Für Menschen mit Demenz wird es im Laufe der Erkrankung zunehmend schwieriger, sich zu orientieren und Gefahren richtig einzuschätzen. Digitale Demenzkalender und andere Alltagshilfen können ihnen dabei helfen, so lange wie möglich selbstständig und sicher in den eigenen vier Wänden zu leben.
Einleitung
Vergesslichkeit im Alltag kann für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen eine große Herausforderung darstellen. Schlüssel verlegen, Termine vergessen oder sich in der eigenen Wohnung nicht mehr zurechtfinden sind Situationen, die den Alltag erschweren. Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Alltagshilfen, insbesondere digitale Demenzkalender, die das Leben strukturierter und sicherer gestalten können. Es ist wichtig, die betroffene Person in die Auswahl der Hilfsmittel einzubeziehen, um Akzeptanz und Interesse zu fördern und sicherzustellen, dass die Hilfsmittel auch tatsächlich genutzt werden.
Was ist ein digitaler Demenzkalender?
Ein digitaler Demenzkalender ist ein elektronisches Gerät, das speziell entwickelt wurde, um Menschen mit Demenz bei der Organisation ihres Tagesablaufs zu unterstützen. Er bietet eine visuelle und akustische Erinnerung an Termine, Mahlzeiten, Medikamenteneinnahme und andere wichtige Ereignisse.
Typische Funktionen eines digitalen Demenzkalenders:
- Großes, gut lesbares Display: Zeigt Wochentag, Datum, Uhrzeit und Termine in gut erkennbarer Schrift an.
- Einfache Bedienung: Benutzerfreundliche Oberfläche mit großen Tasten oder Touchscreen-Funktion.
- Individuelle Erinnerungen: Möglichkeit, personalisierte Erinnerungen mit Text- und Sprachnachrichten zu erstellen.
- Foto- und Videofunktion: Anzeige von Fotos und Videos zur Förderung der Erinnerung und emotionalen Verbindung.
- Fernsteuerung: Steuerung und Aktualisierung der Termine und Erinnerungen durch Angehörige oder Pflegekräfte über eine App.
- WLAN-Konnektivität: Ermöglicht die drahtlose Verbindung mit dem Internet für automatische Updates und Fernzugriff.
Ein Beispiel für einen solchen Kalender ist die Seniorenuhr von DayClocks, die neben Uhrzeit, Datum und Wochentag auch Termine anzeigt, die über eine App von Angehörigen oder Pflegekräften eingetragen wurden. Die Uhr bietet zudem Foto- und Videofunktionen und ist einfach zu bedienen.
Vorteile von digitalen Demenzkalendern
Digitale Demenzkalender bieten eine Vielzahl von Vorteilen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen:
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- Verbesserte Orientierung: Durch die klare Anzeige von Datum, Uhrzeit und Wochentag helfen sie, sich im Alltag besser zurechtzufinden.
- Zuverlässige Erinnerungen: Sie erinnern an wichtige Termine, Mahlzeiten und Medikamenteneinnahme, wodurch die Selbstständigkeit gefördert wird.
- Strukturierter Tagesablauf: Sie helfen, den Tag zu strukturieren und Routinen einzuhalten, was Sicherheit und Stabilität vermittelt.
- Förderung der Kommunikation: Durch die Foto- und Videofunktion können Angehörige in Kontakt bleiben und Erinnerungen teilen.
- Entlastung der Angehörigen: Sie reduzieren den Betreuungsaufwand, da sie die betroffene Person an wichtige Aufgaben erinnern und die Kommunikation erleichtern.
Weitere wichtige Alltagshilfen für Menschen mit Demenz
Neben digitalen Demenzkalendern gibt es eine Vielzahl weiterer Alltagshilfen, die das Leben von Menschen mit Demenz erleichtern können:
Erinnerungshilfen
- Sprechende Zeitplaner: Helfen Demenzerkrankten, ihren Tagesablauf besser zu strukturieren.
- Wochenpläne: Ein großer, leicht verständlicher Wochenplan, in dem Termine, Mahlzeiten oder Besuche eingetragen werden, gibt eine klare Übersicht über den Tagesablauf.
- Große Wandkalender: Ein großer und einfacher Kalender, der sichtbar in der Wohnung hängt, hilft bei der zeitlichen Orientierung. Wichtig ist, dass Wochentage und Daten ausgeschrieben sind. Fotos von Besuchern können an den entsprechenden Tagen angebracht werden.
- Große Wanduhren: Eine große, gut sichtbare Wanduhr mit klaren Ziffern und Zeigern hilft dabei, den Tagesverlauf besser zu verstehen.
Technische Hilfsmittel für mehr Sicherheit und Übersicht
- Schlüsselfinder und Ortungssysteme: Helfen, verlegte Schlüssel oder andere Gegenstände schnell wiederzufinden.
- GPS-Tracker und Notfalluhren: Ermöglichen es, den Standort von Demenzerkrankten im Notfall nachzuverfolgen. Notfallsysteme werden unter Umständen von der Pflegekasse bezuschusst.
- Spezielle Telefone: Senioren-Telefone mit großen Tasten und vorprogrammierten Nummern erleichtern das Telefonieren.
- Herdsicherungen: Sorgen dafür, dass der Herd nach einer voreingestellten Zeit automatisch abschaltet und somit Brände verhindert werden. Moderne Herde verfügen häufig schon über eine Abschaltautomatik.
- Rauchmelder: Eine einfache, aber lebensrettende Sicherheitsmaßnahme, die besonders in Haushalten mit Demenzerkrankten unverzichtbar ist.
- Haustüralarm: Verhindert, dass Menschen mit Demenz die Wohnung unbemerkt verlassen, indem er sofort Alarm schlägt, sobald die Tür geöffnet wird.
Hilfsmittel für die Essenszubereitung und -aufnahme
- Demenz-Geschirr: Speziell entwickeltes Geschirr in klaren Formen und leuchtenden Signalfarben hilft, die Speisen besser zu erkennen und zu erfassen. Teller mit einem erhöhten Rand und einem geneigten Boden erleichtern das Aufnehmen von Essen.
- Finger Food: Wenn die Person nicht mehr weiß, wie sie das Besteck verwenden soll, kann man Finger Food zubereiten.
- Einfaches Besteck: Zum Beispiel liegt nur ein Löffel auf dem Tisch, wenn es eine Suppe gibt.
- Stundenplan für Mahlzeiten: Damit Demenzerkrankte Frühstück, Mittag- und Abendessen nicht vergessen, können Sie die Zeiten in einer Art Stundenplan für den Betroffenen eintragen.
- Gemeinsames Kochen: Das Lieblingsessen ist immer mit schönen Gefühlen verbunden. Daher kann es ein besonderes Erlebnis sein, wenn alte Lieblingsgerichte aus der Kindheit der Betroffenen zubereitet werden. Noch besser wäre es, wenn das Essen gemeinsam geplant und gekocht werden kann, um einen persönlicheren Bezug zum Essen herzustellen. Mit kräftigen Farben und intensiven Gerüchen werden die Sinne und der Appetit angeregt.
Sicherheitsmaßnahmen im Wohnbereich
- Übersichtliche Wohnumgebung: Eine übersichtliche und aufgeräumte Wohnumgebung hilft Demenzerkrankten, sich besser zu orientieren und reduziert das Risiko von Verwirrung oder Stress. Vermeiden Sie überladene Dekorationen, da diese Demenzerkrankte überfordern können.
- Sichere Aufbewahrung gefährlicher Gegenstände: Reinigungsmittel, Messer, Kerzen, Feuerzeuge und Medikamentenvorräte können für Demenzerkrankte eine ernsthafte Gefahr darstellen. Um Unfälle zu vermeiden, sollten diese Gegenstände sicher und außer Reichweite gelagert werden. Schubladensicherungen verhindern zusätzlich ungewollten Zugriff auf gefährliche Utensilien.
- Kontaktmatten und Lichtschranken: Kontaktmatten, die vor dem Bett oder der Haustür platziert werden, senden ein Funksignal an die Pflegeperson, sobald die Matte betreten wird. Lichtschranken können über dem Bett oder an anderen kritischen Stellen installiert werden und senden ein Signal, sobald der Lichtstrahl unterbrochen wird.
Finanzielle Unterstützung
Die finanzielle Entlastung durch Krankenkassen ist für viele Familien ein wichtiger Schritt, um notwendige Hilfsmittel für Demenzerkrankte zu beschaffen. Im Hilfsmittelkatalog sind zahlreiche Produkte aufgeführt, die von der Pflegekasse unter bestimmten Voraussetzungen übernommen werden können. Es ist ratsam, sich bei der Pflegekasse über die Möglichkeiten der Kostenübernahme zu informieren.
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