Mini-Schlaganfall und Stress: Ursachen, Auswirkungen und Prävention

Ein Mini-Schlaganfall, auch transitorische ischämische Attacke (TIA) genannt, ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns, die oft als Warnsignal für einen drohenden schweren Schlaganfall dient. Es ist wichtig, die Ursachen, Symptome und Präventionsmaßnahmen zu kennen, um das Risiko eines Schlaganfalls zu minimieren.

Was ist ein Mini-Schlaganfall?

Ein Mini-Schlaganfall, auch transitorische ischämische Attacke (TIA) oder kleiner Schlaganfall genannt, ist ein kurzer Störungsfall der Gehirndurchblutung. Bei einer TIA wird ein Teil des Gehirns für kurze Zeit nicht mit Blut versorgt. Durch den Blutmangel wird die betroffene Hirnregion weder mit Sauerstoff noch mit Nährstoffen versorgt. Das führt dazu, dass neurologische Funktionen wie die Bewegungsfähigkeit, das Sehen oder die Sprache während der TIA eingeschränkt sind oder vollständig ausfallen. Die Symptome ähneln denen eines Schlaganfalls, klingen aber in der Regel innerhalb von Minuten oder Stunden vollständig ab. Laut Definition klingen die Beschwerden bei einer TIA nach spätestens 24 Stunden wieder ab. Oft ist das sogar schon nach wenigen Minuten der Fall. Medizinisch gesehen ist eine TIA ein Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert.

TIA niemals unterschätzen!

Eine Transitorische Ischämische Attacke ist häufig Vorbote eines Schlaganfalls. Das Risiko, einen „richtigen“ Schlaganfall zu erleiden, ist in den ersten 24 bis 48 Stunden nach einer TIA am größten. Daher ist es unbedingt notwendig, bei Schlaganfallsymptomen die Notrufnummer 112 zu wählen - auch wenn diese nach kurzer Zeit abgeklungen sind.

Ursachen eines Mini-Schlaganfalls

Die Ursachen eines Mini-Schlaganfalls sind vielfältig. Eine häufige Ursache ist ein vorübergehender Verschluss einer Arterie des Gehirns, meist durch ein Blutgerinnsel. Dieses kann beispielsweise im Bereich des Halses oder des Herzens entstehen, sich lösen und über die Blutbahn ins Gehirn gelangen.

Zu den Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall gehören:

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  • Bluthochdruck: Dauerhaft erhöhter Blutdruck belastet die Gefäßwände und kann zu mikroskopisch kleinen Verletzungen führen, an denen sich Cholesterin ablagern kann. Die normalerweise elastische Gefäßwand verhärtet zunehmend, was weitere Ablagerungen begünstigen kann, wodurch in Folge der Blutdruck steigt.
  • Vorhofflimmern: Diese Herzrhythmusstörung erhöht das Risiko, dass sich Blutgerinnsel im Herzen bilden, die ins Gehirn gelangen und dort Gefäße verschließen können.
  • Diabetes mellitus: Menschen mit Diabetes haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Dabei werden die Wände der Blutgefäße angegriffen.
  • Rauchen: Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck.
  • Bewegungsmangel: Wer sich nur wenig oder gar nicht bewegt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, an Bluthochdruck und Arteriosklerose zu erkranken.
  • Fettstoffwechselstörung: Erhöhte Cholesterinwerte können zu Ablagerungen in den Arterien führen.
  • Übergewicht und Adipositas
  • Hormonelle Verhütungsmittel wie die Anti-Baby-Pille

Weitere Risikofaktoren sind Alter, genetische Veranlagung und bestimmte Herzerkrankungen.

Symptome eines Mini-Schlaganfalls

Die Symptome eines Mini-Schlaganfalls ähneln denen eines Schlaganfalls, sind aber vorübergehend. Sie treten plötzlich auf und bilden sich meist innerhalb weniger Minuten oder Stunden vollständig zurück. Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Sprachprobleme: Plötzlich auftretende Sprachprobleme, auch als aphasische Episoden bekannt, können ein Warnzeichen sein. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder Gesprochenes zu verstehen. Die Aussprache eines einfachen Satzes ist lallend oder verwaschen, Silben werden verwechselt, der Betroffene muss nach Wörtern suchen oder es werden falsche Buchstaben gesprochen.
  • Sehstörungen: Plötzliche Sehverschlechterung auf einem oder beiden Augen oder Verlust des Sehvermögens in einem Augenbereich.
  • Lähmungserscheinungen: Eine einseitige Lähmung des Gesichts wie ein hängender Mundwinkel oder Schwäche in einem Arm oder Bein. Beide Arme sollen nach vorn ausgestreckt mit den Handflächen nach oben gleichzeitig angehoben und waagerecht gehalten werden.
  • Gefühlsstörungen: Kribbeln oder Taubheitsgefühl in einem Arm, einem Bein oder einer Hälfte des Körpers. Grundsätzlich können auch Gefühlsstörungen erstes Symptom eines Schlaganfalls sein, vor allem, wenn sie eine Gesichts- oder Körperhälfte betreffen.
  • Schwindel: Drehschwindel und Unsicherheit beim Stehen, schwankender Gang, oder der Betroffene fühlt sich wie bei Seegang.
  • Koordinationsstörungen:
  • Plötzlicher, heftiger Kopfschmerz ohne erkennbaren Grund.
  • Bewusstlosigkeit, Atmung und Puls setzen aus.

Auch, wenn derartige Anzeichen nur kurzzeitig auftreten, könnten sie Zeichen einer Mangeldurchblutung sein und müssen ernst genommen werden. Sie können einen Schlaganfall ankündigen.

FAST-Test

Ein effektiver Weg, die Krankheitsanzeichen eines Schlaganfalls schnell zu erkennen, ist der FAST-Test:

  • Face (Gesicht): Ist das Gesicht verzogen, hängt ein Mundwinkel herunter? Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
  • Arms (Arme): Beide Arme sollen nach vorn ausgestreckt mit den Handflächen nach oben gleichzeitig angehoben und waagerecht gehalten werden. Bitten Sie den Betroffenen die Augen zu schließen, beide Arme gleichzeitig in die Waagerechte zu heben, die Handflächen nach oben zu drehen und die Position zu halten.
  • Speech (Sprache): Die Aussprache eines einfachen Satzes ist lallend oder verwaschen, Silben werden verwechselt, der Betroffene muss nach Wörtern suchen oder es werden falsche Buchstaben gesprochen. Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen? Versteht die Person die Aufforderung nicht?
  • Time (Zeit): Tritt auch nur eines der beschriebenen Anzeichen akut auf − keine Zeit verlieren und sofort die 112 anrufen! Denn „Time ist Brain“.

Wenn eines oder sogar mehrere dieser Symptome auftreten, zählt jede Minute. Nach einem Schlaganfall gehen pro Minute bis zu zwei Millionen Nervenzellen zugrunde. Es gibt nur eine richtige Reaktion: Sofort unter 112 den Notarzt rufen.

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Diagnose eines Mini-Schlaganfalls

Bei Verdacht auf einen Mini-Schlaganfall ist schnelles Handeln entscheidend. Auch bei nur gering ausgeprägten Schlaganfall-Symptomen, einem sog. „Minor Stroke“ oder „kleinen Schlaganfall“, muss eine rasche Untersuchung und Behandlung erfolgen. Bereits beim Anruf der 112 sollten die Symptome geschildert werden sowie die Vermutung, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte. Denn die Leitstelle weiß dann, dass ein Krankenhaus mit einer sog. „Stroke Unit“ angefahren werden muss. Das ist eine spezialisierte neurologische Einrichtung an Kliniken zur optimalen Versorgung von Schlaganfällen.

Die Diagnose umfasst in der Regel:

  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die neurologischen Funktionen, wie Reflexe, Koordination und Sensibilität.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) liefern detaillierte Bilder des Gehirns, die Ärzten dabei helfen, die genaue Ursache und das Ausmaß der Schädigung zu bestimmen. Die Computertomographie ist besonders nützlich, um akute Blutungen schnell auszuschließen. Meist erfolgt dabei auch eine Darstellung der hirnversorgenden Gefäße (CT- oder MR-Angiographie).
  • Doppler-Sonographie: Diese wird genutzt, um den Blutfluss in den Gehirnarterien zu messen.
  • Blutuntersuchungen: Ein vollständiges Blutbild und ein Lipidprofil geben Aufschluss über die Anzahl der Blutzellen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen. Spezialisierte Tests wie Homocystein- und Entzündungsmarker-Analysen können weitergehende Informationen liefern. Des Weiteren wird immer ein EKG zum Nachweis bzw.

Behandlung eines Mini-Schlaganfalls

Im Akutfall, bei noch bestehenden Symptomen, werden die betreuenden Ärzte und Ärztinnen das strukturierte Vorgehen einer Schlaganfallbetreuung wählen. Das heißt, es ist schnellstmöglich zu klären, ob der Patient oder die Patientin für eine gerinnselauflösende medikamentöse Behandlung (sogenannte Lyse) und/oder für die mechanische Entfernung des Gerinnsels mittels Katheter in einem spezialisierten Zentrum (Thrombektomie) in Frage kommt.

Da bei einer TIA meist kleinere Blutgerinnsel die Hirnarterien blockieren, die sich selbst auflösen, können die Patienten beim Eintreffen in der Klinik wieder asymptomatisch sein. Die Wahrscheinlichkeit, nach einer TIA einen gefährlichen Schlaganfall zu erleiden, ist erhöht. Daher geht es bei der Behandlung insbesondere darum, die individuellen Risikofaktoren für einen Schlaganfall festzustellen und zu verringern. Dazu gehört zum Beispiel, die Therapie einer eventuell bestehenden Diabetes-Erkrankung zu überprüfen, erhöhten Blutdruck zu senken oder andere Erkrankungen, die das Schlaganfall-Risiko steigern, zu behandeln.

Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko zu minimieren, dass sich ein neues Blutgerinnsel bildet und zu einem Folgeschlaganfall führt. Oft wird dafür Aspirin/ASS eingesetzt, da es die Blutplättchenbildung hemmt. Wenn ein Vorhofflimmern ursächlich war, erfolgt die sogenannte Antikoagulationstherapie.

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Prävention eines Mini-Schlaganfalls und Schlaganfalls

Es gibt eine Reihe von Schlaganfall-Risikofaktoren, die Sie selbst ausschalten können:

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst, wenig Fleisch und gesunden Fetten (z.B. Olivenöl) ist wichtig. Vermeiden Sie stark verarbeitete Lebensmittel. Gut für die Gefäße ist eine Ernährungsweise, die gemeinhin als „Mittelmeerkost“ bekannt ist.
  • Regelmäßige Bewegung: Fachleute empfehlen Risikopatienten und -patientinnen mindestens 150 Minuten mäßige oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche. Ideal ist eine Ausdauerbelastung, bei der man leicht ins Schwitzen gerät; etwa Walken, Schwimmen oder schnelles Spazierengehen.
  • Gewichtsreduktion: Reduzieren Sie möglicherweise bestehendes Übergewicht.
  • Nichtrauchen: Geben Sie das Rauchen auf. Schon fünf Jahre nach dem Rauch-Stopp sinkt das Risiko auf das Level eines Nichtrauchers.
  • Begrenzter Alkoholkonsum: Trinken Sie keinen oder nur sehr wenig Alkohol. Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
  • Stressbewältigung: Vermeiden Sie Dauerstress. Gelegentlicher Stress ist nichts Schlimmes. Dauerstress dagegen kann den Blutdruck erhöhen und anfälliger für Krankheiten machen. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft rät daher, unbedingt das eigene Stress-Niveau zu senken. Zum Beispiel, indem Stressauslöser im Privatleben verringert werden. Finden Sie heraus, was Ihrer Psyche am besten hilft: Sport oder ein interessantes Hobby?
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Lassen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck, Cholesterinwerte und Blutzucker überprüfen und einstellen. Auch eine Umstellung des Lebensstils mit viel Bewegung, gesünderer Ernährung und ohne Rauchen kann das Risiko eines erneuten Schlaganfalls verringern.
  • Behandlung von Risikofaktoren: Wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollte man die natürlich auch behandeln.

Stress als Risikofaktor

Übermäßiger Stress kann auch das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. In einer Studie klagten 21 Prozent der Schlaganfall-Betroffenen über zu viel Stress, während es in der gesunden Kontrollgruppe nur 14 Prozent waren. Das Schlaganfall-Risiko steigt dabei mit zunehmendem Stress-Level: Während ein belastendes Lebensereignis das Risiko um 17 Prozent erhöht, steigt es bei zwei oder mehr belastenden Lebensereignissen um bis zu 31 Prozent.

Auswirkungen eines Mini-Schlaganfalls

Die Auswirkungen eines Mini-Schlaganfalls können tiefgreifend und vielfältig sein. Auch wenn die Symptome vorübergehend sind, sollte eine TIA ernst genommen werden, da sie das Risiko für einen schweren Schlaganfall erhöht. Betroffene können anhaltende kognitive Beeinträchtigungen erleben. Er kann auch das Risiko für zukünftige Schlaganfälle erhöhen, die schwerere gesundheitliche Folgen haben könnten. Die langanhaltenden Folgen reichen von motorischen Defiziten bis hin zu Schwierigkeiten bei der Sprachfindung. Solche Einschränkungen können den Alltag erheblich beeinflussen und erfordern möglicherweise langfristige therapeutische Unterstützung. In vielen Fällen erholen sich Betroffene vollständig, aber das Risiko für Wiederholungsereignisse bleibt bestehen.

Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Die Rehabilitation erfordert sorgfältige Planung, umfassende Unterstützung und eine positive Einstellung. Das Ziel der Therapie ist es, die körperliche und geistige Gesundheit der Patienten zu stärken. Individuelle Übungen helfen den Betroffenen, verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern. Physiotherapie, kognitive Übungen und eine regelmäßige medizinische Betreuung bilden das Fundament für eine erfolgreiche Rehabilitation. Zudem ist es wichtig, sich auf eine langsame, stetige Verbesserung zu konzentrieren. Geduld und kontinuierliche Fortschritte sind der Schlüssel zum Erfolg.

Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Häufig treten zum Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt werden müssen. Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine Anschlussbehandlung.

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