Das Gefühl eines Kloßes im Hals, medizinisch als Globusgefühl oder Globus pharyngeus bezeichnet, ist ein unspezifisches Fremdkörper- oder Engegefühl im Kehlkopfbereich. Obwohl es sich selten um eine tatsächliche Verengung handelt, kann dieses Gefühl sehr unangenehm und lästig sein und von Symptomen wie verstärkter Schleimbildung, Trockengefühl, Schwierigkeiten beim Sprechen, Heiserkeit oder Räusperzwang begleitet sein. Es ist wichtig, die möglichen Ursachen dieses Syndroms zu verstehen, um geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.
Mögliche Ursachen des Globusgefühls
Die Ursachen für das Globusgefühl sind vielfältig und reichen von harmlosen bis hin zu schwerwiegenderen medizinischen Bedingungen.
- Physiologische Ursachen: Erkrankungen der Schilddrüse, Kehlkopfentzündungen oder Tumore im Rachenbereich können in seltenen Fällen ein Globusgefühl verursachen.
- Psychische Auslöser: Stress, Angst und andere psychische Belastungen können ebenfalls zu einem Kloß im Hals führen. In diesen Fällen manifestiert sich der psychische Stress körperlich, was zu Muskelverspannungen im Kehlkopfbereich führt.
- Reflux: Ein gestörter Reflux, der durch Alkohol, Kaffee oder späte Mahlzeiten ausgelöst wird, kann ebenfalls ein Globusgefühl verursachen.
Die Rolle des vegetativen Nervensystems
Das vegetative Nervensystem, das den Körper unwillkürlich steuert, spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Globusgefühls. Insbesondere der Vagusnerv und der Nervus phrenicus sind hier von Bedeutung.
Der Vagusnerv
Der Vagusnerv ist der größte Nerv des Parasympathikus, des Teils des vegetativen Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist. Er hat zahlreiche Aufgaben, darunter die Steuerung der unwillkürlichen Muskulatur im Herzen, Kehlkopf und Verdauungstrakt. Der Vagusnerv ist eng mit der Darm-Hirn-Kommunikation verbunden und beeinflusst unser Wohlbefinden maßgeblich. Er reguliert Hungergefühl, Stimmung und Herzrhythmus und stimuliert die Bildung von Magensäure und die Abgabe von Gallenflüssigkeit.
Ein gereizter oder gestörter Vagusnerv kann eine Vielzahl von Beschwerden verursachen, darunter Schluckstörungen, Heiserkeit, Reizhusten, Sodbrennen, Übelkeit, Atemnot, Herzrhythmusstörungen und Verdauungsbeschwerden. Bei einem Zwerchfellbruch kann der Vagusnerv gequetscht und gereizt werden, was seine Funktion beeinträchtigt und zu Beschwerden im Verdauungstrakt führt.
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Der Nervus phrenicus
Der Nervus phrenicus entspringt an der Halswirbelsäule und innerviert das Zwerchfell, den Hauptatemmuskel. Er steuert die Bewegungen des Zwerchfells und versorgt das Rippenfell sowie die Gewebeummantelungen der Leber, der Gallenblase und des unteren Speiseröhrenschließmuskels.
Eine Reizung oder Schädigung des Nervus phrenicus, beispielsweise durch Probleme mit der Halswirbelsäule, einen Zwerchfellbruch oder eine Bauchspiegelung, kann zu Veränderungen der Zwerchfellbewegung und zur Verstärkung von Reflux führen. Verspannungen in den Scalenusmuskeln am Hals, durch die der Nervus phrenicus verläuft, können ebenfalls zu Störungen des Nervs und zu Verspannungen des Zwerchfells führen, was wiederum Reflux begünstigen kann.
Zusammenhang zwischen Zwerchfell, Nerven und Reflux
Das Zwerchfell spielt eine entscheidende Rolle bei der Atmung und der Stabilisierung des Körpers. Es trennt den Brust- vom Bauchraum und beeinflusst die Funktion der Organe im Bauchraum. Eine erhöhte Zwerchfellspannung kann zu Sodbrennen führen, da sie den Speiseröhrenschließmuskel am Mageneingang beeinträchtigt.
Die Scalenusmuskeln am Hals, durch die der Nervus phrenicus verläuft, können bei Fehlhaltungen und Verkrampfungen den Nerv beeinträchtigen und zu Verspannungen des Zwerchfells führen. Ein Zwerchfellbruch, bei dem Teile des Magens durch das Zwerchfell in den Brustraum gedrückt werden, kann den Vagusnerv reizen und Beschwerden im Verdauungstrakt verursachen.
Diagnose und Behandlung
Bei anhaltendem oder wiederkehrendem Globusgefühl, insbesondere in Verbindung mit anderen Beschwerden wie Schluckbeschwerden, Schmerzen oder Gewichtsverlust, ist eine ärztliche Abklärung ratsam. Der Arzt kann schwerwiegendere Ursachen wie Schilddrüsenerkrankungen oder Tumore ausschließen.
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Die Behandlung des Globusgefühls richtet sich nach der Ursache. Bei psychischen Belastungen können Entspannungstechniken, Stressmanagement und psychotherapeutische Maßnahmen hilfreich sein. Bei Reflux können eine Anpassung des Lebensstils, Medikamente oder in seltenen Fällen eine Operation erforderlich sein. Bei muskulären Verspannungen können Physiotherapie, Osteopathie oder Massagen Linderung verschaffen.
Was Sie selbst tun können
Neben der ärztlichen Behandlung gibt es einige Maßnahmen, die Sie selbst ergreifen können, um das Globusgefühl zu lindern:
- Anpassung des Lebensstils: Vermeiden Sie Alkohol, Kaffee und späte Mahlzeiten, die Reflux auslösen können.
- Stress reduzieren: Praktizieren Sie Entspannungstechniken wie Atemübungen, Meditation oder Yoga.
- Atemübungen: Atemübungen beruhigen das vegetative Nervensystem und senken damit den empfundenen Stress. Achten Sie bei der bewussten Atmung darauf, langsam und tief zu atmen und doppelt so lange aus- wie einzuatmen.
- Hausmittel anwenden: Gurgeln Sie mit Wasser oder lauwarmem Kamillentee, um den Rachenraum zu befeuchten und zu beruhigen.
- Muskuläre Dysbalancen ausgleichen: Muskuläre Dysbalancen im Bereich der Halswirbelsäule und der Kaumuskulatur können das Gefühl Kloß im Hals hervorrufen. In diesem Fall arbeiten die rechts- und linksseitige Hals-, Nacken- und Kaumuskulatur nicht gleichmäßig, sondern mit seitenungleichen Muskelzügen. Das kann durch eine Atlasfehlstellung hervorgerufen werden.
Fazit
Das Gefühl eines Kloßes im Hals kann vielfältige Ursachen haben, von harmlosen Verspannungen bis hin zu schwerwiegenderen Erkrankungen. Das vegetative Nervensystem, insbesondere der Vagusnerv und der Nervus phrenicus, spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung dieses Syndroms. Eine sorgfältige Diagnose und eine individuelle Behandlung sind entscheidend, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
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