Die Frage, ob Kaffeekonsum das Risiko für einen Schlaganfall beeinflusst, beschäftigt Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Lange Zeit herrschte Verunsicherung, doch aktuelle Studien liefern nun beruhigende Nachrichten. Die Angst, dass Kaffeegenuss das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen könnte, scheint unbegründet. Im Gegenteil: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass moderater Kaffeekonsum sogar mit einem reduzierten Schlaganfallrisiko assoziiert sein könnte.
Moderate Mengen Kaffee können das Schlaganfallrisiko senken
Studienteilnehmer, die täglich ein bis drei Tassen Kaffee tranken, erlitten seltener einen Schlaganfall als andere. Der Kaffee hatte ihr Schlaganfallrisiko gesenkt. Eine Studie mit 34670 Frauen kam 2011 zu dem Ergebnis, dass Kaffeekonsum statistisch gesehen das Risiko eines Schlaganfalls senkt. Neurologe Grond resümiert: „Eine der wichtigsten Botschaften der neuen Studie lautet, dass Kaffee trinken auf keinen Fall das Schlaganfallrisiko erhöht, und ein regelmäßiger und moderater Konsum sogar mit einem reduzierten Risiko assoziiert ist.“
Die U-förmige Kurve des Kaffeekonsums
"Wenn man das Risiko für einen Schlaganfall oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen dem Kaffeekonsum gegenüberstellt, so ergibt sich eine u-förmige Kurve", erläutert Professor Diener. Menschen, die gar keinen Kaffee trinken, sind stärker gefährdet als diejenigen mit wenigen Tassen am Tag. Bei drei bis fünf Tassen ist das Risiko am geringsten. Mit zunehmendem Kaffeekonsum steigt das Risiko dann wieder leicht an. Ein höheres Risiko als Nicht-Kaffee-Trinker scheint man jedoch erst ab ungefähr neun bis zehn Tassen täglich zu haben.
Eine der größten Studien über einen möglichen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen stammt von Forschern der Universitäten Harvard (USA) und Singapur, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Circulation. Dabei fand man das geringste Risiko bei einem mäßigen Kaffeegenuss von drei bis fünf Tassen täglich. Aber auch Menschen, die bis zu sieben Tassen Kaffee tranken, erlitten im Durchschnitt weniger Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere Herzleiden als diejenigen, die gar keinen Kaffee tranken. „Diese Studie erbrachte starke Beweise, dass der langfristige Konsum großer Mengen Kaffee nicht mit einem höheren Herz-Kreislauf-Risiko verbunden ist“, schreiben die Wissenschaftler um den Harvard-Epidemiologen Frank B. Hu.
Mögliche Mechanismen der Schutzwirkung
Professor Dr. med. Martin Grond, Chefarzt für Neurologie am Kreisklinikum Siegen und DSG-Vorstandsmitglied erläutert: „Möglicherweise sind antioxidative und antientzündliche Eigenschaften im Spiel. Auch könnte Kaffee die Endothelfunktion - also die Dehnbarkeit der Arterien - verbessern und die Insulinsensitivität erhöhen.“ Die Vorgänge seien jedoch bei Weitem noch nicht verstanden.
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Das Getränk enthält mehrere Hundert verschiedene Substanzen, erinnern die Forscher um Hu. Die U-Kurve könnte demnach die Folge einer Kombination von positiven und schädlichen Effekten dieser Substanzen sein. Kompliziert werden Vergleiche auch dadurch, dass sich die Methoden der Kaffeezubereitung im Laufe der Jahrzehnte geändert haben. Früher wurde das Pulver zumeist gekocht, heute wird es eher gefiltert. Weil gekochter Kaffee nachweislich das Blutfett Cholesterin erhöht, Filterkaffee aber nicht, könnten unterschiedliche Studienresultate auch damit zu erklären sein, dass Kaffee heute schlicht „gesünder“ hergestellt wird als früher.
Moderate Mengen sind der Schlüssel
Es ist wichtig zu betonen, dass die schützende Wirkung von Kaffee nicht bei übermäßigem Konsum festgestellt werden konnte. Bei Studienteilnehmern, die viel Kaffee tranken, also mehr als sechs Tassen pro Tag, konnte die schützende Wirkung nicht festgestellt werden. Die neueste, größte und wohl auch genaueste Studie über einen möglichen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen stammt von Forschern der Universitäten Harvard (USA) und Singapur, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Circulation. Dabei fand man das geringste Risiko bei einem mäßigen Kaffeegenuss von drei bis fünf Tassen täglich.
Kaffee als Trigger bei seltenem Konsum
Ähnlich sieht es beim Kaffeekonsum aus. Für Menschen, die nur selten das Heißgetränk genießen, kann bereits eine einzige Tasse in der nächsten Stunde das Ereignis triggern, für Kaffee-Junkies entsteht kein Risiko. Koffein blockiert die Adenosinrezeptoren, die eine wichtige Rolle in der Dilatation zerebraler Gefäße spielen. Bei Gesunden wurde eine Drosselung der Hirnperfusion nach Koffeinaufnahme von mehr als 10% nachgewiesen. Bei 19 Patienten, die nach einem akuten Schlaganfall im Bereich der A. cerebri media in der Erholungsphase waren, und zehn Kontrollpersonen wurde mittels Xenon-Clearance der zerebrale Blutfluss (CBF) gemessen. Vor der Untersuchung hatten die Probanden 48 Stunden kein Koffein zu sich genommen. Gemessen wurde zweimal vor und zweimal nach der Gabe von 250 mg Koffein (entsprechend 2-3 Tassen Kaffee) oder Plazebo. Nach Koffeinaufnahme wurde ein signifikanter Abfall des CBF (Patienten: -24%; Kontrollen: -19%) festgestellt, der bis 90 Minuten anhielt und beide Hemisphären betraf.
Weitere Faktoren für ein gesundes Herz-Kreislauf-System
Um einem Schlaganfall vorzubeugen, können Sie auf weitere Faktoren achten. : Dies ist der wichtigste Faktor, da Bluthochdruck das Schlaganfallrisiko erheblich erhöht. : Hohe Cholesterinwerte können zu Ablagerungen in den Arterien führen. : Auch Diabetes kann die Blutgefäße schädigen und das Schlaganfallrisiko erhöhen. : Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und mageren Proteinen ist, senkt hingegen Ihr Risiko. Die Bedeutung langfristiger Schlaganfall-Risikofaktoren wie Hypertonie ist bestens belegt.
Die Rolle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 7500 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. 1. Vorsitzender: Prof. Dr. med. 2. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Wolfgang H. 3. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Reinhardtstr. Frank A. Pressesprecher der DGN: Prof. Dr. med.
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