Kalender für Alzheimer-Patienten: Tipps und Hilfestellungen für den Alltag

Die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzformen stellen Betroffene und ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Gedächtnisverlust, Orientierungsschwierigkeiten und Veränderungen in der Wahrnehmung können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Ein strukturierter Tagesablauf und geeignete Hilfsmittel können jedoch dazu beitragen, die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Nutzung von Kalendern und anderen Orientierungshilfen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind.

Die Bedeutung von Orientierungshilfen im Alltag von Demenzkranken

Menschen mit Demenz verlieren oft die zeitliche Orientierung. Sie wissen nicht, welcher Tag ist, wie alt sie sind oder wo sie sich befinden. Auch das Kurzzeitgedächtnis leidet, was es erschwert, Termine und Verabredungen im Auge zu behalten. Orientierungshilfen wie Kalender, Uhren und Hinweisschilder können in dieser Situation eine wertvolle Unterstützung sein. Sie helfen den Betroffenen, den Überblick über den Tag, die Woche und den Monat zu behalten und sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden.

Kalender als Gedächtnisstütze und Strukturgeber

Ein gut gestalteter Kalender kann für Menschen mit Demenz eine wichtige Gedächtnisstütze sein. Er hilft ihnen, sich an Termine zu erinnern, den Tagesablauf zu strukturieren und ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle zu bewahren. Dabei ist es wichtig, dass der Kalender auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Betroffenen abgestimmt ist.

Tipps für die Gestaltung eines geeigneten Kalenders

  • Große und gut lesbare Schrift: Die Schrift sollte groß genug sein, damit sie auch bei Sehbeeinträchtigungen gut erkennbar ist. Achten Sie auf eine klare und einfache Schriftart.
  • Einfache und übersichtliche Gestaltung: Vermeiden Sie überladene Designs und zu viele Informationen auf einer Seite. Der Kalender sollte übersichtlich und leicht verständlich sein.
  • Visuelle Elemente: Bilder und Symbole können helfen, Termine und Aktivitäten zu visualisieren und das Verständnis zu erleichtern. Kleben Sie beispielsweise ein Foto der Person, die zu Besuch kommt, an den entsprechenden Tag im Kalender.
  • Ausreichend Platz für Notizen: Der Kalender sollte genügend Platz bieten, um wichtige Termine, Aufgaben und Notizen einzutragen.
  • Klare Kennzeichnung von Wochentagen und Daten: Wochentage und Daten sollten ausgeschrieben sein, um Verwechslungen zu vermeiden.
  • Haptische Elemente: Kalender mit haptischen Elementen, wie zum Beispiel großen Knöpfen oder tastbaren Symbolen, können für Menschen mit motorischen Einschränkungen hilfreich sein.
  • Individuelle Anpassung: Passen Sie den Kalender an die individuellen Vorlieben und Gewohnheiten des Betroffenen an. Berücksichtigen Sie seine Interessen und gestalten Sie den Kalender gemeinsam.

Verschiedene Arten von Kalendern für Demenzkranke

  • Wandkalender: Ein großer Wandkalender, der gut sichtbar in der Wohnung hängt, ist eine gute Möglichkeit, den Überblick über den Monat zu behalten.
  • Tageskalender: Ein Tageskalender bietet mehr Platz für detaillierte Informationen und Notizen zu jedem Tag.
  • Digitaler Kalender: Digitale Kalender mit großen Ziffern und einfacher Bedienung können eine gute Alternative für Menschen sein, die mit moderner Technologie vertraut sind. Achten Sie jedoch darauf, dass die Geräte nicht selbstständig verstellt werden können.
  • Sprechender Kalender: Sprechende Kalender sagen auf Knopfdruck die Uhrzeit, das Datum und den Wochentag an. Sie können besonders für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen hilfreich sein.
  • Kalenderbuch: Der Betroffene soll sich ein Kalenderbuch anlegen, in das er selbst und auch Angehörige Termine und Notizen eintragen dürfen.

Tipps zur Nutzung des Kalenders im Alltag

  • Regelmäßige Nutzung: Führen Sie den Kalender regelmäßig gemeinsam mit dem Betroffenen. Tragen Sie Termine, Aufgaben und wichtige Ereignisse ein.
  • Feste Zeiten: Legen Sie feste Zeiten für die Nutzung des Kalenders fest, zum Beispiel jeden Morgen nach dem Frühstück.
  • Positive Verstärkung: Loben Sie den Betroffenen für die Nutzung des Kalenders und für seine Bemühungen, den Überblick zu behalten.
  • Anpassung an den Krankheitsverlauf: Passen Sie den Kalender und die Art seiner Nutzung im Laufe der Zeit an den fortschreitenden Krankheitsverlauf an.
  • Unterstützung durch Angehörige: Angehörige können den Betroffenen bei der Nutzung des Kalenders unterstützen und ihn an wichtige Termine erinnern.

Weitere hilfreiche Orientierungshilfen

Neben Kalendern gibt es eine Reihe weiterer Orientierungshilfen, die den Alltag von Menschen mit Demenz erleichtern können.

Uhren

  • Große Wanduhren: Große Wanduhren mit klaren Ziffern und Zeigern helfen dabei, den Tagesverlauf besser zu verstehen.
  • Digitale Uhren: Digitale Uhren zeigen immer die richtige Zeit an und können in der Regel nicht selbstständig verstellt werden.
  • Demenzuhren: Demenzuhren zeigen neben der Uhrzeit auch das Datum, den Wochentag und die Tageszeit an. Sie können helfen, den Tag-Nacht-Rhythmus zu unterstützen.
  • Sprechende Uhren: Auf Knopfdruck erfolgt die Ansage der Uhrzeit, teilweise auch von Datum und Wochentag. Wichtig ist es darauf zu achten, dass auf der Uhr deutlich zwischen Tag und Nacht unterschieden wird, um den Tag-/Nacht-Rhythmus zu unterstützen.
  • Demenz-Uhren mit Ortungssystem: Demenz-Uhren, die Betroffene als Armbanduhr verwenden können, sind oft mit einem Ortungssystem ausgestattet. Der Träger kann einerseits einen „Notfallknopf“ drücken. Andererseits können Angehörige ihn orten. Notfallsysteme werden von der Pflegekasse bezuschusst. Prüfen Sie, ob Ihre Pflegekasse sich an den Anschaffungskosten beteiligt.

Beschilderung und Kennzeichnung

  • Beschriftung von Schränken und Schubladen: Beschriften Sie Schränke und Schubladen mit Bildern oder Texten, um den Inhalt zu kennzeichnen.
  • Hinweisschilder: Bringen Sie Hinweisschilder an Türen und Wänden an, um die Orientierung zu erleichtern.
  • Farbliche Kennzeichnung: Verwenden Sie Farben, um wichtige Bereiche oder Gegenstände hervorzuheben.

Technische Hilfsmittel

  • Personenortungssysteme: Systeme zur Personenortung bedienen sich in der Regel der Möglichkeit einer satellitengestützten Positionsbestimmung ähnlich wie Navigationsgeräte. Sie können helfen Menschen mit Demenz, die alleine unterwegs sind und den Weg nach Hause nicht mehr wissen, in möglichst kurzer Zeit zu finden. Notwendig ist es in jeden Fall, dass die oder der Erkrankte einen Sender bei sich trägt. Dieser kann in ein Handy integriert sein, als Armband, ähnlich wie eine Uhr, oder am Gürtel getragen werden. Teilweise ist ein Notrufknopf integriert, über den die betreffende Person selbst Hilfe rufen kann, soweit sie dazu in der Lage ist. Auch Geräte mit Freisprecheinrichtung gibt es, über die die Helfenden direkt in Kontakt mit den Vermissten treten können. Die Ortung kann über eine Notrufzentrale erfolgen, in den meisten Fällen können aber Angehörige selbst den Sender über den privaten PC oder ein Smartphone überwachen udnd orten. Außerdem wird häufig die Möglichkeit angeboten, bestimmte „Sicherheitsgebiete“ festzulegen, bei deren Verlassen ein Alarm ausgelöst wird.
  • Sprachassistenzsysteme: Sprachassistenzsysteme wie Alexa oder Google Assistant können für Menschen mit Demenz eine wertvolle Unterstützung sein. Sie können auf digitale Kalender zugreifen, Termine verwalten, Wissen abrufen, Musik abspielen und Smart-Home-Geräte steuern.
  • Seniorentelefone: Telefone mit großen Tasten und vorprogrammierten Nummern erleichtern das Telefonieren.
  • Schlüsselfinder: Diese Geräte helfen, verlegte Schlüssel oder andere Gegenstände schnell wiederzufinden.

Weitere Tipps für den Alltag

  • Strukturierter Tagesablauf: Ein strukturierter Tagesablauf mit festen Zeiten für Mahlzeiten, Aktivitäten und Ruhepausen kann Menschen mit Demenz Sicherheit und Orientierung geben.
  • Vertraute Umgebung: Eine vertraute Umgebung mit persönlichen Gegenständen und Erinnerungsstücken kann das Wohlbefinden steigern.
  • Regelmäßige soziale Kontakte: Regelmäßige soziale Kontakte und Aktivitäten können die kognitiven Fähigkeiten erhalten und die Lebensqualität verbessern.
  • Aktivierung und Beschäftigung: Sinnvolle Beschäftigungen und Aktivitäten, die auf die individuellen Fähigkeiten und Interessen des Betroffenen abgestimmt sind, können die geistige Aktivität fördern und das Selbstwertgefühl stärken.
  • Anpassung der Wohnumgebung: Passen Sie die Wohnumgebung an die Bedürfnisse des Betroffenen an. Entfernen Sie Stolperfallen, sorgen Sie für eine gute Beleuchtung und kennzeichnen Sie wichtige Bereiche.
  • Sicherheitsmaßnahmen: Treffen Sie Sicherheitsmaßnahmen, um Unfälle zu vermeiden. Installieren Sie Rauchmelder, sichern Sie gefährliche Gegenstände und sorgen Sie für eine sichere Badezimmerausstattung.
  • Unterstützung durch Angehörige und Fachkräfte: Angehörige und Fachkräfte können den Betroffenen bei der Bewältigung des Alltags unterstützen und ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben.

Delir-Management im Krankenhaus

Ein Delir ist ein Zustand akuter Verwirrung, der bei Menschen mit Demenz häufiger auftritt, insbesondere im Krankenhaus. Angehörige können maßgeblich dazu beitragen, ein Delir zu verhindern oder dessen Verlauf positiv zu beeinflussen.

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Tipps für Angehörige im Krankenhaus

  • Informationen weitergeben: Informieren Sie das medizinische und pflegerische Personal über die kognitiven Einschränkungen, den Tagesrhythmus, Gewohnheiten bei der Körperpflege und Vorlieben des Betroffenen.
  • Biografiebogen ausfüllen: Füllen Sie einen Biografiebogen aus, in dem Sie wichtige Informationen über den Betroffenen für die Klinikmitarbeitenden festhalten.
  • Hilfsmittel mitbringen: Bringen Sie Hilfsmittel wie Brille, Hörgeräte etc. mit, um die Orientierung zu unterstützen.
  • Persönliche Gegenstände platzieren: Platzieren Sie persönliche Gegenstände im Krankenzimmer, um Vertrautheit und Orientierung zu schaffen.
  • Besuche: Besuchen Sie den Betroffenen oft, um Sicherheit zu vermitteln.
  • Rooming-In: Klären Sie ab, ob Rooming-In möglich ist, um als Begleitperson emotionale Unterstützung zu bieten.
  • Aktivitäten fördern: Bringen Sie Beschäftigungsmaterial mit, das Freude bereiten könnte.
  • Delir- und Demenzflyer: Fragen Sie in der Klinik nach Delir- und Demenzflyern, um sich einen Überblick über bestehende Angebote und Maßnahmen verschaffen zu können.
  • Sozialdienst: Der Sozialdienst kann Sie bezüglich der Beantragung der Kostenübernahme des Rooming-Ins, Wissenswertes zur Entlassung (Entlassmanagement) sowie zur Nachsorge informieren.

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