Schlaganfall: Ursachen, Risikofaktoren und Prävention

Ein Schlaganfall, auch Apoplex oder Hirnschlag genannt, ist eine akute Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu neurologischen Ausfällen führen kann. Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei ein signifikanter Anteil, etwa zehn bis 15 Prozent, unter 55 Jahre alt ist. Es ist entscheidend, die Anzeichen eines Schlaganfalls frühzeitig zu erkennen und sofort zu handeln, um irreversible Schäden zu minimieren.

Symptome und erste Maßnahmen

Typische Symptome eines Schlaganfalls sind Lähmungserscheinungen, Verwirrtheit, Sehstörungen oder Schwierigkeiten beim Sprechen. Weniger bekannt ist, dass auch andere Symptome auf einen Schlaganfall hindeuten können.

Schnelles Handeln ist gefragt:

  • Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
  • Bitten Sie den Betroffenen, die Augen zu schließen, beide Arme gleichzeitig in die Waagerechte zu heben, die Handflächen nach oben zu drehen und die Position zu halten.
  • Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen? Versteht die Person die Aufforderung nicht?

Wenn eines oder sogar mehrere dieser Symptome auftreten, zählt jede Minute. Nach einem Schlaganfall gehen pro Minute bis zu zwei Millionen Nervenzellen zugrunde. Es gibt nur eine richtige Reaktion: Sofort unter 112 den Notarzt rufen. Auch wenn sich die Symptome schnell zurückbilden: Nach jedem Schlaganfall muss intensiv nach der Ursache gesucht werden. Wird der Auslöser nicht gefunden und behandelt, droht ein erneuter Schlaganfall.

Formen des Schlaganfalls und ihre Ursachen

Grundsätzlich wird zwischen zwei Formen des Schlaganfalls unterschieden, die auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind: der ischämische und der hämorrhagische Schlaganfall.

Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt)

Der ischämische Schlaganfall, auch bekannt als Hirninfarkt, ist die häufiger auftretende Form des Schlaganfalls (ca. 80 Prozent der Fälle). Er wird durch eine Mangeldurchblutung in bestimmten Hirnregionen verursacht, in der Regel ist diese eine Folge von Arteriosklerose (Gefäßverkalkung).

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Entstehung:

Bei der Arteriosklerose sammeln sich Ablagerungen aus Fett, Cholesterin und anderen Substanzen an den Gefäßwänden an und verengen so mit der Zeit die Blutgefäße. Dies beeinträchtigt den Blutfluss und begünstigt die Bildung von Blutgerinnseln. Ein solcher Blutpfropf kann sich direkt in einem Hirngefäß bilden und dieses verstopfen. Alternativ kann er außerhalb des Gehirns entstanden sein, beispielsweise am Herzen oder in der Halsschlagader, durch den Blutstrom ins Gehirn geschwemmt werden und dort ein Gefäß verschließen. Folglich werden Hirnareale nicht mehr mit ausreichend Blut und Sauerstoff versorgt - innerhalb weniger Minuten sterben Hirnzellen ab.

Arteriosklerose, also Kalk- und Fettablagerungen, kann direkt im Gehirn an den Gefäßwänden entstehen und die Ader verengen. Im Verlauf können sich an den Engstellen Blutgerinnsel bilden, die die Gefäße teilweise oder sogar komplett verschließen. Von den Halsgefäßen aus können solche Gerinnsel bis ins Gehirn geschwemmt werden.

Kryptogener Schlaganfall:

Bei bis zu 30 Prozent der Schlaganfälle bleibt der Grund zunächst ungeklärt. Mediziner sprechen dann von einem kryptogenen Schlaganfall. Doch Experten glauben inzwischen, dass auch in diesen Fällen häufig ein Vorhofflimmern zum Schlaganfall geführt hat.

Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung)

Die seltenere Form des Schlaganfalls ist der hämorrhagische Schlaganfall, auch als Hirnblutung bezeichnet.

Entstehung:

Eine Hirnblutung entsteht, wenn in den tiefen Regionen des Gehirns eine Gefäßwand einreißt oder ein Gefäß platzt und Blut intrazerebral (in das Hirngewebe) oder subarachnoidal (zwischen den Hirnhäuten) austritt. Das ausströmende Blut drückt auf die hochempfindlichen Nervenzellen und klemmt andere Blutgefäße in diesem Bereich ab. Die Folge: Das umgebende Gehirngewebe stirbt ab. Hirnblutungen entstehen am häufigsten als Folge von chronischem Bluthochdruck mit Platzen eines kleinen Gefäßes im Gehirn (sog. intracerebrale Blutung). Seltener kann die Hirnblutung durch Einreißen einer Gefäßaussackung (sog. Aneurysma) bedingt sein (sog. Subarachnoidalblutung). Die Symptome einer intracerebralen Blutung unterscheiden sich nicht von den allgemeinen Schlaganfallsymptomen.

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Schweregrade eines Schlaganfalls

  • Stummer Schlaganfall: Die Betroffenen weisen keine oder nur sehr wenige typische Schlaganfallsymptome auf. Dies kann der Fall sein, wenn die Mangeldurchblutung einen Teil des Gehirns betrifft, der für seltener benötigte oder verborgene Funktionen verantwortlich ist. Zudem ist es möglich, dass der Schlaganfall während des Schlafs aufgetreten ist und beim Erwachen bereits vom Körper kompensiert (ausgeglichen) wurde.
  • Leichter Schlaganfall (TIA): Äußert sich durch typische Schlaganfallsymptome, die innerhalb weniger Minuten oder Stunden wieder vollständig verschwinden. Solche Symptome sind beispielsweise eine vorübergehende Schwäche oder Taubheitsgefühle in einem bestimmten Körperbereich sowie Sprach- oder Sehstörungen.
  • Schwerer Schlaganfall: Größere und bedeutende Teile des Gehirns werden teilweise oder vollständig von der Durchblutung abgeschnitten. Dies führt zum Absterben zahlreicher Gehirnzellen und (teils andauernden) gravierenden Folgen wie beispielsweise Lähmungen.

Risikofaktoren für einen Schlaganfall

Die vielfältigen Risikofaktoren für einen Schlaganfall können in zwei Kategorien eingeteilt werden: Faktoren, die sich gut beeinflussen lassen, und solche, die sich schwer oder gar nicht beeinflussen lassen.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Alter: Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit zunehmendem Alter an und verdoppelt sich nach dem 55. Lebensjahr mit jedem weiteren Lebensjahrzehnt. Allerdings nimmt seit einigen Jahren der Anteil jüngerer Schlaganfallpatient*innen zu.
  • Geschlecht: Die meisten Risikofaktoren für Schlaganfälle betreffen beide Geschlechter gleichermaßen. Es gibt aber auch spezifische Faktoren, die nur Frauen betreffen, wie Schwangerschaftskomplikationen oder die Einnahme von oralen Kontrazeptiva („Anti-Baby-Pille“). Daher haben Frauen ein etwas höheres Schlaganfallrisiko. Einige Faktoren begünstigen aber besonders bei Frauen Schlaganfälle: Dazu gehört zum Beispiel das Vorhofflimmern. Betroffene Frauen bekommen doppelt so häufig einen Schlaganfall wie Männer mit Vorhofflimmern. Auch Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer. Migräne mit Aura erhöht zwar für Männer und Frauen das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen. Aber Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer.
  • Genetische Faktoren: Ist in der Familie ein Schlaganfall aufgetreten, steigt das persönliche Risiko, selbst einen Schlaganfall zu erleiden. Dies gilt besonders, wenn in der Familie eine oder mehrere vererbte Erkrankungen wie zum Beispiel Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen bekannt sind.

Beeinflussbare Risikofaktoren

  • Bluthochdruck (Hypertonie): Ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Je höher der Blutdruck und je länger er unerkannt und unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. So gilt es etwa, den Blutdruck als wichtigsten Risikofaktor unbedingt in einen Bereich von unter 140/90 mmHg zu bringen. Bei Patienten mit Diabetes muss konsequent der Blutzucker richtig eingestellt werden. Bei diesen Patienten müssen Blutdruckwerte in einem Bereich von 130-139/80-85 mmHg erreicht werden, um das Risiko für einen Schlaganfall zu senken.
  • Diabetes mellitus: Die erhöhten Blutzuckerwerte bei der Stoffwechselerkrankung Diabetes schädigen langfristig die Blutgefäße und fördern die Gerinnselbildung. Dadurch steigt die Gefahr eines Gefäßverschlusses. Bei etwa jedem vierten Patienten, der einen Schlaganfall erlebt hat, ist Diabetes mellitus nachweisbar. Generell ist bei Diabetes das Schlaganfallrisiko zwei bis viermal erhöht. Diabetes ist daher ein klassischer Risikofaktor für den Schlaganfall. Beim Diabetes kommt es durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte zu einer fortschreitenden Schädigung vor allem kleinerer Blutgefäße.
  • Herzerkrankungen: Herzklappenerkrankungen verlangsamen die Fließgeschwindigkeit des Blutes und begünstigen damit die Bildung von Blutgerinnseln, die letztendlich zum Gefäßverschluss führen können. Herzrhythmusstörungen können zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen führen. Solche Gerinnsel können mit dem Blutstrom in die Hirnschlagadern gelangen und stellen ein sehr großes Risiko für Schlaganfälle dar. Die zugrundeliegenden Herzrhythmusstörungen werden von den Betroffenen häufig nicht bemerkt. Menschen mit Vorhofflimmern haben ein bis zu 5-fach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Wahrscheinlichkeit für ein Vorhofflimmern steigt mit zunehmendem Lebensalter.
  • Vorhofflimmern: Ist eine Herzrhythmusstörung, bei der die Herzvorhöfe rasch und unregelmäßig zucken (flimmern). Dadurch sinkt der Blutfluss und es kann sich ein Blutpfropf bilden, der womöglich in den Blutkreislauf gespült wird und in die Gehirngefäße gelangt. Vorhofflimmern gehört zu den Hauptrisikofaktoren für Schlaganfälle.
  • Übergewicht und Bewegungsmangel: Können einen Bluthochdruck oder einen Diabetes zur Folge haben. Alleine hierdurch ist das Schlaganfallrisiko bei übergewichtigen Menschen deutlich erhöht.
  • Rauchen: Schädigt die Blutgefäße und senkt die Sauerstoffaufnahme im Blut. Folge sind ein erhöhter Blutdruck, verengte Blutgefäße und eine schlechtere Gewebedurchblutung. Raucher haben ein zwei- bis vierfach erhöhtes Schlaganfallrisiko.
  • Fettstoffwechselstörungen: Können eine Atherosklerose begünstigen und tragen damit zu einem erhöhten Schlaganfallrisiko bei. Besonders das sogenannte LDL-Cholesterin erhöht das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.
  • Stress: Mögliche Folgen sind: Ausschüttung von Stresshormonen durch die Nebennieren, Verengung der Blutgefäße, Zunahme der Herzfrequenz, Anstieg von Blutdruck und Blutzuckerspiegel und Erhöhung der Blutgerinnungsneigung (Thromboseneigung).
  • Carotisstenose: Einengung (Stenose) der hirnversorgenden Halsschlagadern (Carotis). Hauptursache für diese Verengung ist die Arteriosklerose. Durch die Verengung der Halsschlagadern ist der Blutstrom verlangsamt, das Gefäß kann direkt verstopfen und zu einer Mangeldurchblutung des Gehirns führen.

Seltene Ursachen für einen Schlaganfall

Bei mindestens 5 % der Schlaganfallpatienten liegt eine sog. seltene Ursache vor. Bei jungen Patienten ist dieser Anteil noch deutlich höher. Zudem ist anzunehmen, dass sich auch unter den ungeklärten Schlaganfallätiologien solche mit seltener Ursache verbergen. Deren Kenntnis kommt somit eine große Bedeutung zu.

  • Dissektionen der Halsarterien: Einrisse in der Gefäßwand mit nachfolgender Gerinnselbildung. Dissektionen werden zu den insgesamt seltenen Schlaganfallätiologien gezählt, sind aber in der Altersgruppe bis 45 Jahre die häufigste Schlaganfallursache. Dissektionen der Halsarterien treten meist spontan und seltener nach Bagatelltraumen auf. Eine Assoziation mit vorausgehenden Infektionen ist beschrieben und könnte auf eine immunologische Pathogenese hindeuten. In bis zu 15 % der Fälle besteht eine Assoziation zur fibromuskulären Dysplasie, einer nicht-entzündlichen Vaskulopathie, die durch Proliferation von Bindegewebe und glatter Muskulatur in der Gefäßwand gekennzeichnet ist und insbesondere bei jungen Frauen auftritt. Dissektionen betreffen meist die A. carotis interna oder die A. vertebralis und manifestieren sich bei einem Großteil der Patienten initial mit plötzlich auftretenden Projektionsschmerzen (temporal, orbital, fazial), einseitigen Hals- oder Nackenschmerzen oder lokalen Druckzeichen durch das Wandhämatom, wie dem Horner-Syndrom oder kaudalen Hirnnervenausfällen.
  • Vaskulitiden: Entzündungen der Gefäßwand. Sie manifestieren sich klinisch sehr heterogen und können entweder isoliert das Zentralnervensystem (ZNS) betreffen, man spricht dann von der primären ZNS-Vaskulitis, oder als systemische Vaskulitiden das ZNS neben anderen Organen mit einbeziehen. Grundlegender gemeinsamer Pathomechanismus ist die Entzündung der Gefäßwand. Magnetresonanztomografisch finden sich typischerweise multifokale ischämische Läsionen unterschiedlichen Alters. Die Liquordiagnostik ist häufig auffällig. Oft findet sich dabei eine lymphomonozytäre Pleozytose. Die häufigste systemische Vaskulitis mit ZNS-Beteiligung ist die Riesenzellarteriitis, die vor allem im höheren Lebensalter auftritt und sich meistens mit einseitigen stechenden Kopfschmerzen und plötzlich einsetzender Sehminderung manifestiert.
  • Reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom (RCVS): Gekennzeichnet durch multifokale reversible Stenosen der zerebralen Arterien und donnerschlagartige Kopfschmerzattacken. Pathophysiologisch liegt eine gestörte Regulation des zerebralen Gefäßtonus zugrunde. Zu den potenziellen Auslösern zählen sympathomimetische und serotonerge Medikamente, Tumoren, unkontrollierter Hypertonus und Substanzmissbrauch (v. a. Amphetamine und Kokain).
  • CADASIL (Cerebral Autosomal Dominant Arteriopathy with Subcortical Infarcts and Leukoencephalopathy): Eine hereditäre Mikroangiopathie, die insbesondere die langen Marklagerarterien betrifft. Pathophysiologisch finden sich Ablagerungen osmiophilen Materials an den glatten Muskelzellen der Gefäßwände. Typische klinische Symptome sind Schlaganfälle bereits in jungem Alter, kognitive Defizite und affektive Störungen. Außerdem leiden die Betroffenen häufig an einer Migräne mit Aura.
  • Moyamoya-Erkrankung: Eine Makroangiopathie mit progredienter bilateraler Stenosierung im Bereich der distalen A. carotis interna (ACI). Der Name „Moyamoya“ (japanisch für „Rauchwolke“) bezeichnet das als Folge der ACI-Verschlüsse auftretende charakteristische Kollateralnetz an der Schädelbasis.
  • Sneddon-Syndrom: Eine seltene, nicht-vaskulitische Vaskulopathie, die neben zerebrovaskulären Ereignissen durch eine generalisierte Livedo racemosa gekennzeichnet ist.
  • Carotid Web: Dünnes membranöses Gewebe, das meist am Abgang der A. carotis interna von der Gefäßwand ins Lumen reicht und über arterioarterielle Embolien ischämische Schlaganfälle verursacht.
  • Systemische Infektionen: Ein unabhängiger Risikofaktor für das Auftreten eines Schlaganfalls, wobei das Schlaganfallrisiko innerhalb der ersten drei Tage nach Erkrankungsbeginn am größten ist. Die infektiöse Endokarditis stellt zudem eine bedeutsame spezifische Ursache kardiogen-embolischer Schlaganfälle dar.
  • Bakterielle Meningitiden: Unter den primär intrakraniellen Infektionen sind bakterielle Meningitiden, insbesondere die Pneumokokkenmeningitis, die häufigste Schlaganfallursache.
  • Antiphospholipid-Syndrom: Bei etwa 20 % der Schlaganfallpatienten unter 50 Jahren können Antiphospholipid-Antikörper nachgewiesen werden. Typische Merkmale sind arterielle und/oder venöse thrombotische Ereignisse, Schwangerschaftskomplikationen und der Nachweis von Antiphospholipid-Antikörpern.
  • Sichelzellanämie: Eine weitere hämatologische Schlaganfallursache, die vor allem im tropischen Afrika, aber auch im Mittelmeerraum verbreitet ist.
  • Hereditäre Gerinnungsstörungen: Gerinnungsstörungen, für die ein erhöhtes arterielles Thrombembolierisiko nachgewiesen wurde, sind die Prothrombinmutation und die Hyperfibrinogenämie. Bei Kindern ist darüber hinaus die Protein-C-Defizienz mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko assoziiert.
  • Hyperhomocysteinämie: Milde bis moderate Hyperhomocysteinämien sind mit einem leicht erhöhten Schlaganfallrisiko assoziiert, was pathophysiologisch dadurch erklärt wird, dass Homocystein einerseits Arteriosklerose begünstigt und andererseits mit einer Hyperkoagulabilität einher geht.
  • MELAS (Mitochondriale Enzephalomyopathie mit Laktatazidose und schlaganfallähnlichen Episoden): Gekennzeichnet durch plötzlich auftretende fokal-neurologische Defizite, epileptische Anfälle, migränöse Kopfschmerzen, Erbrechen und Muskelschwäche.
  • Morbus Fabry: Eine X‑chromosomal vererbte Lysosomenspeichererkrankung mit Akkumulation von Glykosphingolipiden, insbesondere Globotriaosylceramid (Gb3), in Niere, Herz, peripherem Nervensystem und Endothelzellen.

Schlaganfall bei jungen Menschen

Früher hieß es oft „zu jung für einen Schlaganfall“. Und auch heute noch ist das in vielen Köpfen die landläufige Meinung. Dabei ist der Schlaganfall bei jungen Menschen gar nicht so surreal, sondern trauri­ge Realität. In Deutschland trifft es rund 35.000 jedes Jahr.

In jüngeren Jahren sind Einrisse in der Gefäßwand mit nachfolgender Gerinnselbildung, sogenannte Dissektionen, eine häufige Ursache für den Schlaganfall. Eine andere Ursache ist das Durchrutschen von Gerinnseln ins Gehirn durch ein Loch im Herzen, das sogenannte PFO, Persistierendes Foramen ovale. Aber auch viele andere seltene Erkrankungen können bei jüngeren Patientinnen und Patienten zu einem Schlaganfall führen.

Jüngere Schlaganfall-Betroffene erholen sich körperlich oft besser von einem Schlaganfall. Oft kön­nen bei ihnen durch meist längere Rehabilitations-behandlungen sehr gute Erfolge erzielt werden. Ne­ben der körperlichen Behinderung wirken sich auch andere Faktoren auf den weiteren Verlauf aus. Hier ist insbesondere die Psyche zu nennen. Depressionen beispielsweise spielen eine große Rolle für die weite­re Lebensqualität nach einem Schlaganfall. Daher ist es wichtig, die sogenannte Post-Stroke-Depression, also die Depression nach einem Schlaganfall, frühzei­tig zu erkennen und zu behandeln.

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Prävention des Schlaganfalls

Die Vorbeugung beziehungsweise Verhinderung eines Schlaganfalls basiert auf drei Säulen:

  1. Änderung des Lebensstils: Die meisten Schlaganfälle und viele Herzerkrankungen könnten durch einen gesunden Lebensstil vermieden werden. Dazu gehören regelmäßige körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf schädliche Substanzen wie Alkohol und Nikotin. Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport halten fit: Bewegung trainiert unsere Muskeln und Gefäße und der Körper wird beim Sport mit mehr Sauerstoff versorgt. Dies macht die Gefäße elastisch. Besonders Ausdauersport reguliert den Zuckerstoffwechsel und senkt Blutdruck- und Cholesterinwerte. Aufhören zu Rauchen lohnt sich. Rotwein kann - in geringen Mengen konsumiert - sogar vor atherosklerotischen Gefäßveränderungen schützen und den Cholesterinspiegel senken.
  2. Vorbeugung und frühzeitige Behandlung von Risikofaktoren: Regelmäßige ärztliche Vorsorgeuntersuchungen sind für die Prävention eines Schlaganfalls entscheidend, insbesondere bei genetischer Vorbelastung. Sie ermöglichen, potenzielle Risikofaktoren wie zum Beispiel den Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu behandeln. Bei bereits diagnostizierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die zielgerichtete Behandlung von großer Bedeutung. In einigen Fällen ist eine medikamentöse Therapie sinnvoll, beispielsweise mit blutverdünnenden, cholesterinsenkenden oder gerinnungshemmenden Medikamenten. Auch spezifische Implantate und Eingriffe können dazu beitragen, einen Schlaganfall zu verhindern.
  3. Vorbeugung und Verhinderung eines erneuten Schlaganfalls (Sekundärprophylaxe): Für Personen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, sind eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Behandlung dringend geboten. Eine geeignete medikamentöse Therapie, die Teilnahme an Rehabilitationsmaßnahmen sowie die Einhaltung eines gesunden Lebensstils tragen entscheidend dazu bei, das Risiko eines weiteren Schlaganfalls zu reduzieren.

Diagnose und Therapie

  • Ultraschalluntersuchung der Hals- und Hirngefäße: Das frühzeitige Erkennen von Schlaganfall-Symptomen, das sofortige Handeln und die optimale Diagnostik und Therapie auf der Freiburger Stroke Unit sind die Grundvoraussetzungen, die verheerenden Folgen nach einem Schlaganfall entscheidend zu reduzieren. Sofort nach der Aufnahme in Freiburg in der Schlaganfall-Ambulanz oder der Stroke Unit schaut der Arzt meistens mit einer ganz kurzen Ultraschalluntersuchung, ob ein großes Gefäß im Hals oder im Gehirn verschlossen ist. Die genaue Art des Schlaganfalls stellt er dann durch eine Kernspintomographie oder Computertomographie fest.
  • Bildgebende Diagnose: Kommt ein Patient mit Verdacht auf Schlaganfall in die Notaufnahme, so wird standardmäßig zunächst eine native Computertomografie (CT) des Kopfes angefertigt, um zu schauen, ob ein Infarkt vorliegt und eine Blutung auszuschließen. Liegt in der nativen CT keine Blutung vor, erfolgt im zweiten Schritt eine CT-Angiografie, um die Durchgängigkeit der Gefäße zu beurteilen. Nur wenn ein großes Gefäß verschlossen ist, eignet es sich für eine mechanische Rekanalisation. Anschließend wird eine CT-Perfusion durchgeführt, um Informationen zur Hämodynamik des Hirngewebes und der Gefäße zu erhalten. Anstelle einer CT kann auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) angeordnet werden. Bei der akuten multimodalen MRT-Diagnostik fahren wir eine diffusionsgewichtete Bildgebung, um zu schauen, ob Ischämien vorliegen. Die sehr sensitive Sequenz ist wichtig, um Blutungen auszuschließen. Zusätzlich fahren wir noch eine Gefäßbildgebung, eine TOF-Angiografie ohne Kontrastmittel, und dann noch eine kontrastmittelgestützte Angiografie.

Bei einem akuten Schlaganfall werden die Betroffenen idealerweise auf einer Spezialstation, einer sogenannten Stroke Unit behandelt. Unmittelbar nach Einlieferung wird per CT oder MRT des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung handelt.

  • Therapie bei Hirninfarkt: Bei einem Hirninfarkt muss die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell wie möglich wiederhergestellt werden. Eine Methode ist die Thrombolyse (kurz: Lyse). Dabei wird ein das Gerinnsel auflösendes Medikament über die Vene in den gesamten Körper oder mittels Katheter direkt in das verschlossene Gehirngefäß verabreicht. Die Therapie sollte idealerweise innerhalb von viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfall-Symptome beginnen - je eher, desto besser der Behandlungserfolg. Eine weitere Methode ist die Thrombektomie. Sie wird vor allem bei größeren Blutgerinnseln eingesetzt, die sich nicht allein medikamentös auflösen lassen. Dabei wird ein Katheter durch die Leiste ins Gehirn eingeführt und das Blutgerinnsel mit einem weichen Metallgitter-Geflecht eingefangen und abgesaugt. Ist die Thrombektomie nicht erfolgreich, kann das verstopfte Gefäß mit einem Ballonkatheter geweitet werden, damit das Blut wieder ungehindert fließen kann. Wenn der Ballon an der richtigen Stelle in der Arterie sitzt, wird er auf zwei Millimeter aufgeblasen. Danach wird ein Stent, also eine Gefäßstütze, eingesetzt.
  • Therapie bei Hirnblutung: Bei einer Hirnblutung muss die Blutung zum Stillstand gebracht werden, falls noch nicht von selbst geschehen. Außerdem müssen Schädigungen durch austretendes Blut vermieden werden. Das bei einer Hirnblutung entstehende Blutgerinnsel verdrängt das umliegende Gewebe. Der daraus entstehende Druck kann gesunde Gehirnteile schädigen, was für die Betroffenen lebensbedrohlich werden kann. Zudem schädigen die im Blut enthaltenen Stoffe teilweise die Gehirnzellen. Daher kann es bei stärkeren Blutungen nötig sein, das Blut durch eine Operation zu entfernen. Um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren, kann es in seltenen Fällen erforderlich werden, Teile des Schädelknochens zu entfernen. Wenn sich die Schwellung zurückgebildet hat, wird der entfernte Teil später wieder eingesetzt.

Nachsorge und Rehabilitation

Wichtig ist bei einem Schlaganfall nicht nur die Akutversorgung auf der Stroke Unit, sondern auch eine langfristige Nachbehandlung der Betroffenen. Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Häufig treten zum Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt werden müssen. Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine Anschlussbehandlung. Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Veränderungen am Hirnstamm ein Biomarker dafür sein könnten. Mit einem hochauflösenden Hirnstamm-Ultraschall könnten Risikopatienten frühzeitig erkannt und behandelt werden. Die Dauer der Rehabilitation sollte sich nach der Schwere der Beeinträchtigungen richten. Viele Betroffene fühlen sich im Alltag überfordert - zum Beispiel mit organisatorischen Dingen. Auch Partner, Kinder und Freunde verhalten sich oft falsch, indem sie Betroffenen aus Hilfsbereitschaft oder Ungeduld zu schnell Dinge abnehmen. Oft vergehen nach einem Schlaganfall viele Monate, bis der Alltag wieder funktioniert. Um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen, sollten bei Risikopatienten regelmäßig der Blutdruck, die Cholesterinwerte und der Blutzucker überprüft und eingestellt werden. Auch eine Umstellung des Lebensstils mit viel Bewegung, gesünderer Ernährung und ohne Rauchen kann das Risiko eines erneuten Schlaganfalls verringern.

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