Gehirnerschütterung Symptome: Ein umfassender Leitfaden

Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist eine Verletzung von Schädelknochen und Gehirn, die durch eine Gewalteinwirkung auf den Kopf verursacht wird, beispielsweise durch einen Unfall oder Sturz beim Sport oder im Haushalt. Die Neurologie unterscheidet drei Schweregrade dieser Verletzung: Gehirnerschütterung (Commotio cerebri), Gehirnprellung und Quetschung des Gehirns. Die Einteilung erfolgt anhand der Glasgow Coma Scale, bei der Augenöffnen, Ansprechbarkeit und Reaktion auf Schmerzreize bewertet werden. Je höher der Wert auf einer Skala von drei bis 15, desto leichter ist das Schädel-Hirn-Trauma. In 80 Prozent der Fälle handelt es sich um ein Schädel-Hirn-Trauma des Grad I, das meist ohne Folgeschäden ausheilt.

Was ist eine Gehirnerschütterung?

Eine Gehirnerschütterung ist die leichteste Form eines Schädel-Hirn-Traumas (SHT) und entsteht häufig durch einen Unfall, beispielsweise beim Sport, bei der Arbeit oder im Haushalt. Das Gehirn, die „Schaltzentrale“ des Körpers, ist ein besonders empfindliches Organ und liegt gut geschützt im Schädel, umgeben von einer Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis).

Zu einer Erschütterung des Gehirns kommt es durch einen stumpfen Schlag auf den Kopf oder einen Aufprall, bei dem das Gehirn von innen an die Schädelwand stößt. Manchmal sind außen auf der Haut Verletzungen zu sehen, dies muss aber nicht sein.

Ursachen einer Gehirnerschütterung

Kopfverletzungen sind meist die Folge eines Unfalls. Die häufigsten Ursachen einer Gehirnerschütterung sind:

  • Stürze auf den Kopf - etwa beim Sport oder im Haushalt
  • Verkehrsunfälle - zum Beispiel als Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger
  • Sportunfälle - vor allem in Kontaktsportarten wie Fußball, Boxen, Eishockey oder Reiten
  • Schläge oder Tritte gegen den Kopf
  • Unfälle bei Kindern - etwa beim Spielen oder Klettern

Besonders gefährdet sind Kinder, Jugendliche, Senioren sowie Sportler. Bei manchen Sportarten tragen Spielerinnen und Spieler besonders häufig Schädel-Hirn-Verletzungen davon - dazu zählt etwa Eishockey.

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Gehirnerschütterung Symptome

Typische Anzeichen einer Gehirnerschütterung sind Kopfschmerzen oder Schwindel. Sie ist die leichteste Form einer Schädel-Hirn-Verletzung und verursacht in der Regel keine bleibenden Schäden. Die Symptome treten gleich nach dem Unfall auf oder spätestens bis 48 Stunden danach.

Häufig haben Menschen mit einer Gehirnerschütterung auch Gedächtnislücken (Amnesien). Das bedeutet, sie können sich nicht an den Unfall oder an die Geschehnisse kurz davor oder danach erinnern. Ein Anzeichen kann zudem eine kurze Bewusstlosigkeit sein oder eine Bewusstseinstrübung, bei der Menschen orientierungslos, schläfrig und verwirrt erscheinen. Auch Schlafstörungen oder Konzentrationsstörungen sind möglich.

Weitere Symptome einer Gehirnerschütterung können sein:

  • Benommenheit
  • Verwirrtheit
  • Verlangsamte Reaktionen
  • Müdigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Sehstörungen oder Lichtempfindlichkeit
  • Veränderter Geruchs- bzw. Geschmackssinn
  • Längere Schreiattacken bei Kleinkindern
  • Kurzzeitiger Verlust des Sehens ohne Veränderung der Pupillenreaktionen bei älteren Kindern

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome nicht immer gleichzeitig auftreten und auch zeitversetzt auftreten können. Auch wenn keine Bewusstlosigkeit auftritt, kann dennoch eine Gehirnerschütterung vorliegen.

Diagnose einer Gehirnerschütterung

Ob es sich um eine Gehirnerschütterung handelt, stellen Ärztinnen und Ärzte in einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) und durch eine körperliche Untersuchung fest. Dabei kontrollieren sie unter anderem, ob es neurologische Auffälligkeiten wie Gedächtnislücken oder Sehstörungen gibt.

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Wie schlimm die Auswirkungen sind, überprüft der Arzt meist mit einer Computertomografie (CT) des Schädels. Ein CT wird in akuten Fällen eingesetzt, beispielsweise bei einer Bewusstlosigkeit von mehr als fünf Minuten, Erbrechen, neurologischen Defiziten, bekannten Gerinnungsstörungen oder bei Patienten über 65 Jahren. Ein MRT wird seltener veranlasst, meist dann, wenn die Symptome länger anhalten.

Behandlung einer Gehirnerschütterung

In der Regel muss eine leichte Gehirnerschütterung ohne größere Funktionsstörungen nicht behandelt werden. Wesentlich ist es, sich für 1 bis 2 Tage auszuruhen, auch geistig: Manchmal können Lesen oder anregende Gespräche die Symptome verschlimmern. Auch Bettruhe kann sinnvoll sein. Nach der Ruhezeit sollte man schrittweise wieder mit leichten Aktivitäten beginnen, die keine weiteren Symptome auslösen.

Bei Übelkeit oder starken Kopfschmerzen können Medikamente helfen. Medikamente mit Acetylsalicylsäure (ASS) sowie andere NSAR wie etwa Ibuprofen sollten vermieden werden, da sie das Blutungsrisiko erhöhen.

Tipps zur schnellen Genesung

  • Ruhe und Entspannung: In der Frühphase nach einer Gehirnerschütterung ist es sinnvoll, sich von der Verletzung auszuruhen und zu entspannen. Vermeiden Sie körperliche und geistige Anstrengung.
  • Schlaf: Achten Sie auf ausreichend Schlaf, denn das trägt zur schnellen Heilung bei.
  • Medikamente: Nehmen Sie nur Medikamente ein, die Ihr Arzt Ihnen verordnet hat.
  • Alkohol und Drogen: Verzichten Sie während der Erholungsphase auf Alkohol und Drogen, denn diese können den Heilungsverlauf deutlich verzögern und Sie einem weiteren Verletzungsrisiko aussetzen.
  • Auto fahren: Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, ab wann Sie sicher Auto fahren oder wieder an komplizierten Maschinen arbeiten können.
  • Schrittweise Wiedereingliederung: Versuchen Sie nicht, sofort alle Ihre üblichen Aktivitäten einschließlich der Arbeit im Beruf oder in der Schule in dem Umfang wieder aufzunehmen, wie Sie es vor der Gehirnerschütterung getan haben. Es wird dringend empfohlen, dass Sie Schritt für Schritt Ihre Routine und ihr Tempo wieder aufnehmen.

Behandlung von Kopfschmerzen und Schwindel

Kopfschmerzen sind eines der häufigsten Symptome nach einer Gehirnerschütterung. Sie können durch Verletzungen des Nervengewebes im Gehirn selbst, aber auch durch Verletzungen der kleinen Halsgelenke, der Muskulatur und der Knochen im Kopf-Hals-Bereich verursacht sein. Die Behandlung von Kopfschmerzen ist multimodal und kann Medikamente, Veränderungen des Lebensstils und Rehabilitation umfassen.

Schwindel nach einer Gehirnerschütterung kann verschiedene Ursachen haben, wie Verletzungen der Gleichgewichtsorgane in den Ohren, Verletzungen der Halsregion, Veränderungen des Sehvermögens oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Eine vestibuläre Rehabilitation (Gleichgewichtsbehandlung) kann helfen, das Schwindelgefühl zu verbessern.

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Kognitive Beeinträchtigungen

Nach einer Gehirnerschütterung können Probleme auftreten, sich zu konzentrieren, sich an Dinge zu erinnern und schnell zu denken. Einige Tipps, die Ihnen helfen können, Ihre Denkschwierigkeiten zu verbessern, sind:

  • Vermeiden Sie Ablenkungen.
  • Vermeiden Sie Multi-Tasking.
  • Arbeiten Sie in einer ruhigen Umgebung.
  • Notieren Sie Informationen.
  • Erstellen Sie Listen und Ablaufpläne.
  • Planen Sie Ihre Aktivitäten im Voraus.
  • Gönnen Sie sich mehr Zeit als üblich.

Emotionale Symptome

Angstgefühle, Reizbarkeit oder Traurigkeit sind ebenfalls Symptome, die nach einer Gehirnerschütterung auftreten können. Ein normales Sozialleben und die Beteiligung an Aktivitäten können Ihnen helfen, mit diesen Symptomen besser klar zu kommen.

Wann ist ein Arztbesuch erforderlich?

Bei Beschwerden wie Bewusstlosigkeit, Gedächtnislücken, anhaltendem Erbrechen oder Schwindel gilt es, einen Notarzt zu rufen. Oft ist eine 24-stündige Überwachung im Krankenhaus nötig.

Beim Auftreten der folgenden Symptome innerhalb der ersten Tage nach einer Gehirnerschütterung sollten Sie sich unmittelbar wieder ärztlich vorstellen:

  • Bleibende Kopfschmerzen oder Zunahme von Kopfschmerzen
  • Schläfrigkeit, aus der Sie von Ihrer Betreuungsperson nicht geweckt werden können
  • Wiederholtes, heftiges Erbrechen
  • Krampfanfälle
  • Schwäche oder Taubheitsgefühle der Extremitäten
  • Unruhe
  • Verschwommenes Sehen oder ungleiche Pupillengröße
  • Austritt von Blut oder klarer Flüssigkeit aus Nase und/oder Ohr
  • Verwaschene Sprache
  • Unmöglichkeit des Erinnerns an bekannte Personen oder Umgebungen
  • Untypisches Verhalten (vermehrte Verwirrtheit, Reizbarkeit usw.)

Gehirnerschütterung bei Kindern

Kinder oder Babys sind noch häufiger von einer Gehirnerschütterung betroffen als Erwachsene. Sie fallen vom Wickeltisch, stürzen von der Treppe oder verletzen sich beim Sport. Sicherheitshalber sollte man das Kind bis zu 48 Stunden nach dem Unfall im Blick behalten. In der Nacht ist das etwas schwieriger als am Tag. Da kann es notwendig sein, das Kind zwei- bis dreimal in der Nacht kurz zu wecken. So erkennt man, ob es gut ansprechbar ist, ob sich seine Augen öffnen und ob es Kopfschmerzen oder Übelkeit äußert. Bei einem Baby lassen sich die Symptome noch schwerer erkennen. Sie können noch keine genauen Angaben über ihren Zustand machen.

Bei Kleinkindern und Babys können Symptome wie Erbrechen, Unruhe und Weinen, Veränderungen im Schlafmuster und Reizbarkeit auftreten. Möglicherweise zeigt der Säugling weniger Interesse an seiner Umgebung, auch Trinkunlust kann vorkommen. Bei mehr als 5 Minuten Bewusstlosigkeit muss man bereits von einer schweren Gehirnerschütterung ausgehen. Bei folgenden Anzeichen ist ein notfallmäßiger Arztkontakt unerlässlich: Bestehen oder Auftreten von Lähmungen, vorher nicht bekanntes Schielen, unkoordinierte Bewegungen, verwaschene oder lallende Sprache, anhaltendes Weinen, Wimmern, Unruhe oder zunehmende Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit, Apathie, erneut auftretendes Erbrechen nach scheinbar anfänglicher Besserung, Austritt einer wässrigen Flüssigkeit oder Blut aus Nase oder Ohren, Frieren, Blässe, beschleunigte Atmung und Puls - Kreislaufversagen, Auftreten von Krämpfen generalisiert oder einzelner Gliedmaßen.

Prävention von Gehirnerschütterungen

Verletzungen am Kopf lassen sich oft durch bewusstes Verhalten und geeignete Schutzmaßnahmen vermeiden:

  • Helm tragen: Tragen Sie beim Fahrradfahren, Skifahren, Reiten oder auf dem E-Roller einen Helm. Das Risiko einer Kopfverletzung wird dadurch deutlich um 60 bis 70 Prozent reduziert.
  • Stürze vermeiden: Beseitigen Sie Stolperfallen im Haushalt und verwenden Sie rutschfeste Matten in Bad und Küche. Eine gute Beleuchtung hilft außerdem, Stolperstellen schneller zu erkennen.
  • Sicherer Sport: Achten Sie bei risikoreichen Sportarten auf Technik und Fairness und verwenden Sie eine passende Schutzausrüstung.
  • Kindersicherung: Treppengitter, Kantenschutz und eine sichere Spielumgebung schützen vor allem Kleinkinder.
  • Aufklärung: Das Bewusstsein für Gehirnerschütterungen sollte bereits in der Schule, im Verein und in der Familie gestärkt werden.

Fazit

Eine Gehirnerschütterung ist keine Bagatelle und kann bei falscher Behandlung schwerwiegende Konsequenzen haben - vor allem bei wiederholten Verletzungen. Wichtig ist, dass Sie die Symptome frühzeitig erkennen und sich ausreichend Zeit sowie Ruhe zur Genesung nehmen. Auch ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Risiko, Prävention, Aufklärung und bewusste Aufmerksamkeit im Alltag helfen dabei, das Gehirn bestmöglich zu schützen.

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