Jörg Zubers Schlaganfall: Ursachen, Folgen und ein Neubeginn

Im Mai 2016 veränderte ein Schlaganfall das Leben von Jörg Zuber, einem damals 49-jährigen Top-Manager, schlagartig. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen seines Schlaganfalls, die unmittelbaren Folgen und seinen Weg zurück ins Leben.

Der "ganz persönliche schwarze Freitag"

Mitten auf einem Bahnsteig des Hannoveraner Hauptbahnhofs erlitt Jörg Zuber, wie er es nennt, seinen "ganz persönlichen schwarzen Freitag". Nur dem schnellen Handeln der Notärzte und der sofortigen Einlieferung ins Krankenhaus verdankt Zuber vermutlich sein Leben. Heute, mit 56 Jahren, kann er sagen, dass es ihm "gut soweit, anders gut" geht. Er hat sich vieles zurückerkämpft und eine gewisse Selbstständigkeit wiedererlangt.

Ursachenforschung: Ein Zusammenspiel von Faktoren

Was führte zu diesem einschneidenden Ereignis? Zuber selbst vermutet ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Er befand sich in einer Phase beruflicher Neuorientierung nach seinem Ausstieg aus dem Top-Management des Kaufland-Konzerns, verbunden mit einer privaten Trennungsphase. Waren es diese Mehrfachbelastung und die unsichere berufliche Zukunft, die den Schlaganfall auslösten?

Stress als Risikofaktor

Zahlreiche Studien belegen, dass Stress ein Auslöser für Schlaganfälle sein kann. Stress führt bei vielen Menschen zu Bluthochdruck, der neben hohem Cholesterin, Rauchen, Adipositas und Diabetes eine der Hauptursachen für Schlaganfälle ist.

Eine Vergleichsuntersuchung der University of Galway in Irland mit 25.000 Probanden fand heraus, dass Menschen, die einen Schlaganfall erlitten, ein deutlich höheres Maß an häuslichem und beruflichem Stress aufwiesen als gesunde Personen. Konkret hatten 14,2 Prozent der Schlaganfallpatienten häuslichen Stress, verglichen mit nur 9,2 Prozent der Gesunden.

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Die Tücken des Top-Managements

Gerade im Top-Management ist Stress oft an der Tagesordnung. Viele Führungskräfte achten wenig auf ihre Gesundheit und ignorieren erste Warnsignale. Sie halten sich für unverwundbar und unersetzlich. Auch Jörg Zuber kennt das: "Ich war erfolgsverwöhnt und hätte nie gedacht, dass mir so etwas passiert." Durch den Tunnelblick und den Stress habe er manches Anzeichen vielleicht übersehen. Er hatte schon ein paar Tage vor dem Schlaganfall und auf der Reise zur geplanten Radtour "ein komisches Gefühl", Probleme mit dem Sehen und einen Druck im Kopf. Doch er nahm diese Symptome nicht ernst. "Dass ich zu dem Zeitpunkt bereits einen Gesichtsfeld-Ausfall hatte, habe ich nicht geahnt", sagt Zuber.

Die unmittelbaren Folgen des Schlaganfalls

Der Schlaganfall hatte gravierende Folgen für Jörg Zuber. Er verlor zunächst seine Sprache und seine rechte Körperhälfte war gelähmt. Sein Kurzzeitgedächtnis ist stark betroffen, Belastbarkeit und Konzentration sind nicht mehr wie früher. Zuber braucht immer wieder Pausen. Vieles erledigt bis heute für ihn seine Frau Tanja Eggers.

Der Weg zurück ins Leben

Nach dem Schlaganfall begann für Jörg Zuber eine anstrengende Zeit. Innerhalb von eineinhalb Jahren absolvierte er sechs Reha-Aufenthalte. Auch zuhause gehörten Logopädie, Ergo- und Physiotherapie sowie Gedächtnistraining zu seinem neuen Alltag. Mit Erfolg: Heute ist Zubers Aphasie (Sprachstörung) nur noch manchmal zu merken. Seine Halbseitenlähmung hat sich deutlich gebessert.

Ein neues Team: Zuber und Eggers

Mittlerweile sind Jörg Zuber und seine Frau Tanja Eggers ein gut funktionierendes Team. Beide beantworten heute gemeinsam Fragen zu seinem Zustand und ihren Erfahrungen. Tanja Eggers, zuvor ebenfalls Managerin und Prokuristin bei Kaufland, absolvierte kurz nach dem Schlaganfall ihres Mannes ein Fernstudium zur betrieblichen Gesundheitsmanagerin und gründete 2017 die Ancoris Consulting.

Ein Hund als Glücksgriff

Die Familie schaffte sich nach dem Schlaganfall einen Welpen an, Hündin Ginny. Ginny ist ein echter Glücksgriff für Jörg Zuber. Sie gibt ihm eine Aufgabe und sorgt auf den täglichen Gassi-Runden dafür, dass Zuber regelmäßig in Gespräche mit anderen Spaziergängern verwickelt wird, ein ideales Training für seine Handicaps. Gemeinsam haben Hund und Herrchen eine zertifizierte Besuchshunde-Ausbildung absolviert.

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Ein neues Ziel: Aufklärung und Sensibilisierung

Heute spricht Jörg Zuber offen über seine Erkrankung. Gemeinsam mit seiner Frau will er Aufklärung betreiben und für das Thema Schlaganfall sensibilisieren. Ihr gemeinsamer Ansatz: "Achtsamkeit ins Business einfließen lassen". Zuber: "Meine Frau sagt immer so schön: ,Achtsamkeit und Zielorientierung sind kein Widerspruch‘. Es geht beides. Und dies wollen wir als Impuls mitgeben."

Warnzeichen erkennen und handeln

Zuber weiß heute, wie wichtig es ist, in den eigenen Körper hineinzuhören. "Unser Körper spricht mit uns - und unsere Seele auch. Es liegt an uns, ob wir diese Zeichen wahrnehmen. Manchmal nehmen wir uns einfach zu wichtig, gerade in den Management-Ebenen."

Wichtig zur Vorbeugung von Schlaganfällen sind neben Stressvermeidung auch Bewegung und gesunde Ernährung sowie Rauchverzicht. Es gibt zahlreiche Anzeichen, einen Schlaganfall frühzeitig zu erkennen. Dazu zählen unter anderem Seh- oder Sprechstörungen, Taubheitsgefühle sowie Schwindel. Schnelle notärztliche Versorgung ist zur erfolgreichen Behandlung des Schlaganfalls und zur Eindämmung der Schlaganfallfolgen entscheidend. Ausführliche Informationen gibt es bei der Deutschen Schlaganfallhilfe.

Mut machen und Hoffnung schenken

Gleichzeitig möchte das Ehepaar Mut machen und Hoffnung schenken, indem sie zeigen, was nach einem Schlaganfall wieder möglich sein kann. In ihren gemeinsamen Vorträgen berichtet Tanja Eggers aus der Perspektive der Angehörigen, er bringt die Betroffenenperspektive ein. Jörg Zuber thematisiert dabei auch Fragen wie: Was bin ich ohne Status? Wie gehe ich mit Veränderungen im Leben um? Darf ich Schwäche zeigen? Auch am Telefon stehen die beiden parat, wenn Schlaganfall-Betroffene anrufen und um Ratschlag bitten.

Ein verändertes Leben, neue Perspektiven

Für Zuber ist die Antwort relativ klar. Er will sein Leben mit seiner Frau und seiner PatchWork-Familie genießen. Die ersten Jahre seien ein "steiniger Weg" gewesen. Doch heute kann er, der vor dem Schlaganfall jeden Morgen um 5 Uhr joggen gegangen ist, um für die Arbeit einen klaren Kopf zu bekommen, wieder regelmäßig laufen - wenn auch nicht so lange, da sein Fuß als Folge des Schlaganfalls hinkt. Zuber spielt Fußball bei den "attraktiven Herren" und hat mit dem Golfen begonnen. Vor ein paar Wochen hat er zudem mit Hündin Ginny, die nach dem Schlaganfall als Welpe in die Familie kam, die Besuchshunde-Ausbildung abgeschlossen.

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Ziele setzen und aktiv bleiben

Sein nächstes großes Ziel: einen Teil des Jakobsweges wandern. Dafür trainiert er seit einiger Zeit. Vor kurzem haben er und Ginny eine Tour in Bayern gemacht: 100 km in vier Tagen. "Ich setze mir immer wieder Ziele. Es ist wichtig, einen Tagesablauf zu haben und gewisse Routinen einzuplanen", sagt der Ex-Manager.

Sein persönliches Fazit nach den vergangenen Jahren? "Bleib aktiv, glaub an dich und gib niemals auf."

Schlaganfall: Ein Schicksal, das viele trifft

Jörg Zuber ist kein Einzelfall. Etwa 270.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall, 70.000 davon sogar zum wiederholten Mal. Rund 1,76 Millionen Menschen leben hierzulande mit den Folgen dieser Erkrankung. Allerdings sind die wenigsten so jung wie Zuber. Nur etwa 25 Prozent der Menschen, die einen Schlaganfall erleiden, sind unter 65 Jahren - und damit im erwerbstätigen Alter.

Viele Betroffene berichten von ähnlichen Erfahrungen wie Jörg Zuber. Sie mussten ihr Leben nach dem Schlaganfall neu ordnen, kämpfen mit körperlichen und psychischen Folgen und suchen nach neuen Perspektiven.

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