Ursachen für Taubheit der Unterlippe nach dem Einsetzen von Implantaten

Zahnimplantate sind eine beliebte und effektive Methode, um fehlende Zähne zu ersetzen und die Lebensqualität zu verbessern. Obwohl die moderne Implantologie als risikoarme Behandlung gilt, können Komplikationen auftreten. Eine mögliche, wenn auch seltene, Komplikation ist die Taubheit der Unterlippe nach dem Einsetzen von Implantaten. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für dieses Phänomen und gibt einen umfassenden Überblick über Risiken im Zusammenhang mit Zahnimplantaten.

Risiken und Komplikationen bei Zahnimplantaten

Die Implantologie wird als eine der risikoärmsten Formen der Zahnbehandlung angesehen. Dennoch handelt es sich um einen chirurgischen Eingriff, bei dem Komplikationen auftreten können. Der behandelnde Arzt ist verpflichtet, den Patienten umfassend über mögliche Risiken aufzuklären. Eine sorgfältige Voruntersuchung kann viele Risiken minimieren.

Man unterscheidet zwischen Komplikationen, die während des Eingriffs, unmittelbar danach oder in der Nachsorge auftreten können.

Komplikationen während der Operation

  • Nervenverletzungen: Während der Implantation kann es, wenn auch selten, zu Reizungen oder Beschädigungen des Unterkiefernervs oder des Zungennervs kommen. Dies kann zu vorübergehenden oder bleibenden Taubheitsgefühlen an den Lippen (Unterkiefernerv) oder an der Zunge (Zungennerv) führen. Solche Nervenverletzungen oder Irritationen sind selten und oft auf mangelnde Erfahrung oder unzureichende Planung des Arztes zurückzuführen.
  • Zahnverletzungen: Bei ungenauer Planung können benachbarte Zahnwurzeln beim Bohren beschädigt werden, was im schlimmsten Fall zum Absterben des Zahnes und einer anschließenden Wurzelfüllung führen kann.
  • Blutungen: Geringe Blutungen sind normal. Stärkere Blutungen können durch gezieltes Entgegenwirken eines erfahrenen Zahnarztes gestoppt werden. Risikogruppen mit Blutgerinnungsstörungen oder Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, bedürfen besonderer Aufmerksamkeit und Vorbereitung. Ein Gerinnungstest und gegebenenfalls das Absetzen bestimmter Medikamente sind erforderlich.
  • Verletzungen der Kieferhöhle: Bei Verletzung der Kieferhöhle besteht die Gefahr einer Infektion. Daher ist es wichtig, die Knochenmasse zu bestimmen und die Implantatlänge entsprechend zu planen. Bei zu geringer Knochenmasse sind Maßnahmen zum Knochenaufbau notwendig.
  • Falsche Positionierung der Implantate: Eine fehlerhafte Positionierung der Implantate aufgrund von Planungsfehlern kann den Erfolg der Implantation gefährden. In solchen Fällen sollte der Patient über Alternativen informiert werden.

Frühkomplikationen (Direkt nach der Operation)

  • Wundschmerzen und -infektionen: Wundschmerzen sind nach dem Eingriff und dem Nachlassen der Betäubung normal. Leichte Schmerzmittel können helfen. Bei Infektionen äußern sich Rötungen an der Wunde. Antibakterielle Spülungen können helfen. Bei stärkeren Schmerzen, Fieber usw. kann eine bakterielle Entzündung vorliegen, die mit Antibiotika behandelt werden muss.
  • Nachblutungen: Nachblutungen sind selten, da die Wunde in der Regel dicht vernäht ist. Leichte Vermischungen von Speichel und Blut sind unproblematisch. Auf blutverdünnende Medikamente sollte nach Rücksprache mit dem Arzt verzichtet werden.
  • Hämatome: Hämatome (blaue Flecken) können auftreten, insbesondere bei älteren Menschen mit weniger elastischem Bindegewebe. Sie klingen in der Regel nach 7-14 Tagen ab.
  • Schwellungen: Schwellungen sind nach Operationen im Mund-Kieferbereich normal. Kühlen und schwellungshemmende Schmerzmittel können helfen. Schmerzhafte Schwellungen können auf eine zusätzliche Infektion hinweisen.
  • Lockerung des Implantates: In der Einheilphase kann es zur Lockerung des Implantates kommen, entweder aufgrund zu geringer Knochenmasse oder durch Hitzeentwicklung beim Bohren. Eine schonende Vorgehensweise des Implantologen ist wichtig. Bei Lockerung muss entschieden werden, ob eine Entfernung oder Festigung möglich ist.

Spätkomplikationen (Während der Nachsorge)

  • Implantatverlust: Ein Implantatverlust tritt selten (ca. 5 %) auf. Ursachen sind schlechte Mundhygiene, Entzündungen und Knochenabbau oder eine fehlerhafte Implantatplanung.
  • Bruch eines Implantates: Brüche sind selten und meist auf Überbelastung zurückzuführen. Veraltete Implantatformen werden aufgrund des Bruchrisikos nicht mehr verwendet.
  • Schmerzen und Entzündungen im Bereich des Implantates: Anhaltende Schmerzen sind meist ein Zeichen einer Entzündung. Rötungen und Schwellungen um das Zahnfleisch können Anzeichen sein. Gründliche Reinigung des Implantates kann Entzündungen verhindern.
  • Abbau der Knochen: Regelmäßige Nachkontrollen mit Röntgenaufnahmen sind wichtig, um Knochendefekte frühzeitig zu erkennen.

Nervverletzungen und Taubheit der Unterlippe

Nervenverletzungen durch Implantate sind insgesamt selten, aber schwerwiegend. Die Schädigung des Unterkiefernerv-Astes ist das bedeutendste Risiko von Zahnimplantaten. Theoretisch besteht auch die Gefahr einer Verletzung des Zungennervs oder kleiner Oberkiefernerv-Äste.

Der Unterkiefernerv (Nervus alveolaris inferior) verläuft im Unterkieferknochen in einem Kanal unterhalb der Wurzelspitzen und versorgt den Knochen und die Zähne der betreffenden Seite mit Sensibilität. Er verlässt den Knochen etwa in Höhe der Wurzelspitze des fünften Zahns.

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Ursachen für Nervverletzungen

Wenn bei der Implantation zu tief gebohrt oder das Implantat zu tief platziert wird, kann der Unterkiefernerv gequetscht oder durchtrennt werden. Dies kann zu einem vorübergehenden oder dauerhaften Taubheitsgefühl im Kinn-Lippen-Bereich der betroffenen Seite führen. Auch Missempfindungen und Schmerzen sind möglich.

Nicht nur die direkte Verletzung des Nervs kann zu Empfindungsstörungen führen. Auch ein sehr geringer Abstand zwischen Implantatspitze und Nerv kann durch einen Bluterguss oder ein Ödem (Schwellung) Druck auf den Nerv ausüben.

Risikobereich und Sicherheitsmaßnahmen

Implantate im Frontzahnbereich bis zum vierten Zahn sind diesbezüglich ohne Risiko, da der Nerv in Höhe des fünften Zahns aus dem Kieferknochen austritt. Bei Zahnlosigkeit sollten die typischen 2-4 interforaminalen Implantate für Stegversorgungen oder herausnehmbaren Zahnersatz komplett vor dem Nerven liegen.

Um Nervverletzungen zu vermeiden, sollte ein Sicherheitsabstand von 2 mm zum Nerv eingehalten werden. Bei nervnahen Implantaten sind 3D-Röntgenaufnahmen (CT, DVT) und spezielle Bohrerstopps empfehlenswert.

Diagnose und Behandlung

Das Auftreten einer Gefühlstörung im Kinn-Lippenbereich nach Abklingen der Betäubung deutet auf eine Nervverletzung hin. Ein Röntgenbild oder eine 3D-Aufnahme (CT, DVT) kann den Abstand zwischen Implantat und Nervkanal dokumentieren.

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Wenn der Nerv durchtrennt wurde, kann eine operative Nervnaht die Regeneration fördern. Bei Implantaten, die in den Nervkanal reichen, ist die umgehende Entfernung notwendig. Bei einer Quetschung des Nervs können Kortisongabe und Schmerztherapie helfen.

Die Prognose hängt von der Art der Verletzung und individuellen Faktoren ab.

Verletzung des Zungennerven

Der Zungennerv (N. lingualis) liegt an der Innenseite des Unterkieferknochens etwa in Höhe des Weisheitszahns und tritt dann in die Zunge ein. Er enthält Fasern für das Gefühl und den Geschmack der Zunge.

Eine Verletzung des Zungennerven durch ein Implantat ist unwahrscheinlich, da er außerhalb des Knochens liegt. Eine mögliche Ursache wäre eine Verletzung durch die Betäubungsspritze oder in seltenen Fällen durch einen falsch eingesetzten Wundhaken oder eine Perforation zur Innenseite.

Nervverletzungen im Oberkiefer

Im Oberkiefer gibt es keinen Hauptnerven, der Schaden erleiden kann. Die sensible Versorgung der Zähne erfolgt über feine Nervenverästelungen. Trotzdem ist es möglich, durch Implantate kleinere Nervenbahnen zu verletzen, was zu einem Sensibilitätsverlust einzelner Zähne führen kann.

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Vermeidung von Nervverletzungen

Durch sorgfältige Planung und Durchführung ist eine Nervverletzung im Unterkiefer auch unter beengten anatomischen Verhältnissen vermeidbar.

Zahnimplantate und Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)

Zahnimplantate können eine Lösung für Patienten mit CMD sein, da sie eine verbesserte Kraftverteilung im Kiefer ermöglichen und die Belastung des Kiefergelenks reduzieren können. Eine gründliche Diagnose und Planung sind wichtig, um die spezifischen Bedürfnisse des Patienten zu berücksichtigen.

Periimplantitis

Die Periimplantitis ist eine Entzündung des Gewebes um das Implantat herum, die zum Verlust des Implantats führen kann. Risikofaktoren sind unzureichende Mundhygiene, Rauchen und bestimmte Vorerkrankungen. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind wichtig, um eine Periimplantitis frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Fälle, in denen keine Implantate gesetzt werden können

Es gibt bestimmte Fälle, in denen das Setzen von Implantaten nicht empfohlen wird, z.B. bei Gerinnungsstörungen, schlecht eingestelltem Diabetes mellitus, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, fortgeschrittenen Knochenerkrankungen oder unzureichendem Knochenangebot.

Minimierung von Risiken

Um Risiken bei Zahnimplantaten zu minimieren, sind eine umfassende Untersuchung, ein qualifiziertes Behandlungsteam, sorgfältige Planung, gute Mundhygiene, regelmäßige Kontrolluntersuchungen und der Verzicht auf Rauchen wichtig.

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