Intensivtherapie nach Schlaganfallbehandlung: Ein umfassender Überblick

Ein Schlaganfall kann Betroffene unerwartet treffen und zu vielfältigen Einschränkungen führen. Die Behandlung erfordert einen schnellen und umfassenden Ansatz, um langfristige Schäden zu minimieren und die Lebensqualität der Patienten wiederherzustellen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Intensivtherapie nach einem Schlaganfall, von der Akutversorgung bis zur Rehabilitation und Nachsorge.

Akutversorgung auf der Stroke-Unit

Ein Schlaganfall oder eine vorübergehende Durchblutungsstörung muss unverzüglich im Krankenhaus behandelt werden. Flächendeckend stehen von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft zertifizierte Stroke-Units rund um die Uhr zur Verfügung. Diese spezialisierten intensivmedizinischen Abteilungen sind auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten ausgerichtet.

"Time is Brain": Jede Minute zählt

Bei einem akuten Schlaganfall gilt der Leitsatz „Time is Brain“ (Zeit ist Gehirn). Je schneller gehandelt wird, desto mehr Nervenzellen können gerettet werden. Insbesondere die Thrombektomie (Entfernung des Blutgerinnsels bis zu 24 Stunden nach Verschluss) und die Thrombolyse (medikamentöse Auflösung kleiner Gerinnsel) sind wichtige Akutmaßnahmen.

Ärztliche Therapien und Überwachung

Ein Monitoring-System überwacht Herz, Kreislauf und Atmung des Patienten. Bei Veränderungen erfolgt sofort eine Alarmierung, um gefährliche Situationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Patienten mit Schwierigkeiten beim Abhusten von Speichel und Schleim erhalten Unterstützung durch eine Absaugvorrichtung.

Thrombolyse und Thrombektomie

Ist ein Blutgerinnsel der Auslöser, wird versucht, dieses in der Regel innerhalb von 4,5 Stunden (in Ausnahmefällen bis zu 6 Stunden) nach Auftreten der Symptome aufzulösen, bevor das Gewebe unwiderruflich geschädigt wird. Bei größeren Gefäßverschlüssen besteht bis zu zwölf Stunden nach Symptomauftritt die Möglichkeit, das Gerinnsel mit einem Katheter zu entfernen. Wenn möglich, werden beide Verfahren kombiniert, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen.

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Behandlung von Hirnblutungen

Hat eine Hirnblutung den Schlaganfall verursacht, wird zunächst der Blutdruck mit Medikamenten gesenkt. Durch das austretende Blut wird das Gehirngewebe zusammengedrückt und der Druck im Schädelinneren steigt. Lässt sich die Blutung so stabilisieren, ist dies eine erfolgversprechende Therapie. Eine Sonderform stellt die Subarachnoidalblutung dar, die mit heftigsten Nackenkopfschmerzen einhergeht.

Frührehabilitation auf der Stroke-Unit

Schon auf der Stroke-Unit beginnt im Rahmen der Frührehabilitation mit aktivierenden Maßnahmen. Ziel ist es, langfristig drohende Schäden des Gehirns abzuwenden oder zu verringern und den Patienten möglichst schnell wieder am Leben teilhaben zu lassen.

Aktivierende Maßnahmen und Therapien

Pflegekräfte üben frühzeitig Bewegungen mit den Patienten ein. Physiotherapeuten unterstützen dabei, die Bewegungsfähigkeit zu erhalten oder zu verbessern. Ergotherapeuten üben Fähigkeiten des alltäglichen Lebens. Auch Behandlungen, die die geistige Leistungsfähigkeit trainieren und die Sprech- und Schluckfähigkeit verbessern, sind wichtig.

Rehabilitation nach der Akutversorgung

Je nach Schwere der Schädigung wählen Experten nach der Akut-Behandlung die passenden Reha-Maßnahmen aus. Dabei können krankengymnastische, ergotherapeutische, neuropsychologische oder logopädische Maßnahmen zum Einsatz kommen.

Ziele der Rehabilitation

Jede Rehabilitation hat das Ziel, dass der Patient auch zu Hause ein möglichst unabhängiges, selbstständiges Leben führen kann. Wenn nach einem Schlaganfall körperliche Behinderungen zurückbleiben, wird unter Umständen Hilfe im Alltag benötigt. Ergotherapeuten beraten Patienten und ihre Angehörigen, was getan werden kann, damit sie in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Häufig reicht es, Gehhilfen, Rollstuhl oder Treppenlift anzuschaffen.

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Ambulante Therapie

Eine ambulante Fortsetzung der Therapie nach einem Schlaganfall ist fast immer sinnvoll, um Lebensqualität zu bewahren und Teilhabe am Alltag und dem sozialen Leben zu ermöglichen und um persönliche Ziele zu erreichen. Neue Studien belegen, dass auch nach längerer Zeit noch substantielle Fortschritte gemacht werden können, wenn die Reorganisationsfähigkeiten des Gehirns durch gezielte, störungsspezifische Therapie unterstützt werden.

NeuroIntensivWochen (NIWo)

Die NeuroIntensivWochen bieten ambulant ein wirksames, aufgabenorientiertes und spezifisches Training mit hohen Wiederholungszahlen. Das bedeutet: Mehr Therapieerfolg mit der ganzen Palette moderner ergo- und physiotherapeutischer Behandlungsverfahren. Substantielle Verbesserungen sind auch bei länger zurückliegenden Ereignissen und chronischen Störungsbildern zu erreichen.

Innovative Therapieansätze

Robotergestützte Intensivtherapie

Die Ergotherapie Laborn verfolgt das Konzept einer Intensivbehandlung, bei der eine robotergestützte Therapie mit einer ergotherapeutischen Standardtherapie (Armbasistraining bzw. Armfähigkeitstraining) kombiniert wird. Mit Hilfe eines Roboters werden Streck- und Beugebewegungen der Finger und der Hand gemessen, um den Spannungszustand der Fingermuskulatur (Tonus) zu bewerten.

Ergebnisse einer Untersuchung

Eine Untersuchung hat gezeigt, dass sich der Spannungszustand und die Spastizität von Hand und Finger im Rahmen einer im Durchschnitt 14-tägigen kombinierten robotergestützten Intensivtherapie verbesserten. Die MAS und auch die MTS Beurteilungsskalen zeigten für alle gemessenen Finger eine statistisch signifikante durchschnittliche Verbesserung der Spastizität.

Neuroplastizität und Roboter-Assistenz-Systeme

Viele Studien zeigen, dass nur durch Roboter-Assistenz-Systeme eine so extrem hohe Anzahl an wiederholenden Übungen erreicht werden kann, dass die Neuroplastizität des Gehirns angeregt wird und es so am ehesten zu einer Verbesserung der Hand-, Arm- und Schulterfunktion kommen kann.

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I.N.P.U.T. Intensivtherapie

Die I.N.P.U.T. Intensivtherapie ist immer individuell auf den Klienten und auf seine persönliche Lebenssituation zugeschnitten. Zu Beginn der Therapie wird gemeinsam mit dem Klienten festgelegt, was in welchem Zeitraum erreicht werden soll. Dies kann ein bestimmtes Thema oder eine konkrete Zielvorstellung sein. Zielvorstellung und Zeitrahmen richten sich dabei, in Absprache mit dem behandelnden Therapeuten, nach den individuellen Prioritäten des Klienten.

Funktionell-motorisches Personaltraining

Die Intensivtherapie stellt ein funktionell-motorisches Personaltraining in der neurologischen Rehabilitation dar. Die tägliche Therapiedauer liegt bei 3-8 Stunden und kann bis zu einem 24-Stunden-Konzept ausgeweitet werden.

Herausforderungen und Unterstützung

Finanzierung der Therapie

Intensivprogramme sind oft kostspielig, und gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel nicht vollständig. Teilweise werden Zuschüsse im Rahmen von Einzelfallregelungen gewährt.

Unterstützung für Angehörige

Auch Angehörige müssen ihr Leben oft neu organisieren. Einen nahestehenden Menschen mit einem Schlaganfall zu pflegen ist sowohl seelisch als auch körperlich eine anspruchsvolle Aufgabe. Kostenlose Schlaganfall-Kurse für pflegende Angehörige können hier Unterstützung bieten.

Selbsthilfegruppen

Sowohl für Schlaganfall-Patienten selbst als auch für deren Angehörige können Schlaganfall-Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung sein, um mit den Folgen und Auswirkungen eines Schlaganfalls zu leben.

Prävention und Nachsorge

Risikofaktoren minimieren

Rund 80 Prozent der Schlaganfälle sind vermeidbar, wenn keine Risikofaktoren entstehen oder diese frühzeitig erkannt werden.

Ernährung und Lebensstil

Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Eine gesunde Ernährung im Alter kann Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte in Schach halten. Es wird empfohlen, sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“ zu orientieren: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.

Nachsorge durch Neurologen

Nach einem Reha-Aufenthalt erfolgt die Schlaganfall-Nachsorge durch einen Neurologen. Gemeinsam mit dem behandelnden Hausarzt wird unter Umständen auch der Lebensstil angepasst.

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