Die Klinik für Neurologie an den Evangelischen Kliniken in Gelsenkirchen hat seit dem 1. Juli eine neue Chefärztin: Priv.-Doz. Dr. Judith Wagner. Sie folgt auf Prof. Michael Linnebank und kommt vom Uniklinikum im österreichischen Linz, wo sie als leitende Oberärztin tätig war. Ihr Fokus lag dort vor allem im Bereich der Akutneurologie.
Berufliche Stationen und Expertise
Judith Wagner studierte Medizin in Freiburg und London. Ihr praktisches Jahr absolvierte sie unter anderem am Harvard Hospital in Boston. Die Assistenzzeit verbrachte sie unter anderem in München, bevor sie nach Linz wechselte. Auf leitende Tätigkeiten bereitete sie sich von 2021 bis 2023 in Frankfurt an der School of Finance and Management vor, wo sie das Zertifikat „Management für leitende Krankenhausärzte“ erwarb. Im Jahr 2021 habilitierte sie in Linz mit „summa cum laude“, der bestmöglichen Note. Seit 2018 übte sie bereits Lehrtätigkeiten aus, unter anderem zu den Themen „Erkrankungen des Nervensystems“, „Differentialdiagnose“, „Erkrankungen des Alters“ und „Versorgungswirksamkeit“.
Schwerpunkte und Ziele in Gelsenkirchen
Wagner bringt umfassende Erfahrung in der Akutneurologie mit, insbesondere in der Behandlung von Schlaganfällen. "Vor allem in der Akutneurologie können wir vielen Schlaganfallpatienten durch medikamentöse oder mechanische Beseitigung des ursächlichen Blutgerinnsels eine schwere Behinderung ersparen", erklärt Dr. Wagner. Sie hat viel Erfahrung mit Thrombektomien gesammelt, bei denen gefährliche Blutgerinnsel in den Gehirngefäßen aufgelöst werden. Die Behandlungserfolge dieser Therapieform seien extrem groß und schnell wirksam, wodurch viel Leid erspart werden könne.
Neben der Stroke-Unit liegen ihre Spezialgebiete bei Epilepsien und Enzephalitiden. Sie möchte die Stroke-Unit, die neurologische Frühreha und die interdisziplinäre Anbindung der Klinik weiter ausbauen und zentralisieren. "Am EVK reizt mich vor allem das breite Leistungsspektrum mit Akut-, Schlaganfall- und Intensivneurologie bis hin zur neurologischen Frührehabilitation", so Wagner.
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist ihr die Versorgung von Patienten mit Multipler Sklerose. Die zertifizierte Ambulanz für Multiple-Sklerose-Patienten soll aufrechterhalten werden, da sie stark nachgefragt ist. "Gerade im Bereich MS hat sich bei den Therapieoptionen in den letzten Jahren sehr viel getan. Aber die Behandlung ist sehr komplex und es braucht viel Expertise", betont Wagner. Daher soll auch die Kommunikation mit den Hausärzten und niedergelassenen Fachärzten intensiviert und mehr Fortbildung angeboten werden.
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Auch im Bereich Long Covid hat Dr. Wagner in Linz viel Erfahrung gesammelt, wo sie neurologische Schäden nach langen Aufenthalten auf der Intensivstation behandelte.
Optimale Voraussetzungen am EVK
Dr. Wagner sieht am Evangelischen Klinikum optimale Voraussetzungen für die Versorgung neurologischer Patienten. Die enge Verzahnung mit Rettungsdienst, Notaufnahme und interventioneller Radiologie seien gerade für neurologische Notfälle elementar. Wichtig ist ihr auch der Status des Hauses als akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen.
Personelle Situation und Ausblick
Zu ihrer Klinik gehören neun Facharztstellen und 17 Assistenzarztstellen. Aktuell sind bereits 7,5 Facharztstellen besetzt, ab September werden es 8,5 sein. Auch bei den Assistenzärztinnen und -ärzten laufen weitere Einstellungen.
In Zukunft möchte sie die Schwerpunkte der Klinik weiter ausbauen und eine noch engere Zusammenarbeit der Abteilungen im Evangelischen Klinikum bewirken.
Neue W3-Professuren mit neurologischer Beteiligung
Die Universität Münster hat mehrere W3-Professuren ausgeschrieben, an denen die Klinik für Neurologie beteiligt ist. Dazu gehören:
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- W3-Professur für "Data Science in Population Health": Hier ist Univ.-Prof.'in Dr. Luisa Klotz von der Klinik für Neurologie als Mitglied des Vorsitzes genannt.
- W3-Professur für Medizininformatik: Auch hier ist Prof. Dr. Luisa Klotz von der Klinik für Neurologie im Vorsitz.
- W3-Stiftungsprofessur für Rekonstruktive Mikrochirurgie und lymphatische (Patho-)Mechanismen zerebraler Erkrankungen: Univ.-Prof. Dr. Luisa Klotz ist auch hier Mitglied des Vorsitzes.
Diese Beteiligung an wichtigen Forschungsprofessuren unterstreicht die Bedeutung der Neurologie innerhalb der Universitätsmedizin Münster.
Aussage des Geschäftsführers
„Wir freuen uns mit Dr. Wagner eine hochkompetente Ärztin mit langjähriger Expertise im Bereich der Neurologie gefunden zu haben“, sagt Olaf Walter, Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums.
Das Evangelische Klinikum Gelsenkirchen
Die Klinik für Neurologie und Frührehabilitation am Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen gehört zu den größten Abteilungen für neurologische Erkrankungen und Notfälle in der Region.
Weitere Entwicklungen in der Neurologie in Südostbayern
Das Schlaganfallnetzwerk Südost-Bayern „TEMPiS“ ist als erstes Netzwerk bundesweit durch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft und die Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifiziert worden. Die Steuerzentrale des telemedizinischen Netzwerks sitzt dabei in den Räumen der Klinik Harlaching in München. Die telemedizinische, vernetzte Stroke Unit der Kreisklinik Bad Reichenhall kooperiert dabei sehr eng mit der im Klinikum Traunstein. In der Traunsteiner „Überregionalen Stroke Unit“ wird das komplette Spektrum der Therapien rund um die Uhr vorgehalten.
Fazit
Mit Priv.-Doz. Dr. Judith Wagner hat die Klinik für Neurologie in Gelsenkirchen eine erfahrene und engagierte Leiterin gewonnen. Ihre Expertise in der Akutneurologie, insbesondere in der Schlaganfallbehandlung, sowie ihr Fokus auf die Versorgung von MS-Patienten und Long-Covid-Betroffenen werden die Klinik weiter voranbringen. Ihre Ziele sind der Ausbau der Schwerpunkte und eine enge Zusammenarbeit der Abteilungen im Evangelischen Klinikum.
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