Dopamin ist ein vielseitiger Neurotransmitter, der im Körper eine entscheidende Rolle spielt. Er gehört zur Gruppe der Katecholamine und ist sowohl im zentralen Nervensystem als auch in der Körperperipherie aktiv. Dopamin ist bekannt für seine motivations- und antriebssteigernden Effekte und wird therapeutisch bei Schockzuständen eingesetzt. Ein Ungleichgewicht des Dopaminspiegels kann jedoch zu gesundheitlichen Problemen führen, wie z.B. Parkinson-ähnlichen Symptomen oder manischen Zuständen.
Dopamin als Nervenbotenstoff
Im Gehirn dient Dopamin als Kommunikationsmittel zwischen Nervenzellen und vermittelt positive Gefühlserlebnisse, den sogenannten Belohnungseffekt. Daher wird Dopamin oft als "Glückshormon" bezeichnet, ähnlich wie Serotonin. Im Vergleich zu Serotonin bewirkt Dopamin jedoch eher eine längerfristige Motivationssteigerung und Antriebsförderung.
Ein Mangel an Dopamin im zentralen Nervensystem ist eine der Hauptursachen für die Parkinson-Krankheit. Zu den typischen Symptomen gehören Muskelstarre (Rigor), Zittern (Tremor) und eine Verlangsamung der Bewegungen bis hin zur Bewegungslosigkeit (Akinese). Obwohl Dopamin selbst nicht in der Lage ist, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, können Vorstufen (L-DOPA) und Analoga (Dopamin-Agonisten) des Botenstoffs verabreicht werden, um den Mangel im Gehirn auszugleichen.
Bei schizophrenen oder psychotischen Patienten liegt oft eine erhöhte Dopamin-Konzentration in bestimmten Hirnregionen vor. In solchen Fällen werden Dopamin-Antagonisten eingesetzt, um die Wirkung des Botenstoffs zu hemmen. Diese Medikamente gehören zu den Antipsychotika.
Dopamin in der Körperperipherie
Dopamin kann in bestimmten Körperregionen, wie z.B. den Nieren, die Durchblutung steigern. Aus diesem Grund wurde es früher bei Schockzuständen, niedrigem Blutdruck und Nierenversagen eingesetzt. Diese Verwendung ist jedoch rückläufig, da inzwischen Wirkstoffe mit einem geringeren Nebenwirkungspotenzial zur Verfügung stehen.
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Nach Injektion oder Infusion wird Dopamin schnell abgebaut und mit dem Urin ausgeschieden. Bereits innerhalb von fünf bis zehn Minuten ist die Hälfte des Wirkstoffs abgebaut.
Anwendung von Dopamin
Dopamin wird nicht direkt bei neurologischen Indikationen wie Parkinson eingesetzt, da es die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann. Stattdessen werden Vorläufer oder Analoga davon verabreicht.
Zur Kreislaufstabilisierung wird Dopamin bei Schockzuständen oder drohenden Schockzuständen eingesetzt, die beispielsweise in folgenden Fällen auftreten können:
- Herzversagen und Herzinfarkt
- Schwere Infektionen
- Plötzlicher, starker Blutdruckabfall
Dopamin wird in Form von Infusions- und Injektionslösungen intravenös verabreicht. Die Anwendungshäufigkeit und Dosierung wird individuell durch den behandelnden Arzt festgelegt. L-DOPA sowie Dopamin-Agonisten und Dopamin-Antagonisten sind in Tablettenform erhältlich.
Nebenwirkungen und Risiken
Der rückläufige Einsatz von Dopamin erklärt sich durch das vergleichsweise hohe Nebenwirkungspotenzial. Bei der Injektion in Schockzuständen kann es häufig zu Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen, Atemnot, Übelkeit bis hin zu Erbrechen sowie zu starkem Blutdruckabfall oder übermäßigem Blutdruckanstieg kommen.
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Dopamin wird hauptsächlich in der Notfallmedizin eingesetzt. Der behandelnde Arzt wird individuell abklären, ob ein Patient das Medikament aus bestimmten Gründen nicht erhalten darf. Dopamin kann ab der Geburt eingesetzt werden, jedoch gibt es aufgrund mangelnder Datenlage keine festen Dosisempfehlungen im Kindesalter. In lebensbedrohlichen Zuständen kann Dopamin auch in der Schwangerschaft und Stillzeit verabreicht werden.
Dopamin ist rezeptpflichtig und nur in Kliniken und für Ärzte erhältlich. Die Wirkung von Dopamin, das durch die Mahlzeiten aufgenommen wird (z.B. durch den Verzehr von Bananen, Kartoffeln, Avocados und Brokkoli), ist zu vernachlässigen, da der Wirkstoff kurz nach der Aufnahme im Darm deaktiviert wird.
Entdeckung und Erforschung von Dopamin
Der erste Nervenbotenstoff, der im Gehirn von Säugetieren entdeckt wurde, war Adrenalin. Da die körpereigene Produktion des Adrenalins über verschiedene Zwischenprodukte - unter anderem Dopamin - verläuft, gingen Wissenschaftler zunächst davon aus, dass die Zwischenprodukte keine weitere Relevanz im Körper hätten.
Erst die Entdeckung, dass im Gehirn ein völlig anderes Verteilungsmuster für Dopamin als für Adrenalin vorliegt, führte die Wissenschaftler Arvid Carlsson, Åke Bertler und Evald Rosengren zu der Annahme, dass dem Dopamin eine ganz eigene Bedeutung beizumessen ist. Anhand von Versuchen entdeckten die Forscher im Corpus striatum, einer zentralen Hirnregion, die größte Dopamin-Konzentration. Durch Versuche mit dem pflanzlichen Stoff Reserpin konnten sie nachweisen, dass die Entleerung der Dopamin-Speicher in diesem Hirnareal zu Parkinson-ähnlichen Symptomen führt.
Oleh Hornykiewicz konnte kurze Zeit später zeigen, dass diese Hirnareale bei Parkinson-Patienten auffallend wenig Dopamin enthalten. Im Jahr 2000 gewannen Arvid Carlsson und weitere Forscher den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie „für ihre Entdeckungen zur Signalübersetzung im Nervensystem“.
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Dopamin und Sucht
Bestimmte Drogen wie Kokain gelten als Dopamin-Wiederaufnahmehemmer. Sie unterbinden die Wiederaufnahme von ausgeschüttetem Dopamin in seine Ursprungszelle, was zu einer verstärkten Wirkung des Glückshormons Dopamin führt. Das Gehirn verbindet den Drogenkonsum somit mit einem Belohnungseffekt, wodurch sich primär die Suchtwirkung von Kokain und anderen Drogen erklären lässt.
Dopamin-Ausschüttung im Alltag
Dinge und Tätigkeiten, die mit Lust und Freude verbunden sind, führen zu einer Ausschüttung von Dopamin. Dazu gehören beispielsweise:
- Essen
- Alkohol
- Tabak
- Drogen
- Umarmen von Angehörigen
- Sport
- Gaming
- Surfen in sozialen Medien
- Glücksspiele
Auch Dinge, die außerhalb der eigenen Kontrolle liegen, können die Dopamin-Produktion steigern, wie beispielsweise Benachrichtigungen auf dem Smartphone oder neue und unerwartete Reize.
Dopamin-Balance
Eine balancierte Konzentration an Dopamin im Organismus ist wichtig für das Wohlbefinden. Um das eigene Dopamin auf natürliche Weise zu erhöhen, können folgende Handlungen helfen:
- Abbau von chronischem Stress
- Ausreichend Schlaf (7-9 Stunden) von guter Qualität
- Praktizieren von Entspannung (Meditation und Yoga)
- Regelmäßige Bewegung
- Ausreichendes Verzehren von Proteinen
- Genießen von Musik
- Sonne tanken
Es ist wichtig, diese Tipps in Maßen anzuwenden und zu beachten, dass sie keine garantierte Steigerung des Dopaminspiegels bewirken.
Dopamin-Überschuss und Dopamintoleranz
Symptome eines Dopamin-Überschusses sind eine sehr intensive Wahrnehmung der Umwelt, zunehmende Unfähigkeit, zwischen wichtigen und unwichtigen Empfindungen zu unterscheiden, Schlafprobleme, Wahnvorstellungen und manisches Verhalten. Hohe Dopaminwerte werden mit seelischen Erkrankungen wie Psychosen, Schizophrenie, Drogenabhängigkeit und Angstzuständen in Verbindung gebracht.
Durch viele stimulierende und kurzfristig Freude bereitende Reize kann sich eine Dopamintoleranz entwickeln. Betroffene empfinden keine Freude mehr und suchen nach immer größeren und neuen Vergnügen. Dies kann zu Verhaltenssüchten führen und dazu, dass Betroffene das Interesse an wichtigen Dingen verlieren oder diese vernachlässigen.
Dopamin und Ernährung
Es gibt viele dopaminhaltige Lebensmittel, die konsumiert werden können. Allerdings kann der Körper Nahrung nicht als Quelle benutzen, um Dopamin aufzunehmen, da es bei der Verdauung rasch abgebaut wird. Eine Dopaminsteigerung durch Lebensmittel ist also nicht möglich. Der Körper muss den Botenstoff selbst herstellen.
Dopamin und räumliches Gedächtnis
Eine aktuelle Studie hat die Auswirkungen von Dopamin auf das räumliche Gedächtnis untersucht. Dabei interessierten sich die Forscher insbesondere für die Rolle eines Dopaminrezeptors, des sogenannten D2-Rezeptors. Die Ergebnisse zeigten, dass D2-Rezeptoren das Kurzzeitgedächtnis in Bezug auf die Abfolge von räumlichen Ereignissen unterstützen.
Dopamin und Tumore
Der Dopamin-Wert wird bei Verdacht auf verschiedene Tumoren bestimmt, insbesondere bei Phäochromozytomen und Paragangliomen. Diese Tumoren können die Hormone Noradrenalin, Adrenalin und seltener Dopamin produzieren und unkontrolliert freisetzen. Das Hauptsymptom bei Menschen mit solchen Tumoren ist Bluthochdruck, der anhaltend oder anfallsartig auftreten kann.
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