Ist Puzzeln gut fürs Gehirn? Wissenschaftliche Studien im Überblick

Puzzeln erfreut sich großer Beliebtheit und wird oft als unterhaltsame Freizeitbeschäftigung angesehen. Doch Puzzeln ist mehr als nur ein Zeitvertreib. Es kann auch positive Auswirkungen auf das Gehirn haben. Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass regelmäßiges Puzzeln die kognitiven Fähigkeiten verbessern und sogar vor altersbedingtem geistigen Abbau schützen kann.

Puzzeln als Training für die grauen Zellen

Unsere Gesellschaft wird immer älter, und damit steigt auch die Bedeutung der Erhaltung geistiger Fitness. Eine Studie der Universität Ulm unter der Leitung von Professorin Iris-Tatjana Kolassa und Patrick Fissler untersucht, ob Puzzeln die kognitive Leistungsfähigkeit positiv beeinflussen kann. Die Studie richtet sich an Personen ab 50 Jahren, die Interesse am Puzzeln haben, aber in den letzten fünf Jahren nicht mehr als fünf Puzzles zusammengesetzt haben. Die Teilnehmer werden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe puzzelt regelmäßig und erhält zusätzlich eine Beratung zum Thema geistiges Altern, während die andere Gruppe lediglich die Beratung erhält und nicht puzzelt. Ziel der Studie ist es, die Auswirkungen des Puzzelns auf die geistige Fitness zu untersuchen.

Patrick Fissler betont, dass die Förderung geistiger Fähigkeiten in unserer alternden Gesellschaft immer wichtiger wird.

Die positiven Effekte des Puzzelns auf das Gehirn

Regelmäßiges Puzzeln kann verschiedene geistige Fähigkeiten positiv beeinflussen, darunter:

  • Wahrnehmung: Puzzeln erfordert die genaue Wahrnehmung von Formen, Farben und Mustern.
  • Geschwindigkeit: Beim Puzzeln muss man schnell passende Teile finden und zusammenfügen.
  • Flexibilität: Puzzeln erfordert flexibles Denken und die Fähigkeit, verschiedene Lösungsansätze auszuprobieren.
  • Arbeitsgedächtnis: Beim Puzzeln muss man sich bereits gefundene Teile merken und in Beziehung zu anderen Teilen setzen.
  • Logisches Denken: Puzzeln erfordert logisches Denken, um die Beziehungen zwischen den Teilen zu verstehen und die richtige Lösung zu finden.
  • Episodisches Gedächtnis: Puzzeln kann das Gedächtnis für erlebte Situationen und Erfahrungen verbessern.

Eine chinesische Analyse aus dem Jahr 2022 hat gezeigt, dass geistige Aktivitäten das Demenzrisiko deutlich senken können. Puzzeln kann ein Baustein sein, um das Gehirn bis ins hohe Alter fit zu halten.

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Mehr als nur Puzzeln: Vielfältige geistige Stimulation ist wichtig

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht nur Puzzeln das Gehirn fit hält. Ganz allgemein ist geistige Stimulation entscheidend. Kreatives Arbeiten, wie Handwerken, Malen oder Zeichnen, kann das Risiko ebenfalls reduzieren, wenn auch in geringerem Maße.

Prof. Dr. Kathrin Reetz, Präsidentin der Deutschen Hirnstiftung, erklärt, dass es nicht nur das Puzzeln ist, das das Gehirn bis ins hohe Alter fit hält, sondern ganz allgemein die geistige Stimulation. Diese kann durch verschiedene Aktivitäten erreicht werden.

Eine australische Studie hat die positiven Auswirkungen verschiedener Tätigkeiten auf die Kognition untersucht. Dabei zeigte sich, dass aktive geistige Aktivitäten wie Kartenspiele, Schachspielen, Kreuzworträtsel oder Puzzles mit einem niedrigeren Demenzrisiko verbunden waren. Noch effektiver waren jedoch "intellektuelle" Aktivitäten wie Sprachkurse, Fortbildungen, Briefschreiben oder das Führen eines Tagebuchs.

Körperliche Aktivität und soziale Kontakte als wichtige Säulen der Demenz-Vorsorge

Neben geistigem Training ist körperliche Bewegung eine aktive Demenz-Vorsorge. Besonders ideal ist es, wenn beides zusammenkommt, wie beim Tanzen, wenn neue Schrittfolgen und Figuren erlernt werden müssen. Insgesamt können körperliche Aktivitäten das Risiko für Demenzen jeglicher Ursache senken.

Auch soziale Kontakte spielen eine wichtige Rolle bei der Demenz-Vorsorge. Die fehlende Stimulation durch Gespräche am Arbeitsplatz kann nicht dauerhaft durch ein „einsames Puzzlespiel“ ersetzt werden. Es ist wichtig, soziale Kontakte bis ins hohe Alter zu pflegen, beispielsweise durch Engagement in Vereinen oder im Ehrenamt.

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Eine große Metaanalyse hat gezeigt, dass körperliche Aktivitäten das Risiko für Demenzen jeglicher Ursache um 17 Prozent, kognitive Aktivitäten um 13 Prozent und soziale Aktivitäten um sieben Prozent senken können.

"Wordle" und andere Worträtsel als stimmungsaufhellendes "Brain Food"

Das Worträtsel "Wordle" hat sich zu einem weltweiten Phänomen entwickelt. Jeden Tag öffnen Millionen Menschen ihren Browser, um das Wort des Tages zu lösen. Das Spielprinzip ist einfach: Ziel ist es, ein aus fünf Buchstaben bestehendes Wort herauszufinden. Dafür gibt es sechs Versuche und drei Hinweise.

Wissenschaftler sind sich noch uneinig darüber, welche Vorteile Worträtsel wie "Wordle" für die Gehirngesundheit bringen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass besonders ältere Spieler von Worträtseln aller Art profitieren. Eine Studie aus dem Jahr 2019 hat gezeigt, dass rätselnde Menschen seltener an Demenz erkranken und über ein stärkeres Gedächtnis verfügen.

Wer bei "Wordle" des Rätsels Lösung findet, wird mit einem kleinen Dopamin-Kick im Gehirn belohnt. Dieses Dopamin sorgt dafür, dass man am Ball bleibt und es einem nicht langweilig wird. Dabei spielt der sogenannte „Aha-Moment“ eine große Rolle. Die plötzliche Erkenntnis, der Lösung auf die Spur gekommen zu sein, ist ein großartiges Gefühl.

Die amerikanische Hirnforscherin Renetta Weaver erklärt, dass "Wordle" eine Herausforderung darstellt, die unser Gehirn zu lösen motiviert ist. Wenn wir sie schaffen, bekommen wir einen Dopamin-Schub und wenn wir unsere Siege mit anderen teilen können, bekommen wir einen Oxytocin-Schub. Beide Hormone bringen Ruhe in unser Nervensystem und helfen dabei, uns zu entspannen.

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Gehirnjogging: Mehr als nur leere Versprechen?

Das Geschäft mit dem sogenannten Gehirnjogging boomt. Unternehmen ersinnen immer neue Übungen, Online-Kurse oder Computerspiele. Millionen Menschen versuchen, mit Denksportaufgaben geistig fit zu werden. Aber kann das funktionieren?

Sicher ist, dass die Fähigkeit des Gehirns, sich zu entwickeln, auch im Alter erhalten bleibt. Zwar lässt die Denkleistung bei jedem Menschen mit den Jahren nach. Doch auch wenn die Leistung des Gehirns insgesamt nachlässt, bleibt es ein Leben lang wandlungsfähig und formbar (plastisch).

Studien haben gezeigt, dass Menschen, die in Ausbildung, Beruf und Freizeit über Jahrzehnte geistig aktiv sind, wer zudem ein intensives soziales Leben pflegt und körperlich in Bewegung bleibt, einen gewissen Schutz vor dem geistigen Verfall genießen.

Niemand bestreitet, dass man seine Leistung in Spielen wie „Pfadfinder“ bereits nach kurzem Training merklich erhöhen kann. Dieser Fortschritt beruht auf einem relativ einfachen Lernprozess - man durchschaut nach einiger Zeit den Aufbau der Übung, man weiß, worauf man seine Aufmerksamkeit richten muss, entwickelt besondere Strategien, um sich die Linien auf dem Bildschirm einzuprägen.

Im Oktober 2014 gab eine Gruppe von mehr als 70 renommierten Kognitions- und Neurowissenschaftlern aus aller Welt eine Erklärung heraus, in der sie sich von den überbordenden Versprechungen der Gehirnjogging-Anbieter klar distanzieren. Die Aussagen, mit denen diese für ihre Produkte werben, seien oft übertrieben, bisweilen sogar irreführend und höchst bedenklich, so die Experten.

Doch anders als manche unnütze Vitaminpräparate können Denksportübungen zumindest kaum Schaden anrichten. Im Gegenteil: Vielen Menschen machen sie schlicht Spaß, und ganz unabhängig davon, wie groß die Effekte auf die geistige Fitness wirklich sind, ist dieser Aspekt nicht zu unterschätzen.

Wer allerdings einseitig auf Gehirnjogging vertraut, vergibt womöglich weitaus bessere andere Chancen, auch im Alter noch sein Denkorgan zu stimulieren und die lebenslange Plastizität der neuronalen Netze zu nutzen. Denn jede Stunde, die ein Mensch allein zu Hause mit Übungen am Computer zubringt, könnte er auch für soziale Kontakte verwenden, für das Erlernen einer Sprache oder einfach zum Spazierengehen - und so nach Meinung der Forscher viel mehr tun, um seine kognitiven Fähigkeiten zu erhalten.

Puzzeln im Alter: Eine positive Wirkung auf das Kurzzeitgedächtnis

Eine Studie über einen Zeitraum von 50 Jahren mit 100 kognitiv gesunden Erwachsenen hat ergeben, dass sich ein Puzzle positiv auf Menschen mit zunehmendem Alter auswirkt, da es u.a. das Kurzzeitgedächtnis trainiert. Wer langfristig und regelmäßiges Gehirnjogging betreibt, wie zum Beispiel bei diesem Spiel, kann sich vor dem geistigen Abbau im Alter schützen.

Beim Suchen und Finden der einzelnen Teile werden beide Gehirnhälften gefordert: Beim Sortieren müssen wir logisch vorgehen, also die linke Hälfte unseres Gehirns nutzen. Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit beider Seiten ist die Verbindung zwischen einzelnen Gehirnzellen deutlich stärker und effizienter. Was wiederum dazu führt, dass die Konzentrationsfähigkeit gesteigert wird.

Darüber hinaus verbessert Puzzeln unser Vorstellungsvermögen, hebt die Laune (aufgrund von Erfolgserlebnissen) und hat eine beruhigende Wirkung - was für Menschen mit erhöhtem Blutdruck durchaus förderlich ist.

Puzzles für jeden Geschmack: Eine vielfältige Auswahl

Es gibt Puzzles für jeden Geschmack und jedes Alter. Hier eine kleine Auswahl:

  1. Für Marvel-Fans: Ein Puzzle mit 1.000 Teilen, das die Avengers abbildet.
  2. Für Disney-Fans: Ein dreidimensionales Puzzle, das ein Schloss darstellt und räumliches Denkvermögen abverlangt.
  3. Für Historiker: Ein Puzzle mit 5.000 Teilen, das eine Weltkarte ergibt.
  4. Für Modellbauer: Ein Holzpuzzle-Bausatz, der ein dreidimensionales Gebilde aus Zahnrädern ergibt.
  5. Für Denker: Ein 3D-Puzzle aus Holz, bei dem es darum geht, alle Teile so ineinanderzustecken, dass sie nahtlos passen und am Ende einen quadratischen Würfel ergeben.
  6. Für Kulturinteressierte: Das neue Wahrzeichen Hamburgs als Puzzle: die Elbphilharmonie.
  7. Für Künstler: Das Meisterwerk "Der Kuss" von Gustav Klimt als Puzzle mit 200 Teilen.
  8. Für Puzzle-Profis: Ein 5.000-teiliges Puzzle von James Rizzi, dem bekannten Pop-Art-Maler aus New York.

Tipps für Puzzle-Anfänger

Aller Anfang ist schwer, das gilt auch für das Puzzeln. Aus diesem Grund sollten Anfänger mit einer leichten Variante beginnen, die nur aus 500 Teilen besteht:

  1. Sortieren Sie zuerst die Randstücke aus, um den Rahmen zu bauen.
  2. Anschließend sortieren Sie die Teile nach Farben und Formen.

Wenn Sie schon ein fortgeschrittener Puzzleexperte sind, können Sie sich an ein 1.000-teiliges Puzzle wagen. Da sich hier viele Stücke ähneln, ist die Herausforderung deutlich größer - und somit auch der Schwierigkeitsgrad. Wenn auch diese Hürde ein Klacks für Sie ist, können Sie sich an einem Puzzle zwischen 2.000 und 5.000 Teilen versuchen.

Räumliches Denken fördern: Puzzeln für Kinder

Kinder, die viel puzzeln, mit Bauklötzen spielen oder sich mit Brettspielen beschäftigen, haben auch beim räumlichen Denken die Nase vorne. Dies zeigt eine Studie von Jamie Jirout vom Rhodes College und von Nora Newcombe von der Temple University.

Die Forscher analysierten die Daten von mehr als 800 Kindern zwischen vier und sieben Jahren, die einen Test zur Raumvorstellung absolviert hatten. Die Ergebnisse verglichen Jirout und Newcombe anschließend mit den Angaben der Eltern über das Spielverhalten ihrer Sprösslinge. Dabei stellte sich heraus, dass Kinder, die sich regelmäßig mehr als sechsmal pro Woche mit Puzzles, Bauklötzen oder klassischen Brettspielen beschäftigten, auch in dem Test besser abschnitten.

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