In welchem Alter ist das Gehirn am leistungsfähigsten? Wissenschaftliche Studien im Überblick

Das menschliche Gehirn ist ein faszinierendes Organ, dessen Leistungsfähigkeit sich im Laufe des Lebens verändert. Es gibt nicht den einen Zeitpunkt, an dem das Gehirn am besten funktioniert, da verschiedene Fähigkeiten zu unterschiedlichen Zeiten ihren Höhepunkt erreichen. Studien zeigen, dass sowohl das Alter als auch andere Faktoren wie Schlaf, Lebensstil und körperliche Aktivität eine Rolle spielen.

Schlaf und Leistungsfähigkeit bei Jugendlichen

Viele Jugendliche leiden unter Schlafmangel, was sich negativ auf ihre Leistungsfähigkeit auswirkt. Eine Studie aus dem Jahr 2012 ergab, dass zwei von drei Jugendlichen zu wenig schlafen. Im Durchschnitt schlafen die Studienteilnehmer während der Woche etwas mehr als sechseinhalb Stunden, wobei jeder Fünfte sogar weniger als sechs Stunden Schlaf pro Nacht bekommt. Experten empfehlen jedoch, dass Teenager zwischen 14 und 17 Jahren mindestens acht bis zehn Stunden und junge Erwachsene sieben bis neun Stunden schlafen sollten. Schlafmangel kann zu Konzentrationsproblemen, schlechteren schulischen Leistungen und gesundheitlichen Problemen führen.

Der Schlaf-wach-Rhythmus von Jugendlichen verschiebt sich in der Pubertät nach hinten, unabhängig davon, ob sie eher zu den Eulen oder zu den Lerchen gehören. Dies bedeutet, dass sie abends später müde werden und morgens schwerer aus dem Bett kommen. Ein früher Schulbeginn kann daher dazu führen, dass Jugendliche gegen ihre innere Uhr leben, was als "sozialer Jetlag" bezeichnet wird. Dieser soziale Jetlag kann negative Folgen für die Gesundheit haben, wie z.B. Fettleibigkeit, Depressionen, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Einige Schulen haben bereits reagiert und den Unterrichtsbeginn nach hinten verlegt. Eine Studie der Universität Oxford mit 100 Schulen in Großbritannien hat gezeigt, dass ein späterer Schulbeginn positive Auswirkungen auf die Schüler haben kann.

Kognitive Fähigkeiten im Laufe des Lebens

Die Forschung zeigt, dass verschiedene kognitive Fähigkeiten zu unterschiedlichen Zeiten im Leben ihren Höhepunkt erreichen:

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  • Sprachen lernen: Zwischen dem siebten und achten Lebensjahr lernt man eine Fremdsprache am besten, da sich das Gehirn in diesem Alter noch in der Entwicklung befindet.
  • Intelligenz: Mit 18 Jahren erreichen die kognitiven Leistungen ihren Höhepunkt.
  • Namen merken: Im Alter von 22 Jahren kann man sich neue Namen am besten merken.
  • Muskelkraft: Mit 25 Jahren sind die Muskeln am kräftigsten und bleiben es auch noch die nächsten 10 bis 15 Jahre.
  • Mathematische Fähigkeiten: Erst mit 50 Jahren kann man am besten rechnen.

Eine Studie der Universität Heidelberg hat gezeigt, dass die mentale Verarbeitungsgeschwindigkeit bis zum Alter von 60 Jahren nahezu konstant bleibt. Ältere Menschen sind möglicherweise vorsichtiger in ihren Entscheidungen und motorisch langsamer, aber ihre mentale Geschwindigkeit lässt nicht nach. Die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt jedoch ab einem Alter von etwa 20 Jahren ab.

Das alternde Gehirn

Bis zum Alter von 25 Jahren reift das Gehirn beständig, wird größer und entwickelt sich. Danach baut es langsam ab. Im Alter werden Zellen weniger und es findet eine Ausdünnung statt, aber in manchen Bereichen mehr als in anderen. Eine "Gehirn-Uhr" kann verwendet werden, um vorherzusagen, ob das menschliche Gehirn schneller altert, als sein chronologisches Alter vermuten lässt. Die Lebensweise, Umweltverschmutzung, Kultur, sozioökonomische Bedingungen und Ernährung können das Altern des Gehirns beeinflussen.

Produktivität im Tagesverlauf

Eine Studie der Monash-Universität in Australien und der Universität von Granada in Spanien hat ergeben, dass die meisten Menschen am frühen Nachmittag, gegen 13:30 Uhr, am produktivsten sind. Dies ist die Zeit, in der die kognitiven Fähigkeiten ihren Höhepunkt erreichen. Im Sommer ist die Reaktionsfähigkeit des Gehirns von morgens bis nachmittags tendenziell konstanter, während sie sich in den Wintermonaten auf die zentralen Stunden des Arbeitstages konzentriert.

Sport und körperliche Aktivität

Regelmäßige sportliche Betätigung ist eine der wirkungsvollsten Maßnahmen zur Steigerung der Gehirndurchblutung und damit zur Verlangsamung des altersbedingten Abfalls der Leistungsfähigkeit. Sport stabilisiert die Gesundheit und kann das Leben verlängern. Ausdauersportarten senken den Blutdruck und die Herzschlagfrequenz.

Hormone und Alterung

Mit zunehmendem Alter nehmen die Konzentrationen von Testosteron und Wachstumshormon ab. Ein Testosteronmangel führt zur Muskelmassenabnahme und zur Einlagerung von Fett. Bei älteren Sportlern kann eine belastungsbedingte Testosteronunterversorgung die Ursache dafür sein, dass die Leistungsverbesserung ausbleibt.

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