Im Laufe der Demenzerkrankung wird die Kommunikation mit Betroffenen zunehmend schwieriger. Dies liegt an den fortschreitenden Veränderungen im Gehirn, die zu einer verzerrten Wahrnehmung der Umgebung und der eigenen Person führen. Eine einfühlsame Kommunikation ist jedoch entscheidend, um die Beziehung zu erhalten und dem Betroffenen zwischenmenschlichen Halt zu geben. Angehörige und Betreuer müssen lernen, mit Geduld, Empathie und auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Die veränderte Welt des Demenzpatienten verstehen
Demenz verändert das Verhalten und die Persönlichkeit. Angehörige sollten versuchen, in die Welt des Betroffenen einzutauchen und dessen Gedankengänge nachzuvollziehen, ohne dabei zu vergessen, dass es sich um einen eigenständigen Menschen mit individuellen Wünschen und Bedürfnissen handelt. Es ist wichtig, die Krankheit nicht zu sehr in den Vordergrund zu rücken und den Menschen als Individuum mit seinen Stärken und Schwächen wahrzunehmen.
Für Kitwood steht der Mensch mit seinem Bedürfnis nach Liebe im Mittelpunkt. Die Krankheit ist ein Teil des Menschen, definiert ihn aber nicht vollständig. Um sich geliebt zu fühlen, braucht es Trost, Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und die Aufrechterhaltung der Identität durch Erinnerungen.
Grundlagen der Kommunikation mit Demenzpatienten
Wertschätzung und Respekt
Trotz kognitiver Einschränkungen sind Menschen mit Demenz vollwertige Individuen. Gespräche sollten auf Augenhöhe und mit Blickkontakt geführt werden. Dies zeigt sich in der inneren Haltung und der Körpersprache. Bei sitzenden Personen sollte man sich ebenfalls hinsetzen oder in die Hocke gehen. Wertschätzung wird durch Zuhören, Bestätigen, Zusammenfassen des Gesagten und Nachfragen vermittelt.
Klare und einfache Sprache
Es ist ratsam, laut und deutlich in klaren, kurzen Sätzen zu sprechen. Freundliche Gestik und Mimik unterstützen die Kommunikation. Auch wenn die Situation anstrengend sein kann, sollte der Umgang stets höflich sein. Sich Bedanken und auf Fragen eingehen zeigt Interesse und Respekt.
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Zeit und Geduld
Während einer Unterhaltung muss dem Gegenüber ausreichend Zeit für seine Antworten gegeben werden, da das Gehirn bei Demenz häufig länger benötigt, um sprachliche Informationen zu verarbeiten. Authentizität und das Bewusstsein für die Erkrankung des Gegenübers erleichtern die Kommunikation.
Emotionale Ebene
Demenzerkrankte reagieren stark auf die Gefühle und Emotionen ihres Gegenübers. Die Kommunikation findet stärker auf der Beziehungsebene als auf der Sachebene statt. Man sollte sich bewusst sein, dass der Mensch mit Demenz einen "durchschaut". Freundliche Worte und ein Lächeln im Gesicht wirken positiv, während Ungeduld oder Genervtheit wahrscheinlich gespürt werden. Menschen mit Demenz sind Spezialisten für Gefühle und Intentionen.
Empathie und Validation
Empathie ist eine grundlegende Voraussetzung. Trauer sollte ernst genommen und bestätigt werden. Aussagen wie "Das ist doch nicht so schlimm" oder "Seien Sie dafür dankbar" sollten vermieden werden. Stattdessen kann man fragen: "Ich sehe, du bist traurig. Kannst du mir sagen, warum?". Die Antworten können überraschende Einblicke in nicht ausgelebte Emotionen aus der Vergangenheit geben. Es ist wichtig, Gefühle von Unsicherheit und mangelnder Zugehörigkeit zu erkennen und dem Betroffenen Vertrautheit und Sicherheit zu vermitteln. Sätze wie "Ich bin da für dich" können Unruhe reduzieren.
Praktische Übungen und Strategien
Entscheidungsspielraum geben
Um dem Betroffenen ein Gefühl der Kontrolle zu geben, sollte man ihm Entscheidungsspielraum lassen. Beispiele hierfür sind:
- "Darf ich dich bitten … ?"
- "Darf ich dir helfen … ?"
- "Kannst du dir vorstellen … ?"
- "Bitte komm doch mit, ich würde dir gerne etwas zeigen … ?"
- "Welchen Pulli möchtest du heute anziehen?"
Perspektivenwechsel
Es ist wichtig, die Sichtweise des Gegenübers einzunehmen. Aussagen erschließen sich oft über den Kontext der Biographie.
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Wertschätzende Begegnung
Menschen mit Demenz sollten immer wertschätzend behandelt werden, so wie sie sind, mit ihren Stärken und Schwächen, auch wenn dies einen inneren Widerspruch auslöst. Es gilt, den Menschen als Gegenüber und nicht als Symptomträger wahrzunehmen.
Ehrlichkeit und Offenheit
Es ist hilfreich, feinfühlig zu sein und Gefühle ehrlich mit dem Gegenüber zu teilen. Dies kann Missverständnisse verhindern. Es ist wichtig, sich der eigenen Schwächen bewusst zu sein und nicht zu resignieren. Offenheit kann dazu beitragen, dass der Betroffene sich verstanden fühlt. Fragen wie "Schmeckt dir das Essen nicht? Was könnte ich hinzufügen, sodass es dir besser schmecken würde?" können helfen, eine positive Atmosphäre zu schaffen und Konflikte zu vermeiden.
Basale Stimulation
Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz kann die basale Stimulation eingesetzt werden. Gerüche, Berührungen, optische Reize, Vibration oder Musik können die Wahrnehmung aktivieren und die Sinne stimulieren. Dies soll Kompetenzen erhalten und non-verbale Kommunikation fördern.
Kommunikationsformen in verschiedenen Stadien der Demenz
Im Verlauf einer Demenz können verschiedene Stadien unterschieden werden, die jeweils unterschiedliche Kommunikationsansätze erfordern.
Verbale Kommunikation
Als verbale Kommunikation wird das Verständigen durch Sprache verstanden, was besonders in den frühen Stadien der Demenz wichtig ist. Ermutigen Sie den Demenzkranken, an Gesprächen in der Familie teilzuhaben und vermeiden Sie unnötige Diskussionen. Es ist wichtig, Termine mit Freunden und Familie aufrechtzuerhalten.
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Nonverbale Kommunikation
Im späteren Verlauf der Krankheit wird die verbale Kommunikation weitaus mehr eingeschränkt. Daher wird die nonverbale Kommunikation immer relevanter. Durch die Körpersprache kann der Betroffene Wünsche und Gefühle äußern und sich verständigen. Die basale Stimulation eignet sich hier besonders gut, da sie eine Vielfalt non-verbaler Praktiken abdeckt.
Umgang mit schwierigen Situationen
Realitätsverlust
Demenzerkrankte können sich Sachen oder Gegenstände einbilden oder fragen, wann sie endlich wieder heim können, obwohl sie längst zuhause sind. In solchen Fällen sollte ernsthaft und verständnisvoll auf die Situation eingegangen werden. Fragen wie "Wie fühlst du dich dabei?" helfen, zu dem Betroffenen durchzudringen und ihm ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Es ist wichtig, die Ursache des Problems herauszufinden.
Umgang mit belastenden Fragen
Es kann vorkommen, dass Demenzerkrankte nach Personen fragen, die schon lange verstorben sind. Anstatt die Realität zu korrigieren, sollte man sich auf die veränderte Wahrnehmung des Betroffenen einlassen und versuchen, in seine Welt einzutauchen, um auf einer Ebene zu kommunizieren.
Angehörigen Unterstützung suchen
Angehörige sollten sich nicht scheuen, Unterstützung zu suchen. Neben dem Internet und der Suche nach der geeigneten Betreuungsform gibt es Selbsthilfegruppen für Angehörige, in denen man sich mit Personen in gleichen Situationen austauschen kann. Durch fachliche Expertise kann ein besserer Durchblick geschaffen werden. Fachkräfte können weiterhelfen, die geeignete Form der Demenzbetreuung zu finden.
Kommunikationsregeln für verschiedene Demenzstadien
Je nachdem, wie weit die Demenz schon fortgeschritten ist, muss die Kommunikation ganz unterschiedlich aussehen.
Leichtes oder frühes Stadium
Zu Beginn einer dementiellen Erkrankung ist die Wahrnehmung des Betroffenen zunächst nur wenig verändert. Die Person vergisst eventuell Namen, verlegt Gegenstände, kann sich nicht mehr an Dinge aus der Vergangenheit erinnern oder hat Schwierigkeiten, komplexe Aufgaben wie Terminabsprachen zu bewältigen. Bei der Kommunikation mit Menschen mit leichter Demenz ist es wichtig, den Betroffenen mehr Zeit zum Antworten zu lassen. Seien Sie stets zugewandt und sprechen Sie in einfachen, kurzen Sätzen. Hilfreich ist es, wenn Sie langsam und deutlich sprechen und Ihr Gesagtes mit Gesten unterstützen.
Mittelschweres Stadium
Im Stadium einer mittelschweren Demenz haben Betroffene oft auffällige Denk- und Gedächtnislücken. Sie benötigen verstärkt Hilfe bei alltäglichen Aktivitäten. Die Demenzerkrankten bemerken den Abbau ihrer Fähigkeiten auch selber und versuchen die Auswirkungen zu bewältigen. Häufig tritt dann ein „Fassadenverhalten“ auf, indem z.B. Missgeschicke überspielt, Fehler abgestritten und schwere Vorwürfe an die Umgebung gemacht werden. Ab diesem Krankheitsstadium ist es sehr wichtig, auf die jeweils aktuelle Gefühlslage Ihres Angehörigen einzugehen. Also mit Empathie zu reagieren und zu vermitteln, dass das Gefühl gerechtfertigt ist. Regt sich Ihr Angehöriger beispielsweise über ein plötzlich auftretendes lautes Geräusch auf, können Sie bestätigen „Oh, das war aber laut!“. Es wird Situationen geben, in denen Ihnen das nicht gelingt. Versuchen Sie dann, eine Pause in der Kommunikation einzulegen. Manchmal hilft es einfach am besten, nicht weiter mit den Erkrankten zu diskutieren und zu argumentieren, sondern sich selbst zu beruhigen. Um dann mit „besseren Nerven“ und aufgefrischter Geduld noch einmal die Situation anzugehen. Versuchen Sie mit Biographiearbeit das Identitätsempfinden Ihres Angehörigen möglichst lange zu erhalten: Zeigen Sie Ihrem Angehörigen beispielsweise Fotos aus einem Abschnitt seines Lebens, wie der Schulzeit, dem Studium und frühen Arbeitsleben oder der Hochzeit, den kleinen Kindern. Wichtig: In diesem Stadium spiegeln Erkrankte oft die Körpersprache Ihres Gegenübers. Wut, Frust und Unruhe aber ebenso gute Laune wirken ansteckend.
Schweres Stadium
Im letzten Stadium einer dementiellen Erkrankung geht vielen Betroffenen die Fähigkeit verloren, verbal zu kommunizieren. Eine nonverbale und emotionale Kommunikation zur Verständigung wird dann immer wichtiger. Für die Kommunikation mit Menschen mit schwerer Demenz eignet sich die Methode der basalen Stimulation besonders gut. Handeln Sie bitte gerade in diesem Krankheitsstadium nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Viele der Betroffenen genießen auch ein schweigendes Beisammensitzen. Hand in Hand. Das muss auch nicht lange Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist das Erleben „Ich bin nicht allein“, zum Beispiel für drei bis fünf Minuten. Berührungen werden in diesem Stadium besonders wichtig für viele Betroffene. Versuchen Sie Ihrem Angehörigen Zuneigung und Wertschätzung zu vermitteln.
Kommunikationskonzepte und Methoden
Je nach Phase der Demenzerkrankung kann eine verbale oder eine nonverbale Kommunikation zentral sein. Validation, basale Stimulation und die personzentrierte Pflege sind Methoden und Konzepte für die Kommunikation mit Demenzerkrankten, die auf den Prinzipien der Akzeptanz und Wertschätzung basieren.
Validation
Die Gefühle von Demenzerkrankten anerkennen und akzeptieren steht im Fokus des Konzepts der Validation bei Demenzerkrankten. Die Pädagogin und Psychogerontologin Nicole Richard erweiterte die Methode und setzte die Schwerpunkte auf die noch vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten der Demenzerkrankten. Dies nennt sich die integrative Validation nach Nicole Richard.
Die grundlegende Annahme der Methode der Validation: Dementiell erkrankte Menschen sind überaus feinfühlig und äußern ihre Gefühle sehr authentisch. Bei der Validation geht man auf diese aktuelle Gefühlslage des Betroffenen ein anstatt die Person zu korrigieren und ins „Hier und Jetzt“ zurückholen zu wollen. Versucht werden soll, die Perspektive des Demenzerkrankten einzunehmen und Verständnis für dessen aktuelle emotionale Lage aufzubringen. Ziel dabei ist es, Stress zu reduzieren, Unruhe und Aggressionen bei Demenz entgegenzuwirken, den Einsatz von Beruhigungsmitteln zu vermeiden und die Kommunikations- und Wahrnehmungsfähigkeiten des dementiell Erkrankten zu erhalten. Das Selbstwertgefühl der Betroffenen soll durch Validation gesteigert werden - indem man vermittelt, dass Ihnen zugehört und auf Ihre Gefühle eingegangen wird. Ein schwieriges Gefühl anzuerkennen, kann die Last nehmen, die das negative Gefühl auslöst. Im besten Fall können Belastungen auf ein Minimum reduziert werden. Gut umgesetzt können die positiven Effekte der Validation in der Pflege von Demenzerkrankten erstaunlich sein: Stress wird abgebaut und es kehrt Freude zurück in die Kommunikation.
Beispiele für Validation:
- Ihr dementiell erkrankter Angehöriger räumt persönliche Gegenstände ständig hin und her und will nicht damit aufhören. Als verbale Validation sagen Sie in dieser Situation zum Beispiel: „Ordnung ist das halbe Leben“ oder „Du bist immer sehr ordentlich“.
- Ihr Angehöriger möchte die längst verstorbene Mutter am Bahnhof abholen und wird aus Angst, den Termin zu verpassen, unruhig. Sie valideren „Du bist gerne pünktlich. Auf dich ist Verlass“ oder auch „Pünktlichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr“.
Anstatt zu korrigieren und auf die Fehler hinzuweisen, erkennen Sie mit der Methode der Validation bei Demenzerkrankten die Gefühle der Situation an und bestätigen, dass diese gerechtfertigt sind und Sie zugehört haben. Dadurch vermitteln Sie Ihrem Gegenüber Wertschätzung und das Gefühl, verstanden worden zu sein. Sie tauchen in seine Welt ein und begeben sich auf die gleiche Ebene.
Personzentrierte Pflege nach Tom Kitwood
Die personzentrierte Pflege nach Tom Kitwood ist ein Kommunikationskonzept, welches ursprünglich für die professionelle Pflege und Kommunikation mit Demenzerkrankten konzipiert worden ist. Das zentrale Element der personzentrierten Pflege nach Kitwood: Sie stellt den Mensch in den Mittelpunkt und nicht die Krankheit. Erhalt und Förderung des Personseins ist der Kern bei dieser Art der Kommunikation. Wie bei der basalen Stimulation kann durch Körpersprache Sicherheit und Geborgenheit vermittelt werden. Das kann eine Umarmung, das Streicheln der Hand oder des Armes oder einfach ein verständnisvolles Nicken sein.
Die Bedürfnisse, die jeder Menschen braucht, um sich wahrgenommen, wertgeschätzt und als Person zu fühlen, können nach Tom Kitwood in einer Blumenform illustriert werden. Kern der Blüte ist das Bedürfnis nach Liebe, an welches sich die „Blütenblätter“ Trost, Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität anknüpfen.
- Liebe: Liebe ist für alle Menschen, aber besonders für Demenzerkrankte, ein elementares Bedürfnis. Demenzerkrankte sind meist sehr feinfühlig und brauchen viel Zuneigung. Zeigen Sie Ihren Angehörigen also Ihre Liebe und lassen Sie Nähe zu.
- Einbeziehung: Beziehen Sie Ihren Angehörigen in alltägliche Aktivitäten mit ein. So kann sich dieser wahrgenommen und als Teil des Ganzen fühlen.
- Beschäftigung: In vielen Fällen fühlen sich Demenzerkrankte bedeutungslos. Langeweile kann im schlechten Fall auch in Apathie münden. Dies können Angehörige verhindern, indem sie ihn mit einer Aktivität beschäftigen. Ein Puzzle ist beispielsweise eine schöne Beschäftigung, die gleichzeitig die Gehirnaktivität fördert - es muss aber individuell geschaut werden, ob dies auch für Ihren Angehörigen passt.
- Identität: Identität meint, dass man weiß, wer man ist, was man erlebt hat und wo man herkommt. Dieses Wissen geht Demenzerkrankten im Laufe ihrer Erkrankung oft verloren. Fördern und erhalten Sie das Identitätsempfinden Ihres Angehörigen, indem Sie Erinnerungen pflegen und Biographiearbeit betreiben.
- Trost: Oft haben Demenzerkrankte das Gefühl nicht verstanden zu werden. Sie fühlen sich verloren und brauchen jemanden, der Stärke und Geborgenheit vermittelt. Hören Sie Ihrem Angehörigen aktiv zu, lassen Sie seine Gefühle zu und zeigen Sie Mitgefühl.
- Bindung: Wenn ein Demenzerkrankter im Laufe seiner Erkrankung mehrere Bindungen zu Menschen verloren hat - dadurch, dass er sie nicht mehr erkennt oder sie nicht besuchen kann - wird die Bindung zu den verbleibenden Menschen immer wichtiger. Von sich aus sind Demenzerkrankte - trotz starkem Bedürfnis - oft nicht mehr in der Lage eine Beziehung aufzubauen.
Basale Stimulation
Eine basale Stimulation bei Demenz - oder auch multisensorische Stimulation - hat das Ziel, die Fähigkeiten von dementiell erkrankten Menschen in den Bereichen Kommunikation, Wahrnehmung und Bewegung zu fördern und sie zu aktivieren. Im Gegensatz zur Validation und der personzentrierten Pflege setzt sie hauptsächlich auf die nonverbale Kommunikation. Über die Stimulation von visuellen (Sehen), akustischen (Hören), gustatorischen (Riechen und Schmecken) und taktilen (Fühlen) Reizen kann die Aufmerksamkeit angeregt und eine Verbindung aufgebaut werden. Sinnvoll ist die basale Stimulation besonders für Menschen mit mittelschwerer und schwerer Demenz, die nicht mehr oder nur schwer in der Lage sind, verbal zu kommunizieren und sich zu verständigen.
Ziele der basalen Stimulation sind, Demenzerkrankte durch unterschiedliche Aktivierungen zu erreichen und in Kommunikation zu treten, auch wenn ein verbaler Austausch nicht mehr so gut möglich ist. Eine basale Stimulation in der Pflege von Demenzerkrankten soll dabei helfen, das Vertrauen und die Selbstwahrnehmung zu stärken und gleichzeitig Anspannungen und Ängste abzubauen. Eine basale Stimulation bei Demenzerkrankten lässt sich sehr gut in den Alltag integrieren - zum Beispiel bei der täglichen Körperpflege.
Umgang mit der eigenen Belastung als Angehöriger
Bei all Ihren Bemühungen um Geduld, Empathie und Liebe wird Ihnen das nicht immer gelingen. Solche schwierigen Momente teilen Sie mit Millionen anderen Angehöriger demenzerkrankter Menschen. In konkreten Situationen hilft es am wenigsten, sich dann über sich selbst zu ärgern. Setzen Sie sich also selbst nicht zusätzlich unter Druck und machen Sie sich kein schlechtes Gewissen, wenn mal etwas „schief gegangen“ ist.
Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass ein einzelner Mensch die für die Betreuung erforderliche seelische und körperliche Kraft jederzeit und unbegrenzt aufbringen kann. Den selbst auferlegten Leistungsdruck abzubauen, steht daher an erster Stelle. Niemand kann einen anderen Menschen täglich 24 Stunden betreuen, versorgen und beobachten, ohne sich dabei selbst vollkommen zu überfordern. Das Missachten der eigenen Belastungsgrenze schadet aber nicht nur der betreuenden, sondern auch der betreuten Person. So verursachen Ungeduld oder Reizbarkeit als Folgen der Überlastung häufig Konflikte im Betreuungsalltag.
Für die Hauptbetreuungsperson ist es wichtig, private Bekanntschaften und Hobbys weiterzupflegen. Sie sollte sich von Anfang an feste Freiräume schaffen, die allein ihr gehören, und sich jeden Tag etwas gönnen, worauf sie sich freuen kann, wie etwa ungestört Musik hören, einen Spaziergang machen, eine Zeitschrift lesen oder im Garten arbeiten. Vermeiden sollte sie unbedingt ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich Zeit für sich nimmt. Denn schließlich vernachlässigt die beziehungsweise der Betreuende den Menschen mit Demenz nicht, sondern nimmt sich nur notwendige Pausen. Von der Kraft und guten Laune, die ein freier Tag schenkt, profitiert schließlich auch das betroffene Familienmitglied.
Oft suchen pflegende Angehörige erst dann nach Entlastungsmöglichkeiten, wenn sie kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Dann erweist sich die Suche jedoch als zusätzlicher Stressfaktor, der kaum noch verkraftet werden kann. Pflegende Angehörige sollten sich deshalb um Hilfs- und Entlastungsmöglichkeiten kümmern, solange sie noch Zeit und Energie dafür haben. Autogenes Training (Form der Selbsthypnose) oder andere entspannende Techniken können helfen, den Alltag besser zu bewältigen.
Hilfreiche Tipps für den Alltag
- Akzeptanz: Da die Veränderungen im Gehirn von Menschen mit Demenz nicht umkehrbar sind, ist es wichtig, die betroffene Person so anzunehmen, wie sie ist, und das zu akzeptieren, was sie tatsächlich leisten kann.
- Angenehme Atmosphäre: Eine angenehme und spannungsfreie Atmosphäre, die Halt und Sicherheit gibt, steigert das Wohlbefinden maßgeblich.
- Feste Regeln und Gewohnheiten: Wechselhafte Situationen und Neuerungen belasten die von Demenz Betroffenen stark, da ihr Kurzzeitgedächtnis nicht mehr in der Lage ist, neue Informationen aufzunehmen. Feste Regeln und Gewohnheiten geben hingegen ein Gefühl von Sicherheit.
- Zeit lassen: Muss es nicht unbedingt schnell gehen, dann sollte man dem betroffenen Menschen genügend Zeit lassen, sich in seinem eigenen Rhythmus zu artikulieren oder zu handeln. Werden seine Sätze zu häufig unterbrochen oder von dem Betreuenden zu Ende geführt, entmutigt ihn dies.
- Wiederholungen: Deshalb sollten Antworten oder Erklärungen nochmals wiederholt werden. Gleichfalls sollten Betreuende des Öfteren zeigen, was sie von dem Familienmitglied mit Demenz erwarten.
- Fähigkeiten fördern: Pflegende Angehörige, die ihr Augenmerk vor allem auf die Einschränkungen und „Fehlleistungen“ der zu Betreuenden richten, übersehen oft noch verbliebene Fähigkeiten. Damit verpassen sie die Chance, die Lebensqualität entscheidend zu verbessern. Fragen wie "Was kann der Mensch noch? Wie kann ich ihn dabei am besten unterstützen? Was macht ihm am meisten Spaß?" sind hierbei hilfreich.
- Aktiv bleiben: Doch auch wenn Ruhepausen notwendig sind, sollte man keinesfalls akzeptieren, dass sich die betreute Person dauerhaft ins Bett zurückzieht. Versuchen Sie in einem solchen Fall, den Menschen zur Mitarbeit zu bewegen und durch entsprechende Angebote zu motivieren.
- Wahrnehmungsübungen: Um noch vorhandene Fähigkeiten zu unterstützen, haben sich reine Gedächtnisübungen - Abfragen von Daten, Namen oder Fakten - hingegen als ungeeignet erwiesen. Besser werden Wahrnehmungsübungen wie das speziell für Menschen mit Demenz entwickelte Geräusche-Memory angenommen.
Beschäftigungsideen von A-Z
- Aromen und Düfte erschnuppern und raten
- Auto waschen, über Autos „fachsimpeln“
- Ballspiele
- Basteln
- Bügeln - vertraute, nützliche Tätigkeit
- „Büroarbeit“ (Blätter abheften, lochen …)
- Computer - z. B. die biografisch orientierten Spiele auf der CD-Rom „Demenz interaktiv“ der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
- Flohmarkt besuchen (alte Kaffeemühle, Waschbrett, … finden)
- Fotoalbum gemeinsam anschauen und über die Bilder und ihre Geschichten sprechen
- Gartenarbeit (ggf. am Hochbeet)
- Gedichte (die früher in der Schule gelernt wurden)
- Gesellschaftsspiele (ggf. vereinfacht)
- Gespräche, Erinnerungen an früher
- Handarbeit (stricken, Wolle aufwickeln)
- Handpuppen (sie werden oft leichter angesprochen als „echte“ Menschen)
- Jahreszeiten thematisieren (mit Blumen, Getreidehalmen, Kastanien …)
- Kirchen, Gottesdienst besuchen
- Konzert besuchen
- Kochen und Backen
- Lachen, Humor
- Malen
- Massieren
- Musik: hören, singen, musizieren
- Nachrichten aus der Zeitung vorlesen und diskutieren (lokale Ereignisse, besondere Interessensgebiete)
- Obstsalat zubereiten
- Puzzeln
- Rad fahren, Tandem fahren
- Reisen, Ausflüge (z. B. mit dem Wohnmobil als „rollendes Zuhause“)
- Restaurant oder Café besuchen
- Rosenkranz beten, Religiöses
- Sinne anregen (Basale Stimulation)
- Spazieren gehen
- Sprichwörter raten/ergänzen
- Sport
- Tanzen
- Tiere ansehen, streicheln
- Urlaubssouvenirs betrachten
- Vorlesen (Zeitung, Märchen, …)
- Wandern
- Werkzeugkasten (aufräumen, sortieren)
- Zoo besuchen
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