Das Kölner Parkinson Netzwerk (KPN) hat sich zum Ziel gesetzt, die medizinische Versorgung und Lebensqualität von Menschen mit Morbus Parkinson durch eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche zu verbessern. Nach einer erfolgreichen sechsmonatigen Pilotphase wurde das Netzwerk an der Uniklinik Köln offiziell ins Leben gerufen, um eine nahtlose und beschleunigte Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Zielgruppe und Struktur des Netzwerks
Am Kölner Parkinson Netzwerk können alle Patienten mit der Diagnose Morbus Parkinson teilnehmen, unabhängig von Alter und Krankenkassenzugehörigkeit. Das Netzwerk verbindet zahlreiche Elemente, die eine ganzheitliche Therapie der Parkinson-Erkrankung unterstützen. Die Einbeziehung verschiedener Berufsgruppen wie Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten und Logopäden ermöglicht eine individualisierte und dynamische Therapie für Patienten und ihre Angehörigen.
Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit
Carsten Eggers, Koordinator des Kölner Parkinson Netzwerks, betont die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit: "Durch eine gemeinsame Sprechstunde von niedergelassenen Ärzten, dem Neurologen der Uniklinik Köln und einem Parkinson-Pfleger der Uniklinik Köln können Patienten von einer optimalen Interaktion und gebündeltem, ganzheitlich orientiertem Fachwissen profitieren."
In kooperierenden Praxen findet regelmäßig eine Visite eines Facharztes der Uniklinik Köln gemeinsam mit dem niedergelassenen Neurologen statt. Im Rahmen dieser Visiten können Probleme durch das "Vier-Augen-Prinzip" schneller erkannt und Therapieänderungen besprochen werden. Ein erfahrener Arzt der Uniklinik Köln kann im Verlauf der Erkrankung auftretende Probleme umfassend diagnostizieren und Therapieinnovationen zeitnah an die Patienten weitergeben.
Häusliche Begleitung durch speziell ausgebildete Parkinson-Pfleger
Ein wichtiger Schwerpunkt des Kölner Parkinson Netzwerks liegt auf der häuslichen Betreuung der Patienten durch speziell ausgebildete Parkinson-Pfleger. Nach der Aufnahme in das Netzwerk führt der Pfleger einen Erstbesuch bei den Patienten zu Hause durch. Dabei werden vor allem häusliche Probleme thematisiert und Hilfsangebote für das häusliche Umfeld erarbeitet. Es folgen regelmäßige Besuche (einmal pro Quartal) beim Patienten zu Hause, um schnell und präzise auf Veränderungen des Gesundheitszustands im individuellen Kontext des Patienten reagieren zu können.
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Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass der Parkinson-Pfleger bei akuter Verschlechterung der Gesundheitssituation vom Patienten kontaktiert und gegebenenfalls nach Hause bestellt werden kann (24-Stunden-Hotline, 365 Tage im Jahr).
Überwindung von Versorgungslücken
Auch wenn in neurologischen Praxen eine durchweg gute Versorgung von Parkinson-Patienten erfolgt, stößt eine optimale Betreuung oft aufgrund von Zeitmangel oder Kommunikationsproblemen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung an ihre Grenzen. Ziel des Projektes ist es, durch eine enge Zusammenarbeit und Verzahnung von stationären und ambulanten Versorgungsmöglichkeiten die Lebensqualität und Beweglichkeit von Patienten mit Morbus Parkinson zu verbessern.
PD Dr. med. Carsten Eggers, Facharzt für Neurologie an der Universitätsklinik Köln und Koordinator des Parkinson-Netzwerks, erklärt: "Wir haben immer wieder festgestellt, dass die Patienten zwar in den jeweiligen Stationen gut versorgt werden - sei es in der Klinik, ambulant oder in der Praxis des niedergelassenen Neurologen - die Kommunikation der Ärzte untereinander aber oftmals hakt." Hinzu kommen lange Wartezeiten bei niedergelassenen Ärzten, die eine schnelle Anpassung der Medikation erschweren.
Lösungsansätze des Kölner Parkinson Netzwerks
Das Kölner Parkinson Netzwerk setzt auf folgende Lösungsansätze, um die genannten Probleme zu beheben:
- Gemeinsame Sprechstunden: Ein Facharzt der Uniklinik Köln betreut zusammen mit einem kooperierenden Neurologen in dessen Praxis die jeweiligen Patienten. Gemeinsam werden Therapiemöglichkeiten und Maßnahmen für den Betroffenen erörtert.
- Einbeziehung von Parkinson-Pflegern: Ein speziell ausgebildeter Parkinson-Pfleger ist bei den Gesprächen in der Praxis anwesend und bringt relevante Kenntnisse und Ideen zur optimalen Versorgung der Patienten ein. Er übernimmt auch eine wesentliche Rolle beim direkten Kontakt zu den Patienten und erfasst Informationen über die Wohnsituation, Unterstützung durch Angehörige, Durchführbarkeit der Therapie und eventuelle Probleme.
- Ansprechpartner für Fragen und Probleme: Parkinson-Patienten und ihre Angehörigen können sich jederzeit mit Fragen oder Problemen an Ansprechpartner des Projektes wenden.
- Weitere Module zur Verbesserung der Versorgung: Das Kölner Pilotprojekt umfasst zahlreiche kleinere Module, wie z.B. die Zusammenarbeit mit einem Logopäden zur Erhaltung bzw. Verbesserung der Sprachfähigkeit und die Vermeidung von Fehlern bei der Medikamenteneinnahme durch eine enge Zusammenarbeit mit einer Apotheke.
Langfristige Ziele und Perspektiven
Das Kölner Parkinson-Netzwerk ist vorerst als Studie geplant, in deren Rahmen sinnvolle Maßnahmen getestet werden sollen. Langfristig besteht jedoch die Hoffnung, die im Netzwerk eingesetzten Bausteine auch dauerhaft und vor allem deutschlandweit in die Versorgung von Parkinson-Patienten aufnehmen zu können, betont Netzwerk-Sprecher Prof. Dr. med. Lars Timmermann.
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Erste Ergebnisse und Vorteile für die Teilnehmer
Auch wenn die Ergebnisse des Kölner Parkinson-Netzwerks erst für ca. Ende 2014 erwartet werden, zeichnen sich bereits jetzt einige Vorteile der eingesetzten Maßnahmen für die Teilnehmer ab. Laut Dr. Eggers schätzen die Patienten vor allem die engmaschige Betreuung und die Möglichkeit, sich jederzeit an einen Ansprechpartner wenden zu können. Auch der Sicherheitsaspekt spielt eine entscheidende Rolle: Zu wissen, dass jederzeit ein vertrauensvoller Ansprechpartner erreichbar ist und auf mögliche Probleme reagiert werden kann, ist für alle Betroffenen eine große Hilfe. Das gilt übrigens auch für die Angehörigen, betont Dr. Eggers.
Teilnahme an der Studie
Wer an der Studie des Parkinson-Netzwerks teilnehmen möchte, sollte beachten, dass es sich dabei um eine sogenannte randomisierte Untersuchung handelt. Das bedeutet, dass es eine Kontrollgruppe geben muss, welche die zusätzlichen Angebote erst einmal nicht nutzen kann, um den tatsächlichen Vorteil der eingerichteten Maßnahmen feststellen zu können. Die Zuteilung zu Kontroll- oder Interventionsgruppe erfolgt per Los.
Das Kölner Parkinson Netzwerk als Kooperation
Das Kölner Parkinson Netzwerk ist eine Kooperation zwischen niedergelassenen Neurologen und der Uniklinik Köln. Für Erkrankte und deren Angehörige wurde eine Beratungsstelle geschaffen, welche von einer Parkinson Nurse betreut wird. Dort besteht ein breit gefächertes Informationsangebot und die Ratsuchenden erhalten praktische Empfehlungen für jede Krankheitsphase. Jedes Jahr im September veranstaltet das KPN ein Seminar für Patient:innen, wo die neuesten Entwicklungen zur Parkinson Erkrankung vorgestellt werden.
Parkinson-Symposium der Uniklinik Köln
Die Klinik und Poliklinik für Neurologie der Uniklinik Köln lädt regelmäßig zu Parkinson-Symposien ein, um neue Erkenntnisse und Updates zur Parkinson-Krankheit zu präsentieren und gemeinsam mit den Teilnehmern zu diskutieren. Dabei liegt der Fokus auf der Praxisrelevanz. Themen wie funktionelle Bewegungsstörungen, Obstipation bei Parkinson und Restless Legs-Syndrom werden näher beleuchtet, ebenso wie Entwicklungen zur Tiefen Hirnstimulation und neue Erkenntnisse zur frühen Krankheitsphase der Parkinson-Erkrankung.
Schwerpunkte der Neurologischen Klinik der Uniklinik Köln
Die neurologische Klinik im Universitätsklinikum Köln versorgt Patienten aus dem gesamten Spektrum neurologischer Erkrankungen. In enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Stereotaxie und funktionelle Neurochirurgie ist sie eines der größten Zentren für Tiefe Hirnstimulation (THS). Für Parkinsonpatienten werden auch Apomorphin-Pumpen und Duodopa-Pumpen angeboten. In der Poliklinik gibt es zudem eine Sprechstunde zur Behandlung mit Botulinum-Toxin. Auf der Frühreha-Station der neurologischen Klinik kann eine Komplexbehandlung durchgeführt werden.
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Forschungsschwerpunkte im Bereich Parkinson
Im wissenschaftlichen Fokus stehen die motorischen und nicht-motorischen Effekte der Tiefen Hirnstimulation bei M. Parkinson und beim Essentiellen Tremor. Die Klinik ist Prüfzentrum zahlreicher Studien und arbeitet dadurch mit vielen Patienten zusammen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Erforschung der Auswirkungen der THS auf die Sprechmotorik in Zusammenarbeit mit dem Institut für Phonetik. Zudem werden die nicht-motorischen Symptome bei M. Parkinson im Rahmen der internationalen "Non-motor Symptoms Study Group" erforscht.
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