Wenn eine Katze an Demenz erkrankt, muss sie ihren Alltag an die veränderte Situation anpassen. Doch nicht nur Menschen sind von der Krankheit betroffen, auch unsere vierbeinigen Samtpfoten können Alzheimer bekommen. Katzendemenz, medizinisch als kognitives Dysfunktionssyndrom (CDS) bekannt, ist eine Erkrankung, die das Gehirn älterer Katzen betrifft. Sie ähnelt der Alzheimer-Krankheit beim Menschen und führt zu einem allmählichen Abbau der kognitiven Funktionen. Die genauen Ursachen, warum Katzen dement werden können, sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass eine schlechtere Durchblutung des Gehirns und der natürliche Alterungsprozess dazu führen, dass die Dysfunktion, also die Funktionsstörungen, der Gehirnzellen zunimmt. Mit der Zeit kann das Gehirn wichtige Aufgaben wie die Orientierung und das Erinnern nicht mehr vollständig erfüllen. Diese Veränderungen beeinträchtigen die kognitiven Fähigkeiten der Katze und führen zu den typischen Anzeichen der Demenz.
Symptome von Demenz bei Katzen
Fallen dir zunehmend Veränderungen im Verhalten deiner Katze auf? Etwa die Hälfte der Katzen ab 15 Jahren zeigen Symptome der kognitiven Dysfunktion. Grundsätzlich können alle Katzen daran erkranken, unabhängig von Rasse oder Geschlecht. Oft zeigen Katzen mit Alzheimer eine Kombination aus körperlichen Symptomen, Verhaltensänderungen und kognitiven Beeinträchtigungen. Diese Anzeichen können zunächst subtil sein und werden mit der Zeit deutlicher.
Mögliche Symptome sind:
- Verhaltensänderungen gegenüber anderen Tieren und dem Halter: Sowohl Menschen als auch anderen Tieren gegenüber verhält sich die Katze anders als gewohnt und versucht beispielsweise, mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
- Abnehmende Aktivität: Alte Katzen neigen dazu, alles ein bisschen ruhiger anzugehen und sich zurückzuziehen. Es ist wichtig, auf dieses Bedürfnis einzugehen und die Katze nicht zu überfordern.
- Abnehmendes Lernvermögen: Das Erlernen neuer Dinge oder das Anpassen an Veränderungen kann für demente Katzen schwierig sein. Sie können auch weniger auf Befehle oder Signale reagieren.
- Aggressivität, Rastlosigkeit oder Angst in gewöhnlichen Situationen: Die Samtpfote zeigt Anzeichen von Angst in Situationen, die ihr zuvor keine Probleme bereitet haben.
- Desorientiertheit vor allem nach dem Schlafen: Die Katze weiß nicht, wo Katzennapf oder Katzenklo stehen und läuft orientierungslos in ihrer eigentlich gewohnten Umgebung umher.
- Abnehmende Koordination: Kommt es nun häufiger dazu, dass der Katze die Kante knapp verfehlt und insgesamt etwas ziellos wirkt, kann auch das auf eine beginnende Demenz hindeuten.
- Veränderte Schlafgewohnheiten (häufiges Aufwachen in der Nacht): Lautäußerungen, besonders nachts, sind ein typisches Symptom bei Katzen mit Demenz und können auch deinen Schlaf beeinträchtigen.
- Veränderte Fressgewohnheiten: Appetitlosigkeit oder veränderte Fressgewohnheiten sind ebenfalls häufig. Katzen können das Interesse am Essen verlieren oder vergessen zu fressen.
- Nachlassende Reinlichkeit: Es kommt zum Verlust der Stubenreinheit.
- Abnehmende Reaktion auf Ansprache
- Häufiges Miauen: Durch häufiges und oftmals herzzerreißendes Miauen versuchen hilflose Katzen auf ihre Situation aufmerksam zu machen und so Hilfe von Ihnen zu bekommen. Gerade wenn sich kein offensichtlicher Grund für das Miauen erkennen lässt, sollten Sie ein genaueres Auge auf Ihren Stubentiger werfen.
Achtung! Diese Symptome können - müssen aber keine Hinweise auf eine Demenzerkrankung sein. Viele dieser Symptome können auch von anderen Krankheiten kommen, daher ist das Abklären beim Tierarzt wichtig.
Diagnose von Katzendemenz
Bislang gibt es noch keinen Test, mit dem sich eine Demenz bei einer Katze zweifelsfrei diagnostizieren lässt. Die Diagnose von Katzendemenz ist komplex, da es keine spezifischen Tests gibt, die die Erkrankung eindeutig bestätigen können. Stattdessen stützt sich die Diagnostik auf die Beobachtung von Symptomen, eine gründliche medizinische Untersuchung und den Ausschluss anderer Krankheiten. Wenn andere medizinische Ursachen als Grund für die Verhaltensänderungen Ihres Tieres ausgeschlossen wurden und die beobachteten Symptome mit denen einer Katzendemenz übereinstimmen, kann die Diagnose gestellt werden.
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Um die Schwere der Symptome zu erfassen, kommt beispielsweise das DISHAAL-Tool zum Einsatz, das zur Diagnose von kognitiver Dysfunktion bei Hunden entwickelt wurde. DISHAAL ist ein Akronym, das für die englischen Begriffe Disorientation (Desorientierung), Social Interactions (soziale Interaktionen), Sleep/Wake Cycles (Schlaf-/Wach-Zyklen), House-soiling (Hausunreinheit), Activity (Aktivität), Anxiety (Angst) und Learning and Memory (Lernen und Gedächtnis) steht. Das Akronym wird auch bei der Diagnostik für Katzen verwendet, jedoch ist hierfür bereits eine abweichende Form entwickelt worden, die speziell bei Samtpfoten angewandt werden kann.
Da die beschriebenen Verhaltensänderungen bei Katzen auf eine Vielzahl an Erkrankungen zurückzuführen sein können, müssen diese zunächst ausgeschlossen werden, um Demenz beziehungsweise CDS bei der Katze sicher zu diagnostizieren.
Behandlung und Management von Demenz bei Katzen
Leider ist die Krankheit, wie auch bei Menschen im Moment noch nicht heilbar. Dennoch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, demente Katzen zu unterstützen und ihnen ein lebenswertes Seniorenleben zu ermöglichen. Allerdings kann deinem Tier mit den richtigen Medikamenten viel Lebensqualität zurückgegeben werden. Je früher eine Katze in Behandlung kommt, desto besser ist es für sie. Neben einem Tierarzt brauchen demente Katzen auch einen verständnis- und rücksichtsvollen Menschen, der sie mit viel Geduld intensiv unterstützt.
Den Alltag erleichtern
Du kannst deiner Katze bereits viel helfen, indem du ungewohnte Situationen vermeidest. Verrücke keine Möbel oder ändere viel an deiner Routine. Zusätzlich kannst du deiner Katze helfen, indem du Futter und Wasser an verschiedenen Stellen in deiner Wohnung aufstellst. Das Gleiche gilt für warme Schlafplätze und die Katzentoilette.
Sturzgefahren entfernen
Du solltest außerdem darüber nachdenken, deiner Katze Kratzmöglichkeiten in Bodennähe zu bieten und hohe Kratzbäume zu entfernen. Wenn die Katze körperlich nicht mehr fit ist, sollte sie nicht mehr springen müssen, um ihren Lieblingsplatz zu erreichen. Hierbei kann schon ein kleiner Hocker helfen.
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Freigängerkatzen beaufsichtigen
Wer Freigängerkatzen hat, sollte darüber nachdenken, - je nach Schwere der Krankheit - die Katzen nicht mehr allein draußen herumtigern zu lassen. Durch den abnehmenden Orientierungssinn finden viele demente Katzen ihre bekannten Wege nicht mehr und verlaufen sich. Das kann dazu führen, dass sie schnell in lebensgefährliche Situationen geraten. Im Straßenverkehr oder in Verstecken, die sie aufsuchen und dann nicht mehr verlassen können, wie Gartenhäuschen, Garagen oder Kellerräume. Sicherer ist es, die Katze zum Beispiel im Garten unter Aufsicht zu beschäftigen oder einen gesicherten Katzengarten einzurichten.
Gehirnjogging
Katzen spielen gerne, das ist bekannt. Und genau dieser Spieltrieb trainiert die Hirnzellen deiner Katze. Fordere dein Tier mit leichten Gedächtnisübungen, wie z. B. Zudem gibt es eine große Auswahl verschiedener Gedächtnisspielzeuge für Katzen. Damit Ihre Katze geistig fit bleibt, sollten Sie Ihr auch Intelligenzspielzeug zur Verfügung stellen.
Verständnis ist jetzt wichtig
Wichtig ist es, deiner Katze mit viel Geduld und Verständnis entgegenzukommen. Falls deine Katze ihre Katzentoilette nicht mehr findet und ein Malheur passiert oder sie nachts orientierungslos aufwacht und sich mit Miauen bemerkbar macht. Schimpfen bringt hier gar nichts.
Weitere Tipps zur Unterstützung
- Spezielle Medikamente: Einige Medikamente können helfen, die Symptome der Demenz zu lindern. Sie können dazu beitragen, den Abbau kognitiver Funktionen zu verlangsamen.
- Spezialdiäten: Diäten, die reich an Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren und anderen wichtigen Nährstoffen sind, können die Gehirnfunktion unterstützen und zur allgemeinen Gesundheit beitragen.
- Regelmäßige Fütterungszeiten: Ein fester Fütterungsplan kann helfen, Routine und Struktur im Alltag der Katze zu schaffen.
- Mentale Stimulation: Einfache Spiele, leichte Trainingseinheiten und Spielzeuge können helfen, das Gehirn der Katze zu stimulieren und ihre kognitiven Fähigkeiten zu erhalten.
- Regelmäßige Interaktion: Regelmäßige, sanfte Interaktionen mit dem Besitzer können die emotionale Stabilität fördern und zur Lebensqualität beitragen.
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