Parkinson ist eine komplexe neurologische Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von Symptomen manifestiert. Das bekannteste Symptom ist zweifellos das Zittern, auch Tremor genannt. Viele Menschen assoziieren das Zittern automatisch mit Parkinson, aber es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder Parkinson-Patient unter Tremor leidet und dass es verschiedene Arten von Tremor gibt, die nicht mit Parkinson in Verbindung stehen.
Was ist ein Tremor?
"Tremor" ist der medizinische Fachbegriff für Muskelzittern. Ein Tremor kann verschiedene Muskelgruppen betreffen, wie z.B. die Hohlhandmuskeln, Ellenbogenmuskeln, Deltamuskeln, Armbeuger (Bizeps) und Oberarmspeichenmuskeln. In geringem Ausmaß ist ein Tremor eine normale Körperreaktion, beispielsweise auf Kälte, da die Muskelkontraktion Wärme erzeugt. Jeder Mensch kann einen leichten, physiologischen Tremor beobachten, wenn er die Hand ausstreckt. Dieses leichte Muskelzittern ist normal und variiert in Abhängigkeit vom Erregungszustand des Körpers. Alkohol, Koffein und Drogen können die Intensität des physiologischen Tremors verstärken.
Tremor bei Parkinson
Der Tremor bei Parkinson ist ein Ruhetremor, der auftritt, wenn der Körper entspannt ist und sich nicht aktiv bewegt. Er betrifft meist die Hände, kann aber auch in anderen Körperteilen wie Armen, Beinen, Kopf, Kiefer oder Rumpf auftreten. Charakteristisch für den Parkinson-Tremor ist, dass er sich bei Bewegung verringert oder verschwindet und bei Anspannung verstärken kann. Viele Patienten reiben im Ruhezustand die Finger aneinander, was an das Zählen von Münzen oder das Drehen von Pillen erinnert (Pillendreher-Phänomen). Die Frequenz des Parkinson-Tremors liegt typischerweise zwischen 4 und 7 Hz.
Die Diagnose "Morbus Parkinson" wird erst gestellt, wenn motorische Symptome vorliegen, insbesondere die vier Kardinalsymptome: Tremor, Rigor, Akinese und posturale Instabilität.
Andere Arten von Tremor
Es gibt verschiedene Arten von Tremor, die unterschiedliche Ursachen und Merkmale haben:
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- Essenzieller Tremor: Dies ist die häufigste Form des Tremors. Er tritt meist beidseitig und symmetrisch auf und betrifft vor allem die Hände, kann aber auch Arme, Beine, Kopf und Stimme betreffen. Im Gegensatz zum Parkinson-Tremor ist der essenzielle Tremor ein Haltetremor oder Aktionstremor, d.h. er tritt auf, wenn die betroffene Muskelgruppe aktiviert wird, um eine bestimmte Position zu halten oder eine Bewegung auszuführen. Der essenzielle Tremor kann durch Alkoholgenuss gelindert werden, was als diagnostisches Kriterium dienen kann.
- Aktionstremor: Das Muskelzittern tritt bei willkürlich ausgeführten Bewegungen auf, zum Beispiel während Betroffene die Gabel zum Mund führen oder eine Buchseite umblättern. Betroffene berichten häufig, dass ihnen das Essen mit Besteck und das Trinken aus einer Tasse oder Flasche schwerfällt. Aktionstremor und Haltetremor sind nicht immer trennscharf voneinander abgrenzbar. Zudem ist der beidseitige symmetrische Haltetremor die typischste Form des essenziellen Tremors.
- Haltetremor: Der Tremor tritt auf, wenn die betroffene Muskelgruppe aktiviert wird, um zum Beispiel den Arm gegen die Schwerkraft in einer bestimmten Position zu halten. Also wenn der Arm zum Beispiel ausgestreckt wird, um etwas aus einem Regal zu holen, oder beim Ausstrecken der Hand zur Begrüßung. Wie auch beim Aktionstremor verstärken sich die Symptome unter großer Anspannung. Zur Diagnose kann der Armvorhaltetest zur Anwendung kommen, bei dem die Fingerspitzen um mehrere Zentimeter schwingen können.
- Intentionstremor: Das Zittern beginnt, wenn eine Bewegung eines ganz bestimmten Ziels ausgeführt wird, zum Beispiel um einen Türgriff zu nutzen. Typisch für den Intentionstremor ist, dass seine Intensität zunimmt, wenn etwa die Hand sich dem Ziel nähert. Je dichter die Hand dem Ziel kommt, desto größer wird die Bewegungsamplitude. Typisch für eine erste Diagnose ist deshalb der Finger-Nase-Test. Die Finger zittern bei einem Intentionstremor nur dann, wenn sie dicht an der Nase sind, aber nicht, wenn sie diese berühren oder noch weit entfernt sind. Ursächlich ist eine Störung des Kleinhirns, weshalb, neben dem Intentionstremor, oft weitere typische Symptome bei einer solche Störung auftreten, etwa ein schwankendes und breitbeiniges Gangbild oder Dysarthrophonie (Sprechstörung). Die Sprechstörung ist gekennzeichnet durch häufiges Luftholen beim Sprechen, Heiserkeit und undeutliches Sprechen. Die häufigste Ursache für den Intentionstremor ist die Multiple Sklerose. Doch auch eine idiopathische Degeneration des Kleinhirns, ebenso wie Schlaganfälle und Verletzungen können einen Intentionstremor verursachen.
- Orthostatischer Tremor: Dies bezieht sich auf einen Typ von Tremor, der auftritt, wenn eine Person aufsteht.
- Zerebellärer Tremor: Dies ist ein Typ von Tremor, der durch Schäden oder Probleme im Kleinhirn verursacht wird, einem Teil des Gehirns, der die Bewegungskoordination steuert.
- Dystoner Tremor: Dieser Tremor tritt bei Personen mit Dystonie auf, einer Bewegungsstörung, die dazu führt, dass die Muskeln sich unwillkürlich zusammenziehen und dies so zu wiederholten oder drehenden Bewegungen führt.
- Psychogener Tremor: Etwa 2-3 % der Menschen mit neurologischen Störungen leiden an Symptomen mit psychogener Ursache. Typische Hinweise sind ein plötzliches Auftreten, spontane Remissionen, Ablenkbarkeit und ein Erscheinungsbild, das nicht mit bekannten Tremor-Formen übereinstimmt. Außerdem zittern bzw. Zudem lässt der Tremor oft nach, wenn Betroffene abgelenkt werden.
Weitere Symptome bei Parkinson
Neben dem Tremor gibt es eine Reihe weiterer Symptome, die auf Parkinson hindeuten können:
- Rigor: Muskelsteifheit, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann. Das Zahnradphänomen ist ein typisches Parkinson-Anzeichen, um einen Rigor im fortgeschrittenen Stadium zu erkennen.
- Akinese/Bradykinese: Verlangsamung der Bewegungen, die sich in einem schlurfenden Gang mit kleinen Schritten, einer abnehmenden Mimik (Maskengesicht) und Schwierigkeiten beim Starten von Bewegungen äußern kann.
- Posturale Instabilität: Gleichgewichtsstörungen und eine erhöhte Sturzneigung, die meist erst in späteren Stadien der Erkrankung auftreten.
- Nicht-motorische Symptome: Diese können bereits im Frühstadium der Erkrankung auftreten und umfassen Störungen des Geruchssinns, Schlafstörungen (z.B. REM-Schlaf-Verhaltensstörungen), Tagesmüdigkeit, Depressionen, Verhaltensveränderungen, Verdauungsprobleme und kognitive Beeinträchtigungen.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose eines Tremors erfordert eine sorgfältige Anamnese, körperliche Untersuchung und gegebenenfalls apparative Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns und eine Tremoranalyse. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Tremors und kann Medikamente, Physiotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie und in schweren Fällen auch eine tiefe Hirnstimulation oder fokussierten Ultraschall umfassen.
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