Die Neurologie Abteilung des Hôpital Rothschild ist ein wichtiger Bestandteil des französischen Gesundheitswesens. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit dem Hôpital Rothschild, darunter historische Hintergründe, medizinische Schwerpunkte und aktuelle Forschungsergebnisse.
Historische Einblicke in das Rothschild’sche Hospital
Das Rothschild’sche Hospital in Frankfurt hat eine lange Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Die Georgine Sara von Rothschild’schen Stiftung spielte eine zentrale Rolle bei der Gründung und Ausrichtung des Hospitals. Das Stifterpaar Mathilde und Wilhelm von Rothschild legten in den Gründungsstatuten fest, dass bedürftige Glaubensgenossen beiderlei Geschlechts unentgeltlich aufgenommen werden sollten.
Es war der erklärte Wille des Stifterpaares, dass die Anstalt streng nach den religiösen Vorschriften des orthodoxen Judentums gehandhabt werden sollte. Dies umfasste die Einhaltung des Schabbats, der jüdischen Feiertage und der rituellen Speisevorschriften (Kaschrut). Die Verwaltungskommission, die sich aus Mitgliedern der Israelitischen Religionsgesellschaft (IRG) zusammensetzte, war für das Personal zuständig. Ärzte, Pflegekräfte und weitere Angestellte sollten die orthodox-jüdische Richtung vertreten. Christen konnten aber auch eingestellt werden und wurden von den Rabbinern der IRG in die religionsgesetzlichen Vorschriften eingewiesen.
Dr. Marcus Hirsch: Gründungsarzt und Pionier
Dr. Marcus Hirsch war der Gründungs- und erste Chefarzt des Rothschild’schen Hospitals. Er wurde 1838 in Oldenburg geboren und war der Sohn des Rabbiners Dr. Salomon Raphael Hirsch, dem Begründer der jüdischen Neo-Orthodoxie in Deutschland. Dr. Marcus Hirsch promovierte in Würzburg und sammelte berufliche Erfahrungen an Frauenkliniken in Prag und Bozen.
Zusätzlich zu seiner Tätigkeit im Rothschild’schen Hospital betrieb Dr. Hirsch eine erfolgreiche orthodox-jüdische Kurklinik in Falkenstein, die Dr. Hirsch’s Klimatische Heilanstalt für Brustkranke, Blutarme und Nervenleidende. Er engagierte sich auch in der Professionalisierung der Krankenpflege und war Mitinitiator der ersten jüdischen Schwesternvereinigung des Kaiserreichs.
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Chefärzte und ihr Wirken
Nach Dr. Marcus Hirsch wurde Geheimer Sanitätsrat Dr. Elieser Rosenbaum Chefarzt des Rothschild’schen Hospitals. Er war langjähriger Vorsitzender der Israelitischen Religionsgesellschaft Frankfurt am Main. Sein Sohn Dr. Sally Rosenbaum trat 1922 in seine Fußstapfen, musste die Klinikleitung jedoch Ende 1939 aufgrund eines Augenleidens aufgeben.
Die Satzungen des Rothschild’schen Hospitals erlaubten ausdrücklich die Einstellung nichtjüdischer Ärzte. So waren die Stellvertreter von Dr. Marcus Hirsch und Dr. Elieser Rosenbaum, Dr. Heinrich Schmidt und Dr. (Carl?) Cassian sowie Hofarzt Dr. Heinrich Roth sehr wahrscheinlich nichtjüdisch. Zu den jüdischen Ärzten des Hospitals gehörte der Chirurg und Urologe Dr. Willy Hofmann.
Dr. Franz Stefan Grossmann, ein zum Katholizismus konvertierter Jude, wurde 1939 Chefarzt des Rothschild’schen Hospitals. Er überlebte das Vernichtungslager Auschwitz und das KZ Mauthausen und kehrte nach dem Krieg nach Frankfurt zurück.
Pflegepersonal und dessen Bedeutung
Die Suche nach Informationen über das Pflegepersonal des Rothschild’schen Hospitals gestaltet sich schwierig, da Schwestern und Pfleger in Jahres- und Rechenschaftsberichten nicht namentlich erwähnt werden. Einige Personendaten sind in den Hausstandsbüchern des Instituts für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG Ffm) zu finden.
Anna Sang wirkte fast 35 Jahre lang, von etwa 1896 bis 1931, als Oberschwester des Rothschild’schen Hospitals. Es gab auch personelle Verbindungen zwischen dem Verein für jüdische Krankenpflegerinnen zu Frankfurt am Main und dem Rothschild’schen Hospital.
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Aktuelle Schwerpunkte und Forschung
Behandlung von HIV-Infektionen
Eine Studie untersuchte, ob nach anfänglicher Induktionstherapie mit einer Dreierkombination eine weiterführende Therapie mit einer Zweier- oder Monotherapie zur Remissionserhaltung ausreichend ist. Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten, die auf eine Zweifachkombination umgestellt wurden, signifikant häufiger Wiederanstiege in den HIV-RNA-Plasmaspiegeln aufwiesen als Patienten, die weiterhin eine Dreifachkombination erhielten. Daher wird empfohlen, die Dreifachkombination nach der Induktionsphase unverändert als Dauertherapie beizubehalten.
Zunahme neurologischer Störungen durch Lachgas
In den letzten Jahren wurde weltweit ein starker Anstieg des Lachgaskonsums (N2O) zu Freizeitzwecken beobachtet. Der Lachgaskonsum kann zu zentralen und peripheren neurologischen Störungen führen, wie z. B. Myelopathie und peripherer Neuropathie. Eine Studie untersuchte die Inzidenz und Merkmale schwerer N2O-induzierter neurologischer Störungen (NI-NDs) im Großraum Paris.
Die Studie ergab, dass die geschätzte Inzidenz von NI-NDs deutlich höher war als die Gesamtinzidenz ähnlicher neurologischer Erkrankungen bei jungen Menschen. Die meisten Patienten waren junge Menschen aus sozial benachteiligten Gebieten. Die Ergebnisse deuten auf einen deutlichen Wandel im Konsummuster hin zu größeren und schädlichen Dosen.
Multiple Sklerose und Umweltfaktoren
Eine Studie, die im Rahmen des virtuellen EAN-Kongresses präsentiert wurde, legt nahe, dass Umweltschadstoffe, insbesondere die Feinstaubbelastung, zu den Risikofaktoren für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose (MS) gehören könnten.
Das Hôpital Rothschild als Teil eines Netzwerks
Das Rothschild’sche Hospital zählte zum Krankenhausnetz der neo-orthodoxen Frankfurter Austrittsgemeinde ‚Israelitische Religionsgesellschaft‘ (IRG). Es bestand auch eine Verbindung zum Mathilde von Rothschild’schen Kinderhospital. Darüber hinaus praktizierten Ärzte des Rothschild’schen Hospitals auch in anderen Krankenhäusern, wie z. B. dem evangelischen Bethanien-Krankenhaus.
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