Die Hypothalamus-Hypophysen-Achse ist ein zentrales neuroendokrines Steuerungssystem, das die Hormonfreisetzung peripherer endokriner Organe koordiniert. Die Ausschüttung der meisten Hormone im menschlichen Organismus wird zentral durch die Funktionseinheit Hypothalamus und Hypophyse gesteuert. Als funktionelle Einheit vermitteln Hypothalamus und Hypophyse die vom zentralen Nervensystem ausgesandten Impulse an die hormonbildenden Organe wie etwa Schilddrüse, Nebenniere, Eierstöcke oder Hoden und regeln deren Aktivität. Genetische Erkrankungen, Entzündungen, Traumata oder auch raumfordernde Prozesse können diese Steuerzentrale beeinträchtigen, was oft mit einer Störung des Hormonhaushalts verbunden ist.
Einführung in Hypothalamus und Hypophyse
Der Hypothalamus ist eine wichtige „Schaltzentrale" unseres Körpers. Er ist ein Gehirnbereich im Zwischenhirn und befindet sich unterhalb (=hypo) des Thalamus. Er ist evolutionsgeschichtlich eine der ältesten Hirnregionen der Säugetiere. Er ist die übergeordnete Steuerungseinheit, die Informationen aus der Umwelt (Licht, Wärme, Schmerz, Geruch etc.), Informationen aus dem Körper (Blutdruck, Osmolarität, Blutzucker) und Informationen aus dem zentralen Nervensystem (ZNS) verarbeitet und steuert. Somit werden in diesem zentralen Steuerungszentrum u. a. Wasser-, Salzhaushalt und Blutdruck koordiniert. Er sorgt dafür, dass unsere Körpertemperatur konstant bleibt und regelt die Nahrungsaufnahme. Der Hypothalamus beeinflusst unser Gefühls- und Sexualverhalten und bestimmt, wann wir schlafen und wann wir wach sind. Außerdem ist er ein wichtiges Steuerorgan innerhalb des Hormonsystems, denn er reguliert, wann welche Menge eines Hormons gebildet wird. Die Interaktion von neuronalem und endokrinem System, die funktionelle Einheit von ZNS, Hypothalamus und Hypophyse ist die Voraussetzung für die Steuerung vitaler Abläufe und Funktionen. Sie ermöglicht eine physiologische Antwort auf Umwelt und Umgebung und beinhaltet auch die wechselseitige Steuerung von Immunsystem und neuroendokrinem System.
Die kirschgroße Hypophyse ist durch einen Stil mit dem Hypothalamus verbunden, der wiederum zum Gehirn gehört. Die Hirnanhangdrüse (Fachbegriff: Hypophyse) ist eine etwa erbsen- bis kirschgroße Ausstülpung an der Unterseite des Gehirns. Sie steuert verschiedene Körperfunktionen und die Produktion vieler Hormone im Körper. Dazu bildet die Hypophyse eine Reihe von Hormonen, die auf die meisten Hormondrüsen im Körper oder direkt auf bestimmte Organe wirken. Zudem hat sie die Aufgabe, das unwillkürliche (vegetative) Nervensystem zu steuern. Dieses überwacht und reguliert den Energie-, Wärme- und Wasserhaushalt - und damit die Körpertemperatur, den Herzschlag und die Urinausscheidung, ebenso Schlaf, Hunger und Durst. Bei der Erfüllung beider Aufgaben spielt auch der Hypothalamus, ein Teil des Zwischenhirns, eine Rolle.
Die Hirnanhangdrüse liegt gut geschützt in einer Vertiefung des Schädelknochens, etwa in der Mitte des Kopfes auf Höhe der Augen.
Bereiche der Hypophyse
- Vorderlappen
- Hinterlappen
- Bereich zwischen beiden Lappen (Zwischenteil oder Pars intermedia)
- Hypophysenstiel: Er verbindet die Hirnanhangdrüse mit dem Zwischenhirn.
Die Hypophyse liegt nach topografischen Gesichtspunkten mit ihrem größeren Abschnitt im Bereich der Fossa hypophysialis, der Sella turcica. Der kleinere, proximale oder supraselläre Anteil wird auch als Hypophysenstiel bezeichnet. Sowohl der intra- als auch der supraselläre Anteil der Hypophyse sind aus einem adeno- und einem neurohypophysären Anteil aufgebaut. Die Hypophyse entwickelt sich aus der der sog.
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Die Funktion des Hypothalamus im Detail
Der Hypothalamus ist der Vermittler zwischen dem Hormon- und Nervensystem: Er erhält Informationen von verschiedenen Messstationen im Körper (z.B. über Blutzucker, Blutdruck, Temperatur). Über die Ausschüttung von Hormonen kann er solche Parameter je nach Bedarf regulieren. So steuert der Hypothalamus zum Beispiel die Körpertemperatur, den Schlaf-Wach-Rhythmus, das Gefühl für Hunger und Durst, den Sexualtrieb und das Schmerzempfindungen.
Im Hypothalamus werden in bestimmten Nervenzellen verschiedene Hormone gebildet. Einige Hormone heißen „releasing" Hormone (englisch; release: freisetzen): Sie bewirken, dass in der Hirnanhangsdrüse Hormone produziert und ausgeschüttet werden. Releasing Hormone des Hypothalamus sind das Gonadotropin-releasing Hormon (GnRH), das Thyreotropin-releasing Hormon (TRH), das Growth hormone-releasing Hormon (GH-RH) und das Corticotropin-releasing Hormon (CRH):
- Das Gonadotropin-releasing Hormon bewirkt in der Hirnanhangsdrüse die Bildung des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH), die bei der Frau in den Eierstöcken die Reifung der Eizellen fördern und den Eisprung auslösen und beim Mann die Bildung der Spermien bewirken. Außerdem bilden Eierstöcke und Hoden auf den Reiz von LH bzw. FSH männliche und weibliche Geschlechtshormone.
- Das Thyreotropin-releasing Hormon regt die Hirnanhangsdrüse an, das Thyreoidea stimulierende Hormon (TSH) zu bilden. TSH fördert in der Schilddrüse die Produktion von Schilddrüsenhormonen.
- Das Growth hormone-releasing Hormon stößt in der Hirnanhangsdrüse die Bildung des Wachstumshormons (Growth hormone = Somatotropin = STH) an, das einerseits auf die Leber wirkt, andererseits viele Wachstumsvorgänge im Körper anregt.
- Das Corticotropin-releasing Hormon fördert in der Hirnanhangsdrüse die Produktion des adrenocorticotropen Hormons (ACTH). ACTH stimuliert die Nebennierenrinde zur Produktion von Kortison, Aldosteron und Androgenen.
Im Hypothalamus werden nicht nur „releasing" Hormone gebildet, die die Produktion anderer Hormone fördern. Einige seiner Hormone hemmen vielmehr die Ausschüttung anderer Hormone. Diese Hormone heißen „inhibiting" Hormone (englisch; inhibit: hemmen, blockieren). Solche inhibiting Hormone sind z. B. Somatostatin oder das Prolaktin-inhibiting Hormon (PIH). PIH bremst in der Hirnanhangsdrüse die Produktion und Freisetzung von Prolaktin. Ein anderer Name für PIH ist Dopamin.
Die Hormone des Hypothalamus gelangen über Nervenfasern oder Blutgefäße in die Hirnanhangsdrüse. Der Hypothalamus enthält nur eine winzige Menge der verschiedenen Hormone und nur ein Bruchteil davon wird an die Hirnanhangsdrüse weitergeleitet. Aber diese geringen Mengen reichen aus, dass die Hirnanhangsdrüse ein Tausendfaches an Hormonen produziert und ausschüttet. Die Hormone aus der Hirnanhangsdrüse bewirken ihrerseits eine Tausendfach höhere Ausschüttung von Hormonen aus den Enddrüsen.
Wann der Hypopothalamus releasing oder inhibiting Hormone bildet und wie viele er davon an die Hirnanhangsdrüse abgibt, regeln andere Teile des Gehirnes. Emotionaler Stress, körperliche Anstrengung, der biologische Rhythmus, unsere Umgebung und viele andere Faktoren mehr können den Hypothalamus zur Hormonproduktion anregen oder die Bildung von Hormonen bremsen. Die meisten Hormone werden nach einem bestimmten regelmäßigen Rhythmus produziert und ausgeschüttet. Einige Hormone, z. B.
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Hypothalamus-Hormone im Detail
Die Hypothalamus-Hormone lassen sich in drei Gruppen einteilen:
- Effektorhormone: Zur ersten Gruppe der Hypopthalamus-Hormone, den sogenannten Effektorhormonen, gehören Oxytocin und Adiuretin. Oxytocin regt die Wehentätigkeit bei der Geburt sowie das Einschießen der Muttermilch in die weibliche Brust aus. Adiuretin ist für die Wasserrückresorption in der Niere zuständig. Beide Hormone werden in den Hypothalamus-Kernen synthetisiert, dann zum Hypophysenhinterlappen transportiert, von wo aus sie in den Körperkreislauf abgegeben werden.
- Steuerhormone: Die zweite Gruppe der Hypothalamus-Hormone sind Steuerhormone, wobei man Releasing- und Inhibiting-Hormone unterscheidet: Über Releasing-Hormone regt der Hypothalamus die Hypophyse zur Synthese und Sekretion diverser Hormone an. Beispielsweise stößt das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) die Freisetzung des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des Luteinisierenden Hormons (LH) an. Mit Inhibiting-Hormonen bremst der Hypothalamus die Sekretion der Hypophysenhormone. So hemmt zum Beispiel das Prolaktin-Release-Inhibiting-Hormon (PIH) die Ausschüttung von Prolaktin.
- Weitere Hormone: Neben Effektor- und Steuerhormonen verfügt der Hypothalamus noch über einige weitere Hormone (Neuropeptide). Diese beeinflussen zusammen mit den beiden anderen Gruppen von Hypothalamus-Hormonen die Funktion des Hypophysenvorderlappens oder fungieren als Kommunikatoren zwischen dem Hypothalamus und anderen Bereichen des Gehirns. Zu diesen weiteren Neuropeptiden des Hypothalamus zählen beispielsweise Enkephaline und Neuropeptid Y.
Die Funktion der Hypophyse im Detail
Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ist das funktionelle "Ausführungsorgan" des Hypothalamus. Sie steuert verschiedene Körperfunktionen und die Produktion vieler Hormone im Körper.
Hormone des Hypophysenvorderlappens
Der Vorderlappen macht etwa drei Viertel der Hirnanhangdrüse aus. Er produziert folgende Hormone:
- Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH): beeinflusst die Schilddrüse.
- Adrenokortikotropes Hormon (ACTH): regt die Nebennieren an
- Follikel-stimulierendes Hormon (FSH) und luteinisierendes Hormon (LH): wirken auf die Eierstöcke und Hoden.
- Somatotropin (Somatotropes Hormon, STH, auch Wachstumshormon genannt): Es beeinflusst zahlreiche Stoffwechselvorgänge sowie das Wachstum und die Differenzierung von Zellen. Eine wichtige Wirkung ist zum Beispiel die Regulierung des Körperwachstums nach der Geburt. Diese Wirkung erfolgt über die Anregung der IGF-1-Produktion in der Leber.
- Prolaktin (Milchproduktion).
Die Steuerung des Vorderlappens erfolgt:
- über den Hypothalamus, der anregende Hormone (Releasing-Hormone) oder hemmende Hormone (Inhibiting-Hormone) bildet
- über den Hormonspiegel im Blut: So bringt beispielsweise TSH die Schilddrüse dazu, je nach Bedarf mehr oder weniger Schilddrüsenhormone zu bilden. Enthält das Blut genug Schilddrüsenhormone, hört die Hirnanhangdrüse auf, TSH zu produzieren. Ist der Hormonspiegel zu niedrig, kurbelt die Hirnanhangdrüse die Produktion von TSH an. Die Schilddrüse produziert dann mehr Schilddrüsenhormone.
Hormone des Hypophysenhinterlappens
Der Hinterlappen der Hirnanhangdrüse besteht hauptsächlich aus einem Geflecht von Nervenfasern, die dem Hypothalamus entstammen. Hier werden folgende Hormone freigesetzt:
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- Oxytocin: wirkt auf die Gebärmutter und die Brustdrüse und löst zum Beispiel die Wehen aus
- Antidiuretisches Hormon (ADH): steuert die Wasseraufnahme in der Niere und verengt die Blutgefäße. Dadurch kann sich der Blutdruck erhöhen.
Hormone des Hypophysenzwischenlappens
Zwischen Vorder- und Hinterlappen befindet sich ebenfalls hormonbildendes Gewebe. In diesem Zwischenteil werden Melanozyten-stimulierende Hormone (MSH) gebildet. Sie fördern unter anderem in der Haut die Bildung von Melanin, einem Farbstoff, der vor schädlichen UV-Strahlen schützt. Melanotropin (Melanozyten-stimulierendes Hormon, MSH): Es reguliert u.a. in den Pigmentzellen der Haut (Melanozyten) die Bildung und Verteilung von Pigment (Melanin), das die Haut gegenüber UV-Strahlen schützt.
Regelkreise und ihre Bedeutung
Die Wirkungen der Hormone müssen immer genau an die Bedürfnisse des Organismus angepasst sein. Deshalb müssen die Systeme der Synthese, der Sekretion, des Rezeptors, des Transports an das Zielorgan und der Stoffwechsel des jeweiligen Hormons exakt aufeinander abgestimmt sein. Um das zu erreichen, gibt es Regelkreise, die all dies beeinflussen - wozu in besonderem Maße das Hypothalamus-Hypophysen-System gehört. Das Zusammenwirken von Hypothalamus, Hypophyse und den Hormondrüsen des Körpers unterliegt einem Regelkreis, also einem Steuerungssystem mit Gegenkoppelung. Aus diesem Grund wird vor und während der Behandlung sowie im Rahmen der Nachsorge regelmäßig anhand von Hormonuntersuchungen überprüft, ob dieser Regelkreis noch intakt ist.
Beispiel: Thermoregulation
Neben vielen anderen Regelkreisen ist die Thermoregulation für den Organismus wichtig, um eine Kerntemperatur von etwa 37 Grad Celsius aufrecht zu erhalten. Diese muss - in gewissen Grenzen - immer konstant sein. Um das zu erreichen, hat der Körper in der Haut und in den Organen „Messfühler“ - freie Nervenendigungen sensibler Nervenzellen. Deren Informationen werden an den Thalamus und dann weiter an den Hypothalamus übermittelt.
Sinkt die Körperkerntemperatur ab, setzt ein Regelkreis zur Temperaturregulation ein. Der Hypothalamus setzt das Hormon TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon) frei. TRH animiert den Hypophysenvorderlappen, TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon) auszuschütten.
TSH wiederum reguliert die Bildung des Schilddrüsenhormons Thyroxin (T4). Dieses gelangt in Fettgewebe und Skelettmuskulatur und wird dort in Trijodthyronin (T3) umgewandelt. T3 steigert den Grundumsatz, kurbelt die Energiebereitstellung aus der Leber an, erhöht die Herzfrequenz - mit dem Ergebnis einer Erhöhung der Temperatur.
Erhöht sich die Körperkerntemperatur, dann erfolgt durch den Hypothalamus eine Absenkung des Sympathikotonus, der die Gefäße in der Peripherie weitet und die Schweißsekretion fördert - mit dem Ergebnis einer Abkühlung des Körpers.
Die Hypothalamus-Hypophysen-Achse
Die Hypothalamus-Hypophysen-Achse basiert auf einem hierarchisch organisierten Regelkreis zwischen Hypothalamus, Hypophyse und peripheren endokrinen Drüsen. Dabei spielt besonders die Adenohypophyse eine essenzielle Rolle: Durch ihre Hormone steuert sie die Funktion der meisten endokrinen Organe und unterliegt dabei selbst der Regulation durch hypothalamische Releasing- und Inhibiting-Hormone. Diese regulatorischen Peptidhormone werden pulsatil vom Hypothalamus sezerniert und gelangen dann über das hypophysäre Pfortadersystem direkt zur Adenohypophyse.
Die adenohypophysären Hormone können sich nach ihrem Wirkort in glandotrope und nicht-glandotrope Hormone unterteilen. Dabei wirken glandotrope Hormone an peripheren endokrinen Drüsen und bewirken dort die Freisetzung von Hormonen. Zu diesen glandotropen Hormonen zählen ACTH (Adrenocorticotropes Hormon), LH (Luteinisierendes Hormon), FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) und TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon).
Die Hypothalamus-Hypophysen-Achse stellt die zentrale Schnittstelle zwischen dem Nervensystem und dem endokrinen System dar und ermöglicht die koordinierte Regulation zahlreicher lebenswichtiger Körperfunktion durch hormonelle Steuerung.
Einzelne Achsen im Überblick
- Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (Kortikotroper Regelkreis): CRH -> ACTH-Ausschüttung -> Nebennierenrinde -> Steroidhormonsynthese. Über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse vermittelt der Regelkreis eine schnelle sowie effektive Anpassung an körperlichen oder psychischen Stress.
- Somatotrope Achse: GHRH -> Ausschüttung des Wachstumshormons GH (Somatotropin) -> z.B. Die Wachstumshormonachse steuert das Körperwachstum, insbesondere während der Kindheit und Jugend.
- Gonadotrope Achse: Die gonadotrope Achse ist essenziell für die Steuerung von Pubertät, Sexualfunktionen und Fruchtbarkeit.
- Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse: Die Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse reguliert den Grundumsatz des Körpers.
- Laktotrope Achse: Die laktotrope Achse ist entscheidend für die Milchbildung nach der Geburt.
Alle Achsen sind durch negative Rückkopplungsmechanismen fein aufeinander abgestimmt und gewährleisten so eine flexible, bedarfsorientierte hormonelle Regulation.
Zirkadiane Steuerung
Die Freisetzung vieler Hypophysenhormone steht unter Einfluss des zirkadianen Rhythmus, der maßgeblich durch den Nucleus suprachiasmaticus im Hypothalamus gesteuert wird. Beispielsweise hat Cortisol morgens hohe, abends niedrige Spiegel. Die zirkumventrikulären Organe sind umschriebene ependymale Abschnitte des 3. und 4. Ventrikels, die eine direkte Kommunikation peripherer Signale mit dem ZNS ermöglichen, da sie mit einer Lage spezialisierter Ependymzellen (Tanyzyten) ausgekleidet sind. Das Corpus pinealis ist ein epithalamischer Bereich, der aus photorezeptiven Zellen besteht. Das Corpus pinealis produziert neben biogenen Aminen, Peptiden und Gammaaminobuttersäure (GABA) hauptsächlich Melatonin, das aus Tryptophan über Serotonin synthetisiert wird. Bei Tieren steuert Melatonin die jahreszeitlich abhängige Fortpflanzung. Die Bedeutung für den Menschen wird noch wenig verstanden, jedoch scheint Melatonin ein wichtiger Botenstoff für die Steuerung des zirkadianen Rhythmus zu sein.
Negative Rückkopplung
Die negative Rückkopplung ist ein Rückkopplungmechanismus, bei dem die durch ein Hormon ausgelöste Wirkung hemmend auf dessen eigene Produktion wirkt. Beispielsweise hemmen erhöhte Cortisolwerte die CRH- und ACTH-Ausschüttung. Die Hemmung durch Hormone der Adenohypophyse wird als Short-Feedback-Loop bezeichnet, wohingegen die Hemmung durch die Hormone der peripheren endokrinen Drüsen als Long-Feedback-Loop bezeichnet wird.
Krankheiten und Störungen
Krankheitsursachen: Die häufigsten Erkrankungen, die zu Störungen im Regelkreislauf von Hypothalamus und Hypophyse führen, sind raumfordernde Prozesse. Die meist gutartigen Tumoren verdrängen entweder hormonproduzierende Zellen oder produzieren selbst Hormone, was analog zu einem Mangel oder zur Überproduktion eines Hormons führt. Störungen der Hypothalamus-Hypophysen-Achse können weitreichende gesundheitliche Konsequenzen haben, da sie die Regulation lebenswichtiger Hormonkreisläufe betreffen.
Hypophyseninsuffizienz
Liegt ein teilweiser oder kompletter Ausfall der normalen Hypophysenfunktion vor, spricht man von einer Hypophyseninsuffizienz. Je nach Ausmaß hat dies Auswirkungen auf eines oder mehrere der hormonproduzierenden Organe, die ihrerseits die Hormonproduktion drosseln oder einstellen. Die Hypophysenvorderlappeninsuffizienz (Hypopituiarismus) bechreibt einen Zustand, der durch einen Mangel aller Hypophysenhormone gekennzeichnet ist. Da Hypophysenhormone mehrere Organe regulieren, sind die Auswirkungen einer Hypophysenvorderlappeninsuffizienz weitreichend. Ursachen sind u.a. Hypophysentumore, autoimmune Prozesse, Traumata, Infektionen und vaskuläre Pathologien und Blutverluste. Die Diagnostik erfolgt über eine Kombination aus klinischen Befunden, Hormonspiegel-Messungen, Stimulationstests (z.B. Insulin-Hypoglykämietest) und einer Bildgebung des Gehirns. Die Behandlung beinhaltet eine Hormonersatztherapie und die Behandlung der zugrundeliegenden Ursache.
Akromegalie und Prolaktinom
Die sogenannte Akromegalie beschreibt eine abnorme Vergößerung des Schädels, der Organe und der Akren. Sie liegt vor, wenn sich aus dem Gewebe der Adenohypophyse Tumoren bilden, die Hormone produzieren. Entarten die Wachstumshormon-produzierenden Zellen, kommt es zu einer stark erhöhten Konzentration von Wachstumshormon im Blut. Tritt die Erkrankung vor Schluss der Epiphysenfugen auf, äußert sie sich klinisch durch einen Riesenwuchs vor Beendigung des Körperwachstums. Körperproportionen bleiben erhalten und man spricht vom proportionalen Riesenwuchs, dem Gigantismus. Bei Erkrankungsbeginn im Erwachsenenalter entwickeln sich typische Zeichen der Akromegalie, z. B. Akromegalie und Großwuchs: Ursächlich ist hier die Überproduktion von GH. Akromegalie und Großwuchs sind Betroffene sehr groß, da die übermäßige GH-Sekretion bereits bei Kindern vor dem Schluss der Wachstumsfugen eintritt. Akromegalie und Großwuchs wiederum ist das Ergebnis von überschüssiger GH-Sekretion nach dem Schluss der Wachstumsfugen. Folge sind zu großen Extremitäten und charakteristisch vergröberte Gesichtszüge.
Das Prolactinom ist der häufigste hormonaktive Tumor der Adenohypophyse. Es führt zu einer Hyperprolaktinämie, die insbesondere bei Frauen eine Galaktorrhö (Milchfluss ohne Schwangerschaft oder Stillzeit) und eine Amenorrhö (Ausbleiben der Menstruation) verursachen kann. Die erhöhte Prolaktinkonzentration hemmt über negative Rückkopplung die GnRH- und LH-Sekretion. Therapeutisch kommen Dopaminagonisten (z. B. Hyperprolaktinämie: Die Prolaktinkonzentration im Blut ist erhöht. Hypophysenadenome, das als Prolaktinom bekannt ist. Die Klinik umfasst u.a. Die Sehbahn und Gesichtsfeldausfälle. Hypophyse gestellt. Therapeutisch werden Dopaminagonisten als Erstlinientherapie gegeben.
Weitere Störungen
- Primäre Nebennierenrindeninsuffizienz: Bei der primären Nebennierenrindeninsuffizienz liegt ein Mangel an Cortisol infolge einer Schädigung der Nebennierenrinde vor. Bei diesem Krankheitsbild kommt es durch die Insuffizienz zu einer niedrigen Cortisolkonzentration im Blut, wodurch Symptome wie Schwäche und Gewichtsverlust auftreten. Die Hypophyse reagiert, indem sie vermehrt POMC (Propriomelanocortin) bildet, ein Prohormon, das zu ACTH gespalten wird. ACTH stimuliert so die Cortisolproduktion. Neben Cortisol entsteht aber auch alpha-MSH, das A-Melanozyten-stimulierende-Hormon, welches die Melanozyten der Haut dazu veranlasst mehr Melanin zu bilden.
- Funktionelle hypothalamische Amenorrhö: Sie stellt eine Hauptursache für die sekundäre Amenorrhö dar. Die funktionelle hypothalamische Amenorrhö resultiert aus der verminderten pulsatilen Freisetzung von GnRH, die in Zeiten schwerer körperlicher oder psychischer Belastung auftritt und am häufigsten mit Essstörungen oder Überanstrengung (häufig bei Sportlerinnen) in Verbindung gebracht wird.
- Diabetes insipidus: Niere sind aufgrund eines Mangels an zirkulierendem ADH nicht in der Lage, den Urin zu konzentrieren. Hypothalamus oder eine verminderte Freisetzung aus dem Hypophysenhinterlappen zurückzuführen. Kaliumregulation durch die Niere, Nykturie und Polydipsie. Diabetes insipidus erfolgt mittels Durstversuch.
- Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH), Schwart-Bartter-Syndrom): Durch eine übermäßige ADH-Sekretion kommt es zu einer verminderten Wasserausscheidung. Es kommen diverse Ursachen in Betracht, wie z.B. Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH)). Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) gedacht werden. Therapeutisch kommen ADH-Antagonisten zum Einsatz. Zudem sollte auf eine reduzierte Wasserzufuhr geachtet werden und das Grundleiden behandelt werden.
- Chronische Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse: Eine chronische Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse bei dauerhaftem Stress kann zu Dysregulationen im Cortisolhaushalt führen. Wie beeinflusst Stress die HHA? Stress aktiviert die HHN-Achse. Der Hypothalamus schüttet CRH aus, wodurch ACTH in der Hypophyse freigesetzt wird und die Nebennieren vermehrt Cortisol produzieren. Chronischer Stress kann zu Cortisol-Dysregulation führen.
- Sheehan-Syndrom: Das Sheehan-Syndrom beschreibt eine postpartale Hypophysennekrose, die infolge eines Kreislaufschocks bei starker Geburtsblutung auftreten kann.
- Einklemmungssyndrome: Unter Einklemmungssydnromen versteht man Verschiebungen von Hirnanteilen, die (zum Beispiel infolge eines Tumors) durch aufgebrauchten Reserveraum und erhöhten Druck in der Schädelhöhle ausgelöst werden. Dabei geht es besonders um die Verschiebung von Großhirnanteilen in Richtung Zwischenhirn und Hirnstamm mit Druckschädigung dieser Strukturen (auch als diencephales Syndrom bezeichnet).
Diagnose und Therapie
In der Regel werden Hypophysen-Erkrankungen, die mit einer gesteigerten Hormonproduktion aufgrund der Symptomatik schneller entdeckt als hormoninaktive. Die Beurteilung des hormonellen Regelkreises erfolgt zunächst über Blutabnahmen und spezielle endokrinologische Funktionstests.
Liegt ein behandlungsbedürftiger Hypophysentumor vor, wird dieser meist neurochirurgisch entfernt. Grundsätzliches Ziel ist es jedoch, den Hormonhaushalt wieder zu normalisieren.
In Gesprächen mit dem Behandlungsteam werden immer wieder Begriffe auftauchen wie "thalamisch" oder "Hypothalamus" und "Hypophyse", oder auch "Hormonstatus", insbesondere dann, wenn es sich zum Beispiel um die Behandlung eines niedrigmalignen Glioms im Bereich der Sehbahn handelt. Aber auch im Rahmen der Strahlentherapie vieler Hirntumoren fallen diese Fachbegriffe, die sich allesamt auf Aufgabenbereiche des Zwischenhirns beziehen. Insbesondere bei Patienten mit ZNS-Tumoren im Zwischenhirnbereich (zum Beispiel Gliome im Bereich der Sehbahn) und Hirntumorpatienten, die eine Strahlentherapie im Bereich des Kleinhirns oder des Rückenmarks im Halswirbelsäulenbereich erhalten, kann die Hirnanhangsdrüse und auch die Schilddrüse Strahlung abbekommen und dadurch in ihren Funktionen beeinträchtigt werden.
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