Kloß im Hals Gefühl: Ursachen und neurologische Zusammenhänge

Das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben, ist ein häufiges und oft beunruhigendes Symptom. Es kann viele Ursachen haben, von harmlosen Verspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. In diesem Artikel werden die verschiedenen Ursachen des Kloßgefühls im Hals, insbesondere im Zusammenhang mit neurologischen Faktoren, sowie Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten erläutert.

Was ist das Kloßgefühl im Hals?

Das Kloßgefühl im Hals, in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde auch als Globusgefühl oder Globus-Syndrom bezeichnet, beschreibt das Empfinden, einen Fremdkörper, Kloß, Haar oder Krümel im Hals zu haben, obwohl objektiv kein solcher vorhanden ist. Betroffene verspüren oft ein Engegefühl, das ständige Bedürfnis sich zu räuspern, sowie Schluck- und Atembeschwerden oder leichte Stimmstörungen.

Hippokrates klassifizierte dieses Gefühl bereits als hysterisch und führte es auf das Wandern des Uterus zurück. Auch wenn diese Theorie längst widerlegt ist, bleibt die Ursachenfindung oft ein Rätsel.

Ursachen des Kloßgefühls im Hals

Die Ursachen für das Kloßgefühl im Hals sind vielfältig und reichen von organischen bis hin zu psychischen Faktoren. Es ist wichtig, die verschiedenen Möglichkeiten zu berücksichtigen, um eine genaue Diagnose zu stellen und die richtige Behandlung einzuleiten.

Organische Ursachen

  • Erkrankungen der Schilddrüse: Eine vergrößerte Schilddrüse oder Schilddrüsenknoten können Druck auf den Halsbereich ausüben und ein Kloßgefühl verursachen.
  • Entzündungen im Hals-Rachen-Raum: Akute Entzündungen, wie eine Mandelentzündung, können zu Schwellungen und damit zu einem Kloßgefühl führen. Auch chronische Entzündungen der Halsschleimhaut können verantwortlich sein.
  • Refluxerkrankung (GERD): Ein Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre (Reflux) kann die Schleimhaut reizen und ein Globusgefühl verursachen. Besonders ein stiller Reflux, der ohne Sodbrennen verläuft, kann unbemerkt zu Irritationen im Kehlkopfbereich führen.
  • Veränderungen der Halswirbelsäule: Blockaden oder Verspannungen der oberen Halswirbelsäule können ebenfalls ein Kloßgefühl auslösen.
  • Erkrankungen der Speiseröhre: Verengungen, Entzündungen oder Tumore in der Speiseröhre können das Gefühl verursachen, dass Nahrung im Hals stecken bleibt.
  • Störungen im Kiefergelenk (Temporomandibulargelenk): Probleme mit dem Kiefergelenk können sich auf die umliegenden Muskeln und Nerven auswirken und ein Kloßgefühl verursachen.
  • Verlängerter Processus styloideus: Ein verlängerter Griffelfortsatz des Schläfenbeins kann im Halsbereich Druck ausüben.
  • Tumore: In seltenen Fällen kann ein Tumor im Hals- oder Rachenbereich ein Kloßgefühl verursachen.

Neurologische Ursachen

Neurologische Erkrankungen können das Zusammenspiel der Muskeln und Organe im Schluckprozess beeinträchtigen und so zu einem Kloßgefühl führen.

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  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall ist eine der häufigsten Ursachen für Schluckstörungen und kann auch ein Kloßgefühl verursachen, wenn die Steuerung der Schluckmuskulatur beeinträchtigt ist.
  • Parkinson-Krankheit: Diese fortschreitende neurologische Erkrankung kann die Kontrolle über die Schluckmuskulatur beeinträchtigen und zu einem Kloßgefühl führen.
  • Multiple Sklerose (MS): Dysphagie ist eine häufige Begleiterscheinung von MS.
  • Demenzerkrankungen: Demenz kann dazu führen, dass Betroffene das Schlucken vergessen oder nicht mehr richtig koordinieren können, was ein Kloßgefühl verursachen kann.

Psychische Ursachen

  • Stress und Angst: Psychischer Stress, Angstzustände oder Depressionen können zu Verspannungen der Halsmuskulatur führen und ein Kloßgefühl auslösen. Viele Patienten leiden unter Ängsten, vor allem vor einer Krebserkrankung.
  • Globusgefühl/Globus-Syndrom: Wenn keine organischen Ursachen gefunden werden können, wird oft die Diagnose Globusgefühl oder Globus-Syndrom gestellt. Dieses Syndrom wird häufig mit psychischen Faktoren in Verbindung gebracht.

Schluckstörungen (Dysphagie)

Oftmals tritt das Kloßgefühl im Hals im Zusammenhang mit Schluckstörungen (Dysphagie) auf. Dysphagie ist ein Oberbegriff für verschiedene Störungen des Schluckvorgangs, die verschiedene Ursachen haben können.

Symptome der Dysphagie

  • Häufiges Verschlucken oder Husten beim Essen oder Trinken
  • Probleme, den Schluckvorgang einzuleiten
  • Speichelfluss aus dem Mund während des Essens
  • Nahrung bleibt im Hals stecken
  • Nahrung kommt durch Nase oder Mund wieder hoch
  • Vermehrtes Räuspern
  • Stimmveränderungen während oder nach dem Essen
  • Halsschmerzen
  • Schmerzen oder Brennen im Brustbereich
  • Fremdkörpergefühl (Globusgefühl) im Hals, „Kloß im Hals“
  • Hustenattacken beim Hinlegen nach dem Essen

Ursachen der Dysphagie

  • Neurologische Erkrankungen (Schlaganfall, Parkinson, Demenz, Multiple Sklerose)
  • Muskuläre Erkrankungen
  • Angeborene Fehlbildungen
  • Infektionskrankheiten
  • Stoffwechselprobleme
  • Tumore im Hals-Rachen-Bereich
  • Erhöhtes Alter (Presbyphagie)

Diagnose der Dysphagie

  • Anamnese: Ausführliches Gespräch mit dem Arzt über die Beschwerden und die Krankengeschichte.
  • Körperliche Untersuchung: Untersuchung des Mundraums, der Zunge, der Lippen und des Rachens.
  • Schlucktest: Beobachtung des Schluckvorgangs beim Trinken kleiner Mengen Flüssigkeit.
  • Flexible endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES): Einführung eines flexiblen Endoskops über die Nase, um den Schluckvorgang direkt zu beobachten.
  • Videofluoroskopie: Röntgenuntersuchung des Schluckvorgangs mit Kontrastmittel.

Behandlung der Dysphagie

  • Schlucktherapie: Gezielte Übungen mit einem Logopäden, um die Schluckmuskulatur zu stärken und die Schluckkoordination zu verbessern.
  • Anpassung der Konsistenz der Nahrung: Breiförmige Speisen oder angedickte Flüssigkeiten sind leichter zu schlucken.
  • Ernährungsberatung: Beratung zur optimalen Ernährung bei Schluckstörungen.
  • Körperhaltung: Aufrechte Körperhaltung während des Essens, um den Schluckvorgang zu erleichtern.
  • Künstliche Ernährung: In schweren Fällen kann eine Ernährung über eine Sonde notwendig sein.
  • Medikamente: Bei bestimmten Formen der Dysphagie können Medikamente die Schluckfunktion verbessern, zum Beispiel indem sie den Speichelfluss verringern.

Diagnose des Kloßgefühls im Hals

Um die Ursache des Kloßgefühls im Hals zu finden, ist eine gründliche Diagnose erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Der Arzt wird ausführlich nach den Beschwerden, Begleitsymptomen und der Krankengeschichte fragen.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht den Hals, den Rachen, die Schilddrüse und die Lymphknoten.
  • HNO-ärztliche Untersuchung: Eine Spiegelung des Kehlkopfes und des Rachens kann Veränderungen oder Entzündungen aufdecken.
  • Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse, eine Röntgenaufnahme der Halswirbelsäule, eine Ösophagoskopie (Spiegelung der Speiseröhre) oder eine neurologische Untersuchung erforderlich sein.
  • Funktionelle Stimmdiagnostik: Analyse der Stimmfunktion, um Stimmstörungen als Ursache auszuschließen.
  • Manuelle Medizin/Osteopathie: Untersuchung der Halswirbelsäule und der umliegenden Strukturen auf Blockaden oder Verspannungen.
  • Allergietest: Bei Verdacht auf eine allergische Reaktion als Ursache der Beschwerden.
  • Psychologische Evaluation: Bei Verdacht auf psychische Ursachen kann eine psychologische Untersuchung sinnvoll sein.

Behandlung des Kloßgefühls im Hals

Die Behandlung des Kloßgefühls im Hals richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

  • Behandlung organischer Ursachen: Wenn eine organische Ursache gefunden wird, muss diese entsprechend behandelt werden. Dies kann beispielsweise eine medikamentöse Behandlung bei Schilddrüsenerkrankungen, eine Operation bei Tumoren oder eine Säureblocker-Therapie bei Reflux sein.
  • Physiotherapie: Bei Verspannungen der Halsmuskulatur können physiotherapeutische Übungen und Massagen helfen.
  • Logopädie: Bei Schluckstörungen kann eine logopädische Therapie die Schluckfunktion verbessern.
  • Psychotherapie: Wenn psychische Faktoren eine Rolle spielen, kann eine Psychotherapie helfen, Stress abzubauen und Ängste zu bewältigen.
  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können helfen, Verspannungen zu lösen und Stress abzubauen.
  • Veränderung des Lebensstils: Bei Reflux kann eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten (z.B. Verzicht auf fettige Speisen, Kaffee und Alkohol) und des Lebensstils (z.B. Gewichtsreduktion, Verzicht auf Rauchen) helfen.
  • Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente wie Muskelrelaxantien oder Antidepressiva helfen, die Beschwerden zu lindern.

Vorbeugung von Schluckstörungen im Alter

Besonders im Alter ist es wichtig, frühzeitig auf die Gesundheit des Schluckapparates zu achten, denn Schluckstörungen können durch gezielte Präventionsmaßnahmen oftmals abgemildert oder sogar vermieden werden.

  • Gute Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide helfen, Entzündungen im Mundraum vorzubeugen.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie über den Tag verteilt mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee, um den Mundraum feucht zu halten und den Speichelfluss anzuregen.
  • Ausgewogene Ernährung: Setzen Sie auf eine ausgewogene Ernährung, die reich an weichen, leicht kaubaren Lebensmitteln ist.
  • Gezielte Übungen: Übungen zur Kräftigung der Schluckmuskulatur können helfen, Dysphagie vorzubeugen.
  • Aufrechte Sitzposition: Achten Sie darauf, während der Mahlzeiten eine aufrechte Sitzposition einzunehmen und den Kopf leicht nach vorne zu neigen.
  • Regelmäßige Kontrollen: Lassen Sie Ihre Schluckfunktion regelmäßig überprüfen, insbesondere, wenn Sie unter chronischen Erkrankungen wie Parkinson leiden oder einen Schlaganfall überstanden haben.

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