Katzen sind beliebte Haustiere, die für ihre Unabhängigkeit und ihren Eigensinn bekannt sind. Doch manchmal können sie auch ganz schön nerven. Lautes Miauen in der Nacht, plötzliche Attacken auf die Füße oder das Herunterwerfen von Gegenständen sind nur einige Beispiele für Verhaltensweisen, die Katzenbesitzer zur Verzweiflung treiben können. Aber warum verhalten sich Katzen manchmal so, und was kann man dagegen tun?
Ursachen für störendes Katzenverhalten
Es gibt viele Gründe, warum Katzen nerven können. Oftmals steckt Langeweile oder ein Mangel an Beschäftigung dahinter. Katzen sind intelligente und aktive Tiere, die sowohl körperlich als auch geistig gefordert werden müssen. Wenn sie nicht genügend Möglichkeiten zum Spielen und Jagen haben, können sie frustriert werden und unerwünschte Verhaltensweisen entwickeln.
Mangelnde Beschäftigung und Langeweile
Katzen gelten als eigenständig, und viele Halter unterschätzen, dass auch Katzen ausreichend Beschäftigung und geistige Auslastung benötigen. Vor allem bei Berufstätigen tritt oft folgende Situation ein: Die Katze ist tagsüber allein zu Hause und verbringt diese Zeit mit Schlafen. Wenn die Besitzer dann nach Hause kommen, wird erst einmal Essen gemacht und dann vor dem Fernseher gekuschelt. Die Katze ist nun maximal erholt und bereit für Action. Doch genau jetzt sind ihre Menschen müde und wollen ins Bett.
Da Langeweile der häufigste Grund ist, warum die Katze nachts ständig miaut, ist der wichtigste Ratschlag: spielen, spielen, spielen. Am besten eine Stunde, bevor man ins Bett geht. Die Katze sollte dabei so richtig Action bekommen. Auch eine Abendroutine kann helfen. So werden die Abläufe für die Katze vorhersehbar. Wenn das Tier sicher weiß, dass am Tag feste Spielzeiten gelten, wird die Katze immer seltener versuchen, diese einzufordern. Voraussetzung ist, dass die Katze auch ausreichend ausgelastet wird. Das sollte mindestens eine Stunde gemeinsame Spielzeit am Tag sein.
Aufmerksamkeitssuche
Katzen sind soziale Wesen, die die Nähe ihrer Menschen suchen. Wenn sie sich vernachlässigt fühlen, können sie versuchen, Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie miauen, an den Beinen kratzen oder auf Möbel springen. Es ist kein Zufall, dass Katzen genau in dem Moment zu uns rennen und laut miauen oder sich auf die Computertastatur legen, wenn wir eigentlich gerade mit der Arbeit beginnen wollten.
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Eingeschränkter Zugang zu Ressourcen
Auch, wenn Katzen oft als Einzelgänger betitelt werden, handelt es sich um soziale Tiere, die die Nähe von Artgenossen und ihrer Bezugspersonen brauchen. Vor allem Räume und Möbel, auf denen die Menschen viel Zeit verbringen und in denen sich viele Gerüche sammeln, sind für Katzen attraktiv. Sie möchten daher gerne Zugang zu diesen Ressourcen haben. Hat die Katze regelmäßig tagsüber Freigang, möchte sie diesen wahrscheinlich auch nachts in Anspruch nehmen. Zudem missfallen vielen Katzen geschlossene Türen, da sie gerne jederzeit Zugang zu ihrem Kernrevier haben. Das kann den Balkon oder den Garten einschließen.
Für die Katze stellen Schlafzimmer und Bett aber wichtige Ressourcen des Reviers dar, zu denen sie gerne Zugang hat. Als Kompromiss kann man dem Tier einen kuscheligen Platz in der Nähe des Bettes anbieten.
Hunger und Fütterungszeiten
Im Gegensatz zu Hunden benötigen Katzen mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. In der Natur machen die Jäger bis zu 15 Mal Beute. Vor allem in den Dämmerungszeiten sind Katzen sehr aktiv und entwickeln dann auch Hunger. Geht der Mensch gegen 23 Uhr ins Bett und steht um sechs Uhr früh auf, sind das für die Katze sieben Stunden ohne Futter. Für manche Tiere und vor allem für junge Katzen kann dies ein zu großer Zeitraum sein. Dazu kommt, dass sich der Magen der Tiere an bestimmte Fütterungszeiten gewöhnt und im Vorfeld Magensäure produziert.
Damit die Katze nachts nicht miaut und laut Futter verlangt, sollte sie kurz vor dem Schlafengehen noch einmal eine Portion zum Fressen bekommen. Vor allem junge Katzen oder Tiere mit einem sehr empfindlichen Magen können längere Hungerzeiten nur schlecht aushalten. Hier bietet sich ein Futterautomat an. Manche Katzen kommen auch sehr gut mit einem Angebot von Trockenfutter zurecht. Dieses verdirbt nicht so schnell wie Nassfutter und kann auch über Nacht im Napf bleiben.
Gesundheitliche Probleme
Kommt die Katze nachts nicht zur Ruhe, kann auch ein gesundheitliches Problem dahinterstecken. Meist treten dann noch weitere Symptome auf: Das Tier zieht sich zurück, möchte nicht spielen oder frisst schlecht. Einen Verdacht, dass das Tier Schmerzen haben könnte, sollte man immer beim Tierarzt klären lassen. Auch Katzen können an Demenz im Alter erkranken. Die Tiere verlieren dann genau wie wir Menschen zunehmend die Orientierung in ihrem Umfeld. Sie vergessen mitunter auch, dass sie erst vor Kurzem etwas zu Fressen hatten. So kann es passieren, dass sie nachts umherirren und nach ihren Menschen rufen oder nach Futter betteln.
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Ist die Katze versorgt und ausreichend bespaßt und kommt nachts trotzdem nicht zur Ruhe, sollte man klären, ob dies gesundheitliche Gründe haben könnte. So können chronische Schmerzen dazu führen, dass die Tiere unruhig hin- und herlaufen. Aber auch Demenz kann eine Ursache dafür sein.
Rolligkeit
Katzen, die rollig sind, veranstalten einen wahren Katzenjammer - vor allem nachts. In dieser Phase steigt bei den Tieren das Sexualhormon Östrogen im Blut an. Das löst Verhalten, wie auf dem Boden rollen, lautes Rufen und Gurren aus und dient dazu, potenzielle Sexualpartner - also intakte Kater - anzulocken. Gerade in der ersten Rolligkeit können Katzen dabei verwirrt wirken und suchen die Nähe ihrer Menschen - oft zu deren Leidwesen. Denn rollige Katzen machen mit lauten Miauen auf sich aufmerksam.
Miaut die Katze nachts, weil sie rollig ist, hilft eine Kastration. Ansonsten kann die Katze zweimal im Jahr für acht bis zehn Tage rollig werden und dann auch nachts laut miauen. Sollte kein Deckakt erfolgen, läuft die Katzen Gefahr, dauerrollig zu werden. Dabei werden die Zeiträume zwischen den Phasen der Rolligkeit immer kürzer, bis sich ein Dauerzustand ergibt.
Unerwünschtes Verhalten verstärkt
Gerade in der Umgewöhnung oder Eingewöhnung von kleinen Katzen werden die Tiere trotz der schon genannten Tipps nachts miauen und nerven. Ein Beispiel: Die Katze miaut nachts immer, um etwas zu fressen zu bekommen. Nun wird sie immer kurz vor dem Schlafen gefüttert, aber das Verhalten ist zur Gewohnheit geworden. Jetzt reagiert ihr Mensch jedoch nicht mehr. Also versucht sie es umso stärker. Wenn man als Besitzer jetzt nachgibt, hat die Katze wieder Erfolg und wird die Nächte darauf keine Ruhe geben. Hier hilft nur konsequentes Ignorieren - auch wenn es schwerfällt. Das Gleiche gilt übrigens auch für Kratzen an der Tür.
Wenn man die Katze nachts nicht füttern, bespaßen oder hinaus lassen will, sollte man dies auch konsequent nicht mehr tun. Darf die Katze an einem Tag mit ins Bett und am anderen Tag nicht, ist das für sie vollkommen unverständlich.
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Was tun, wenn die Katze nervt?
Wenn die Katze nervt, ist es wichtig, die Ursache für das Verhalten zu finden und entsprechend zu handeln. Hier sind einige Tipps, die helfen können:
- Ausreichend Beschäftigung: Sorgen Sie dafür, dass die Katze genügend Möglichkeiten zum Spielen und Jagen hat. Bieten Sie ihr Kratzbäume, Spielzeug und Intelligenzspiele an. Planen Sie feste Spielzeiten ein, am besten kurz bevor Sie ins Bett gehen.
- Aufmerksamkeit schenken: Nehmen Sie sich Zeit für die Katze und kuscheln Sie mit ihr, wenn sie es möchte. Achten Sie aber darauf, ihre Grenzen zu respektieren und sie nicht zu bedrängen.
- Zugang zu Ressourcen ermöglichen: Lassen Sie die Katze an Ihrem Leben teilhaben und ermöglichen Sie ihr den Zugang zu den Räumen und Möbeln, die sie interessant findet.
- Regelmäßige Fütterungszeiten: Füttern Sie die Katze mehrmals täglich in kleinen Portionen. Geben Sie ihr kurz vor dem Schlafengehen noch einmal eine Mahlzeit.
- Gesundheitliche Probleme ausschließen: Lassen Sie die Katze tierärztlich untersuchen, um gesundheitliche Probleme auszuschließen.
- Konsequenz: Seien Sie konsequent in der Erziehung und geben Sie der Katze klare Regeln. Ignorieren Sie unerwünschtes Verhalten und belohnen Sie erwünschtes Verhalten.
Katzen sind Gewohnheitstiere und reagieren empfindlich auf Veränderungen. Ein stabiles Umfeld kann helfen, Stress zu reduzieren.
Wenn Erziehungsmethoden nicht helfen
Katzenerziehung ist nicht immer einfach. Zudem können auch hinter dem Theater in der Nacht auch Verhaltensweisen stecken, die man durch einfache Erziehungsmethoden nicht selbst in den Griff bekommt. Zum Beispiel, wenn die Katze sich durch Artgenossen in der Nachbarschaft bedroht fühlt und deswegen nachts nervt. Hier sollte man sich Hilfe bei speziellen Verhaltenstherapeuten für Katzen holen. Diese können das Verhalten der Katze genau analysieren und gezielt helfen, bevor das Problem schlimmer wird. Oft können Tierärzte den Kontakt zu sogenannten Tierpsychologen vermitteln.
Wenn es gar nicht mehr geht: Abgabe der Katze
Manchmal hilft alles Lernen, alle Veränderung und aller gute Wille nicht. Dann ist tatsächlich die Abgabe der Katze der einzig tierliebe Weg. Denn nicht nur du, sondern auch die Katze leiden unter einer solchen Situation. Da ist schlechtes Gewissen und Festhalten an der Katze nur hinderlich, so weh es auch tut. Bitte lege dann aber großen Wert darauf, dass die Katze in gute Hände kommt. Ob du sie privat oder über den Tierschutz vermittelst oder gar direkt in die Obhut des Tierschutzes vermittelst. Bitte mache dann auch ehrliche Angaben darüber, wo genau Probleme lagen. Dies ist grundlegend wichtig, damit dein Tier im nächsten Zuhause ein gutes Zuhause findet.
Auch, wenn du einfach nur an einem Punkt angelangt bist, an dem dir klar wird, dass dieses ganze „Haustierding“ nichts für dich ist, du Bedürfnisse nicht erfüllen willst: gib dem Tier die Möglichkeit, ein gutes Zuhause zu finden. Das bist du dem Tier mindestens schuldig ‐ auch, wenn dich das schlechte Gewissen und die Selbstzweifel plagen.