Prof. Dr. Katharina Faust ist seit Kurzem die neue Direktorin der Klinik für Neurochirurgie an der Uniklinik Düsseldorf (UKD). Sie setzt auf Forschung, medizinischen Fortschritt und die Weiterentwicklung der Unterstützungssysteme für die operierenden Ärztinnen und Ärzte.
Faszination Gehirn und Technik
Katharina Faust ist Neurochirurgin aufgrund ihrer Faszination für die Komplexität des Gehirns mit seinen über 100 Milliarden Nervenzellen geworden. Sie hat ein großes Interesse an Technik und physikalischen Grundlagen, die im Rahmen von neurochirurgischen Eingriffen - insbesondere mit Blick auf technische Unterstützungssysteme - eine große Rolle spielen. Als Chirurgin schätzt sie das konzentrierte und filigrane Arbeiten sowie die rasche Sichtbarkeit von Heilungserfolgen in diesem Bereich der Medizin. „Wenn wir zum Beispiel einen Patienten mit Hirntumor operieren, dann ist schon wenige Stunden später das Resultat zu sehen.“
Werdegang und Expertise
Prof. Katharina Faust war zuletzt Leitende Oberärztin der Klinik für Neurochirurgie an der Charité, wo sie seit 2008 tätig war. Zuvor studierte sie in Heidelberg, Stanford, Duke, Aberdeen und Buenos Aires. Nach Promotion, Facharztausbildung und Habilitation leitete sie diverse, mehrheitlich internationale Arbeitsgruppen unter anderem zur „Konnektivität von Sprache“, zum „Intraoperativen neurophysiologischen Monitoring“ und zur „Intraoperativen Bildgebung“.
Katharina A. Faust studierte ab 1999 in Heidelberg, Stanford, Duke, Aberdeen und Buenos Aires Humanmedizin. Ende 2006 schloss sie ihr Medizinstudium ab und erhielt Anfang 2007 ihre Approbation. 2008 wurde sie Assistenzärztin an der Klinik für Neurochirurgie der Charité Universitätsmedizin Berlin. Hier promovierte sie 2014 mit Bestnote. Ihre Dissertation entstand am Department of Pathology der Stanford University (Stanford Medicine) sowie am Institut für Neuropathologie der Charité Berlin. 2014 erwarb sie die Facharztanerkennung für Neurochirurgie. Sie wurde 2021 Geschäftsführende Oberärztin der Klinik und habilitierte sie sich mit dem Thema „Technische und translationale Entwicklungen der tiefen Hirnstimulation zur Behandlung von Bewegungsstörungen” an der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Professorin Faust verfügt über umfassende Erfahrungen in Leitungstätigkeit und Management im gesamten Spektrum der neurochirurgischen Krankenversorgung.
Ziele in Düsseldorf
In Düsseldorf möchte sie die Hirntumorchirurgie weiterentwickeln. Ein ausgeweitetes Monitoring während der chirurgischen Eingriffe soll gewährleisten, dass Erkrankte eine Gehirnoperation noch besser überstehen. „Es muss uns darum gehen, unseren Patientinnen und Patienten die größtmögliche Lebensqualität nach der Operation zu verschaffen“, so Prof. Katharina Faust. Dafür möchte sie neue Wege beschreiten. In die Zukunft geschaut könnte auch die Entwicklung und Anwendung von sogenannten Brain-Computer-Interfaces dazu beitragen, Funktionen im Gehirn nach Operationen besser zu erhalten oder wiederherzustellen. Im Rahmen der Behandlung von Bewegungsstörungen wie Parkinson haben solche Behandlungsansätze in Form der Tiefen Hirnstimulation über Hirnschrittmacher schon Einzug in den Alltag gehalten und sind längst keine Science-Fiction mehr.
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Fokus auf Tumor- und Wirbelsäulenchirurgie
In Düsseldorf will sie einen besonderen Fokus auf die Weiterentwicklung von Tumor- und der Wirbelsäulenchirurgie legen. Faust deckt mit ihrer Expertise das gesamte Spektrum der Neurochirurgie ab. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die neuroonkologische Chirurgie, die Wachkraniotomie, die Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie, sowie die vaskuläre Neurochirurgie, Schädelbasis- und Wirbelsäulenchirurgie.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die interprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für Prof. Katharina Faust von besonderer Wichtigkeit. Sichtbar wird dies zum Beispiel in der Wirbelsäulenchirurgie. Unter Beteiligung aller Berufsgruppen kommt es hier auf immer schonendere, weniger invasive Operationstechniken an. „Schon im Vorfeld einer operativen Therapie ist gerade bei Rückenleiden die Einbeziehung von Expertinnen und Experten unterschiedlichster Fachrichtungen notwendig. Hier muss Fachpersonal aus der Neurochirurgie, aus der Orthopädie aber auch aus der Schmerztherapie gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten entscheiden, welches die beste Therapieoption ist“, sagt Prof. Dr. Katharina Faust.
Sie betont auch, wie wichtig es ist, Patientinnen und Patienten nicht nur chirurgisch, sondern interdisziplinär zu betreuen. Die Verlaufskontrollen, bei denen untersucht wird, ob der Tumor gewachsen ist, finden in der Regel in größeren Abständen statt. Somit erfahren die Chirurgen häufig erst verzögert von Problemen, mit denen die Patientinnen und Patienten in ihrem Alltag zu tun haben, da diese sich beispielsweise an onkologische Psychologinnen und Psychologen wenden und nicht unbedingt an die Chirurgen. Es wäre großartig, Expertinnen und Experten aus anderen Fachgebieten viel stärker einzubeziehen, um mögliche kognitive Defizite schneller erfassen zu können.
Mit anderen Fachrichtungen zu arbeiten, bietet viele Vorteile, da man voneinander profitieren kann und neues Wissen erlangt, das man ohne diese Zusammenarbeit vermutlich nicht erlangt hätte. Durch interdisziplinäres Arbeiten kann man meiner Ansicht nach nicht nur die Medizin an sich verbessern, sondern auch die eigenen Kompetenzen erweitern.
Wach-OPs und intraoperatives Monitoring
Die Hirntumorchirurgie hat in den letzten Jahren dahingehend eine Art Wandel durchgemacht, da immer mehr Patientinnen und Patienten wach-operiert werden. Komplexere Funktionen des Gehirns lassen sich tatsächlich auch nur wach testen. Der große Vorteil ist, dass das Gehirn kein Schmerzempfinden hat, zumindest soweit wir wissen. Die Patientinnen und Patienten verspüren also kein Leid, wenn sie in einem wachen Zustand operiert werden. Bereits etablierte Tests, wie das Überwachen von Sprache während der Operation, finden statt, wenn die Patientinnen und Patienten wach sind.
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Während einer Wach-OP tastet der Arzt systematisch mit einem elektrischen Stab das Operationsgebiet ab, während der Patient Bilder beschreibt, die eine Kollegin ihm am Monitor zeigt - „ein Baum, ein Pferd.“ Langsam bedecken viele kleine sterile Papierschnipsel die pulsierende Hirnmasse. Auf allen steht die Ziffer „0“. Das bedeutet „null Funktionen“ - hier kann man schneiden.
Navigierte Magnetstimulation (nTMS)
Die Klinik für Neurochirurgie führt jedes Jahr rund 500 Hirntumor-Operationen durch. In einem Viertel der Fälle besteht Gefahr für Sprache oder Bewegung. Früher mussten die Ärzte während der OP binnen Sekunden entscheiden, ob sie den Tumor entfernen, obwohl der Patient danach vielleicht nicht mehr sprechen oder laufen kann. Dank der navigierten Magnetstimulation (nTMS) gehört dies der Vergangenheit an. Mit Hilfe der nTMS lasse sich nur die Oberfläche des Gehirns vermessen, nicht das Hirninnere. Auch dort können Sprachfunktionen angesiedelt sein. Deswegen wird die Prozedur wiederholt, als das Hirn frei vorliegt.
Persönliche Einblicke
Katharina Faust ist eher auf Umwegen zur Neurochirurgie gekommen, denn sie ist niemand, der ‚schon immer‘ Neurochirurg bzw. - chirurgin werden wollte. Nach dem Abitur hatte sie viele verschiedene Interessen und keine genaue Vorstellung davon, was sie beruflich einmal machen möchte. Eine Zeit lang habe ich Physik studiert, weil ich darin meine Zukunft gesehen habe. Doch dann wurde mir irgendwann klar, dass sie in den medizinischen Bereich gehen will, da sie - so platt das klingt - Menschen gerne möglichst direkt helfen wollte. Physik ist unglaublich spannend. Aber ich glaube, dass man z.B. in der Physik oft lange auf etwas hinarbeiten muss, bis ein potentieller Nutzen für Mensch und Gesellschaft entsteht. In der Medizin bekommt man quasi täglich eine Rückmeldung von seinen Patientinnen und Patienten, etwas Sinnvolles getan zu haben. Ich denke, im ärztlichen Tun kann man unmittelbar einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten, wie groß oder klein der auch sein mag. Das Gehirn fand ich immer mit Abstand am spannendsten von allen Organen. In meinem Praktischen Jahr habe ich festgestellt, dass ich einen Hang zum Operativen habe, weshalb ich mich auf den chirurgischen Bereich fokussierte.
Ratschläge für Nachwuchsmediziner
Das wäre zum einen, möglichst viel mitzunehmen in der Ausbildung. Und zum anderen, sich vielleicht nicht zu früh auf eine bestimme Richtung festzulegen bzw. unvoreingenommen zu bleiben. Man weiß nie, was einen vielleicht noch erwartet. Und die besten Dinge passieren, wenn man mutig ist und auch einmal etwas wagt. Wichtig finde ich auch, ein wenig auf sein Bauchgefühl zu hören und immer an sich selbst zu glauben. Jeder hat mit Zweifeln zu kämpfen, das ist ganz normal.
Ausgleich in der Freizeit
Ich versuche möglichst viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen und auf andere Gedanken zu kommen. Denn ich möchte mich in meiner Freizeit mit Themen fernab von der Medizin beschäftigen. Manchmal lese ich z.B. physikalische Werke und denke an mein Physik-Studium zurück. Davon abgesehen bin ich ein Fan von Yoga, da ich damit einen wunderbaren Ausgleich zu meinem Arbeitsalltag finden kann.
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Abendessen mit historischen Persönlichkeiten
Auf die Frage, mit welchen drei Personen (tot oder lebendig) sie ein Abendessen genießen würde, antwortete sie, dass ihr auf Anhieb Marie Curie einfällt. Ich finde sie unglaublich und würde gerne erfahren, wie sie all das geschafft hat, was sie im Laufe ihres Lebens erreichen konnte. Daneben fände ich David Bowie spannend, da ich ein riesiger Fan bin, und er Musikgeschichte und Kultur auf einzigartige Weise geprägt hat. Wer noch? Vielleicht Elon Musk.
Fazit
Mit Prof. Dr. Katharina Faust hat die Uniklinik Düsseldorf eine erfahrene und engagierte Neurochirurgin gewonnen, die mit ihrer Expertise und ihren innovativen Ideen die Zukunft der Neurochirurgie maßgeblich mitgestalten wird. Ihre Schwerpunkte liegen auf der Weiterentwicklung der Tumor- und Wirbelsäulenchirurgie sowie der interdisziplinären Zusammenarbeit, um den Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten.
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