Demenz: Neurologische Ursachen und Formen

Die Demenz, von lateinisch "demens" (ohne Geist), bezeichnet einen krankheitsbedingten, erworbenen Verlust von Leistungen der höheren Gehirnfunktionen. Die kognitiven Fähigkeiten, wie Gedächtnis, Denken, Orientierung, Sprache und Problemlösung, sind dauerhaft und über das altersübliche Maß hinaus eingeschränkt. Betroffene sind oft nicht mehr in der Lage, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen.

Mediziner:innen unterscheiden zwischen primären und sekundären Demenzformen. In etwa 90 Prozent der Fälle liegt eine primäre Demenz vor, die hirnorganische Ursachen hat und in der Regel irreversibel ist. Sekundäre Demenzen, die etwa zehn Prozent der Fälle ausmachen, haben ihre Ursache nicht direkt im Gehirn, sondern können u. a. durch Stoffwechselstörungen oder andere Erkrankungen verursacht werden.

Primäre Demenzformen

Primäre Demenzformen werden weiter unterteilt in:

  • Neurodegenerative Demenzformen (z. B. Alzheimer-Krankheit)
  • Vaskuläre Demenzen
  • Mischformen der Demenz

1. Alzheimer-Krankheit (Morbus Alzheimer)

Die Alzheimer-Krankheit ist eine hirnorganische Erkrankung, bei der es zum Abbau von Nervenzellen im Gehirn und infolgedessen zu kognitiven Einschränkungen kommt. Erstmals beschrieben wurde die Erkrankung im Jahre 1906 von Alois Alzheimer.

Häufigkeit: Etwa 60 bis 70 Prozent aller Demenzkranken haben Morbus Alzheimer - es handelt sich somit um die häufigste Form von Demenz. Die meisten Betroffenen sind älter als 80 Jahre. Schätzungen zufolge ist die Alzheimer-Demenz mit einem Anteil von circa 60 bis 65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform.

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Symptome: Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Sprachstörungen, Störungen des Urteilsvermögens, Veränderungen der Persönlichkeit. Ein typisches Frühsymptom sind Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis. Weitere Symptome sind Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Dinge zu planen und zu organisieren.

Die Alzheimer-Demenz ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, in deren Verlauf Nervenzellen des Gehirns unumkehrbar zerstört werden. Diese Demenzform verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich. Es lassen sich jedoch grundsätzlich drei Stadien feststellen, die fließend ineinander übergehen. Charakteristisch ist ihr schleichender, nahezu unmerklicher Beginn. Anfangs treten leichte Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen auf, die Lern- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Hinzu kommen erste Sprachschwierigkeiten. Die Menschen mit Demenz benutzen einfachere Wörter und kürzere Sätze oder stocken mitten im Satz und können ihren Gedanken nicht mehr zu Ende bringen. Örtliche und zeitliche Orientierungsstörungen machen sich bemerkbar. In diesem Stadium nehmen die Menschen mit Demenz bewusst die Veränderungen wahr, die in ihnen vorgehen. Im weiteren Krankheitsverlauf werden die Symptome unübersehbar, spätestens jetzt müssen Beruf und Autofahren aufgegeben werden. Bei alltäglichen Tätigkeiten wie Körperpflege, Toilettengang oder Essen und Trinken sind die Betroffenen zunehmend auf die Unterstützung anderer Personen angewiesen. Im Spätstadium sind Menschen mit Demenz vollkommen auf Pflege und Betreuung durch andere Personen angewiesen. Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt, eine Verständigung mit Worten ist unmöglich. Vermehrt treten körperliche Symptome wie Gehschwäche und Schluckstörungen auf. Die Kontrolle über Blase und Darm nimmt ab. Vereinzelt kann es auch zu epileptischen Anfällen kommen. Bettlägerigkeit erhöht die Gefahr von Infektionen.

Ursachen: Die Ursachen sind bislang nicht ausreichend geklärt. Eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen aber Eiweißablagerungen im Gehirn (Amyloid-beta und Tau-Fibrillen), die die Gehirnfunktion zunehmend stören. Nervenzellen sterben nach und nach ab. Amyloid-beta (abgekürzt Aß) ist ein Protein, das natürlicherweise im Gehirn vorkommt.Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer sammelt sich übermäßig viel Amyloid-beta zwischen den Gehirnzellen an und bildet kleinere, giftige Klumpen (Oligomere) und riesige Zusammenlagerungen (Plaques). Im Gehirn gibt es ein weiteres Protein, das mit Alzheimer in Verbindung gebracht wird: das Tau-Protein. Im Inneren der Gehirnzellen sorgt es für die Stabilität und Nährstoffversorgung.Bei der Alzheimer-Krankheit ist das Tau-Protein chemisch so verändert, dass es seiner Funktion nicht mehr nachkommen kann.Die chemische Veränderung des Tau-Proteins bewirkt, dass es eine fadenförmige Struktur bildet.

Obwohl schon Alois Alzheimer vor fast 120 Jahren Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen im Gehirn seiner Patientin Auguste Deter als Ursache der „Krankheit des Vergessens“ vermutete, gibt es bis heute keinen Beweis dafür.So ist es beispielsweise gelungen, mit modernen Antikörper-Medikamenten die Amyloid-Plaques zu entfernen und damit den Krankheitsverlauf etwas zu verzögern - dauerhaft aufhalten lässt sich der kognitive Abbau jedoch nicht.Auch weiß die Wissenschaft bis heute nicht, warum sich die Oligomere, Plaques und Fibrillen bilden. Zum Teil vermuten Forscherinnen und Forscher, dass die Ablagerungen ein Nebenprodukt anderer Vorgänge sein könnten, deren Ursachen noch nicht bekannt sind. Neben den Ablagerungen von Amyloid und Tau kommen Fehlfunktionen bestimmter Zellen als mögliche Auslöser der Alzheimer-Krankheit in Frage. Im Fokus stehen hier insbesondere die Gliazellen, die etwa 90 Prozent aller Gehirnzellen ausmachen. Aufgabe der Gliazellen ist es, die Nervenzellen im Gehirn zu schützen und zu unterstützen, damit die Signalübertragung - und damit unser Denken und Handeln - reibungslos funktioniert. An der Signalübertragung selbst sind Gliazellen nicht beteiligt. Mikrogliazellen spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem unseres Gehirns.Wie eine Gesundheitspolizei sorgen sie dafür, dass schädliche Substanzen wie Krankheitserreger zerstört und abtransportiert werden. Astrozyten sind Gliazellen mit gleich mehreren wichtigen Aufgaben, unter anderem versorgen sie das Gehirn mit Nährstoffen, regulieren die Flüssigkeitszufuhr und helfen bei der Regeneration des Zellgewebes nach Verletzungen.Astrozyten stehen im Verdacht, an der Verbreitung der giftigen Amyloid-beta-Oligomere und Tau-Fibrillen beteiligt zu sein. Die Alzheimer-Krankheit verändert das Gehirn auf vielfältige Weise, aber bis heute ist nicht klar, welche Ursachen die Krankheit letztlich auslösen.Dies liegt zum einen daran, dass die Alzheimer-Krankheit sehr komplex ist, zum anderen aber auch daran, dass es sich zunächst um eine stumme Krankheit ohne Symptome handelt. Treten irgendwann Symptome auf, lässt sich nicht mehr feststellen, wo die Krankheit begonnen hat. Die Forschung geht davon aus, dass die für Alzheimer typischen molekularen Prozesse im Gehirn Jahre oder Jahrzehnte vor dem Auftreten der ersten Symptome beginnen. Selbst eine angeborene Erkrankung ist möglich.

Die Ursachen der Alzheimer-Demenz sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Bekannt ist aber eine Reihe von Veränderungen im Gehirn, die bei Menschen mit Alzheimer-Demenz auftreten. So kommt es bei der Demenz zu einem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung ihrer Verbindung untereinander. Darüber hinaus werden Eiweißablagerungen im Gehirn (Plaques beziehungsweise Fibrillen) sowie die Verminderung eines für das Gedächtnis wichtigen Botenstoffs (Acetylcholin) beobachtet. Diese Veränderungen geben aber noch keine Auskunft darüber, warum die Demenz entsteht. Genetische Faktoren als alleinige Ursache liegen nur in weniger als zwei Prozent der Fälle vor. Insgesamt betrachtet spielen sie daher bei der Entstehung von Alzheimer eine untergeordnete Rolle.

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Je älter die Menschen werden, umso größer ist bei ihnen das Risiko für das Auftreten von Demenzerkrankungen. Auch wenn die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht hinreichend bekannt sind, lässt sich aus entsprechenden Studien ableiten, dass neben nicht veränderbaren Faktoren (wie Alter, Geschlecht und Genetik) und Vorerkrankungen auch Verhaltensweisen und Lebensumstände das Risiko beeinflussen, daran zu erkranken. Das Risiko sinkt beispielsweise durch körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe. Neuere Untersuchungen weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko durch folgende Faktoren hin: Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Diabetes, schwere Kopfverletzungen, Infektionen, Depression, chronischer Stress sowie das Vorliegen einer Hör- oder Sehminderung, erhöhte Cholesterinwerte.

Diagnostische Besonderheiten: Viele Demenz-Symptome werden erst rückblickend als solche erkannt. Um die Diagnose Demenz stellen zu können, werden in einem ärztlichen Gespräch gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin und den Angehörigen die genaue Krankengeschichte sowie Vorerkrankungen erhoben.Durch eine neuropsychologische Testung wird genau erfasst, wie sehr Gedächtnis, Konzentration, Sprache und Orientierung beeinträchtigt sind. In der Regel sind Untersuchungen von Blut und Nervenwasser notwendig, um behandelbare Ursachen zu erfassen.In Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen der Neuroradiologie wird mit einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) nach zu Grunde liegenden Strukturveränderungen des Gehirns geschaut. Eventuell erfolgt auch eine Stoffwechseluntersuchung des Gehirns in der Abteilung für Nuklearmedizin.

2. Vaskuläre Demenz (VD)

Die vaskuläre Demenz ist eine neurologische Erkrankung, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht wird und mit kognitiven Beeinträchtigungen einhergeht. Die Symptome ähneln denen der Alzheimer-Krankheit. Vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die häufigste Demenzerkrankung.

Häufigkeit: Die vaskuläre Demenz ist die häufigste Demenzform nach Morbus Alzheimer und macht etwa 15 Prozent aller Demenzfälle aus. Mit etwa 20 bis 30 Prozent folgen die gefäßbedingten („vaskulären“) Demenzen. Schätzungsweise 0,3 Prozent der Bevölkerung ist an vaskulärer Demenz erkrankt.

Symptome: Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen. Auch Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund. Je nach Ursache können die Symptome plötzlich, schleichend oder schrittweise auftreten. Auch im weiteren Verlauf können sich die Symptome entweder schleichend oder plötzlich verschlechtern. Dazwischen kann es auch längere stabile Phasen geben.

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Ursachen: Die vaskuläre Demenz (VD) ist eine Form der Demenz, die ihren Ursprung in den Blutgefäßen des Gehirns hat - der Begriff „vaskulär“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „die Gefäße betreffend“. Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Hierdurch können Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist.

Die vaskuläre Demenz wird durch eine Schädigung der Blutgefäße im Gehirn verursacht. Die Gefäße können das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen, wodurch wichtige kognitive Funktionen eingeschränkt werden.Zu den typischen Ursachen einer vaskulären Demenz gehören:Schlaganfälle, die eine Hirnarterie verschließen, können eine ganze Reihe von Symptomen verursachen, zu denen auch eine vaskuläre Demenz gehören kann.Stille Schlaganfälle, die ohne spürbare Symptome verlaufen, erhöhen ebenfalls das Demenzrisiko. Sind Arterienverkalkung (Arteriosklerose) oder Bluthochdruck die Ursache, machen sich die Beschwerden meist eher schleichend bemerkbar.

Bei gefäßbedingten Demenzen kommt es infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns zum Absterben von Nervengewebe. Eine besondere Form vaskulärer Demenz ist die „Multiinfarktdemenz“. Hierbei führen wiederholte kleine örtliche Durchblutungsstörungen zum Absterben von Hirnzellen. Die Symptome ähneln denen der Alzheimer-Demenz, oftmals kommen jedoch körperliche Beschwerden wie Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen oder sonstige neurologische Auffälligkeiten hinzu.

Diagnostik: Um festzustellen, ob überhaupt eine Demenz vorliegt, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben. Durchblutungsstörungen im Gehirn können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck.

Am Anfang der Diagnostik steht das ärztliche Gespräch über die persönliche Krankengeschichte. Besonders wichtig sind dabei frühere oder aktuelle Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Hirngefäße, Bluthochdruck und Diabetes.Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach Beschwerden und Problemen im Alltag, nach Stimmungsschwankungen sowie nach den Lebensumständen. Nach dem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung, um festzustellen, ob Durchblutungsstörungen vorliegen. Mit bildgebenden Verfahren wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) können Veränderungen im Gehirn festgestellt werden. Bei einem Verdacht auf eine vaskuläre Demenz wird vor allem das Herz-Kreislauf-System untersucht, also Blutdruck, Herzgeräusche und Herzgröße. Ebenso wichtig ist der neurologische Status, der die Koordination, Motorik, den Tastsinn und den Gleichgewichtssinn umfasst.Medizinische Demenztests dienen der Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit. Dabei werden bestimmte geistige Leistungsbereiche, wie Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit getestet.

3. Parkinson-Demenz

Unter Parkinson-Demenz versteht man kognitive Beeinträchtigungen, die bei Parkinson-Erkrankten auftreten können. Lewy-Körperchen in den Nervenzellen des Hirnstamms sind für das Parkinson-Syndrom charakteristisch.

Häufigkeit: Betrifft 30 bis 40 Prozent aller Parkinson-Patient:innen

Symptome: Verlangsamtes Denken und Sprechen, Wortfindungsstörungen, verminderte Aufmerksamkeit, Orientierungsprobleme, nachlassendes Gedächtnis, Persönlichkeitsveränderungen

Ursachen: Bei Morbus Parkinson kommt es zum Abbau von Nervenzellen in der „schwarzen Substanz“ des Gehirns (Substantia nigra; nach Samuel Thomas von Soemmerring auch „Soemmerring-Ganglion“). Im weiteren Verlauf können auch Nervenzellen absterben, die das Acetylcholin regulieren.

4. Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz ist eine Demenzform, die durch Ablagerung sogenannter Lewy-Körperchen in den Nervenzellen des Gehirns gekennzeichnet ist. Benannt ist die Krankheit nach ihrem Entdecker Friedrich H. Lewy, einem Mitarbeiter von Alois Alzheimer. Bei der Demenz mit Lewy-Körperchen finden sich neben den Alzheimer-Plaques und Neurofibrillen noch weitere Eiweißablagerungen, so genannte Lewy-Körperchen, in den Nervenzellen der Großhirnrinde.

Häufigkeit: Etwa fünf Prozent aller Demenzkranken haben eine Lewy-Körperchen-Demenz. Ein Viertel der Betroffenen ist jünger als 65. 10

Symptome: Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit, Halluzinationen, Bewegungsstörungen; die Leistungsfähigkeit kann im Tagesverlauf stark schwanken. Eine fortschreitende Demenz mit Gedächtnisstörungen besteht wie bei der Alzheimer-Krankheit. Doch neigen die Patienten neben detailreichen optischen Wahrnehmungsstörungen ("Besucher"), schwankenden Beeinträchtigungen der geistigen Fähigkeiten und der Wachheit im Tagesverlauf sowie spontanen motorischen Parkinson-Symptomen zu Stürzen, Ohnmacht und plötzlichem Bewusstseinsverlust, Wahn sowie Halluzinationen anderer Sinnesgebiete. Häufig sind die optisch-räumlichen Störungen ausgeprägter als bei Alzheimer-Patienten. Es sind wie bei der Parkinson-Krankheit mehr Männer als Frauen betroffen. Neuroleptika (antipsychotische Medikamente) werden schlecht vertragen. Dagegen sprechen die Patienten besonders gut auf die Behandlung mit (Acetyl)Cholinesterasehemmern an. Wegen der Gefahren, die den Patienten durch die Einnahme von Neuroleptika drohen, und dem besonders guten Ansprechen auf (Acetyl)Cholinesterasehemmer ist es wichtig, die Demenz mit Lewy-Körperchen von der Alzheimer- und dem Parkinson-Syndrom diagnostisch abzugrenzen.

Ursachen: Proteinreste aus Alpha-Synclein werden in den Nervenzellen eingeschlossen, vorrangig im Bereich des Großhirns. In der Folge kommt es zum Absterben der Nervenzellen.

Diagnostische Besonderheiten: Die Symptome ähneln denen anderer Demenzformen, die Bewegungsstörungen können etwa auf die Parkinson-Krankheit hindeuten.

5. Fronto-temporale Demenz (FTD)

Bei der frontotemporalen Demenz (FTD) handelt es sich um eine eher seltene neurodegenerative Erkrankung. Sie wurde erstmals im Jahr 1892 von dem Prager Neurologen Arnold Pick beschrieben und wird daher auch als Pick-Krankheit bezeichnet. Die Fronto-temporale Demenz ist seltener als die Alzheimer-Demenz (5%) und befällt eher jüngere Patienten (um das 50. Lebensjahr). Diese Form der Demenz wird durch eine Schrumpfung des Stirnlappens bzw. der Schläfenlappen verursacht. Typisch ist vor allem eine Wesensänderung und eine Störung der Verarbeitung von Emotionen. In speziellen Fällen kann es zu einem isolierten, langsam voranschreitenden Verlust der Sprache kommen (Aphasie).

Sekundäre Demenzformen

Etwa zehn Prozent aller Demenzkranken leiden unter einer sekundären Demenz, deren Ursache nicht im Gehirn liegt. Stattdessen können sekundäre Demenzformen u. a. durch folgende Faktoren verursacht werden:

  • Stoffwechselstörungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion)
  • Vitaminmangel (z.B. Vitamin B12)
  • Infektionen (z.B. Neurosyphilis, HIV)
  • Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Multiple Sklerose oder AIDS)
  • Chronischer Alkoholismus (Korsakow-Syndrom)
  • Schädel-Hirn-Verletzungen
  • Hirntumore
  • Kognitive Störung bei Depression: Bei bestimmten Depressionen (im höheren Lebensalter) kann es zu ungewöhnlich stark ausgeprägten Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Konzentrationsleistung und der Denkabläufe kommen. Manchmal wirkt das hierbei entstehende Störungsbild wie eine Demenz. Werden diese Beeinträchtigungen bei den depressiv Kranken zutreffend erkannt und mit antidepressiv wirkenden Medikamenten behandelt, so können sie sich vollständig zurückbilden.
  • Eine weitere mögliche Ursache von Demenzen sind Erkrankungen innerer Organe (Leber, Nieren) oder auch die Einnahme falscher Medikamente.

Diagnostik und Therapie

Bei ersten Anzeichen von gesteigerter Vergesslichkeit oder dem Eindruck, dass sich die persönliche Denkleistung gravierend verändert, sollten Betroffene einen Facharzt für Neurologie bzw. einen Nervenarzt aufsuchen. Die korrekte Diagnose der Symptome ist wichtig, um andere Ursachen (z.B. Depressionen, organische Erkrankungen etc.) auszuschließen und mit einer passenden Therapie zu beginnen. Bei Verdacht auf eine dementielle Erkrankung folgt die Überweisung in eine neurologische Facharzt-Praxis oder in eine Gedächtnisambulanz. Datenbank GedächtnisambulanzenGedächtnisambulanzen oder Gedächtnissprechstunden sind Abteilungen in Krankenhäusern, die auf kognitive Störungen spezialisiert sind. Dort klären ärztliche Teams die Ursache für Gedächtnis- oder Sprachprobleme ab.

Im Rahmen der Demenzdiagnostik wird nach Erhebung der Krankengeschichte zunächst eine sogenannte „neuropsychologische Testung" durchgeführt. Dafür braucht es in der Regel nur Papier und Stift. Die Ergebnisse werden unter Berücksichtigung des Lebensalters ausgewertet. Gibt es Auffälligkeiten, werden weitere Untersuchungen wie z.B. bildgebende Verfahren (MRT, CT) oder die Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) durchgeführt.

Trotz vielversprechender Fortschritte in der Demenzforschung ist bislang kein Heilmittel gegen Demenz bekannt. Forscher:innen weltweit arbeiten jedoch unermüdlich daran, die Diagnostik zu verbessern und neue Therapieansätze zu entwickeln. Je früher eine Demenzerkrankung diagnostiziert wird, desto besser stehen die Chancen, die kognitiven Fähigkeiten über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten.

Bei neurodegenerativen Demenzen (z.B. der Alzheimer-Krankheit) können nur die Symptome, nicht der krankhafte Prozess im Gehirn selbst nachhaltig beeinflusst werden. Spezielle Medikamente können jedoch das Voranschreiten der Symptome über eine Zeit verlangsamen. Das Gleiche gilt für ergotherapeutische Maßnahmen, aber auch für ein optimales soziales Umfeld und eine adäquate pflegerische Betreuung. Für andere Ursachen demenzieller Erkrankungen können ggf. auch sehr effektive Therapiemöglichkeiten bestehen (z.B. Antibiotika- oder Kortison-Therapien bei Entzündungen oder Hormonersatztherapie bei Schilddrüsenunterfunktion).

Einer vaskulären Demenz beugt man vor, indem man einem Schlaganfall vorbeugt. Wer sich regelmäßig bewegt, kann (weiteren) Schlaganfällen vorbeugen.

Leben mit Demenz

Für die meisten Menschen ist die Nachricht, an einer Demenz erkrankt zu sein, ein großer Schock, der Ängste und Verunsicherung zufolge hat und viele Fragen aufwirft. Auch Selbsthilfeorganisationen können in dieser Situation sehr hilfreich sein. Nach der Diagnose ist es ebenfalls wichtig, rechtliche, gesundheitliche und finanzielle Angelegenheiten zu regeln, solange man dazu noch selbst in der Lage ist. Demenzkranke sind in der Regel im Frühstadium noch voll geschäftsfähig und können selbst in ihrem Sinn vorsorgen. über gesetzliche Leistungen, Rechte, Hilfsangebote vor Ort aber auch ehrenamtliche Angebote für Demenzkranke und Angehörige. Eine Demenz allgemein verändert den Menschen mit dem Fortschreiten der Erkrankung. Dies mitzuerleben kann neben dem Betroffenen auch für die Angehörigen und das weitere Umfeld sehr belastend sein. Um das Miteinander möglichst harmonisch zu gestalten und, um Missverständnisse zu begrenzen, ist eine umfangreiche Aufklärung in dieser Situation sehr hilfreich. Wichtig ist, dass das Umfeld lernt zu verstehen, was in dementen Menschen vorgeht, was sie brauchen und wie sie reagieren. Angehörige sollten lernen, die Erkrankung zu akzeptieren und mit ihr umzugehen. Wichtig ist zudem, sich Hilfe und Unterstützung zu holen, wenn man sie braucht. Insbesondere pflegende Angehörige sollten sich ausführlich über Hilfsangebote beraten lassen.

Aktuelle Entwicklungen in der Alzheimer-Forschung

Große Fortschritte in Diagnostik und Therapie der Demenzerkrankung Alzheimer sind in nächster Zukunft zu erwarten. Sie werden die bisherige Behandlung der Krankheit auf den Kopf stellen. Was muss passieren, dass diese Innovationen bei den Menschen ankommen?

Seit diesem Jahr stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung. Ursächlich bedeutet: Sie bauen aktiv Amyloid-Plaques ab. Das sind Eiweißablagerungen im Hirn, die bei der Entstehung der Krankheit eine zentrale Rolle spielen. Auf dem Europäischen Gesundheitskongress in München (EGKM) gingen Expert:innen der Frage nach, was das für die Versorgungsstrukturen, für die Betroffenen selbst und ihre Angehörigen bedeutet.

Das Jahr 2025 wird in die Geschichtsbücher eingehen: Erstmals erhält ein Medikament in Europa eine Zulassung, das an den Ursachen der Alzheimer-Krankheit ansetzt. Wirken können derartige Therapien nur, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt zum Einsatz kommen. Voraussetzung ist eine frühe Diagnose. Doch daran hapert es in Deutschland all zu oft.

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