Hörgeräte bei Taubheit: Innovative Lösungen für besseres Hören

Ein Hörverlust kann das Leben erheblich beeinträchtigen. Besonders herausfordernd ist die einseitige Taubheit, bei der nur ein Ohr betroffen ist. Glücklicherweise gibt es moderne Hörlösungen, die Betroffenen helfen können, ihren Alltag besser zu meistern und ihre Lebensqualität zu steigern. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Hörgeräten bei einseitiger Taubheit, von den Ursachen und Herausforderungen bis hin zu den verfügbaren Technologien und deren Kosten.

Einseitige Taubheit: Herausforderungen und Ursachen

Einseitiger Hörverlust, auch Single-Sided Deafness (SSD) genannt, kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten und das tägliche Leben stark beeinflussen. Selbst ein leichter Hörverlust auf einem Ohr kann bereits zu erheblichen Beeinträchtigungen führen. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, Geräusche zu lokalisieren, Gespräche in lauten Umgebungen zu verstehen und die Lautstärke von Geräuschen richtig einzuschätzen.

Wenn nur ein Ohr hört, ist vieles anders. Störlärm wird zur Belastung, weil das gesunde Ohr keine Unterstützung vom anderen bekommt. Hinzu kommt der Verlust des Richtungshörens. Auch die Lautstärke wird subjektiv leiser wahrgenommen. Zwei Ohren hören eben nicht nur besser, sondern auch entspannter. Für Kinder mit einseitiger Taubheit kann dies besonders folgenreich sein. Betroffene mit einseitiger Taubheit stehen oft „zwischen den Welten“, sie gehören weder zu den vollständig Hörenden noch zu den beidseitig Ertaubten.

Einseitige Taubheit kann plötzlich auftreten oder sich schleichend entwickeln. Die Ursachen können vielfältig sein:

  • Genetische Faktoren: Ja, auch einseitige Taubheit kann genetisch bedingt sein. Häufig liegt auch eine autosomal-rezessive Vererbung vor, das bedeutet, beide Elternteile tragen das entsprechende Gen, ohne selbst betroffen zu sein.
  • Schädel-Hirn-Trauma: Verletzungen des Kopfes können das Gehör auf einer Seite beeinträchtigen.
  • Infektionen: Mittelohrentzündungen oder andere Infektionen können zu Hörverlust führen.
  • Tumore: Ein Tumor wie das Akustikusneurinom, ein gutartiger Tumor des Hör- und Gleichgewichtsnervs und kann zu einseitiger Taubheit führen.
  • Angeborene Taubheit: Einige Menschen kommen mit einer Taubheit auf einem Ohr zur Welt.
  • Waardenburg-Syndrom: eine Erkrankung der Haut, Haare, Augen und Ohren.
  • Mikrotie: Unterentwicklung der Ohrmuschel.

Diagnose und Therapieoptionen

Bei Verdacht auf eine einseitige Taubheit ist eine sorgfältige Diagnostik entscheidend. Ein objektiver Hörtest kann vor allem bei Kindern Aufschluss über die Funktion des Hörnervs geben, ganz ohne aktive Mitarbeit des Kindes.

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Wer unter einseitiger Taubheit leidet, hat heutzutage mehrere Möglichkeiten, das Hören im Alltag deutlich zu verbessern. Für viele Betroffene ist ein individuell angepasstes Hörgerät bereits ein großer Schritt zu mehr Lebensqualität. In manchen Fällen, etwa bei kompletter Ertaubung eines Ohrs, kann auch ein Cochlea-Implantat eine sinnvolle Lösung sein.

CROS- und BiCROS-Hörgeräte: Innovative Lösungen für einseitige Taubheit

Da herkömmliche Hörgeräte bei einseitiger Taubheit oft nicht ausreichen, wurden spezielle Hörsysteme entwickelt: CROS- und BiCROS-Hörgeräte.

Was sind CROS-Hörgeräte?

CROS-Hörgeräte (Contralateral Routing of Signal) wurden entwickelt, damit Menschen mit einer einseitigen Taubheit, andere nicht ständig bitten müssen, in ihr „gutes Ohr“ zu sprechen. CROS-Hörgeräte bieten Lösungen für Menschen mit einseitiger Taubheit, bei der herkömmliche Hörgeräte nicht ausreichen. Ein normales Hörgerät kann den Schall nicht ausreichend verstärken, um das Innenohr zu stimulieren.

Bei einem einseitigen Hörverlust ist dies nicht möglich, daher gibt es die sogenannte CROS Versorgung (Contralateral Routing of Signal). So kann der Schall von dem einen Ohr aufgenommen und an das andere Ohr weitergeleitet werden. Dort wird dieser vom Gehirn verarbeitet und schließlich gehört. Dank moderner Technik ist die Übertragung heutzutage per Funk- und Kabelvariante möglich. Dadurch können CROS-Lösungen den Alltag der Betroffenen unauffällig erleichtern. Wie bei normalen Hörgeräten kann hier flexibel entschieden werden, ob ein Hinter-dem-Ohr (HdO) oder ein Im-Ohr-System (IdO) passender ist.

Diese Modelle können das Hören und die Lokalisierung verbessern. Denn wenn Sie in einer lauten Umgebung Schwierigkeiten haben, Geräusche zu unterscheiden, bedeutet das, dass Sie wichtige Dinge verpassen. Diese Hörsysteme verstärken den Schall, jedoch nicht für das betroffene Ohr. Vielmehr nutzen sie ein Mikrofon, das hinter dem geschädigten Ohr platziert wird sowie einen Verstärker im dominanten Ohr. Auf diese Weise können Sie alle Geräusche um sich herum hören, unabhängig davon, aus welcher Richtung sie kommen. CROS-Hörgeräte ermöglichen es den Träger*innen in ruhigen und lauten Umgebungen zu hören, ohne dass sie den Kopf drehen müssen.

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Die Vorteile von CROS-Hörgeräten im Alltag mit einseitiger Taubheit:

  • Verbesserte Kommunikation: Sie ermöglichen ein verbessertes Sprachverstehen in lauten Umgebungen mit vielen Geräuschquellen.
  • Erhöhte Sicherheit: Vor allem im Alltag und im Verkehr verbessern sie die Fähigkeit Gefahren zu hören und zu vermeiden.
  • Mehr Geselligkeit: Ein verbessertes Hörvermögen steigert das Wohlbefinden in sozialen Situationen und ermöglicht eine aktivere Teilnahme an Gesprächen und Aktivitäten.

Was sind BiCROS-Hörgeräte?

BICROS-Hörgeräte (bilaterale Mikrofone mit kontralateraler Signalübertragung) sind für Menschen mit einem gewissen Grad an Hörverlust auf dem besseren Ohr und völliger Taubheit auf dem anderen Ohr gedacht. Der Ton wird daher vom Sender aufgenommen und zur Übertragung von einem Gerät zum anderen verstärkt und korrigiert und zum gesunden Ohr weitergeleitet. Bei BICROS-Modellen wird der Schall von einem Ohr auf das andere übertragen, aber auch am hörenden Ohr verstärkt und korrigiert.

Signale müssen dann nicht mehr nur an das hörende Ohr weitergeleitet, sondern auch entsprechend verstärkt werden. Bei BiCROS Hörgeräten nimmt das Mikrofon, ähnlich wie bei der CROS-Versorgung, Klänge am schlechter hörenden Ohr auf und sendet sie an die andere Ohrseite. Am anderen Ohr gibt es, aufgrund der Hörminderung, ebenfalls ein Mikrofon, das Signale empfängt. Da die Signale beider Seiten auf einem Ohr ankommen und auseinandergehalten werden müssen, bedarf es anfangs ein wenig Übung. Das Training ist es aber wert, denn der Gewinn ist enorm: So wird gesellschaftlichen Anlässen wieder positiv entgegen geblickt und auch herannahende Fahrzeuge können im Straßenverkehr wieder auf der ertaubten Seite gehört werden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass CROS-Hörgeräte für Personen entwickelt wurden, die auf einem Ohr taub sind und auf dem anderen Ohr ein normales Hörvermögen haben. BiCROS-Hörgeräte hingegen sind für Menschen gedacht, die auf einem Ohr taub sind und auf dem anderen Ohr einen Hörverlust haben.

Während CROS-Hörgeräte den Klang auf die hörende Seite lenken, verstärken BiCROS-Hörgeräte den Klang zusätzlich auf dem hörgeschädigten Ohr.

Bauformen und Technik

Sowohl die CROS- als auch die BICROS-Technologie sind im Allgemeinen in Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten integriert. Denn in diesen Modellen ist genügend Platz für diese spezielle Technik vorhanden.

Die Hörgeräte-Technik ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass moderne CROS- und BiCROS-Hörgeräte genauso klein und unauffällig sind wie andere moderne Hörgeräte. Die Übertragung der Klänge erfolgt dabei völlig drahtlos per Funk.

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Führende Hersteller wie Signia und Widex bieten CROS- und BiCROS-Systeme sowohl als Hinter-dem-Ohr (HdO)- als auch als Im-Ohr (IdO)-Bauform an. Bei einem HdO-Gerät befindet sich das Mikrofon hinter dem tauben Ohr, während die Wiedergabetechnik hinter dem gesunden Ohr platziert ist.

Die technische Ausstattung variiert je nach Hersteller, sodass Sie nicht nur die Bauform, sondern auch zwischen Batterie- und Akku-Varianten wählen können.

BAHA-Systeme

Eine weitere Option bei einseitiger Taubheit ist das sogenannte BAHA-System (Bone Anchored Hearing Aid). Ein kleiner Soundprozessor, der an einem Implantat oder Magnet am Schädel befestigt ist, überträgt die Schallschwingungen direkt über den Knochen an das besser hörende Ohr. BAHA-Systeme sind besonders komfortabel.

Cochlea-Implantate

Bei hochgradigen oder an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeiten ist die Versorgung mittels implantierbarer Hörsysteme oder High-Power-Hörgeräte oft nicht mehr ausreichend. In solchen Fällen kann nur ein Cochlea-Implantat die Funktion der Hörschnecke ersetzten. Dabei handelt es sich um ein teilimplantierbares System mit einer Elektrode, die in die Schnecke eingeführt wird.

Kosten und Krankenkassenzuschuss

Die Kosten für Hörgeräte variieren je nach Modell und Leistungsstufe. Hörgeräte werden in verschiedene Preisklassen unterteilt, die jeweils unterschiedliche Funktionen und Technologien bieten. Diese Modelle bieten erweiterte Funktionen wie bessere Klangqualität und individuelle Anpassungsmöglichkeiten. Die Premiumklasse mit Kosten von 1.900 bis 2.800 Euro pro Hörgerät bietet die modernste Technologie und das breiteste Funktionsspektrum.

CROS- und BiCROS-Hörgeräte sind technisch anspruchsvoller als Standard-Hörgeräte. Die CROS-Hörgeräte-Preise und BiCROS-Hörgeräte-Preise liegen meist in einer höheren Klasse, da sie spezielle Funktionen bieten, die Standard-Hörgeräte nicht haben. Die Preise variieren je nach Hersteller und den gewählten Zusatzfunktionen, wie Bluetooth-Konnektivität oder Akku. Oft übernimmt die Krankenkasse einen Teil der Kosten.

Da Sie bei einem diagnostizierten Hörverlust oder bei Taubheit einen Krankenkassenzuschuss erhalten, sorgt Ihr persönlicher Hörexperte dafür, dass Sie den bestmöglichen Zuschuss bekommen. So finden Sie nicht nur das ideale Hörsystem für Ihre individuellen Bedürfnisse, sondern auch eine Lösung, die garantiert in Ihr Budget passt.

Die Wahl des richtigen Hörgeräts

Die Wahl des besten Hörgeräts für Menschen mit an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der individuellen Hörleistung, den persönlichen Vorlieben und den Anforderungen des Benutzers.

Eines der wichtigsten Merkmale, nach dem bei der Auswahl eines Hörgeräts für Menschen mit an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit gesucht werden sollte, ist die Klangqualität. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Fähigkeit des Hörgeräts, Hintergrundgeräusche zu minimieren. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit, da sie möglicherweise Schwierigkeiten haben, Gespräche in lauten Umgebungen zu verstehen. Es ist auch wichtig, dass das Hörgerät bequem zu tragen ist und den ganzen Tag über getragen werden kann, ohne dass es unangenehm wird.

Insgesamt gibt es viele verschiedene Hörgeräte auf dem Markt, die für Menschen mit an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit geeignet sein können. Es ist wichtig, sich von einem Hörgeräteakustiker beraten zu lassen, um das Hörgerät auszuwählen, das am besten für die individuellen Bedürfnisse des Benutzers geeignet ist.

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