Juckreiz durch eingeklemmten Nerv: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Juckreiz ist ein weit verbreitetes Phänomen, das jeden betreffen kann. Wenn er jedoch chronisch wird und länger als sechs Wochen anhält, kann er zu einer erheblichen Belastung für die Betroffenen werden. In der Fachsprache wird chronischer Juckreiz als Pruritus bezeichnet. Lange Zeit wurde er als eine Unterart von Schmerzen betrachtet, doch die Forschung hat in den letzten Jahren gezeigt, dass es sich um ein eigenständiges Sinnessystem mit eigenen Nervenbahnen handelt.

Die Last des chronischen Juckreizes

Das Leiden, wenn es tagein, tagaus juckt und juckt, ist kaum vorstellbar. Menschen mit chronischem Juckreiz könnten ständig aus der Haut fahren. Nachts schlafen sie nicht mehr richtig, immer wieder weckt das Jucken sie auf. Tagsüber sind sie entsprechend unkonzentriert und leistungsunfähig. Schließlich werden sie depressiv, gereizt, hoffnungslos und einsam. Abschalten lässt sich der Juckreiz nicht.

Ursachen von chronischem Juckreiz

Die Ursachen für chronischen Juckreiz sind vielfältig. Sie reichen von harmlosen Auslösern wie trockener Haut durch falsche Körperhygiene oder hautreizende Waschmittel bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Leukämie, Multipler Sklerose, Nierenversagen, Dialyse, Lebererkrankungen und Diabetes. Auch Eisenmangel und Schwangerschaft können Juckreiz verursachen. Stresshormone können bei allen Betroffenen den Juckreiz weiter verschlimmern.

  • Hauterkrankungen: Neurodermitis, Schuppenflechte, Ekzeme
  • Innere Erkrankungen: Niereninsuffizienz, Lebererkrankungen, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen
  • Neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose, eingeklemmte Nerven
  • Psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen
  • Weitere Ursachen: Eisenmangel, Schwangerschaft, Medikamente, Allergien

Juckreiz durch eingeklemmten Nerv

Ein eingeklemmter Nerv kann ebenfalls Juckreiz verursachen. Dies geschieht, wenn ein Nerv durch Druck oder andere Faktoren geschädigt wird. Typische Anzeichen für einen eingeklemmten Nerv sind Schmerzen, Kribbeln, Taubheit oder Schwäche, meist in Rücken, Arm oder Bein. Nach einem Bandscheibenvorfall können Nerven eingeklemmt sein.

Ein Beispiel für einen Nerv, der durch Druck geschädigt werden kann, ist der Nervus cutaneus femoris lateralis. Dieser Nerv versorgt die Haut des vorderen und seitlichen Oberschenkels und kann durch eine Einklemmung im Bereich des Leistenbandes gereizt werden, was zu Missempfindungen, Taubheit und brennenden Schmerzen führen kann. Dieses Phänomen wird als Meralgia paraesthetica bezeichnet.

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Der Teufelskreis des Kratzens

Die normale Reaktion auf Juckreiz ist das Kratzen. Wenn es uns juckt, dann kratzen wir zwangsläufig. Der Juckreiz lässt nach, weil Schmerzneurone, die die Juck-Neurone kontrollieren, unterbinden, dass Juckreiz dem Gehirn gemeldet wird. Bei chronischem Juckreiz wird viel gekratzt. Dadurch kommt es langfristig zum Umbau der Haut: Es wachsen neue Nerven, die ihrerseits Juckreiz hervorrufen können - ein Teufelskreis. Außerdem kann sich wie bei Schmerzen auch beim Juckreiz ein Gedächtnis im Zentralen Nervensystem bilden. Dann hilft das Kratzen nicht mehr.

Diagnose von chronischem Juckreiz

Um die Ursache von chronischem Juckreiz zu finden, ist eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Arzt erforderlich. Dabei werden Fragen zu Art, Häufigkeit, Dauer und Lokalisation des Juckreizes gestellt. Auch Begleitsymptome wie Hautausschläge, Müdigkeit oder Gewichtsverlust sind wichtige Hinweise.

Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen durchgeführt werden, wie z.B.:

  • Blutuntersuchungen: zur Überprüfung von Leber- und Nierenwerten, Blutzucker, Eisenstatus und Entzündungszeichen
  • Hautbiopsie: zur Untersuchung von Hautveränderungen unter dem Mikroskop
  • Allergietests: zur Abklärung von Allergien als Ursache für den Juckreiz
  • Neurologische Untersuchungen: zur Überprüfung der Nervenfunktion

Behandlungsmöglichkeiten von Juckreiz

Die Behandlung von Juckreiz richtet sich nach der Ursache. Bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Ekzemen werden in der Regel topische Kortikosteroide oder andere entzündungshemmende Cremes eingesetzt. Bei allergisch bedingtem Juckreiz können Antihistaminika helfen. Wenn eine Grunderkrankung wie Diabetes oder Niereninsuffizienz vorliegt, muss diese behandelt werden, um den Juckreiz zu lindern.

Zusätzlich zur Behandlung der Ursache gibt es verschiedene Maßnahmen, die den Juckreiz lindern können:

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  • Vermeidung von Auslösern: Vermeiden Sie Substanzen, die potenzielle Allergene enthalten und überprüfen Sie die Inhaltsstoffe Ihrer Kleidung, liebsten Nahrungsmittel und sämtlicher Hygieneprodukte, die Sie auf Ihren Körper auftragen.
  • Hautpflege: Regelmäßige Anwendung von feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes, Salben und Lotionen, vor allem nach dem Duschen oder Baden
  • Kühle Umschläge: Auflegen von kühlen, feuchten Umschlägen auf die juckenden Hautstellen
  • Juckreizstillende Medikamente: Antihistaminika, Kortikosteroide (topisch oder systemisch), Calcineurin-Inhibitoren
  • Lichttherapie: Bestrahlung der Haut mit UV-Licht
  • Psychotherapie: zur Bewältigung von Stress und psychischen Belastungen, die den Juckreiz verstärken können
  • Alternative Therapien: Akupunktur, Homöopathie, pflanzliche Mittel (Wirksamkeit nicht immer wissenschaftlich belegt)

Behandlung eines eingeklemmten Nervs

Ein eingeklemmter Nerv kann konservativ oder operativ behandelt werden. Konservative Maßnahmen umfassen:

  • Schonung und Ruhigstellung: Vermeidung von Aktivitäten, die den Nerv belasten
  • Schmerztherapie: Einnahme von Schmerzmitteln oder Anwendung von lokalen Betäubungsmitteln
  • Physiotherapie: zur Verbesserung der Beweglichkeit und Entlastung des Nervs
  • Entlastung: Vermeiden Sie Haltungen oder wiederholende Tätigkeiten, bei denen es zu solchen Druckschäden kommen kann.

Operative Maßnahmen kommen infrage, wenn die konservative Behandlung nicht ausreichend hilft. Dabei wird der Nerv von einengenden Strukturen befreit.

Psychische Auswirkungen von Juckreiz

Juckreiz muss nicht immer körperliche Ursachen haben. Auch die Psyche kann eine Rolle spielen. Stress und psychische Erkrankungen können Juckreiz auslösen - oder körperlich bedingtes Jucken verstärken.

Anhaltender Juckreiz kann zu einer massiven seelischen Belastung werden. Die Betroffenen leiden unter Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und sozialer Isolation. In vielen Fällen entwickeln sie Depressionen oder Angststörungen. Daher ist es wichtig, auch die psychischen Aspekte des Juckreizes zu berücksichtigen und gegebenenfalls eine Psychotherapie in Erwägung zu ziehen.

Was tun bei Juckreiz? Tipps für den Alltag

Wenn Sie unter Juckreiz leiden, gibt es einige Dinge, die Sie selbst tun können, um die Beschwerden zu lindern:

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  • Nicht kratzen: Auch wenn es schwerfällt, sollten Sie versuchen, nicht zu kratzen, da dies die Haut zusätzlich reizen und den Juckreiz verstärken kann. Stattdessen können Sie die betroffenen Hautstellen sanft massieren, streicheln oder abklopfen.
  • Kühlen: Kühle Umschläge oder Kühlpacks können den Juckreiz lindern.
  • Haut pflegen: Verwenden Sie regelmäßig feuchtigkeitsspendende und rückfettende Cremes, Salben und Lotionen.
  • Auslöser meiden: Versuchen Sie, Auslöser für den Juckreiz zu identifizieren und zu vermeiden.
  • Entspannung: Stress kann den Juckreiz verstärken. Versuchen Sie, Stress abzubauen, z.B. durch Entspannungsübungen, Yoga oder Meditation.
  • Auf keinen Fall kratzen! Das kann die ohnehin schon geschwächte Haut zusätzlich verletzen und erhöht die Infektionsgefahr durch Bakterien, Pilze und Viren. Stattdessen können Sie betroffene Hautstellen sanft massieren, streicheln und abklopfen - oder sich an einer anderen Körperstelle kneifen, um mit dem Gegenreiz vom Juckreiz abzulenken. Ist der Juckreiz so akut, dass Sie es kaum noch aushalten, sorgen als Hausmittel feuchte Wickeln mit schwarzem Tee oder spezielle Medikamente aus der Apotheke für sofortige Linderung.

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