Demenz und kognitive Dysfunktion sind Begriffe, die oft im Zusammenhang mit dem Abbau geistiger Fähigkeiten verwendet werden. Es ist wichtig, die Unterschiede zwischen diesen Zuständen zu verstehen, um eine genaue Diagnose und angemessene Behandlung zu gewährleisten. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen kognitiver Dysphasie und Demenz, ihre Ursachen, Symptome, Diagnoseverfahren und Therapiemöglichkeiten.
Was ist Demenz?
Demenz ist ein Syndrom, das durch einen Abbau geistiger Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Dieser Abbau betrifft vor allem das Gedächtnis, aber auch andere Leistungsbereiche des Gehirns, was zu einer Beeinträchtigung im Alltag führt. Demenz kann im Rahmen verschiedener Erkrankungen auftreten. Eine Klärung der Ursache ist entscheidend, um behandelbare und potenziell reversible Formen nicht zu übersehen.
Verlauf der Demenz
Der Verlauf einer Demenz ist oft schleichend. Anfangs treten merkliche Gedächtnisstörungen auf, die vor allem die jüngste Vergangenheit betreffen. Es kann zu Störungen der zeitlichen oder örtlichen Orientierung kommen. Betroffene verlegen Gegenstände mehrfach oder vergessen früher selbstverständliche Handlungen. Die Bearbeitung komplexer Probleme fällt zunehmend schwer.
Mit fortschreitender Demenz wird das Behalten neuer Informationen immer schwieriger. Die Merkspanne verkürzt sich auf wenige Minuten oder Sekunden. Dies führt dazu, dass Patienten immer wieder dasselbe erzählen oder fragen. Die zeitliche Orientierung geht vollständig verloren, die örtliche Orientierung ist nur noch teilweise vorhanden. Das Urteilsvermögen ist zunehmend beeinträchtigt, und die Betroffenen sind außerhalb des eigenen Haushalts nicht mehr zurecht.
Im Spätstadium der Demenz entwickelt sich eine zunehmende Hilfsbedürftigkeit, die oft nicht richtig eingeschätzt wird. Viele Demenzkranke sind lange überzeugt, dass ihre Alltagsfähigkeit nicht eingeschränkt ist. Schreitet die Demenz weiter fort, sind die Patienten nur noch zur eigenen Person orientiert. Das Gedächtnis ist nur noch in Fragmenten vorhanden. In diesem Stadium ist fast immer eine vollständige Pflegebedürftigkeit festzustellen, oft auch Inkontinenz.
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Arten von Demenzerkrankungen
Grundsätzlich werden primär-degenerative und symptomatische Demenzen unterschieden.
Primär degenerative Demenzen sind durch einen Hirnabbau ohne andere verursachende Erkrankung gekennzeichnet. Zu diesen gehören:
- Alzheimer-Demenz: Beginnt meist um das 65. Lebensjahr mit schleichendem Beginn und kontinuierlichem Fortschreiten der Symptome. Typisch sind Gedächtnisstörungen, die anfangs vom Patienten oft verborgen werden. Im Verlauf treten Symptome wie Depression, Schlafstörungen, Inkontinenz, Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Gewichtsabnahme, Erregungszustände, sexuelle Störungen oder Gangstörungen auf. Die Computertomographie des Gehirns zeigt einen fortschreitenden Abbau, besonders im Schläfenlappen. EEG und Liquor sind normal.
- Demenz mit Lewy-Körperchen: Hier sind besonders zu Beginn die Aufmerksamkeit, Handlungskompetenz und visuell-räumliche Leistungen betroffen. Die Gedächtnisstörung steht anfangs nicht im Vordergrund. Typisch sind wechselnde Aufmerksamkeit und Wachheit, optische Halluzinationen und Parkinson-Symptome. Oft bestehen Verhaltensstörungen in der REM-Phase (Traumschlaf).
- Fronto-temporale Demenzen: Diese Gruppe umfasst mehrere Unterformen, bei denen Stirn- und Schläfenlappen betroffen sind. Die Verhaltensvariante ist gekennzeichnet durch eine fortschreitende Verschlechterung von Verhalten und/oder Gedächtnis. Symptome sind enthemmtes Verhalten, Apathie oder Passivität, Verlust von Mitgefühl, stereotypes oder zwanghaftes Verhalten und Veränderung der Ernährung. Eine andere Unterform ist die primär progrediente Aphasie, also der fortschreitende Verlust der Sprache.
Symptomatische Demenzen werden durch andere Erkrankungen verursacht. Die häufigste Form ist die vaskuläre Demenz.
- Vaskuläre Demenz: Diese Demenz wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht. Es gibt drei wesentliche Hypothesen zur Entstehung:
- Summationstheorie: Mehrere große Schlaganfälle führen zum Untergang einer kritischen Gewebemasse.
- Strategischer Infarkt: Ein Schlaganfall in einem strategisch wichtigen Hirnareal unterbricht oder stört die Verbindung zu anderen Hirnarealen.
- Theorie der diffusen Schädigung: Viele kleine, verstreute Läsionen zerstören eine kritische Gewebemasse.Die Vorbeugung von Schlaganfällen durch konsequente Kontrolle und Behandlung von Gefäßrisikofaktoren (Bluthochdruck, Diabetes, hohes Cholesterin, Rauchen) ist entscheidend.
Es gibt mehr als 30 weitere Ursachen für symptomatische Demenzen, darunter:
- Normaldruckhydrozephalus (Aufstau von Nervenwasser)
- Stoffwechselstörungen der Schilddrüse
- Nierenerkrankungen
- Leberfunktionsstörungen
- Multiple Sklerose
- Entzündungen durch Tuberkulose, Borrelien, HIV, Lues
- Folgen von Schädel-Hirn-Verletzungen
- Hirntumoren oder Metastasen
- Kohlenmonoxid- oder Schwermetallvergiftungen
- Chronischer Alkoholkonsum und andere Suchtmittel
Eine Sonderform ist der Normaldruckhydrozephalus, der zu Gangstörungen, Inkontinenz und Demenz führt. Die Therapie besteht in der Dränage von Nervenwasser.
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Diagnose von Demenz
Die Diagnose einer Demenz umfasst eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte vom Patienten und einem Angehörigen, eine gründliche neurologische und psychiatrische Untersuchung sowie Zusatzuntersuchungen zur Einschätzung der Merkfähigkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit und Orientierung. Das EEG und eine Ultraschalluntersuchung der Hals- und Hirngefäße geben Aufschluss darüber, ob ein umschriebener Prozess im Gehirn vorliegt und ob die Durchblutung des Gehirns normal ist. Evozierten Potentiale lassen erkennen, ob und in welchem Ausmaß Nervenbahnen für Sehen, Hören, Gleichgewicht und Empfindung mitbetroffen sind. Zusätzlich werden Laborwerte überprüft und eventuell eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor cerebrospinalis) durchgeführt.
Behandlung von Demenz
Zunächst muss nach einer Ursache gesucht werden, die spezifisch behandelt werden kann. Gibt es keine zugrundeliegende symptomatische Ursache, können Medikamente eingesetzt werden, die die Gedächtnisleistung verbessern und Symptome wie Unruhe oder Schlafstörungen lindern. Diese Medikamente stärken oder hemmen spezifische Botenstoffe im Gehirn. Die Auswahl des Medikaments oder der Medikamentenkombination hängt von der Art, Schwere und Ausprägung der Erkrankung, den Begleiterkrankungen und den bereits eingenommenen Medikamenten ab.
Nicht-medikamentöse Behandlungen umfassen kognitives Training (Hirnleistungstraining) zur Stabilisierung vorhandener Defizite. Bei Symptomen am Bewegungsapparat oder Gleichgewichtsstörungen ist eine physiotherapeutische Behandlung Teil der Therapie. Auch psychisch stützende Maßnahmen wie die Gesprächstherapie können angewendet werden.
Was ist kognitive Dysphasie?
Kognitive Dysphasie ist eine Sprachstörung, die durch Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen verursacht wird, die für die Sprachverarbeitung notwendig sind. Im Gegensatz zur Aphasie, bei der die linguistische Kompetenz (Lesen, Schreiben, Sprechen, Verstehen) eingeschränkt ist, zeigen sich bei der kognitiven Dysphasie Einschränkungen einzelner Hirnleistungen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und exekutive Funktionen. Da die kognitive Kompetenz der linguistischen Kompetenz übergeordnet ist, können die meisten Aphasien nicht isoliert als sprachsystematisches Defizit beschrieben werden.
Ursachen der kognitiven Dysphasie
Eine kognitive Dysphasie kann als Folge unterschiedlicher Beeinträchtigungen auftreten, darunter Schlaganfall, Tumoren, Schädel-Hirn-Trauma, Alkoholmissbrauch oder Entzündungen des Gehirns. Unabhängig von der Ursache sind immer die Bereiche geschädigt, die in Zusammenhang mit dem Gedächtnis oder der Aufmerksamkeit stehen.
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Je nach betroffenem Bereich unterteilt man die Beeinträchtigung in drei Unterformen:
- Attentionale Genese: Diese beschreibt eine geringe Aufmerksamkeitsleistung.
- Mnestische Genese: Hierbei ist die Gedächtnisleistung betroffen.
- Dysexekutive Genese: Andere exekutive Funktionen (höhere geistige Fähigkeiten) sind beeinträchtigt.
Des Weiteren kann die Dysphasie auch als Resultat einer Mischform aus allen drei Bereichen auftreten.
Symptome der kognitiven Dysphasie
Die Symptome der kognitiven Dysphasie können variieren, je nachdem, welche kognitiven Funktionen betroffen sind. Häufige Symptome sind:
- Wortfindungsstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden.
- Ungrammatische Formulierungen: Schwierigkeiten, grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden.
- Verlust des „roten Fadens“ in Gesprächen: Schwierigkeiten, ein Thema zu verfolgen und kohärent zu sprechen.
- Inhaltsleere oder floskelhafte Sätze: Verwendung von Sätzen, die wenig oder keine Bedeutung haben.
- Schwierigkeiten im Sprachverständnis: Schwierigkeiten, die Bedeutung von Sprache zu verstehen.
Diagnose der kognitiven Dysphasie
Die Diagnose einer kognitiven Dysphasie umfasst eine neuropsychologische Untersuchung, um die kognitiven Funktionen zu bewerten. Ein Neuropsychologe kann gezielte Therapiemaßnahmen treffen, um die kognitiven Fähigkeiten zu trainieren. Dabei steht ein Training der kognitiven Fähigkeiten, der selektiven Aufmerksamkeit, der Konzentration und der mentalen Flexibilität im Vordergrund.
Therapie der kognitiven Dysphasie
Die Therapie der kognitiven Dysphasie zielt darauf ab, die beeinträchtigten kognitiven Funktionen zu verbessern. Dies kann durch kognitives Training, Sprachtherapie und andere rehabilitative Maßnahmen erreicht werden. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist das Training der Aufmerksamkeit und des Gedächtnisses.
Kognitive Dysphasie vs. Demenz: Die Unterschiede
Obwohl sowohl kognitive Dysphasie als auch Demenz Sprachstörungen verursachen können, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Zuständen:
- Ursache: Demenz ist ein Syndrom, das durch einen Abbau geistiger Fähigkeiten aufgrund verschiedener Erkrankungen verursacht wird. Kognitive Dysphasie ist eine Sprachstörung, die durch Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen verursacht wird, die für die Sprachverarbeitung notwendig sind.
- Linguistische Kompetenz: Bei der Aphasie, die bei Demenz auftreten kann, ist die linguistische Kompetenz (Lesen, Schreiben, Sprechen, Verstehen) eingeschränkt. Bei der kognitiven Dysphasie zeigen sich Einschränkungen einzelner Hirnleistungen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und exekutive Funktionen.
- Schädigung des Sprachzentrums: Bei der Aphasie ist das Sprachzentrum im Gehirn geschädigt. Bei der kognitiven Dysphasie muss das Sprachzentrum nicht geschädigt sein.
- Behandlung: Die Behandlung von Demenz zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Die Therapie der kognitiven Dysphasie zielt darauf ab, die beeinträchtigten kognitiven Funktionen zu verbessern.
Sprachliche Beeinträchtigungen bei Demenz
Sprachliche Beeinträchtigungen sind ein häufiges Symptom von Demenz und können die Kommunikationsfähigkeiten stark beeinträchtigen. Zu den häufigsten Sprachstörungen bei Demenz zählen Wortfindungsstörungen, ungrammatische Formulierungen, der Verlust des „roten Fadens“ in Gesprächen, inhaltsleere oder floskelhafte Sätze sowie Schwierigkeiten im Sprachverständnis.
Die sprachlichen Beeinträchtigungen bei Demenz entstehen durch die fortschreitende Beeinträchtigung der Gehirnfunktionen, insbesondere der Gedächtnisfunktionen. Bei frontotemporalen Demenzen kann die Sprache zuerst betroffen sein, während bei Alzheimer-Demenz das Gedächtnis eher im Vordergrund steht.
Formen der Aphasie bei Demenz
Es gibt verschiedene Formen der Aphasie, die bei Demenz auftreten können:
- Broca-Aphasie: Schwierigkeiten bei der Sprachproduktion, aber relativ gutes Sprachverständnis.
- Wernicke-Aphasie: Schwierigkeiten beim Sprachverständnis, aber flüssige, oft unverständliche Sprache.
- Globale Aphasie: Schwerste Form der Aphasie mit Beeinträchtigung sowohl der Sprachproduktion als auch des Sprachverständnisses.
- Primär progressive Aphasie (PPA): Eine spezielle Form der Aphasie, die typischerweise bei neurodegenerativen Erkrankungen wie frontotemporaler Demenz auftritt. PPA betrifft zunächst die sprachlichen Fähigkeiten, während andere kognitive Funktionen weitgehend intakt bleiben können. Es gibt drei Typen von primär progressiven Aphasien: die logopenische Variante, die semantische Variante und die nichtflüssig-agrammatische Variante.
Logopädische Therapie bei Demenz
Eine logopädische Therapie kann helfen, den aktuellen Kommunikationsstatus der Betroffenen aufrechtzuerhalten und spezifische Ziele zur Förderung der noch vorhandenen Fähigkeiten zu entwickeln. Es ist ratsam, möglichst früh nach dem Auftreten der ersten Symptome mit einer logopädischen Therapie zu beginnen.
Angehörige spielen eine entscheidende Rolle in der logopädischen Therapie, da sie unmittelbaren Kontakt zu den Betroffenen haben und deren Lebenswirklichkeit und Biographie gut kennen. Die Einbeziehung der Familie in den Therapieprozess ist von großer Bedeutung, um eine effektive Unterstützung für den Betroffenen zu gewährleisten. Indem die Angehörigen geschult und in die Therapie einbezogen werden, können sie lernen, wie sie unterstützend eingreifen und die kommunikative Umgebung verbessern können.
Strategien zur Unterstützung der Kommunikation bei Demenz
Um die kommunikativen Fähigkeiten von Menschen mit Demenz zu erhalten, ist es wichtig, gezielte Strategien anzuwenden. Dazu gehören:
- Übungen zur Wortfindung
- Verwendung einfacher Sprache
- Einbeziehen von Unterstützungsmedien
- Gestaltung einer kommunikationsfördernden Umgebung
- Berücksichtigung der Lebensrealität und Biographie des Betroffenen
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