Fasern des Nervus oculomotorius verlaufen durch die Radix oculomotoria zum Ganglion ciliare, wo sie umgeschaltet werden und dann weiter zum Corpus ciliare, wo sie den Muskel versorgen, der für die Akkommodation (Anpassung des Auges an Nah- oder Fernsicht) verantwortlich ist und den, der die Pupille verengt. Physiologie und Anomalien der Pupille über den M. Innervation des M.
Nervus trochlearis (4. Hirnnerv)
Der Nervus trochlearis (Augenmuskelnerv) ist der vierte Hirnnerv und innerviert den Musculus obliquus superior, einen der äußeren Augenmuskeln. Er ist rein motorisch. Der Nervus trochlearis führt nur allgemein somatoefferente, also motorische Fasern. Er innerviert den M.
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Der Nervus trochlearis ist ein sehr dünner Nerv, dessen Ursprungskerne im Mittelhirn vor dem Aquaeduct (Hirnwasserkanal) liegen. Er zieht zur Brücke und durch den Sinus cavernosus. Letztlich gelangt er durch die obere Augenhöhlenspalte zu dem Muskel, den er versorgt.
Das 4. Hirnnerven-Paar, Nervus trochlearis, versorgt den Augenmuskel, mit dem die Drehung des Augapfels nach unten innen möglich wird und der Blick nach unten gesenkt werden kann.
Nervus trigeminus (5. Hirnnerv)
Das 5. Hirnnerven-Paar, Nervus trigeminus, enthält sensible und motorische Fasern. Er teilt sich in drei Äste, die sich ihrerseits weiter verzweigen. Die drei Äste sind: Nervus ophthalmicus (Augenhöhlennerv), Nervus maxillaris (Oberkiefernerv) und Nervus mandibularis (Unterkiefernerv). Die Aufgabe des Nervus trigeminus ist es, sensible Informationen vom Gesichtsbereich zum Gehirn weiterzuleiten. Darüber hinaus versorgt er die Kaumuskulatur mit motorischen Fasern. Er teilt sich in die drei Hauptäste N. ophthalmicus (V1), N. maxillaris (V2) und N. mandibularis (V3) auf.
Das 5. Hirnnerven-Paar, Nervus trigeminus, beginnt mit seinen sensiblen Wurzelzellen in der mittleren Schädelgrube, seitlich von der Brücke. Nahe der Felsenbeinpyramide geht der Nerv durch die Dura mater, wo er das Ganglion trigeminale bildet. Hier beginnt fächerförmig die Dreiteilung des Nervus trigeminus: Der erste Teil, der sensible Nervus ophthalmicus, tritt in die Augenhöhle ein. Der zweite Teil, der ebenfalls sensible Nervus maxillaris, tritt durch das Foramen rotundum des großen Keilbeinflügels in die Flügelgaumengrube zwischen dem Keilbein und dem Gaumenbein ein. Der dritte Teil, der teils motorische, teils sensorische Nervus mandibularis, tritt durch das Foramen ovale in die Unterschläfengrube ein.
Der Nervus trigeminus als sensibler Nerv versorgt mit seinen drei Ästen und den von diesen abgehenden zahlreichen Nebenästen das Gesicht, die Schleimhaut von Mund und Nase, die Zähne und die Dura mater. Mit seinem kleineren motorischen Bereich versorgt er die Kaumuskulatur und den Mundöffner.
Klinisch relevante Erkrankungen, die den Nervus trigeminus betreffen, sind:
- Trigeminusneuralgie: chronische Schmerzerkrankung, die den Trigeminusnerv betrifft. Trigeminusneuralgie kann auf eine Kompression der A. cerebellaris superior, Tumore, Aneurysmen oder Infarkte zurückzuführen sein.
- Herpes Zoster (Gürtelrose), die den Trigeminusnerv befällt. Herpes Zoster (Gürtelrose) ist auf das Varicella-Zoster-Virus (VZV) zurückzuführen. Nach der Exposition verbleibt VZV latent im Spinalganglion, wo es im Gleichgewicht mit dem gesunden Immunsystem lebt. Herpes Zoster (Gürtelrose) verursachen.
Nervus abducens (6. Hirnnerv)
Der Nervus abducens (Augenmuskelnerv) ist der sechste Hirnnerv und innerviert den Musculus rectus lateralis, einen der äußeren Augenmuskeln. Er ist rein motorisch. Der Nervus abducens besitzt ausschließlich allgemein somatoefferente Fasern. Diese dienen der motorischen Innervation des M.
Der Ursprung des Nervus abducens liegt im sogenannten Fazialishügel der Rautengrube. Er tritt zwischen Medulla oblongata und der Brücke aus dem Gehirn aus, durchbricht die Dura mater und zieht dann in die Augenhöhle.
Das 6. Hirnnerven-Paar, Nervus abducens, versorgt den äußeren geraden Augenmuskel, der den Augapfel von der Mittellinie wegführt.
Nervus facialis (7. Hirnnerv)
Der Nervus facialis (Gesichtsnerv) ist der siebte Hirnnerv und hat vielfältige Funktionen. Er ist für die Steuerung der Gesichtsmimik, den Geschmackssinn im vorderen Teil der Zunge und die Innervation einiger Speicheldrüsen verantwortlich. Dem Nervus facialis (Gesichtsnerv) sind Fasern angelagert, die den N. intermedius bilden. Beide zusammen werden auch als Nervus intermediofacialis bezeichnet. Der N. intermedius versorgt die vorderen zwei Drittel der Zunge mit speziell viszeroafferenten Fasern; diese dienen der Geschmackswahrnehmung. Des Weiteren führt er allgemein viszeroefferente (parasympathische) Fasern, die die Drüsen Gl. lacrimalis, Gl. submandibularis, Gl.
Der Nervus facialis tritt am Kleinhirnbrückenwinkel aus dem Gehirn aus. Zwischen ihm und dem Nervus vestibulocochlearis (8. Hirnnerv) verläuft der Nervus intermedius, der sich im Felsenbein mit dem Nervus facialis vereint. Der Nervus facialis, der Nervus intermedius und der Nervus vestibulocochlearis (8. Hirnnerv), die zusammen als Facialisgruppe bezeichnet werden, treten gemeinsam durch den inneren Gehörgang in das Felsenbein ein.
Der 7. Hirnnerv, Nervus facialis, ist ebenso wie der Nervus trigeminus ein gemischter Nerv mit motorischen und sensiblen Anteilen, nur mit dem Unterschied, dass hier die motorischen Fasern überwiegen. Er teilt sich in mehrere Äste auf.
Der komplexe Nervus facialis besteht aus drei Hauptkomponenten: Sensorische Fasern leiten Geschmacksempfindungen von den vorderen zwei Dritteln der Zunge zum Gehirn. Parasympathische Fasern führen zu den Unterzungen- und Unterkieferspeicheldrüsen sowie den Tränendrüsen. Willkürliche motorische Fasern versorgen alle Muskeln des Gesichts.
Eine Schädigung des Nervus facialis kann zu einer Fazialisparese (Gesichtslähmung) führen. Akustikusneurinom (Schwannoma): Gutartiger Tumor von Schwann-Zellen, die die Nerven innerhalb des Schädels betreffen. Akustikusneurinom betrifft am häufigsten den Nervus vestibulocochlearis (VIII), kann aber aufgrund seiner Lage im Kleinhirnbrückenwinkel auch den N. facialis (VII) betreffen.
Nervus vestibulocochlearis (8. Hirnnerv)
Der Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv) ist der achte Hirnnerv und für das Hören und das Gleichgewicht zuständig. Er ist rein sensorisch. Der Nervus vestibulocochlearis besteht aus zwei Anteilen; dem N. vestibularis, der für das Gleichgewichtsorgan zuständig ist und dem N. cochlearis, der das Hörorgan versorgt.
Der Nervus vestibulocochlearis tritt zusammen mit dem Nervus facialis aus dem Kleinhirnbrückenwinkel aus und verläuft gemeinsam mit diesem durch den inneren Gehörgang. Der Pars vestibularis führt zu den Sinneszellen der Bogengänge und der Pars cochlearis zu den Sinneszellen des Corti-Organs im Innenohr. Der Nervus vestibulocochlearis, der Hör- und Gleichgewichtsnerv, wird auch Nervus statoacusticus genannt wird. Er besteht er aus zwei Anteilen: Pars vestibularis (Gleichgewichtsnerv) und Pars cochlearis (Hörnerv).
Eine häufige Erkrankung, die den Nervus vestibulocochlearis betrifft, ist das Akustikusneurinom (Vestibularisschwannom), ein gutartiger Tumor, der von den Schwann-Zellen des Nervs ausgeht. Die Erkrankung zeigt sich oft mit Hörverlust und Tinnitus.
Nervus glossopharyngeus (9. Hirnnerv)
Der Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv) ist der neunte Hirnnerv und hat motorische, sensible, parasympathische und sensorische Anteile. Der Nervus glassopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv) führt motorische und sensible Fasern und innerviert Strukturen im Mundbereich und im Rachen. Allgemein somatoafferente Fasern innervieren die Schleimhaut im Mittelohr und im Rachen. Die allgemein viszeroefferente Fasern versorgen die Speicheldrüsen. Allgemein viszeroafferente Fasern dienen der Blutdruckregulation.
Der Nervus glossopharyngeus verlässt das Gehirn hinter der Oliva (eine seitlich von der Medulla oblongata liegende Vorwölbung des verlängerten Rückenmarks im Rautenhirn). Von dort zieht er durch das Foramen jugulare (eine Öffnung an der Schädelbasis zwischen Hinterhaupts- und Felsenbein) zur äußeren Schädelbasis. Der Nervus glossopharyngeus, der Zungenschlundnerv, ist ein Nerv mit motorischen, sensiblen, parasympathischen und sensorischen Anteilen. Nach seinem Weg aus dem Gehirn bildet er zwei Ganglien (knotenförmige Ansammlungen von Nervenzellkörpern in einem Nervenstrang), von denen mehrere Äste abgehen.
Nervus vagus (10. Hirnnerv)
Der Nervus vagus („umherschweifender“ Nerv) ist der zehnte Hirnnerv und der längste Hirnnerv. Er hat motorische, sensible, sensorische und parasympathische Anteile und versorgt zahlreiche Organe im Körper. Der Nervus vagus ist der Hauptnerv des Parasympathikus. Allgemein somatoafferente Fasern versorgen die Hirnhaut sensibel. Allgemein viszeroefferente (parasympathische) Nervenfasern versorgen Lunge, Herz, Magen, Leber, Niere, Darm und Gefäße. Allgemein viszeroafferente Fasern dienen der Blutdruckregulation und leiten sensible Informationen von der Rachen-, Speiseröhren- und Magenschleimhaut weiter.
Der Nervus vagus tritt aus der Medulla oblongata aus und zieht zwischen zwei Gefäßen, der Vena jugularis und der Arteria carotis interna, nach unten in die Brusthöhle. Der Nervus glossopharyngeus verlässt das Gehirn hinter der Oliva (eine seitlich von der Medulla oblongata liegende Vorwölbung des verlängerten Rückenmarks im Rautenhirn). Von dort zieht er durch das Foramen jugulare (eine Öffnung an der Schädelbasis zwischen Hinterhaupts- und Felsenbein) zur äußeren Schädelbasis.
Der Nervus vagus, der „herumschweifende“ Nerv, dessen Versorgungsgebiet vom Kopf bis in den Bauch reicht, hat motorische, sensible, sensorische und - in größtem Umfang - parasympathische Anteile. Seine Bedeutung für den Organismus stellt ihn aufgrund der zahlreichen Organe, die er versorgt, an die erste Stelle.
Am Nervus vagus unterscheidet man - entsprechend seinem Verlauf im Körper - einen Kopf-, Hals- Brust- und Bauchteil. Von diesen Abschnitten gehen jeweils verschiedene Äste ab, zum Beispiel der Kehlkopfnerv und die Herzäste vom Halsteil sowie mehrere Nerven für Magen, Leber, Milz, Nieren und Darm vom Bauchteil.
Mit seinen motorischen Anteilen versorgt der Nervus vagus das Gaumensegel, die Atemwege sowie die oberen Speisewege. Mit seinen sensiblen Anteilen versorgt er den äußeren Gehörgang, den Kehlkopf, die Luftröhre, den unteren Rachen, die Speiseröhre, die Lunge, den Magen, das Herz, die Leber, die Niere, die Milz und viele Gefäße. Der Dickdarm wird nur zum Teil vom Nervus vagus versorgt.
Nervus accessorius (11. Hirnnerv)
Der Nervus accessorius (Hals- oder Beinerv) ist der elfte Hirnnerv und ein rein motorischer Nerv. Der Nervus accesorius führt ausschließlich speziell viszeroefferente Fasern und versorgt den M. trapezius, den M. sternocleidomastoideus und die Kehlkopfmuskeln motorisch.
Der Nervus accessorius entspringt aus dem Halsmark mit sechs bis sieben Spinalwurzeln (Radices spinales), die sich im Wirbelkanal vereinigen. Durch das große Hinterhauptsloch tritt er in den Schädel ein und vereint sich mit Ästen des Nervus vagus, mit dem zusammen er durch das Drosselloch in der hinteren Schädelgrube wieder austritt. Danach teilt er sich in zwei Äste, die den Kopfnicker- und den Trapezmuskel versorgen. Der Nervus accessorius oder Beinerv ist ein Teil des Nervus vagus, der sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte von diesem abgetrennt hat.
Der Nervus accessorius versorgt rein motorisch den Kopfnicker-Muskel (Musculus sternocleidomastoideus) und den Trapezmuskel (M. trapezius). Ersterer sitzt seitlich am Hals und setzt am Schlüsselbein an. Der Trapezmuskel liegt zwischen Schulter und Wirbelsäule.
Nervus hypoglossus (12. Hirnnerv)
Der Nervus hypoglossus (Zungennerv) ist der zwölfte Hirnnerv und ein rein motorischer Nerv, der die gesamte Zungenmuskulatur versorgt.
Die motorischen Fasern des Nervus hypoglossus beginnen mit zehn bis 15 Wurzelfäden in der Medulla oblongata. Diese werden dann zu zwei Bündeln gesammelt, die durch die Dura mater gehen und im sogenannten Canalis hypoglossi aus dem Schädel austreten. Der Nervus hypoglossus entspringt von allen 12 Hirnnerven am weitesten unten am Gehirn. Der Nervus hypoglossus versorgt die gesamte Zungenmuskulatur.
Klinische Bedeutung der Hirnnerven
Verletzungen oder Erkrankungen der verschiedenen Hirnnerven und ihrer Äste können unterschiedlichste Folgen haben - je nachdem, welche Aufgabe die betreffenden Nervenfasern erfüllen. Einige Beispiele:
- Schädigungen des 1. Hirnnerven-Paares, Nervus olfactorius, führen zu Ausfällen beim Geschmacksempfinden.
- Bei Entzündungen des Nervus opticus verschlechtert sich die Sehkraft, wodurch Kleingedrucktes nicht mehr gelesen werden kann. Eine Optikusatrophie ist eine Degeneration der Fasern des Sehnervs durch Druck, den zum Beispiel ein Tumor verursachen kann oder a…
Die Hirnnervenkerne
Die Hirnnervenkerne sind der Ursprung der Hirnnerven. Sie befinden sich im Rückenmark und im Hirnstamm.
Die Sinneszellen in der Riechschleimhaut sammeln sich zum Nervus olfactorius. Dieser tritt durch die Lamina cribrosa (Knochenabschnitt mit vielen kleinen Löchern) im Os ethmoidale (Siebbein) in den Schädel ein. Die Fasern sammeln sich im Bulbus olfactorius (Riechkolben), wo sie verschaltet werden.
Die Fasern der Nervenzellen in der Netzhaut bündeln sich zum Nervus opticus. Er verlässt die Netzhaut und tritt durch den Canalis opticus in den Schädel ein. Die Fasern ziehen zum “Chiasma opticum“; Fasern die von der nasalen Seite der Netzhaut kommen, kreuzen auf die Gegenseite. Die Fasern der temporalen Seite verlaufen ungekreutzt weiter. Danach erstrecken sie sich als Tractus opticus zum Thalamus, wo sie verschaltet werden. Sie ziehen dann als Sehstrahlung (Radiatio optica) zur primären Sehrinde.
Der Nervus oculomotorius entspringt aus den zwei Hirnnervenkernen Nucleus n. oculomotorii und Nucleus accessorius n. oculomotorii. Die Fasern aus beiden Kernen fügen sich zum Nerv zusammen und verlassen das Mittelhirn. Der Nerv zieht in der lateralen Wand des Sinus cavernosus (venöser Blutleiter) nach vorne und verlässt den Schädel durch die Fissura orbitalis superior in der Augenhöhle.
Der Nervus trochlearis entspringt am Nucleus n. trochlearis im Mittelhirn. Er verlässt als einziger Hirnnerv das Gehirn hinten, also dorsal.
Alle Fasern treten seitlich aus dem Pons aus und vereinigen sich zum Nervus trigeminus. Die sensiblen Fasern lagern sich zum Ganglion trigeminale (Nervenzellansammlungen) zusammen. Der Nerv teilt sich dann in seine drei Hauptäste (N. ophthalmicus (V1), N. maxillaris (V2) und N.
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