Ganglion zurückbilden: Ursachen, Symptome und Behandlungsoptionen

Ein Ganglion, im Volksmund auch als Überbein bekannt, ist eine gutartige, flüssigkeitsgefüllte Zyste, die sich typischerweise in der Nähe von Gelenken oder Sehnenscheiden bildet. Obwohl Ganglien an verschiedenen Körperstellen auftreten können, sind sie am häufigsten am Handgelenk lokalisiert. Sie können jedoch auch am Fuß, Knie, Ellenbogen oder der Schulter vorkommen. Ganglien sind in der Regel harmlos, können aber je nach Größe und Lage Beschwerden verursachen.

Was ist ein Ganglion?

Ein Ganglion ist eine zystische, gutartige Geschwulst, die von einer Gelenkkapsel oder Sehnenscheide ausgeht. Es handelt sich um eine abgekapselte Struktur, die mit einer gelartigen, zähen Flüssigkeit gefüllt ist. Diese Flüssigkeit kann entweder aus der Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) oder aus der Flüssigkeit der Sehnenscheiden stammen. Ganglien sitzen häufig gestielt, oft aber auch sehr breitbasig den Gelenkkapseln oder Sehnenscheiden auf.

Lokalisation von Ganglien

Ganglien können grundsätzlich an allen Gelenken, Sehnenscheiden und Nervenscheiden auftreten. Sie bilden sich häufig an der Oberseite des Handgelenks, können aber auch an der Handinnenfläche und an den Fingergrundgelenken vorkommen. Am Handgelenk zeigen sie sich am häufigsten im Bereich des streckseitigen Handgelenks (Handgelenksganglion), ausgehend vom skapholunären Band. Beugeseitig (palmar) sind sie am Handgelenk am häufigsten im palmaren radioskaphoidalen bzw. skapholunären Zwischenraum lokalisiert, also zwischen Speiche (Radius) und den Handwurzelknochen. Auch an den Ringbändern der Finger können Ganglien auftreten.

Wer ist betroffen?

Frauen sind etwa dreimal häufiger von Ganglien betroffen als Männer. Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 10. und 50. Lebensjahr auf, mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Ganglien können jedoch in jedem Lebensalter entstehen und sind auch im Kindesalter nicht selten.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung von Ganglien ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren zusammenspielen. Zu den möglichen Ursachen und Risikofaktoren gehören:

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  • Degenerative Veränderungen des Gelenkkapselgewebes: Degenerative Prozesse können die Festigkeit des Gewebes beeinträchtigen und zu Aussackungen führen.
  • Überlastungen und chronische Reizzustände: Mechanische Belastungen und chronische Reizungen können zu einer Überproduktion von Gelenkflüssigkeit führen.
  • Schwaches Bindegewebe: Ein schwaches Bindegewebe kann die Entwicklung von Ganglien begünstigen. Frauen sind häufiger betroffen, weil sie ein schwächeres Bindegewebe und beweglichere Gelenkkapseln haben als Männer. In manchen Fällen wird die Bindegewebsschwäche sogar durch Genmutationen vererbt.
  • Vorerkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Arthrose und Gicht können das Risiko für die Entstehung von Ganglien erhöhen.
  • Überproduktion von Gelenkflüssigkeit: Eine chronische Reizung kann zu einer vermehrten Produktion von Gelenkflüssigkeit führen, wodurch sich der Druck im Gelenkspalt erhöht und die Flüssigkeit gegen Schwachstellen der Gelenkinnenhaut drückt.

Oftmals ist keine eigentliche Ursache erkennbar.

Symptome

Ganglien können sehr unterschiedliche Beschwerden verursachen, je nachdem, wo sie sitzen und wie groß sie sind. Einige Patienten haben keine Beschwerden, während andere unter mehr oder weniger unangenehmen Symptomen leiden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Sichtbare Schwellung: Ein Ganglion äußert sich meist durch eine sichtbare, prall-elastische bis derbe Vorwölbung unter der Haut. Die Schwellung kann kirschkern- oder erbsengroß sein, aber auch die Größe eines Tischtennisballs erreichen.
  • Schmerzen: Ganglien können Schmerzen verursachen, insbesondere bei Druck auf das Ganglion oder bei Bewegung des betroffenen Gelenks. Die Schmerzen können bis in den Oberarm ausstrahlen, besonders wenn durch die Schwellung benachbarte Blutgefäße und Nerven eingeklemmt sind. Auch an den Ringbändern der Finger können Ganglien auftreten, die Schmerzen beim Halten von Gegenständen verursachen.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Je nach Lage und Größe kann ein Ganglion die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks einschränken.
  • Druckempfindlichkeit: Das Ganglion kann druckempfindlich sein, insbesondere bei Berührung oder Belastung.
  • Kribbeln und Taubheitsgefühle: Wenn das Ganglion auf Nerven drückt, kann es zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen in den Fingern oder der Hand kommen.
  • Kraftverlust: In manchen Fällen kann ein Ganglion zu einem Kraftverlust in der Hand führen.

Wenn das Ganglion am Fuß sitzt, kann es im Schuh drücken und Probleme beim Gehen bereiten.

Diagnose

Die Diagnose eines Ganglions erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung. Der Arzt wird die verdächtige Schwellung und die umliegenden Bereiche sorgfältig abtasten. Für ein Ganglion spricht beispielsweise, wenn es prall-elastisch und nicht verschiebbar ist.

Zur Bestätigung der Diagnose und zum Ausschluss anderer Erkrankungen können bildgebende Verfahren eingesetzt werden:

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  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Die Ultraschalluntersuchung ist die klassische Methode zum Nachweis eines Ganglions. Sie kann zeigen, ob es sich um einen flüssigkeitsgefüllten Hohlraum handelt.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel kann zur Beurteilung der Größe und der anheftenden anatomischen Strukturen sehr hilfreich sein.
  • Röntgenuntersuchung: Eine Standard-Röntgenuntersuchung sollte insbesondere bei dorsalen Handgelenksganglien zum Ausschluss weiterer Ursachen für die Entstehung des Ganglions, z. B. einer Bandverletzung am Handgelenk, durchgeführt werden.

In manchen Fällen kann eine Feinnadelaspiration erforderlich sein, um die Flüssigkeit im Ganglion zu untersuchen.

Behandlung

Nicht jedes Ganglion muss behandelt werden. Wenn das Ganglion keine Beschwerden verursacht, kann man abwarten, da sich ein Teil der Neubildungen spontan wieder zurückbilden kann. Insbesondere bei Kindern ist eine spontane Rückbildung häufig.

Wenn das Ganglion jedoch Schmerzen verursacht, die Beweglichkeit einschränkt oder aus anderen Gründen störend ist, gibt es verschiedene Behandlungsoptionen:

Konservative Therapie

  • Beobachtung: Bei leichten Beschwerden kann man zunächst abwarten und beobachten, ob sich das Ganglion von selbst zurückbildet.
  • Schmerz- und entzündungshemmende Salben: Schmerz- und entzündungshemmende Salben (z. B. NSAR) oder Arnika- und Beinwellsalben können zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden.
  • Ruhigstellung: Eine kurzzeitige Ruhigstellung des Gelenks mit einer Handgelenksbandage kann helfen, das Gelenk zu entlasten und die Rückbildung des Ganglions zu fördern.
  • Punktion: Bei der Punktion wird mit einer Hohlnadel in das Ganglion gestochen und die Flüssigkeit abgesaugt. Anschließend kann eine Kortisonlösung in das Ganglion injiziert werden, um eine erneute Flüssigkeitsansammlung zu verhindern. Die Punktion führt jedoch nur selten zu einem dauerhaften Erfolg, da sich das Ganglion häufig an gleicher Stelle wieder aufbaut.
  • Physiotherapie: Nach Exzision von Handgelenksganglien ist sofortige Physiotherapie bzw. schmerzadaptierte Handtherapie notwendig. Hierbei muss vor allen Dingen nach Entfernung eines dorsalen Handgelenksganglions auf die komplette Wiedererlangung der Beugung im Handgelenk geachtet werden.

Operative Therapie

Die Therapie der Wahl bei hartnäckigen oder stark beeinträchtigenden Ganglien ist die chirurgische Entfernung. Die Operation sollte von einem Handchirurgen unter Lupenbrillenvergrößerung durchgeführt werden. Ziel ist es, das Ganglion komplett einschließlich seines Stieles zu entfernen, um die Rezidivgefahr zu minimieren.

  • Offene Operation: Bei der offenen Operation wird das Ganglion über einen Hautschnitt freigelegt und entfernt. Am streckseitigen Handgelenk erfolgt meist eine quere Inzision, am beugeseitigen Handgelenk ein längsverlaufender Schnitt. Bei der Operation ist besonders streng auf die anatomische Nähe zu wichtigen Strukturen wie Sehnen, Nerven und Gefäßen zu achten. Aus diesem Grund geschieht die Operation in sogenannter „Blutleere“.
  • Arthroskopische Operation: Alternativ ist die arthroskopische Entfernung des Ganglions am streckseitigen und beugeseitigen Handgelenk möglich (Handgelenksarthroskopie, arthroskopische Ganglionresektion).

In der Regel ist die Entfernung eines Ganglions als ambulanter Eingriff möglich, je nach Wunsch und Zustand des Patienten in Lokalanästhesie (Wide-awake-Verfahren), Vollnarkose oder Teilnarkose des Armes (Plexusanästhesie). Bei ungünstiger Lokalisation des Ganglions oder bei Patienten mit schweren Begleiterkrankungen kann eine kurze stationäre Überwachung erforderlich sein.

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Nachbehandlung nach operativer Therapie

Nach der Operation erfolgt die Anlage eines Schienenverbandes für 1 bis 2 Tage. Danach ist insbesondere nach Exzision von Handgelenksganglien sofortige Physiotherapie bzw. schmerzadaptierte Handtherapie notwendig. Das Nahtmaterial wird nach 12 bis 14 Tagen entfernt.

Um ein Anschwellen der Hand und des Armes nach der Operation zu vermeiden und um eine rasche Wundheilung zu erreichen, sollte die Hand in den ersten Tagen in Brusthöhe gehalten und geschont werden. Eine Armschlinge ist hierzu nicht notwendig. Vom Operationstag an ist eine aktive Fingerbewegung erforderlich, wobei die Finger mehrmals in der Stunde vollständig zur Faust gebeugt und gestreckt werden sollten.

Nach 2-3 Wochen ist die Hand zum alltäglichen Gebrauch wie auch für die meisten beruflichen Tätigkeiten wieder einsatzfähig.

Komplikationen

Wie bei jeder Operation kann es auch bei der Entfernung eines Ganglions zu Komplikationen kommen. Zu den möglichen Komplikationen gehören:

  • Nachblutung, Schwellung, Blutergussbildung: Diese Komplikationen sind selten und in der Regel gut zu beherrschen.
  • Wundinfektion: Bei Anzeichen einer Infektion (Schwellung, pochende Schmerzen, Rötung, Eiter) muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Verletzung von Nerven oder Gefäßen: Bei Operationen am beugeseitigen Handgelenk ist eine Verletzung der Schlagader (Arteria radialis) mit starker Blutung möglich, bei Eingriffen am streckseitigen Handgelenk oder an den Fingern eine Verletzung von Haut- bzw. Fingernerven mit bleibenden Gefühlsstörungen und Schmerzen. Diese Komplikationen sind jedoch äußerst selten.
  • Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS): In sehr seltenen Fällen kann es zur Ausbildung eines CRPS (komplexes regionales Schmerzsyndrom, früher sog. M. Sudeck) kommen.
  • Rezidiv: Manchmal kann auch an der operierten Stelle ein neues Ganglion, ein sogenanntes Rezidiv, auftreten. Die Rezidivrate variiert stark zwischen 1 und 40 % und scheint davon abhängig zu sein, ob der Stiel des Ganglions vollständig entfernt wurde.

Prognose

In den meisten Fällen ist die Prognose nach der Behandlung eines Ganglions gut. Viele Patienten bleiben nach der Behandlung beschwerdefrei. Die Rezidivrate nach operativer Entfernung beträgt etwa 20-30 %.

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