Die Hirnanhangdrüse: Schlüsselstelle im Hormonsystem des Körpers

Die Hirnanhangdrüse, auch Hypophyse genannt, ist eine kleine, aber äußerst wichtige Hormondrüse im Gehirn. Sie steuert zahlreiche Körperfunktionen und die Produktion vieler Hormone. Ihre zentrale Rolle macht sie zu einer Schlüsselstelle im endokrinen System.

Lage und Aufbau der Hirnanhangdrüse

Die Hirnanhangdrüse liegt gut geschützt in einer Vertiefung des Schädelknochens, etwa in der Mitte des Kopfes auf Höhe der Augen. Genauer gesagt, befindet sie sich an der Schädelbasis, zwischen Gehirn und Nasengängen, in der sogenannten Hypophysengrube, einer Vertiefung des Türkensattels. Mit ihrem trichterförmigen Stiel ist sie am Boden des Zwischenhirns befestigt.

Die Hirnanhangdrüse selbst besteht aus mehreren Teilen:

  • Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse): Er macht etwa drei Viertel der Hirnanhangdrüse aus und enthält hormonaktives Drüsengewebe.
  • Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse): Er besteht hauptsächlich aus Nervengewebe (Nervenfasern und Neuroglia) und ist eine Ausstülpung des Zwischenhirns.
  • Zwischenlappen (Pars intermedia): Dieser Bereich zwischen Vorder- und Hinterlappen enthält ebenfalls hormonbildendes Gewebe.
  • Hypophysenstiel (Infundibulum): Er verbindet die Hirnanhangdrüse mit dem Zwischenhirn.

Vorder- und Hinterlappen werden von verschiedenen Gefäßen versorgt, die in die Hypophyse eintreten und im Inneren ein Gefäßgeflecht bilden. Über ein Pfortadersystem fließt Blut aus dem Hypothalamus über den Hypophysenstiel zur Hypophyse.

Die enge Zusammenarbeit mit dem Hypothalamus

Die Hypophyse ist über den Hypophysenstiel mit dem Hypothalamus verbunden und bildet mit diesem eine funktionelle Einheit. Der Hypothalamus, ein Teil des Zwischenhirns, ist der "Chef" des Hormonsystems, denn seine Aufgabe ist es, überall im Körper das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, damit alle Organe und Systeme bestmöglich funktionieren können. Er ist ebenfalls "Chef" des vegetativen Nervensystems, also dem Teil des Nervensystems, das wir nicht willentlich beeinflussen können, das aber die lebensnotwendigen Funktionen wie z. B. Herzschlag, Atmung und Verdauung steuert.

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Der Hypothalamus steuert die Hypophyse über Hormone, die er selbst bildet. Diese Hormone können entweder anregend (Releasing-Hormone) oder hemmend (Inhibiting-Hormone) auf die Hypophyse wirken. Die "Freisetzungshormone" (z. B. TRH oder GnRH) wirken auf die Hypophyse ein, damit diese Hormone ausschüttet. Gegenspieler sind die "Hemmungshormone" (Somastatin und Dopamin), man nennt sie auch Statine. Mit den Effekthormone (Vasopressin und Oxytocin) kann der Hypothalmus anderen Körpergeweben direkte Anweisungen geben.

Die Hormone der Hypophyse und ihre Funktionen

Die Hypophyse produziert und sezerniert verschiedene wichtige Hormone. Die Sekretion wird durch verschiedene Releasing- (Freigabe-) und Inhibiting- (Hemmungs-) Hormone des Hypothalamus gesteuert. Die Hormone der Hypophyse wirken entweder direkt auf bestimmte Organe oder steuern andere Hormondrüsen im Körper.

Hormone des Hypophysenvorderlappens (Adenohypophyse)

Im Hypophysenvorderlappen werden die folgenden Hypophysenhormone produziert und sezerniert:

  • Somatotropin (STH): Auch Wachstumshormon GH genannt, wird in den Alpha-1-Zellen produziert und ist wichtig für das normale Längenwachstum. Es beeinflusst zahlreiche Stoffwechselvorgänge sowie das Wachstum und die Differenzierung von Zellen. Diese Wirkung erfolgt über die Anregung der IGF-1-Produktion in der Leber. Es fördert das Wachstum und stellt dafür Energie zur Verfügung: Leber und Fettgewebe setzen Fett und Zucker frei. In der Leber und in anderen Geweben werden andere Wachstumsfaktoren wie IGF-1 (Insulin-like growth factor) gebildet, die das Knochenwachstum anregen. Außerdem fördert das Wachstumshormon die Eiweißbildung.
  • Corticotropin (ACTH): Wird in den basophilen Beta-Zellen produziert und regt die Nebennierenrinde zum Wachstum sowie zur Bildung und Sekretion von Glukokortikoiden an, über die ein indirekter Einfluss auf den Kohlenhydratstoffwechsel besteht. Das Nebennierenrinden-stimulierende (adrenocorticotrope) Hormon regt die Nebenniere an, Kortison, Aldosteron und Androgene zu bilden.
  • Thyreotropin (TSH): Ebenfalls produziert in den basophilen Beta-Zellen und steuert die Funktion der Schilddrüse. Das Schilddrüsen-stimulierende Hormon regt die Schilddrüse an, Schilddrüsenhormone zu bilden. So bringt beispielsweise TSH die Schilddrüse dazu, je nach Bedarf mehr oder weniger Schilddrüsenhormone zu bilden. Enthält das Blut genug Schilddrüsenhormone, hört die Hirnanhangdrüse auf, TSH zu produzieren. Ist der Hormonspiegel zu niedrig, kurbelt die Hirnanhangdrüse die Produktion von TSH an. Die Schilddrüse produziert dann mehr Schilddrüsenhormone.
  • Lipotropin: Wirkt lipolytisch (Fett-abbauend) und beeinflusst damit den Fettstoffwechsel.
  • Follikelstimulierendes Hormon (FSH) und Luteinisierendes Hormon (LH): Fördern zusammen bei der Frau die Follikelreifung bzw. beim Mann die Spermienbildung (Spermatogenese) und die Entwicklung der Hodenkanälchen. Das Follikel-stimulierende Hormon und das luteinisierende Hormon fördern bei der Frau die Reifung der Eizellen in den Eierstöcken und lösen den Eisprung aus. Beim Mann bewirken sie die Bildung der Spermien. Außerdem produzieren Eierstöcke und Hoden auf den Reiz von LH bzw. FSH männliche und weibliche Geschlechtshormone.
  • Prolaktin (PRL): Wird ab der achten Schwangerschaftswoche gebildet und wirkt auf die Brustdrüse und die Milchproduktion. Prolaktin fördert das Wachstum der Brustdrüse und bewirkt bei Müttern die Milchproduktion. Darüber hinaus unterdrückt es den Eisprung.

Wann die Hormone des Hypophysenvorderlappens gebildet werden und wie viele Hormone freigesetzt werden, regulieren Releasing- oder Inhibiting-Hormone des Hypothalamus. Zusätzlich erhält der Hypophysenvorderlappen „Meldung" der Endorgane: Haben die Körperdrüsen genügend Hormone gebildet, hört der Hypophysenvorderlappen auf, Hormone zu produzieren.

Hormone des Hypophysenhinterlappens (Neurohypophyse)

Im Hypophysenhinterlappen werden die folgenden Hormone gespeichert, die von den hypohysären Kernen des Hypothalamus gebildet werden:

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  • Oxytocin: Bewirkt die Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur bei der Geburt (Auslösung der Wehen) und der Muskelzellen der Brustdrüse (Anregung der Milchsekretion). Es wirkt auf die Gebärmutter und die Brustdrüse und löst zum Beispiel die Wehen aus.
  • Vasopressin oder Adiuretin (ADH): Hemmt die Wasserausscheidung über die Nieren (antidiuretische Wirkung) und sorgt für eine Engstellung der Blutgefäße. Dadurch kann sich der Blutdruck erhöhen. Es steuert die Wasseraufnahme in der Niere und verengt die Blutgefäße. Dadurch kann sich der Blutdruck erhöhen. Vasopressin ist wesentlich für den Wasserhaushalt. ADH hält Wasser im Körper zurück, es wirkt gegen die Harnausscheidung (= Diurese). Es fördert die Rückresorption von Wasser in den Nieren: Der Urin wird somit stärker konzentriert und sieht „gelber" aus. Zusätzlich verengen sich durch ADH die Blutgefäße und der Blutdruck steigt.

Diese im Hypophysenhinterlappen gespeicherten Hormone werden von dort über den Pfortaderkreislauf in den Körperkreislauf weitergegeben. Der Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse) produziert nicht selber, er speichert die vom Hypothalamus produzierten Hormone Vasopressin (ADH) und Oxytozin und steuert ihre Freisetzung ins Blut.

Hormone des Zwischenlappens (Pars intermedia)

Der „Zwischenteil" zwischen Vorder- und Hinterlappen der Hypophyse gehört zum Hypophysenvorderlappen. Hier wird das Melanozyten-stimulierende Hormon (MSH), das Melanotropin gebildet. MSH fördert in den Pigmentzellen der Haut, den Melanozyten, die Produktion von Melanin. Melanin ist ein wichtiger Schutz gegen die schädlichen UV-Strahlen der Sonne. Sie fördern unter anderem in der Haut die Bildung von Melanin, einem Farbstoff, der vor schädlichen UV-Strahlen schützt.

Störungen der Hypophysenfunktion

Verschiedene Erkrankungen können die Hormonbildung in der Hirnanhangsdrüse stören, so dass diese entweder zu viele Hormone oder zu wenige Hormone produziert. Die Symptome sind vielfältig und hängen davon ab, welche Hormone betroffen sind.

Hypophysenadenom

Eine gutartige Geschwulst des Hypophysenvorderlappens, ein Hypophysen-Adenom, ist die häufigste Erkrankung der Hypophyse. Sie kann aus verschiedenen Zelltypen bestehen. Bei ungefähr 10 Prozent der Hirntumore handelt es sich um ein Adenom der Hypophyse. Meist tritt es in den Lebensjahren zwischen 30 und 40 auf.

Ist das Adenom hormonaktiv, produziert die Hypophyse übermäßig viel des Hormons, das die betreffenden Zellen bilden - mit entsprechend gesteigerter Hormonwirkung. Am häufigsten dabei ist das Prolaktinom, das übermäßig viel Prolaktin ausschüttet. Bei Frauen kommt es zu Milchfluss und Ausbleiben der Regel, bei Männern zu einem Androgenmangel und Unfruchtbarkeit. Mehr als die Hälfte der Adenome produzieren Hormone, vor allem das Hormon Prolaktin. Es beeinflusst die Fruchtbarkeit eines Menschen und ist mitverantwortlich für die Produktion der Muttermilch.

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Ein Hypophysen-Adenom kann aber auch hormonell inaktiv sein. Dann bemerkt man es erst durch seine Raumforderung und deren mögliche Auswirkungen. So wird durch die Vergrößerung der Hypophyse der Türkensattel ausgeweitet, was das direkt benachbarte Chiasma opticum (Sehnervenkreuzung) in der mittleren Schädelgrube beeinträchtigt. Direkte Folgen sind eine bitemporale Hemianopsie (das äußere Gesichtsfeld beider Augen ist eingeengt) und eine Abnahme des Sehvermögens, wenn der Nervus opticus (Sehnerv) durch das Wachstum und den Druck des Adenoms geschädigt wird. Ein großer Hypophysentumor (Makroadenom) kann auf verschiedene Nerven und Hirnstrukturen drücken. Dadurch werden etwa Sehbahnen oder der Venenraum gestört. Blutet das Adenom in die Hypophyse ein oder stirbt das Gewebe ab, nimmt das Adenom schnell an Größe zu.

Insgesamt ist die Prognose günstig. Bei Verdacht auf ein Hypophysenadenom wird zunächst eine Untersuchung mittels MRT mit Kontrastmittel durchgeführt. Dabei können auf sogenannten „Sella-Zielaufnahmen“ Mikroadenome sehr detailliert dargestellt werden. Außerdem sind endokrinologische Untersuchungen sinnvoll, also solche, mit denen Hormonstörungen diagnostiziert werden können. Auch eine augenärztliche Untersuchung ist immer angezeigt.

Symptome von Hypophysenadenomen

Die Symptome eines Hypophysenadenoms sind vielfältig. Bei kleinen hormoninaktiven Adenomen treten unter Umständen keinerlei Beschwerden auf, sodass sie oft nicht bemerkt oder nur durch Zufall festgestellt werden (Inzidentalom). Ist der Tumor größer oder hormonaktiv, kann es zu hormonellen Problemen, Druck auf die Sehnervenkreuzung oder zu Einblutungen in das Adenom und daraus resultierenden starken Kopfschmerzen und Sehstörungen kommen. Ein Tumor kann zu einer Überproduktion oder zu einer Unterproduktion von Hormonen in der Hypophyse führen.

Je nachdem, welches Hormon durch ein aktives Hypophysenadenom beeinflusst wird, können folgende Symptome auftreten:

  • Prolaktin: Zyklusstörungen (bei Frauen), Milchbildung ohne Stillen/Schwangerschaft (Galaktorrhoe), Libido-Verlust
  • Wachstumshormone: Riesenwuchs (bei Kindern), unverhältnismäßiges Wachstum der Hände, Füße, des Kopfumfangs und einiger Weichteile im Gesicht (beispielsweise der Nase).

Hypopituitarismus

Hypopituitarismus ist eine Unterfunktion des Hypophysenvorderlappens durch Entzündungen, Tumoren oder Medikamente. Als Folge wird die Ausschüttung von Wachstums-, Schilddrüsen- und Sexualhormonen vermindert oder fällt ganz aus. Dadurch sind das Wachstum, die körperliche Entwicklung, der Stoffwechsel und die Fruchtbarkeit gestört. Gutartige Tumore der Drüsenzellen (HVL-Adenom) können die Hormonbildung im Hypophysenvorderlappen stören. Mediziner nennen diese Erkrankung Hypophysenvorderlappen schwäche bzw. -insuffizienz. Das Tumorgewebe drückt auf die anderen Drüsenzellen, so dass die gesunden Zellen sind nicht mehr ausreichend Hormone produzieren können. Manchmal bildet das Adenom jedoch auch selbst Hormone. Meist fallen die Hormone in einer typischen Reihenfolge aus: Zunächst fehlt das Wachstumshormon (STH, GH), als nächstes das Follikelstimulierende und das luteinisierende Hormon (FSH und LH), schließlich das Schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH), danach das Nebennierenrindenstimulierende Hormon (ACTH) und das Melanozyten-stimulierende Hormon (MSH), und zuletzt Prolaktin. Es kann jedoch auch nur ein einzelnes Hormon ausfallen. Die Beschwerden richten sich dann danach, welche Hormone nicht mehr ausreichend produziert werden:

  • Der Mangel an Wachstumshormon führt bei Kindern dazu, dass sie nicht richtig wachsen und klein bleiben (hypophysärer Zwergwuchs). Die Intelligenz der Kinder und die Körperproportionen sind aber normal. Bei Erwachsenen wird vermehrt Fett im Bauchbereich eingelagert, die Muskelmasse nimmt ab. Der Fettstoffwechsel ist gestört und das Risiko für eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) steigt.
  • Wegen FSH- und LH-Mangel setzt bei Frauen die Regelblutung aus, Männer haben Potenzstörungen. Männer und Frauen leiden unter sexueller Unlust und verlieren die Haare im Achsel- und Schambereich.
  • Durch den Mangel an TSH entwickelt sich eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Die Patienten sind müde und lustlos, nehmen Gewicht ab, frieren ständig, haben eine raue, heisere Stimme, brüchiges Haar, Verstopfung und möglicherweise Depressionen.
  • Der Ausfall von ACTH führt zu Störungen im Zuckerstoffwechsel und im Salz- und Wasserhaushalt: Blutzucker und Blutdruck sinken, die Patienten sind antriebsarm.
  • Ohne MSH bilden die Pigmentzellen der Haut kein Hautpigment, die Haut sieht blass aus.
  • Bei stillenden Frauen kommt wegen des Prolaktin-Mangels keine Milch mehr.

Eine HVL-Insuffizienz kann lange Zeit unbemerkbar bleiben. Um die Krankheit zu heilen, behandelt der Arzt zunächst die eigentliche Ursache.

Diabetes insipidus

Bei einem Diabetes insipidus liegt ein Mangel am Hormon ADH vor, das im Hypophysenhinterlappen gespeichert wird. Der Wasserhaushalt des Körpers ist dann gestört. Symptome sind Flüssigkeitsmangel durch verstärkte Harnproduktion und Harnausscheidung, ständiges Durstgefühl, trockene Haut und Schleimhäute, Verstopfung, Schlafstörungen, Gereiztheit sowie Krämpfe bis hin zum Zusammenbruch. Produziert die Hirnanhangsdrüse zu wenig ADH ist ein so genannter zentraler Diabetes insipidus die Folge. Der Kranke ist nicht mehr in der Lage, Wasser im Körper zurückzubehalten. Die Patienten scheiden pro Tag mehrere Liter Urin aus - manchmal bis zu 20 Liter täglich. Um den Flüssigkeitsverlust zu ersetzen, haben die Patienten ständig Durst und trinken sehr viel.

Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH)

Bei einem Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion oder Schwartz-Bartter-Syndrom (SIADH) wird dagegen übermäßig viel ADH ausgeschüttet. Ursache kann ein Unfall, schwere Verbrennungen, Entzündungen im Gehirn (Meningitis, Enzephalitis) oder die Einnahme bestimmter Medikamente sein. Auch Erkrankungen der Lunge wie z. B. eine Lungenentzündung können dazu führen, dass übermäßig viel ADH produziert wird. Häufig merken die Patienten nichts davon. Manche leiden unter Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen oder Muskelkrämpfen. Der Arzt muss zunächst die eigentliche Ursache der ADH-Überproduktion behandeln.

Weitere Ursachen für Hypophysenfunktionsstörungen

  • Tumore: Tumore können Hormongewebe „nachahmen" und dabei zu einer Überproduktion verschiedener Hormone im Hypothalamus oder in der Hypophyse führen. Hormonproduzierende Tumore werden auch Adenome genannt.
  • Entzündungen: Auch Entzündungen des Gehirnes (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis) können Hypothalamus oder Hirnanhangsdrüse so schädigen, dass sie nicht mehr ausreichend Hormone bilden.
  • Unfälle und Operationen: Ein Unfall oder Operationen können Hypothalamus oder Hirnanhangsdrüse so schädigen, dass sie nicht mehr ausreichend Hormone bilden.
  • Schädelhirnverletzungen: In Deutschland erleiden ca. 27.000-40.000 Menschen pro Jahr bei Unfällen eine schwere Schädelhirnverletzung. Bei Schädelhirnverletzungen mit Hirnschwellung (Hirnödem), starken Hirndruckschwankungen, verminderter Sauerstoffversorgung oder einem Schädelbasisbruch kann es zu Einblutungen in die Hypophyse und/oder den Hypothalamus kommen. Das Gewebe kann absterben (Nekrose) oder sich in Bindegewebe umwandeln (Fibrose). Neuere Studien lassen vermuten, dass allein in Deutschland ca. 5.000 Menschen pro Jahr an einer neu auftretenden Funktionsstörung der Hypophyse nach einer Schädelhirnverletzung erkranken. Wegen der eher unspezifischen Symptomatik wird eine Diagnose oft erst Monate bis Jahre nach dem Trauma gestellt. Deshalb wird bei allen Patienten mit mittelschweren und schweren Schädelhirnverletzungen, sowie bei allen Patienten mit einem verzögerten Rehabilitationsverlauf eine Abklärung der Hypophysenfunktion empfohlen. Sinnvoll sind Untersuchungen in der Akutphase, nach drei Monaten sowie ein Jahr nach dem Trauma. Durch eine gezielte endokrinologische Untersuchung mit entsprechenden Funktionstests kann ein auftretender Hormonmangel frühzeitig erkannt und durch Gabe der fehlenden Hormone behandelt werden. Eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität und der Lebenserwartung ist dadurch möglich. Welche Hormongabe im Einzelfall sinnvoll ist, muss unter Berücksichtigung der individuellen Krankheits- und Lebenssituation entschieden werden.
  • Bestrahlungen: Andere Tumore im Gehirn können die Hormonbildung stark drosseln, indem sie auf das Hormongewebe drücken oder das hormonbildende Gewebe verdrängen. Ebenso können Entzündungen im Gehirn, Unfälle, Bestrahlungen des Gehirnes oder Durchblutungsstörungen dazu führen, dass weniger Hormone als gewöhnlich gebildet oder ausgeschüttet werden.

Diagnostik von Hypophysenfunktionsstörungen

Bei Verdacht auf eine Störung der Hypophysenfunktion ist eine umfassende Diagnostik erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte und führt eine körperliche Untersuchung durch.
  • Hormonuntersuchungen: Im Blut werden die Spiegel verschiedener Hormone bestimmt, um festzustellen, ob ein Hormonmangel oder eine Hormonüberproduktion vorliegt.
  • MRT der Hypophyse: Mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) kann die Hypophyse детаilliert dargestellt werden. Die Kopf-MRT liefert Ärzten wichtige Hinweise dazu, ob Raumforderungen beispielsweise die Hormondrüsen negativ beeinflussen, eine Entzündung vorliegt oder die sezernierenden Areale aus anderen Gründen nicht normgerecht arbeiten. Die Untersuchung liefert hochauflösende Aufnahmen des Weichgewebes, sprich von Hypophyse und Hypothalamus sowie möglichen Neubildungen. Mit einem Kopf-MRT lassen sich auch Pathologien des Hypothalamus erkennen, die sich im klinischen Bild durch vielfältige endokrine und metabolische Störungen zu erkennen geben. Unter anderem werden verschiedene Prozesse sichtbar, zu denen Sarkoidose (tritt allerdings selten auf), Autoimmunerkrankungen oder eine Langerhans-Zell-Histiozytose gehören. Aber auch Tumore wie Gliome, Kraniopharyngiome der Hypophyse und andere Raumforderungen können den Hypothalamus beeinflussen und werden im MRT-Scan sichtbar.
  • Augenärztliche Untersuchung: Bei Verdacht auf ein Hypophysenadenom ist eine augenärztliche Untersuchung wichtig, um mögliche Sehstörungen zu erkennen.
  • Stimulationstests: Besteht beispielsweise der Verdacht auf eine Störung bei den Wachstumshormonen, sind Stimulationstests der nächste Schritt, wenn alle vorgesehenen Untersuchungen ohne Befund ausgeschöpft sind. Diese Tests werden durchgeführt, da Somatotropin (kurz GH) nicht kontinuierlich, sondern phasisch freigesetzt wird.

Behandlung von Hypophysenfunktionsstörungen

Die Behandlung von Hypophysenfunktionsstörungen richtet sich nach der Ursache der Störung. Mögliche Behandlungsoptionen sind:

  • Medikamentöse Therapie: Bei einigen Erkrankungen, wie z. B. dem Prolaktinom, können Medikamente eingesetzt werden, um die Hormonproduktion zu regulieren. Durch eine gezielte endokrinologische Untersuchung mit entsprechenden Funktionstests kann ein auftretender Hormonmangel frühzeitig erkannt und durch Gabe der fehlenden Hormone behandelt werden. Eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität und der Lebenserwartung ist dadurch möglich. Welche Hormongabe im Einzelfall sinnvoll ist, muss unter Berücksichtigung der individuellen Krankheits- und Lebenssituation entschieden werden.
  • Operation: Hypophysenadenome können in vielen Fällen operativ entfernt werden. Inzwischen kann selbst ein operativer Eingriff mit einem Zugang über die Nase durchgeführt werden.
  • Strahlentherapie: In einigen Fällen kann eine Strahlentherapie erforderlich sein, um Tumorzellen zu zerstören.

Die Bedeutung der Hypophyse für die Gesundheit

Die Hypophyse ist eine kleine, aber äußerst wichtige Drüse, die eine zentrale Rolle im Hormonsystem des Körpers spielt. Störungen der Hypophysenfunktion können vielfältige Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind daher entscheidend, um Folgeschäden zu vermeiden.

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