Ketogene Diät bei Epilepsie: Nutzen, Risiken und Studien

Eine ketogene Diät, eine sehr fettreiche und kohlenhydratarme Ernährungsform, kann bei der Behandlung von Epilepsie eine wirksame Option sein, insbesondere bei Patienten, bei denen Medikamente nicht ausreichend wirken. Diese Diät imitiert den Zustand des Fastens und führt zu einer Stoffwechselumstellung, bei der der Körper Ketonkörper anstelle von Kohlenhydraten zur Energiegewinnung nutzt.

Wie die ketogene Diät bei Epilepsie wirkt

Die ketogene Diät bewirkt eine Stoffwechselumstellung, die als Ketose bezeichnet wird. Dabei entstehen in der Leber vermehrt Ketonkörper, die das Gehirn anstelle von Kohlenhydraten mit Energie versorgen. Es wird angenommen, dass sich die antikonvulsive Wirkung aus der erhöhten Konzentration von Ketonkörpern und Fettsäuren sowie dem reduzierten Glukosespiegel ergibt. Auch bestimmte Fettsäuren, wie die Decansäure, besitzen diese Wirkung. Zudem soll diese Ernährungsform die Entzündungsreaktionen im Gehirn senken und die Darmflora positiv verändern, was sich ebenfalls auf neurologische Erkrankungen wie Epilepsie auswirken kann.

Studien zur Wirksamkeit der ketogenen Diät bei Epilepsie

Mehrere Studien haben die Wirksamkeit der ketogenen Diät bei der Behandlung von Epilepsie untersucht. Ein aktualisierter Cochrane Review analysierte 11 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 712 Kindern und 66 Erwachsenen mit schwer therapiebaren Epilepsien. Die Ergebnisse zeigten, dass sich bei 35 % bis 56 % der Patienten unter ketogener Diät die Häufigkeit der Anfälle um mindestens die Hälfte reduzierte, verglichen mit 0 % bis 18 % in der Kontrollgruppe unter Standardtherapie. Zudem erreichten zwischen 0 % und 15 % der Patienten unter ketogener Diät Anfallsfreiheit, verglichen mit 0 % bis 9 % unter Standardtherapie. Eine Studie zeigte auch eine verbesserte Lebensqualität der Teilnehmer.

Eine weitere Studie untersuchte die Wirkung einer ketogenen Ernährung bei Kindern mit Epilepsie und erfolgloser Medikation. Nach einem Monat hatten 80 % der Kinder mindestens 50 % weniger epileptische Anfälle, und 37 % der Kinder hatten sogar 90 % weniger Anfälle.

Auch eine Meta-Analyse von sieben Studien mit insgesamt 427 Kindern zeigte eine Reduktion epileptischer Anfälle von 55 % bis 85 % durch die ketogene Ernährung.

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Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die ketogene Diät eine wirksame Behandlungsoption für Menschen mit schwer therapiebaren Epilepsien sein kann, insbesondere bei Kindern.

Nebenwirkungen und Risiken der ketogenen Diät

Obwohl die ketogene Diät bei der Behandlung von Epilepsie wirksam sein kann, ist sie nicht ohne Nebenwirkungen und Risiken. Häufige Nebenwirkungen sind gastrointestinale Symptome wie Erbrechen, Verstopfung und Durchfall. In einigen Fällen wurde auch von Gewichtsverlust, Gallen- oder Nierensteinen, Fettleber, erhöhten Cholesterinwerten, Atemwegs- oder Infektionskrankheiten, längeren Krankenhausaufenthalten oder Hunger berichtet. Es ist wichtig zu beachten, dass viele Teilnehmer die Diät aufgrund von Nebenwirkungen oder mangelnder Wirksamkeit abbrachen.

Da die ketogene Diät eine sehr restriktive Ernährungsform ist, kann es auch zu Nährstoffmängeln kommen, insbesondere bei Kalzium und Carnitin. Daher ist eine Supplementierung dieser Nährstoffe oft notwendig.

Darüber hinaus sind die langfristigen Auswirkungen der ketogenen Diät auf die Gesundheit noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen einer extrem fettreichen Ernährung auf die Blutgefäße und das Wachstum von Kindern.

Verschiedene Formen der ketogenen Diät

Es gibt verschiedene Varianten der ketogenen Diät, die sich in ihrem Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten und Proteinen unterscheiden. Die klassische ketogene Diät hat ein Verhältnis von 4:1 oder 3:1, während die modifizierte Atkins-Diät (MAD) und die niedrig-glykämische Index-Therapie (LGIT) weniger restriktiv sind und eine größere Lebensmittelauswahl ermöglichen.

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  • Klassische ketogene Diät (KD): Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten plus Proteinen von 4:1 oder 3:1.
  • Modifizierte Atkins Diät (MAD): Kohlenhydratmenge wird berechnet, die Menge an Proteinen und Fetten ist frei.
  • Diät mit mittelkettigen Fettsäuren (MCT-Diät): Verwendung von MCT-Öl zur Erhöhung der Ketonkörperbildung.
  • Niedrig-glykämische Index-Therapie (LGIT): Auswahl kohlenhydrathaltiger Lebensmittel mit einem glykämischen Index unter 50.

Die Wahl der geeigneten Form der ketogenen Diät hängt von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben des Patienten ab.

Praktische Umsetzung der ketogenen Diät

Die ketogene Diät erfordert eine sorgfältige Planung und Überwachung, um sicherzustellen, dass die vorgegebenen Nährstoffverhältnisse eingehalten werden und mögliche Komplikationen vermieden werden. Es ist ratsam, die Diät unter Aufsicht von Ärzten und Ernährungsexperten durchzuführen, idealerweise in einem stationären Setting, um eine optimale Anpassung und Schulung zu gewährleisten.

Zu den erlaubten Lebensmitteln gehören stärkearme Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier, Käse, Nüsse und (vorzugsweise pflanzliche) Fette. Vermieden werden sollten zuckerhaltige Lebensmittel, Getreideprodukte und stärkereiche Gemüse.

Es ist wichtig, die Ketonkörperkonzentration im Urin oder Blut regelmäßig zu überwachen, um sicherzustellen, dass der Körper in Ketose ist. Auch die Blutwerte sollten regelmäßig überprüft werden, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Ketogene Diät bei Erwachsenen

Obwohl die ketogene Diät häufiger bei Kindern mit Epilepsie angewendet wird, kann sie auch für Erwachsene eine wirksame Behandlungsoption sein. Allerdings wird sie bei Erwachsenen oft als zu aufwendig angesehen.

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Eine Studie zeigte, dass die modifizierte Atkins-Diät auch bei Erwachsenen mit schwer behandelbarer Epilepsie wirksam sein kann.

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