Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einer Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten wie Wahrnehmen und Denken einhergehen. Die Symptome ähneln sich grundsätzlich, treten jedoch je nach Erkrankung in unterschiedlicher Reihenfolge oder Stärke auf. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz, die durch spezifische Eiweißablagerungen im Gehirn ausgelöst wird. Weltweit leiden schätzungsweise 50 Millionen Menschen an Demenz, was die Bedeutung von Präventionsstrategien unterstreicht.
Demenz: Eine wachsende Herausforderung
Die Zahl der Demenzkranken steigt, insbesondere aufgrund der Alterung der Bevölkerung. In Deutschland lebten im Jahr 2023 rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, und Prognosen sagen einen Anstieg auf bis zu 2,7 Millionen im Jahr 2050 voraus. Europaweit wird ein Anstieg von 8,9 Millionen im Jahr 2018 auf geschätzte 16,3 Millionen im Jahr 2050 erwartet. Global gab es im Jahr 2019 mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz, und diese Zahl könnte bis 2050 auf 153 Millionen ansteigen.
Risikofaktoren für Demenz
Es gibt eine Vielzahl von Risikofaktoren, die das Entstehen einer Demenz begünstigen können. Diese Faktoren belasten entweder die Gefäße oder den Stoffwechsel, fördern Entzündungen oder schädliche Ablagerungen im Gehirn oder schwächen die kognitive Reserve. Besonders wichtig ist, dass das Demenzrisiko deutlich steigt, wenn mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen.
Lebensstilbedingte Risikofaktoren
- Bewegungsmangel: Wer sich im Alltag kaum bewegt, erhöht sein Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns, schwächt Nervenzellen und begünstigt den geistigen Abbau. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche.
- Ernährung: Übergewicht, insbesondere im mittleren Lebensalter, erhöht das Risiko für Demenz. Besonders problematisch ist Bauchfett, dessen Botenstoffe hohen Blutdruck und entzündliche Erkrankungen fördern und die Gefäße belasten. Ungesunde Essgewohnheiten und zu wenig Bewegung sind die Hauptursachen für zu große Fettspeicher im Bauchraum. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und wenig Zucker kann das Risiko für Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes senken, die wiederum das Demenzrisiko erhöhen.
- Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz, vor allem durch die negativen Auswirkungen auf Herz, Gefäße und Gehirn. Entzündungen und zellschädigende Prozesse im Gehirn können durch Rauchen gefördert werden. Wer das Rauchen aufgibt, kann sein Risiko deutlich senken.
- Alkohol: Regelmäßiger, hoher Alkoholkonsum führt zum Verlust der grauen Masse im Gehirn und damit zu einem höheren Demenzrisiko. Ein zu hoher Alkoholkonsum kann zudem bewirken, dass eine Demenz früher auftritt. Langjährige schwere Alkoholabhängigkeit kann das Wernicke-Korsakoff-Syndrom auslösen, eine bleibende Gehirnschädigung durch Vitamin-B1-Mangel.
- Soziale Isolation und Einsamkeit: Soziale Isolation und Einsamkeit können das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken, da das Gehirn Anregung durch Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten benötigt. Es zählt nicht nur die Anzahl der Kontakte, sondern auch das Gefühl, verbunden zu sein.
- Luftverschmutzung: Feine Partikel aus Abgasen, Industrie, Holz- und Kohleöfen können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen. Feinstaub steht im Verdacht, das Demenzrisiko zu erhöhen.
Medizinische Risikofaktoren
- Bluthochdruck: Bluthochdruck im mittleren Lebensalter erhöht das Risiko für alle Demenzformen, insbesondere für die vaskuläre Demenz. Der Effekt scheint besonders stark auszufallen, wenn der Bluthochdruck über Jahre hinweg unbehandelt bleibt. Bluthochdruck tritt häufig zusammen mit anderen Risikofaktoren wie Diabetes, Übergewicht oder Bewegungsmangel auf, was das Risiko zusätzlich verstärkt.
- Erhöhtes Cholesterin: Erhöhtes Cholesterin, vor allem bei Menschen unter 65, kann die Ablagerung von schädlichen Proteinen wie Amyloid-beta und verändertem Tau im Gehirn fördern, beides typische Merkmale der Alzheimer-Krankheit. Zudem belastet zu viel Cholesterin die Blutgefäße, was das Risiko für Schlaganfälle und damit auch für eine vaskuläre Demenz steigert.
- Diabetes: Typ-2-Diabetes zählt zu den am besten belegten Risikofaktoren für Demenz.
- Seh- und Hörverlust: Wenn das Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren. Studien zeigen, dass Menschen mit unbehandelten Sehschwächen ein deutlich höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken. Ähnlich verhält es sich mit dem Gehör: Wenn das Gehör nachlässt, verarbeitet das Gehirn weniger Reize und muss mehr Energie aufbringen, um Sprache zu verstehen.
- Kopfverletzungen: Schwere oder wiederholte Kopfverletzungen erhöhen das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer und die chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE). Besonders riskant sind Verletzungen in jungen Jahren sowie häufige Erschütterungen. Sie können Entzündungen im Gehirn auslösen und die Ablagerung von Amyloid-beta und Tau fördern.
- Depression: Anhaltende Niedergeschlagenheit, sozialer Rückzug und mangelnde Selbstfürsorge belasten nicht nur die Seele, sondern auch das Gehirn.
Weitere Risikofaktoren
- Geringe Bildung: Ein niedriger Bildungsstand im frühen Leben stellt ein Risikofaktor für eine spätere Demenzerkrankung dar.
- Traumatische Hirnverletzungen: Traumatische Hirnverletzungen können das Risiko für Demenz erhöhen.
Präventionsstrategien
Obwohl es keinen absolut sicheren Weg gibt, eine Demenz zu verhindern, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, das Risiko zu verringern.
Lebensstiländerungen
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung ist entscheidend für die Durchblutung des Gehirns und die Gesundheit der Nervenzellen. Die WHO empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, wenig Zucker und gesunden Fetten kann das Risiko für Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes senken, die wiederum das Demenzrisiko erhöhen. Die Mittelmeer-Diät wird von der WHO zur Demenzprävention empfohlen.
- Nichtrauchen: Wer das Rauchen aufgibt, kann sein Demenzrisiko deutlich senken.
- Moderater Alkoholkonsum: Ein übermäßiger Alkoholkonsum sollte vermieden werden, um das Risiko für Hirnschäden und Demenz zu reduzieren.
- Soziale Kontakte pflegen: Aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, regelmäßige Treffen mit Freunden und Familie und der Austausch mit anderen halten das Gehirn wach und leistungsfähig.
- Luftverschmutzung reduzieren: Maßnahmen zur Reduzierung der Luftverschmutzung können dazu beitragen, das Demenzrisiko zu senken.
Medizinische Vorsorge
- Blutdruck kontrollieren und behandeln: Ein systolischer Wert von 130 mmHg oder darunter bei Personen ab 40 Jahren wird empfohlen.
- Cholesterinwerte im Blick behalten: Ein hoher LDL-Cholesterinspiegel im mittleren Alter sollte vermieden werden.
- Diabetes behandeln: Eine gute Blutzuckerkontrolle kann das Demenzrisiko senken.
- Hör- und Sehvermögen erhalten: Schwerhörigkeit und Sehschwächen sollten frühzeitig behandelt werden, um das Gehirn ausreichend zu stimulieren.
- Depressionen behandeln: Eine wirksame Behandlung von Depressionen kann das Demenzrisiko reduzieren.
Geistige Fitness
- Gehirnjogging: Regelmäßige geistige Aktivität, wie z.B. das Erlernen einer neuen Sprache oder eines Instruments, kann die kognitive Reserve stärken und das Gehirn fit halten.
- Bildung: Ein guter Bildungsstand in jungen Jahren kann das Risiko für eine spätere Demenzerkrankung verringern.
Die Bedeutung der Prävention
Studien deuten darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Demenzerkrankungen vermeidbar wäre. Die "Lancet Commission on dementia prevention, intervention and care" schätzt, dass durch die Beseitigung von 14 Risikofaktoren bis zu 40 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindert oder hinausgezögert werden könnten. Andere Schätzungen gehen von einer Reduktion der Demenzinzidenz von etwa 13 Prozent pro Jahrzehnt aufgrund verbesserter Gesundheitsversorgung und Lebensbedingungen aus.
Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick
Es ist wichtig zu beachten, dass die Forschung zu Demenzrisikofaktoren und Präventionsstrategien komplex ist. Einige Korrelationen zwischen Risikofaktoren und Demenz bedeuten nicht zwangsläufig eine Kausalität. Dennoch ist es unbestritten, dass ein gesunder Lebensstil und eine gute medizinische Versorgung das Risiko für Demenz und andere altersbedingte Erkrankungen verringern können.
Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz
Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz
tags: #ist #demenz #vermeidbar #risikofaktoren