Lähmung nach Hirntumor-OP: Ursachen, Behandlung und Rehabilitation

Eine Hirntumoroperation kann in manchen Fällen zu neurologischen Ausfällen wie Lähmungen führen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von Lähmungen nach einer solchen Operation, inklusive der wichtigen Rolle der Rehabilitation.

Ursachen von Lähmungen nach Hirntumor-OP

Lähmungen nach einer Hirntumoroperation können verschiedene Ursachen haben:

  • Direkte Schädigung von Hirngewebe: Bei der Entfernung des Tumors kann es zu einer direkten Schädigung von Hirnarealen kommen, die für die Steuerung von Bewegungen zuständig sind. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn der Tumor in der Nähe von oder in eloquenten Arealen liegt (z. B. Sprach- oder Bewegungszentrum).
  • Durchblutungsstörungen: Während der Operation kann es zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommen, die zu einer Schädigung von Nervenzellen führen können.
  • Ödeme: Nach der Operation kann es zu Hirnschwellungen (Ödemen) kommen, die Druck auf umliegendes Gewebe ausüben und neurologische Ausfälle verursachen können.
  • Nekrosen: In seltenen Fällen kann es durch die Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie zu Nekrosen (abgestorbenem Gewebe) kommen, die die Funktion des Gehirns beeinträchtigen.
  • Tumorwachstum/Rezidiv: Auch nach einer Operation kann der Tumor weiterwachsen oder erneut auftreten (Rezidiv), was zu einer Raumforderung und Druck auf das Gehirn führen und somit Lähmungen verursachen kann.

Nora Hansel, eine erfolgreiche Paratriathletin, erlitt beispielsweise nach der Entfernung eines Tumors eine Hemiparese, eine halbseitige, nicht vollständige Lähmung einer Körperhälfte. Dies beeinträchtigt ihre Koordination und Kraft in der rechten Körperhälfte.

Markus B. hatte Glück im Unglück: Bei ihm wurde ein Oligodendrogliom im linken Stirnlappen zufällig im Rahmen von Untersuchungen nach einem Fahrradunfall entdeckt. Der Tumor war bereits bis an funktionelle Hirnareale herangewachsen.

Diagnose von Lähmungen nach Hirntumor-OP

Um die Ursache von Lähmungen nach einer Hirntumoroperation zu ermitteln, werden verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt:

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  • Neurologische Untersuchung: Der Arzt prüft Kraft, Reflexe, Spannung einzelner Muskelgruppen und die Feinmotorik des Patienten.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Computertomografie (CT): Dient zur Darstellung der normalen Struktur und krankhafter Veränderungen oder Verletzungen im Schädelbereich.
    • Magnetresonanztomografie (MRT): Ermöglicht eine detaillierte Darstellung von Struktur und krankhaften Veränderungen im Hirngewebe und im Schädelbereich.
    • Funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT): Stellt die Durchblutung und Stoffwechselaktivität in bestimmten Gehirnregionen während einer Aufgabe dar.
  • Elektroenzephalografie (EEG): Dient zur Darstellung der elektrischen Hirnaktivität.
  • Lumbalpunktion: Untersuchung des Nervenwassers, um weitere Hinweise auf die Ursache der Lähmung zu erhalten.

Behandlung von Lähmungen nach Hirntumor-OP

Die Behandlung von Lähmungen nach einer Hirntumoroperation richtet sich nach der Ursache und dem Ausmaß der Beeinträchtigung. Folgende Maßnahmen können zum Einsatz kommen:

  • Medikamentöse Therapie:
    • Kortikosteroide: Zur Reduktion von Hirnschwellungen (Ödemen).
    • Antiepileptika: Zur Behandlung von epileptischen Anfällen, die durch den Tumor oder die Operation ausgelöst werden können.
  • Operation: In manchen Fällen kann eine erneute Operation erforderlich sein, um beispielsweise einen Resttumor zu entfernen oder den Druck auf das Gehirn zu verringern.
  • Strahlentherapie und Chemotherapie: Diese Behandlungen können eingesetzt werden, um das Wachstum des Tumors zu kontrollieren oder verbliebene Tumorzellen abzutöten.
  • Rehabilitation: Die Rehabilitation spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Lähmungen nach einer Hirntumoroperation. Ziel ist es, die verloren gegangenen Funktionen wiederherzustellen oder zu verbessern und den Patienten zu helfen, ihren Alltag bestmöglich zu bewältigen.

Die Rolle der Rehabilitation

Die Rehabilitation nach einer Hirntumoroperation ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung, um den Erfolg der Therapie zu sichern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Sie beginnt in der Regel nach Abschluss der Akutbehandlung, kann aber auch schon währenddessen beginnen.

Ziele der Rehabilitation

  • Wiederherstellung von Funktionen: Verbesserung von Kraft, Koordination,Sensibilität und anderen beeinträchtigten Funktionen.
  • Schmerzlinderung: Behandlung von Schmerzen, die durch den Tumor, die Operation oder die Lähmungen verursacht werden.
  • Verbesserung der Selbstständigkeit: Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags und der Wiedererlangung von Selbstständigkeit.
  • Psychische Unterstützung: Hilfe bei der Krankheitsverarbeitung und der Bewältigung von Ängsten und Depressionen.
  • Berufliche Wiedereingliederung: Unterstützung bei der Rückkehr ins Berufsleben.

Therapieschwerpunkte der Rehabilitation

  • Physiotherapie: Krankengymnastik zur Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
  • Ergotherapie: Übungen zur Verbesserung beeinträchtigter Körperfunktionen und zur Wiederherstellung praktischer und alltagsnaher Fähigkeiten, wie z. B. Kunsttherapie oder Gruppenaktivitäten wie Kochen.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
  • Neuropsychologisches Training: Förderung von Aufmerksamkeit, Gedächtnis und anderen kognitiven Funktionen.
  • Psychologische Betreuung: Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung und der Bewältigung von psychischen Problemen.

Formen der Rehabilitation

  • Stationäre Rehabilitation: Ein meist dreiwöchiger Aufenthalt in einer spezialisierten Klinik, in der alle Reha-Maßnahmen gebündelt werden.
  • Ambulante Rehabilitation: Durchführung der Reha-Maßnahmen in einer Tagesklinik oder ambulanten Praxis, wobei die Patienten abends nach Hause gehen.

Umgang mit der Hirntumorerkrankung und ihren Folgen

Ein besonderer Schwerpunkt in der Rehabilitation von Hirntumorpatienten liegt in der Entwicklung und Förderung von Selbstfürsorge und Krankheitsverarbeitung. Es gilt, „Durchhänger“ zu überwinden, die Fortschritte wertzuschätzen, die Genesung zu fördern, sich auf den Alltag vorzubereiten und gleichzeitig die Krankheitsverarbeitung zu unterstützen, um zu akzeptieren, dass sich das Leben ändert. Auch das Lernen, in der Partnerschaft mit der Erkrankung zu leben, offen mit der Erkrankung umzugehen und die veränderte Lebensführung mit gesunder Ernährung spielen eine Rolle. Die Veränderung der Lebensweise bedarf psychologischer Unterstützung, damit Vertrauen in die Zukunft zu finden ist.

Erfolge der Rehabilitation

Durch die Rehabilitation können Verbesserungen in der Lebensbewältigung wie auch Lebensgestaltung erreicht werden. Wesentliche Behandlungen wie Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie können hier begonnen werden und dann ambulant über weiterbehandelnde Ärzte, also über den Hausarzt oder die beteiligten Fachärzte (Neurologe, Neuroonkologe, Onkologe), weiter veranlasst werden.

Fallbeispiele

  • Nora Hansel: Trotz ihrer Hemiparese konnte Nora Hansel durch intensives Training und Rehabilitation ihre sportliche Karriere fortsetzen und sogar Meistertitel gewinnen. Dies zeigt, dass auch bei bleibenden Einschränkungen ein hohes Maß an Lebensqualität und Leistungsfähigkeit möglich ist.
  • Markus B.: Nach seiner Hirn-OP fühlte sich Markus B. gut, war aber vergesslicher als früher. Er war froh, dass der Tumor zufällig entdeckt wurde und die Operation erfolgreich verlaufen ist.

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