Jutta Lampe: Eine Ikone des deutschen Theaters – Ihr Leben, ihre Karriere und ihr Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit

Jutta Lampe, eine der herausragendsten Schauspielerinnen des deutschsprachigen Theaters, verstarb am 6. Dezember in Berlin, nur wenige Tage vor ihrem 83. Geburtstag. Ihr Tod markiert das Ende einer Ära, in der sie mit ihrer einzigartigen Bühnenpräsenz und ihrem außergewöhnlichen Talent das Publikum begeisterte. Tragischerweise litt Lampe in ihren letzten Jahren an Demenz, einer Krankheit, die ihre einst so klare und melodische Stimme zum Schweigen brachte.

Frühe Jahre und der Bremer Stil

Jutta Lampe wurde 1937 in Flensburg geboren und absolvierte ihre Schauspielausbildung bei Eduard Marks in Hamburg. Nach ersten Engagements in Wiesbaden und Mannheim kam sie ans Theater Bremen, wo sie von 1964 bis 1970 zum Ensemble gehörte. Unter der Intendanz von Kurt Hübner entwickelte sie gemeinsam mit den Regisseuren Peter Zadek und Peter Stein sowie dem Bühnenbildner Wilfried Minks den sogenannten "Bremer Stil". Dieser Stil zeichnete sich durch seine aufwühlenden und provozierenden Inszenierungen aus, die mit hergebrachten Theatertraditionen brachen und das Bremer Abonnement-Publikum aufschreckten.

Rodewald beschreibt rückblickend, wie er in die Hoch-Zeit des „Bremer Stils“ geworfen wurde, in diesen aufgewühlten Pool der ungebremsten, keine Rücksicht auf hergebrachte Theatertraditionen nehmenden, provozierenden, schreiend lauten, aber ebenso leisen, lyrischen Produktionen.

In Bremen zeigte Lampe ihr Talent nicht nur in den aufwühlenden Produktionen, sondern auch im "leichten" Fach, dem anspruchsvollen Boulevard, der in den "Kammerspielen in der Böttcherstraße" eine kleine, feine Bühne hatte.

Der Wechsel zur Berliner Schaubühne und die Zusammenarbeit mit Peter Stein

1970 folgte Jutta Lampe Peter Stein an die neu gegründete Berliner Schaubühne am Halleschen Ufer. Dort wurde sie zu einer der prägenden Schauspielerinnen des kollektivartigen Ensembles. Ihre wichtigsten Regisseure waren neben Stein auch Klaus Michael Grüber, Luc Bondy und Robert Wilson.

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Peter Stein sagte einmal, ihre Hingabe an das Theater sei „fast religiös“ gewesen, und ich glaube ihm aufs Wort.

An der Schaubühne feierte Lampe große Erfolge in Inszenierungen wie Kleists „Prinz von Homburg“, in dem sie die Prinzessin Nathalie neben Bruno Ganz spielte, und Tschechows „Drei Schwestern“, in dem sie gemeinsam mit Corinna Kirchhoff und Edith Clever auf der Bühne stand.

Überhaupt, die Clever und sie: diese zwei so unterschiedlichen und so oft miteinander agierenden Schaubühnen-Heroinen. Diese so diametralen Kraftzentren, die eine extrovertiert und vibrierend, die andere (Lampe), ganz verinnerlicht und wie noch in die Stille nachhorchend.

Ein besonderes Ereignis war die Inszenierung von Kleists „Amphitryon“ unter der Regie von Klaus-Michael Grüber im Jahr 1991, in der Jutta Lampe mit dem letzten Wort „Ach“ - nicht gesprochen, sondern nur gehaucht - ihre ganze große Kunst zeigte.

Ihre Bühnenpräsenz und ihr schauspielerischer Stil

Jutta Lampe war bekannt für ihre intensive und verinnerlichte Spielweise. Ihr ausdrucksstarkes Gesicht mit den hohen Wangen, dem leicht schmollenden Mund und dem tagträumerischen Blick wirkte wie eine Leinwand, auf der die Gefühlsregungen des Charakters sichtbar wurden. Ihre klare und melodische Stimme verlieh ihren Rollen eine zusätzliche Tiefe und Unverwechselbarkeit.

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Wie ausdrucksstark war dieses Gesicht mit den hohen Wangen, diesem immer leicht schmollenden Mund und dem tagträumerischen Blick. Es wirkte wie eine Leinwand, auf der man all die Gefühlsregungen projiziert sah, die sie doch gar nicht zeigen, meist eher verbergen oder nur anzudeuten schien. Eine gleichsam durchscheinende, phosphoreszierende Gestalt, die ganz Gefühl, ganz innerer Ausdruck werden konnte. Jutta Lampe hätte einen guten Stummfilmstar abgegeben.

Man hatte immer den Eindruck, sie könne niemals böse werden, mit ihrer leisen, feinen Stimme, mit der sie einen begrüßte und sich einem zuwandte.

Ausflüge in die Filmwelt

Obwohl Jutta Lampe ihre Kunst hauptsächlich der Bühne widmete, wirkte sie auch in einigen Filmen mit, vor allem unter der Regie von Margarethe von Trotta. In "Die bleierne Zeit" verkörperte sie die Schwester von Gudrun Ensslin und bildete den großen Ruhepol in dem Unruhe-Drama. Weitere Filme, in denen sie brillierte, waren "Schwestern oder Die Balance des Glücks" und "Rosenstraße".

Die letzten Jahre und der Kampf gegen die Demenz

Tragischerweise litt Jutta Lampe in ihren letzten Jahren an Demenz. Diese Krankheit raubte ihr nicht nur ihr Gedächtnis, sondern auch die Fähigkeit, die kompliziertesten Bühnentexte mit Klarheit und Leichtigkeit zu sprechen.

Ein sehr anderes Duo-Arrangement stellt eine vom Klavier begleitete Prosalesung vor, es ist die letzte der im Dezember verstorbenen Schauspielerin Jutta Lampe, von vielen verehrt als Königin der Berliner Schaubühne. Ulrich Eckhardt, der frühere Intendant der Berliner Festspiele, auch Pianist, hatte sie zu der Lesung im April 2011 in die Jesus-Christus-Kirche zu Berlin-Dahlem eingeladen. Jetzt erst entschloss er sich zur Veröffentlichung dieses Abends. Jutta Lampe rezitiert, an der Schwelle ihrer Demenz-Krankheit, eine Auswahl der Gedichte Michelangelos, Eckhardt fügt da hinein kurze Stücke aus dem Zyklus "Musica callada" des katalanischen Komponisten Frederic Mompou.

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Trotz ihrer Krankheit bleibt Jutta Lampe als eine der größten Schauspielerinnen des deutschen Theaters in Erinnerung. Ihre einzigartige Bühnenpräsenz, ihr außergewöhnliches Talent und ihre Hingabe zur Kunst werden unvergessen bleiben.

Ehrungen und Auszeichnungen

Jutta Lampe erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihre schauspielerischen Leistungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und den Theaterpreis Berlin.

„Unsere Stadt hat Jutta Lampe 1992 mit dem Theaterpreis Berlin geehrt“, schrieb Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). „Und jetzt bleibt der Theaterstadt Berlin nichts anderes mehr, als der bedeutenden Schauspielerin Jutta Lampe ehrendes Andenken zu bewahren.“

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