Wenn Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit mit den Jahren nachlassen, fühlen wir uns oft hilflos dem natürlichen Alterungsprozess ausgeliefert. Doch es gibt Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden, um im Kopf jung zu bleiben und Demenzerkrankungen vorzubeugen. Die renommierte Neurowissenschaftlerin und Demenzforscherin Dr. Sabina Brennan erklärt, wie wir über die Lebensstilfaktoren Schlaf, Ernährung und Bewegung positiv auf unsere Gehirngesundheit einwirken können. Ihr Konzept eines "Fitnessplans fürs Gehirn" soll sich mühelos in den Alltag integrieren lassen und in 100 Tagen zu spürbar mehr Klarheit, Konzentration und Lebensfreude führen.
Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen mit solchen Programmen und verknüpft sie mit wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Gehirnentwicklung und die Möglichkeiten, diese positiv zu beeinflussen. Dabei wird auch auf die Bedeutung der Adoleszenz und die besonderen Herausforderungen in dieser Lebensphase eingegangen.
Die Grundlagen der Gehirngesundheit
Dr. Sabina Brennan betont, dass Gehirngesundheit mehr ist als nur mentale Gesundheit. Während mentale Gesundheit psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen umfasst, bezieht sich Gehirngesundheit auf das biologische Organ selbst und seine physiologischen Funktionen. Brennan sieht hier ein großes Versäumnis, da wir unser komplexestes und wichtigstes Organ aus der medizinischen Routineversorgung weitgehend ausgeschlossen haben.
Sie erklärt auf verständliche Weise, wie wir über die Lebensstilfaktoren Schlaf, Ernährung und Bewegung positiv auf unsere Gehirngesundheit einwirken können. Der von ihr konzipierte Fitnessplan fürs Gehirn lässt sich mühelos in den Alltag integrieren und führt in 100 Tagen zu spürbar mehr Klarheit, Konzentration und Lebensfreude.
Schlaf als Schlüsselfaktor
Schlaf ist essentiell für die Regeneration des Gehirns. Während des Schlafs werden wichtige Prozesse wie die Konsolidierung von Gedächtnisinhalten und die Reinigung des Gehirns von Stoffwechselprodukten durchgeführt. Schlafmangel kann zu Konzentrationsstörungen, Gedächtnisproblemen und einem erhöhten Risiko für Demenzerkrankungen führen.
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Ernährung für das Gehirn
Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, gesunden Fetten und komplexen Kohlenhydraten ist wichtig für die Gehirngesundheit. Bestimmte Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Antioxidantien können die kognitiven Funktionen unterstützen und das Gehirn vor Schäden schützen.
Bewegung hält das Gehirn fit
Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns, was die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen verbessert. Bewegung kann auch die Bildung neuer Nervenzellen (Neurogenese) anregen und die kognitiven Funktionen verbessern.
Kritik und Erwartungen an den "Fitnessplan fürs Gehirn"
Einige Leser äußerten die Erwartung, alltagstaugliche Übungen zur Gehirntraining zu erhalten. Stattdessen besteht das Buch von Dr. Brennan hauptsächlich aus Erklärungen über das Gehirn und seine Funktionen. Dies wurde als mühsam und trocken empfunden, da es für Laien nicht immer verständlich ist.
Der versprochene „Fitnessplan fürs Gehirn“ besteht letztlich nur aus dem Ausfüllen von Fragebögen zu Themen wie innerer Einstellung zum Altern oder wie hoch der persönliche Stress-Level ist. Dies wurde als unzureichend empfunden, da viele Leser sich konkretere Anleitungen und Übungen gewünscht hätten.
Die Adoleszenz: Eine kritische Phase für die Gehirnentwicklung
Die Adoleszenz, der Übergang ins Erwachsenenalter, ist eine Zeit tiefgreifender Veränderungen im Gehirn. Diese Umbauprozesse können sich auf das Verhalten und die psychische Gesundheit von Jugendlichen auswirken.
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Umbauprozesse im Gehirn
In der Pubertät finden im Gehirn umfangreiche Umbauprozesse statt. Die neuronalen Netzwerke werden neu geordnet und Verbindungen, die nicht mehr benötigt werden, abgebaut. Gleichzeitig werden andere Verbindungen gestärkt, um die Effizienz des Gehirns zu verbessern.
Diese Umbauprozesse verlaufen nicht in allen Bereichen des Gehirns gleichzeitig. Bei vielen Teenagern sind die emotionalen Zentren im Gehirn bereits sehr reif, während es die Kontrollinstanzen noch nicht sind. Im Gehirn entsteht also bereits die ganze Bandbreite an Gefühlen, aber die Jugendlichen können noch nicht damit umgehen. Gleiches gilt für die Impulskontrolle, daher neigen junge Leute auch zu riskantem Verhalten.
Risikoverhalten und psychische Probleme
Während Pubertät und Adoleszenz ist das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken, so hoch wie nie. Alarmsignale können Selbstverletzungen, Gewalt gegen andere ebenso wie Cyber-Mobbing, Substanzmissbrauch oder auch die Flucht in virtuelle Welten sein. Risikoverhaltensweisen kommen bei den meisten Jugendlichen in unterschiedlichem Ausmaß vor, Eltern sollten aber aufmerksam werden, wenn sich Jugendliche total zurückziehen und keine Anteilnahme zeigen. Dann ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben und Rat zu suchen.
Die Bedeutung der Expertise beider Fachrichtungen
Die aktuellen Erkenntnisse zu Adoleszenz und Hirnreifung haben zudem eine besondere Relevanz für die Behandlung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit psychischen Problemen. Mit ihrem 18. Geburtstag überschreiten die Patienten die klassische Zuständigkeitsgrenze zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Psychiatrie des Erwachsenenalters, dann steht ein Therapeutenwechsel an. "Das ist entwicklungs-psychologisch unhaltbar. Junge Menschen mit psychischen Störungen können nur dann optimal behandelt werden, wenn man die Expertise beider Fachrichtungen in ein gemeinsames Behandlungskonzept einfließen lässt", erklärt Resch.
Am Universitäts¬klinikum Heidelberg gibt es daher seit 2003 mit dem „Frühbehandlungszentrum für junge Menschen in Krisen" eine Station und Tagesklinik, die gemeinsam von Kinder- und Jugendpsychiatern sowie Psychiatern für Erwachsene betreut wird.
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Praktische Tipps für ein jüngeres Gehirn
Auch wenn der "Fitnessplan fürs Gehirn" von Dr. Brennan möglicherweise nicht alle Erwartungen erfüllt, so liefert er dennoch wertvolle Anregungen für ein gehirngesundes Leben. Hier sind einige praktische Tipps, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen:
- Priorisieren Sie Schlaf: Achten Sie auf ausreichend Schlaf und einen regelmäßigen Schlafrhythmus.
- Ernähren Sie sich ausgewogen: Essen Sie viel Obst, Gemüse, gesunde Fette und komplexe Kohlenhydrate.
- Bleiben Sie aktiv: Bewegen Sie sich regelmäßig und treiben Sie Sport.
- Fordern Sie Ihr Gehirn heraus: Lösen Sie Sudokus, Kreuzworträtsel oder lernen Sie etwas Neues.
- Pflegen Sie soziale Kontakte: Verbringen Sie Zeit mit Freunden und Familie.
- Reduzieren Sie Stress: Finden Sie Entspannungstechniken, die Ihnen helfen, Stress abzubauen.
- Vermeiden Sie schädliche Substanzen: Rauchen Sie nicht und trinken Sie Alkohol nur in Maßen.