Die Neurologische Klinik des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) bietet ein umfassendes Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen für ein breites Spektrum neurologischer Erkrankungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der interdisziplinären Zusammenarbeit, um für jeden Patienten ein optimales Behandlungskonzept zu entwickeln.
Neuromuskuläre Erkrankungen
Neuromuskuläre Erkrankungen verursachen eine Schwäche oder vorzeitige Ermüdbarkeit der Muskulatur. Die Ursachen hierfür sind vielfältig:
- Störung der Kraftentwicklung im Muskel selbst
- Störung des Zusammenspiels zwischen Nerv und Muskel
- Schädigung der versorgenden peripheren Nerven
- Schädigung der motorischen Neurone in Rückenmark und/oder Gehirn
Zu diesen Erkrankungen gehören:
- Erworbene oder erblich bedingte Myopathien
- Myasthene Syndrome (z.B. Myasthenia gravis)
- Hereditäre oder entzündliche Neuropathien (z.B. HMSN oder CIDP/GBS)
- Motoneuron-Erkrankungen (z.B. ALS, SMA)
Das Klinikum bietet umfassende diagnostische Möglichkeiten:
- Spezielle Laboruntersuchungen
- Detaillierte elektrophysiologische Untersuchung:
- Elektroneurographie (ENG) einschließlich repetitiver Stimulation
- Elektromyographie (EMG)
- Evozierte Potentiale (EP)
- Nervenwasseruntersuchung
- Nerven- und Muskelbiopsie
Die Klinik ist Teil des Muskelzentrums Bayern-Süd und bietet Hilfsmittel- und Sozialberatung durch Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM). Es besteht eine enge Kooperation mit dem Friedrich-Baur-Institut für die Aufarbeitung von Biopsien.
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Neurovaskuläre Erkrankungen
Neurovaskuläre Erkrankungen sind Erkrankungen der Blutgefäße von Gehirn und Rückenmark. Grundsätzlich wird zwischen Hirninfarkt und Hirnblutung unterschieden. Neben krankhaften Veränderungen der arteriellen Gefäße können auch Hirnvenenthrombosen ursächlich sein. Diagnostik und Behandlung des gesamten Spektrums neurovaskulärer Erkrankungen ist ein Schwerpunkt des Neuro-Kopf-Zentrums der TUM sowohl in der Akuttherapie als auch in der ambulanten Nachsorge.
- Hirninfarkt: Häufigste Form des Schlaganfalls (ca. 85% der Fälle)
- Hirnblutung: Seltenere Form des Schlaganfalls (ca. 15% der Fälle), bedingt durch eine Blutung im Inneren des Schädels.
- Hirnvenenthrombose: Thrombose (Gerinnselbildung) im Bereich der Venen des Gehirns.
- Atherosklerose: Die Atherosklerose (umgangssprachlich Arterienwandverkalkung) ist eine über Jahrzehnte fortschreitende Gefäßerkrankung, die zu Ablagerungen von Blutfetten, Thromben, Bindegewebe und Kalk in den Gefäßwänden führt.
Ein Schlaganfall ist immer ein lebensbedrohlicher Notfall und sollte so schnell wie möglich in einer entsprechend ausgerüsteten Klinik mit einer Stroke Unit versorgt werden!
Im Ultraschalllabor können die hirnversorgenden Gefäße extra- und transkraniell (außerhalb des Schädels bzw. durch diesen hindurch) mittels Doppler-/Duplex-Sonografie dargestellt werden. Dies dient der Erkennung von arteriosklerotischen Veränderungen aber auch von Dissektionen oder entzündlichen Prozessen.
Die Neurovaskuläre Spezialsprechstunde wird von den Gefäßspezialisten der Neurochirurgischen Klinik abgehalten. Hier können Patientinnen mit der Erstdiagnose einer Gefäßveränderung über den Befund und die möglichen Therapiekonzepte - auch im Vergleich zu alternativen Verfahren - beraten werden. Weiterhin kann im Rahmen einer Zweitmeinung eine Mitbeurteilung erfolgen. Gegebenenfalls werden die Befunde aller Patientinnen im Anschluss im interdisziplinären Board diskutiert. Zu Ihrem ambulanten Termin bringen Sie bitte sämtliche Vorbefunde und die bisherige Bildgebung mit, insbesondere auch Informationen zu anderen Vorerkrankungen, Medikation o.ä.. Anmeldung über: +49 89 4400 73550.
Die neurovaskuläre Forschungsgruppe der Neurochirurgischen Klinik hat in zahlreichen wissenschaftlichen Studien die Erfahrungen mit modernsten Behandlungskonzepten, intraoperativer Bildgebung wie Fluoreszenzdarstellung oder intraoperativem CT veröffentlicht. Zusammen mit den Gefäßspezialisten der Nachbarfächer im Hause bestehen wissenschaftliche Kooperationen auch im nationalen und internationalen Rahmen. Zudem besteht eine intensive Zusammenarbeit mit der experimentellen neurovaskulären Forschung. Prof. Dr. med. Dr. med. Priv.-Doz. Dr. med.
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Neuroonkologie
Die Neuroonkologie befasst sich mit primären Hirntumoren (z.B. Gliomen, Meningeomen, Neurinomen) und Hirnmetastasen. Durch Tumore im Nervensystem kommt es häufig zu Einschränkungen neurologischer Funktionen, die für Betroffene oft eine erhebliche Verschlechterung der Lebensqualität bedeuten. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Neurologie, Neuroradiologie, Neurochirurgie, Neuropathologie, Nuklearmedizin, Radioonkologie und internistischer Onkologie ist für Diagnostik und Therapie von Tumoren unabdingbar. Nur so können eine individuelle Diagnostik und Therapie geplant und durchgeführt werden. Höchste Priorität hat dabei der Erhalt bzw.
Zu den primären Hirntumoren gehören u.a. Tumoren der Gliazellen, der Nervenzellen, der Hirnhäute, der Hirngefäße sowie die primär im zentralen Nervensystem entstandenen Lymphome.
In der Neurologischen Klinik der TU München werden Patient*innen mit neuroonkologischen Erkrankungen ambulant und stationär betreut und die Behandlung interdisziplinär abgestimmt.
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für Diagnostik und Therapie notwendig, um für alle neuroonkologischen Patienten und Patientinnen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Prognose individuell die Diagnostik und ein optimales Behandlungskonzept festzulegen. Neben dem Einsatz modernster tumorspezifischer Verfahren müssen der Erhalt bzw. die Verbesserung der Lebensqualität höchste Priorität besitzen.
Bewegungsstörungen
Die Klinik behandelt das gesamte Spektrum von Bewegungsstörungen. Diese zeichnen sich in der Regel durch eine unwillkürliche Verarmung (Hypokinese), ein Übermaß (Hyperkinese) an Bewegungen oder eine fehlerhafte Bewegungsausführung aus. Hierzu zählen z.B.:
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- Morbus Parkinson und atypische Parkinsonsyndrome (Multisystematrophie, Progressive Supranukleäre Blickparese, Corticobasales Syndrom und Demenz vom Lewy Körperchen Typ) sowie differentialdiagnostisch abzugrenzende Erkrankungen
- Dystonieformen (Blepharospasmus/Meige-Syndrom, zervikale Dystonie, Schreibkrampf und andere aktionsinduzierte Dystonien)
- Restless-Legs-Syndrom (RLS)
- Choreatiforme Bewegungsstörungen
- Hemispasmus facialis
- fokale Spastik
Es erfolgt eine umfassende Diagnosestellung (inkl. moderner bildgebender Verfahren und u.U. genetischer Untersuchung). In fortgeschritten Stadien der Parkinson-Erkrankung bietet die Klinik das gesamte Spektrum weiterführender Therapien an, wie z.B. Tiefe Hirnstimulation und Pumpentherapien. Therapie der Wahl ist oft eine Behandlung mit Botulinumtoxin. Momentan führen wir die Tiefenhirnstimulation bei Patient*innen mit Morbus Parkinson, Tremor-Erkrankungen (v.a. sog. essentieller Tremor) und Dystonien durch.
Die Diagnose des RLS wird primär durch die klinische Untersuchung und die Anamnese gestellt. Neben laborchemischen Untersuchungen erfolgen, falls notwendig, auch elektrophysiologische, bildgebende Untersuchungen oder eine Überwachung im Schlaflabor. Wichtig ist, mögliche Risikofaktoren für ein RLS, z.B. in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, rechtzeitig zu erkennen und diese wenn möglich spezifisch zu behandeln. Die Therapie umfasst Verhaltensmaßnahmen zur Symptomlinderung und Verbesserung des Schlafes sowie auch eine medikamentöse Therapie. Wir beraten auch über aktuelle Forschungsprojekte.
Bei ungeklärter Ursache nutzen wir ein breites Spektrum bildgebender, laborchemischer und genetischer Untersuchungsmethoden, um die Ursache der Erkrankung zu identifizieren. Patient*innen mit einer Huntington-Erkrankung können an unserem Zentrum auch an longitudinalen Verlaufsbeobachtungsstudien und ggf. an interventionellen Studien teilnehmen.
Neuroimmunologische Erkrankungen
Für bestimmte neurologische Erkrankungen, Fragestellungen und Therapien bietet die Klinik Spezialsprechstunden an. Hier kümmern wir uns um die Beratung und Behandlung von Patientinnen und Patienten, die an einer neurologischen Autoimmunerkrankung leiden. Sämtliche diagnostische Methoden zur Abklärung und Verlaufskontrolle neuroimmunologischer Erkrankungen stehen in unserer Klinik zur Verfügung; dabei arbeiten wir insbesondere mit der Abteilung für Neuroradiologie eng zusammen. Unser Ziel ist es, Ihnen eine individuell maßgeschneiderte Therapie zu ermöglichen - das betrifft sowohl die Auswahl und Einleitung einer geeigneten immunmodulatorischen Therapie als auch die Begleitung während der Therapie. In unserer Ambulanz stehen alle Infusionstherapien zur Verfügung. Bitte senden Sie uns vorab Ihre Vorbefunde (Arztberichte, Links zu MRT-Bildern bzw. CD mit MRT-Bildern) sowie eine Überweisung eines neurologischen Facharztes. Unser Ärzteteam entscheidet nach Sichtung aller Befunde über eine Terminvergabe. Den Termin bekommen Sie dann von uns per Post bzw.
Motoneuronerkrankungen
Motoneuronerkrankungen sind eine Gruppe von neurodegenerativen Erkrankungen, die mit dem Absterben von motorischen Nervenzellen (Motoneuronen) einhergehen. Diese Nervenzellen verlaufen vom Gehirn zum Rückenmark (1. Motoneuron) bzw. vom Rückenmark zum Muskel (2. Motoneuron). Zu der Gruppe der Motoneuronerkrankungen gehören u.a. die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und die Spinale Muskelatrophie (SMA).
Zu den Aufgaben unserer Ambulanz gehört zunächst die Stellung bzw. Sicherung einer Diagnose oder die Beurteilung einer geäußerten Verdachtsdiagnose ("Zweitmeinung"). Der erste Schritt ist ein ärztliches Gespräch sowie eine umfassende körperliche Untersuchung. Im Anschluss erfolgen häufig laborchemische Analysen des Blutes und ggf. des Nervenwassers, elektrophysiologische Untersuchungen (z.B. NLG, EMG, MUNIX) und bildgebende Verfahren (z.B. MRT/CT). Im Rahmen der Ursachenfindung sind in manchen Fällen zudem gezielte molekulargenetische Untersuchungen einer Blutprobe erforderlich.
Nach Diagnosestellung erfolgt eine detaillierte Beratung hinsichtlich der individuellen Prognoseabschätzung und Behandlungsmöglichkeiten. Das Therapiekonzept umfasst je nach persönlichem Bedarf den Einsatz von verschiedenen Medikamenten, Hilfsmitteln (z.B. Rollstuhl, Kommunikationshilfen, Hustenassistent) und Heilmitteln (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie) sowie eine Unterstützung bei Schluck- und Atemstörungen. Wichtige Ziele sind die Verbesserung der Lebensqualität, die Verzögerung des Krankheitsfortschrittes sowie die Prävention und Behandlung von Komplikationen.
Muskelerkrankungen
Muskelerkrankungen können erbliche Ursachen (z.B. Muskeldystrophien) und erworbene Ursachen wie z.B. Entzündungen (Myositis) zugrunde liegen. Die Diagnostik bei Verdacht auf eine Muskelerkrankung umfasst neben einer gründlichen ärztlichen Untersuchung Laboruntersuchungen und elektrophysiologische Untersuchungen (Elektromyographie und Neurographie) sowie in ausgewählten Fällen eine Kernspintomographie (MRT) der Muskeln. In manchen Fällen ist eine Muskelbiopsie (Muskelprobe) notwendig (gerade bei Verdacht auf eine Myositis), die im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes in unserer Klinik entnommen wird. Die Untersuchung der Probe erfolgt in Kooperation mit dem Friedrich-Baur-Institut an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Nach der Diagnosestellung betreuen wir die Patient*innen langfristig ambulant weiter. Neben der Mitbetreuung einer ursächlichen Therapie, die bislang nur bei manchen Muskelerkrankungen verfügbar ist, bieten wir Unterstützung bei der symptomatischen Therapie und Verordnung von Hilfs- und Heilmitteln.
Ambulanz für erbliche neurologische Erkrankungen
Erbliche Erkrankungen gewinnen in der Neurologie zunehmend an Bedeutung. Dies betrifft insbesondere Muskelerkrankungen, Motoneuronerkrankungen, Polyneuropathien und Bewegungsstörungen wie z.B. Ataxien, aber auch bei Schlaganfällen gibt es manchmal erbliche Ursachen. Daher arbeitet die Ambulanz für erbliche neurologische Erkrankungen eng mit den anderen Spezialambulanzen der Klinik zusammen.
Sowohl die diagnostischen Möglichkeiten („Next-Generation-Sequencing“) als auch die kausalen Therapieoptionen (z.B. Antisense-Oligonukleotid-Therapie und Genersatztherapie) befinden sich in einer rasanten Entwicklung. Bei Verdacht auf eine erbliche neurologische Erkrankung ist eine ausführliche Erhebung der Familiengeschichte wichtig, ggf. auch eine klinische Untersuchung von Familienmitgliedern. Bei vielen erblichen Erkrankungen kann mittlerweile durch den Fortschritt der molekulargenetischen Diagnostik ("Next-Generation-Sequencing") die Ursache in einer Blutprobe identifiziert werden. Manchmal ist zur Einordnung von Genveränderungen auch eine Untersuchung gesunder Familienmitglieder sinnvoll.
Weitere Schwerpunkte und Angebote
- Chronischer Schmerz: Das Zentrum für Interdisziplinäre Schmerztherapie (ZIS) bietet eine multimodale, individuell zugeschnittene Therapie, die alle Aspekte der Schmerzkrankheit erfasst.
- Neurovaskuläre Ambulanz: Betreuung von Patientinnen mit komplexen neurovaskulären Erkrankungen, Nachuntersuchungen nach stationärem Aufenthalt, Unterstützung niedergelassener Kolleginnen bei der Indikationsstellung für gefäßrekonstruktive Eingriffe.
- Optische Kohärenztomografie (OCT): Nicht-invasive, gut verträgliche und hochauflösende Untersuchung verschiedener Netzhautschichten des Auges.
- Liquordiagnostik: Umfassende Diagnostik bei infektiös und autoimmun entzündlichen Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems, bei Tumorerkrankungen und bei degenerativen Erkrankungen des Nervensystems.
- Neuropsychologische Untersuchung: Überprüfung von Funktionen des Gehirns, wie z.B. das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit oder die visuelle-räumliche Orientierung.
- Musikerambulanz: Spezialisiertes Präventions-, Diagnose- und Therapieangebot für professionelle Musiker*innen mit spiel- bzw. gesangsbedingten Beschwerden.
Forschung
Unsere Klinik forscht intensiv an neuen Diagnose- und Therapieverfahren. So umfassen unsere Forschungsaktivitäten sowohl Projekte im neurobiologischen Grundlagenlabor, auf dem Gebiet der Biomarkerforschung, im Bereich der Bildgebung als auch im Bereich klinischer Studien, in denen neue Therapieansätze geprüft werden. Im Rahmen des Kompetenznetz Parkinson und des DZNE sind wir mit anderen universitären Zentren verbunden, um gemeinsam die Erforschung von Bewegungsstörungen voranzutreiben.
Was muss zum Termin mitgebracht werden?
ggf. Hörgerät bzw. Bitte planen Sie genug Zeit für Ihren Termin bei uns ein. Insgesamt dauert eine Erstvorstellung ca.
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