Kompetenzzentrum Demenz Kochbuch Rezepte: Genuss und Lebensqualität im Alter

Ein genussvolles Mittagessen ist ein wichtiger Teil des sozialen Lebens und trägt zur Gesunderhaltung bei, besonders für Menschen mit Demenz. Das Kompetenzzentrum Demenz bietet in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen und Experten Kochbücher und Informationen, die auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind.

Kochkunst im Seniorenheim: Passierte Kost muss lecker sein

In Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen stellt die Ernährung von Menschen mit Demenz eine besondere Herausforderung dar. Kau- und Schluckbeschwerden, Geschmacksverlust und Appetitlosigkeit können zu Mangelerscheinungen und Unterernährung führen. Hier sind spezielle Konzepte und Rezepturen gefragt, die sowohl den ernährungsphysiologischen Bedürfnissen als auch dem Wunsch nach Genuss gerecht werden.

Rebional: Kochkunst, Esskultur und Bioqualität

Der Großcaterer Rebional hat sich auf die Verpflegung von Seniorenheimen spezialisiert und legt großen Wert auf Kochkunst, Esskultur, Regionalität, Frische und Bioqualität. Geschäftsführer Klaus Richter betont, dass das Mittagessen oft das Highlight des Tages für die Bewohner ist und dass Rebional den Wunsch nach genussvollem Essen in schöner Umgebung respektiert.

Passierte Kost: Erleichterung der Nahrungsaufnahme

Bei Kau- und Schluckbeschwerden, die im Alter häufig auftreten können, bietet Rebional passierte Kost an. Diese kann mit der Zunge am Gaumen zerdrückt und gefahrlos geschluckt werden, was die Nahrungsaufnahme deutlich erleichtert. Gastronomiebetriebsleiterin Dorothea Gerhart erklärt, dass Rebional die regulären Gerichte passiert, um den Bewohnern das zu bieten, worauf sie sich eventuell schon gefreut haben. Beispiele hierfür sind Geflügel-Curry, Sauerbraten oder Backfisch, dazu Kohlrabi-Rahm oder Möhren-Ingwer-Gemüse mit Kartoffelpüree und passierten Nudeln.

Geschmack und Optik: Wichtige Faktoren für den Appetit

Da im Alter der Geruchs- und Geschmackssinn nachlassen, ist es wichtig, dass die passierte Kost nicht nur nahrhaft, sondern auch schmackhaft und appetitlich aussieht. Rebional nutzt Originalrezepturen, um die Gerichte in passierter Form so authentisch wie möglich zu gestalten. Die pürierten Komponenten werden in Silikonformen wieder neu gebildet und mit Ei und Sahne vermengt, um die Form auch nach dem Abkühlen zu erhalten.

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Aktuelle Trends: Schaumkost und passiertes Brot

Rebional arbeitet kontinuierlich an neuen Konzepten, um die Ernährung von Menschen mit Demenz weiter zu verbessern. Derzeit wird an der sogenannten Schaumkost geforscht, mit der Frischkost, Feinkostsalate und Desserts in eine kau- und schluckfreundliche Konsistenz gebracht werden können. Diätassistentin Nina Witt berichtet, dass auch passiertes Brot angeboten wird, das dem normalen Brot sehr nahekommt und sehr beliebt ist. Auch Kuchen lässt sich auf diese Weise abwandeln, hier befindet man sich jedoch noch in der Testphase.

Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn): Vielfältige Initiativen für eine zukunftsfähige Ernährung

Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) engagiert sich in Bayern für eine zukunftsfähige, gesunde, nachhaltige und genussvolle Ernährung über alle Stationen der Wertschöpfungskette hinweg. Dabei werden verschiedene Zielgruppen angesprochen, darunter auch ältere Menschen und Menschen mit Demenz.

Aktionswoche für Seniorenverpflegung: Geschmackserinnerungen wecken

Das KErn führt jährlich die Tage der Seniorenverpflegung durch. Die Aktionswoche steht unter dem Motto „Essen schafft Heimat - Geschmackserinnerungen wecken“ und soll die Bedeutung von Essen für das Wohlbefinden und die Lebensqualität älterer Menschen hervorheben.

Projekte und Veranstaltungen: Ernährungswissen erlebbar machen

Das KErn beteiligt sich an verschiedenen Projekten und Veranstaltungen, um Ernährungswissen für Jung und Alt erlebbar zu machen. So war das KErn beispielsweise beim Food-Festival ZUTISCH! in Wirsberg vertreten und präsentierte Informationen und Aktionen rund um gesunde und nachhaltige Ernährung.

Bayerische Ernährungstage: Ernährungsstrategie für Bayern lebendig gestalten

Die Bayerischen Ernährungstage rücken das Thema Ernährung bayernweit in den Fokus. Ziel ist es, die bayerische Ernährungsstrategie und deren Leitsätze greifbar zu machen und zu zeigen, wie sich eine gesunde, nachhaltige und genussvolle Ernährung konkret umsetzen lässt.

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Kochbücher und Ratgeber: Unterstützung für die Ernährung von Menschen mit Demenz

Verschiedene Organisationen und Experten haben Kochbücher und Ratgeber zum Thema Ernährung bei Demenz veröffentlicht. Diese bieten praktische Tipps und Rezepte, die auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind.

"…aber bitte mit Sahne!": Ein Kochbuch zum Erinnern und Genießen

Das Kochbuch „… aber bitte mit Sahne! Das etwas andere Schleswig-Holsteinische Kochbuch“ bietet einfache, saisonale und regionale Rezepte, die zum gemeinsamen Kochen einladen. Es enthält auch Gedichte, Lieder und Fotos aus dem Alltag in den 50er und 60er Jahren, um Erinnerungen zu wecken und zum Erzählen anzuregen. Abgerundet wird das Buch durch Informationen, Adressen und Tipps zum Thema Demenz.

Demenz hat viele Gesichter: Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen

Menschen mit Demenz haben unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben. Manche essen weniger, weil sie kein Hunger- und Durstgefühl verspüren oder ihnen das Kauen und Schlucken schwerfällt. Andere verbrauchen durch ihre innere Unruhe viele Kalorien und benötigen reichhaltige Kost. Wieder andere sind antriebslos oder können sich nicht mehr so viel bewegen und neigen zu Übergewicht. Oft fehlt auch das Sättigungsgefühl und alles Erreichbare wird verzehrt. Auffällig ist auch die häufige Vorliebe für Süßes.

Tipps für die Gestaltung des Esstisches und die Essenssituation

  • Den Esstisch übersichtlich gestalten und nicht zu sehr schmücken.
  • Kontraste nutzen: Auf weiße Tischdecken gehört Geschirr in kräftigen Farben.
  • Persönliche Ansprache ist wichtig: Öfter mal Zuprosten und auch selbst einen Schluck nehmen.
  • Animieren durch wohlklingende Worte wie „Mmmm, ist das lecker!“.
  • Von der Hand in den Mund: Kleinigkeiten anrichten, die gut mit den Fingern nebenbei verzehrt werden können.

"Kochen heißt Geschichten schreiben": Esskultur als Anknüpfungspunkt

Das schwedische Sprichwort "Kochen heißt Geschichten schreiben" betont die Bedeutung von Essen als sinnliches Erlebnis und sozialen Anknüpfungspunkt. Gemeinsam vorbereitete Mahlzeiten strukturieren den Tagesablauf, liefern Gesprächsstoff, bringen Geselligkeit und wecken Erinnerungen. Dies ist besonders für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wichtig, da die Esskultur immer wieder ein gemeinsamer Anknüpfungspunkt ist.

Unterstützung der Selbstständigkeit bei der Nahrungsaufnahme

Bei der Nahrungsaufnahme ist es wichtig, die Selbstständigkeit der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten. Hier können spezielles Geschirr, Besteck oder spezielle Arbeitsgeräte helfen. Manchmal hilft auch einfach eine gute Beleuchtung. Selbstbestimmung bedeutet auch Auswahl. Allerdings fällt es Menschen mit Demenz schwer, eine Entscheidung zu treffen, wenn man ihnen gleichzeitig ein "Entweder-Oder" vorlegt. Hier ist es empfehlenswert, mehrere konkrete Fragen aneinander zu reihen, die die Person mit ja oder nein beantworten kann.

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Hausgemeinschaftskonzepte (HGK): Wohnen und Leben wie zu Hause

Hausgemeinschaftskonzepte (HGK) sind ein innovativer Ansatz in der Seniorenpflege, der darauf abzielt, ein wohnliches und familiäres Umfeld für die Bewohner zu schaffen. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Leben in kleinen Gruppen, in denen die Bewohner ihren Alltag aktiv mitgestalten können.

Herausforderungen bei der Umsetzung des HGK

Die Umsetzung eines HGK stellt Mitarbeiter und Bewohner zunächst vor einige Herausforderungen. Das Personal muss sich daran gewöhnen, dass keine Arbeit ohne die Bewohner erfolgt und dass die alltäglichen Arbeiten nun unter Beobachtung erfolgen. Die Hauswirtschaftskräfte im HGK sollen alle Bewohnerinnen und Bewohner in die alltäglichen Arbeiten mit einbeziehen, was zu mehr Betreuungsarbeit führt.

Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung des HGK

Wichtige Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung des HGK sind die richtige Kommunikation und regelmäßige Schulungen. Im HGK arbeiten plötzlich viele Professionen zusammen, deren Arbeitsbereiche in regulären Pflegeeinrichtungen eher streng getrennt sind. Das Personal muss diese Denkweisen aufbrechen und sich komplett auf ein neues Konzept einstellen. Hilfreich ist dabei eine ständige Kommunikation zwischen Pflegepersonal, hauswirtschaftlichen Fachkräften sowie Wohnbereichs- und Einrichtungsleitung.

Schulungsbedarf für Mitarbeiter im HGK

Die Arbeit im HGK stellt gerade das hauswirtschaftliche Personal vor besondere Herausforderungen. Personen, die bisher ausschließlich ergebnisorientiert ihre Aufgaben erledigten, haben nun während der Arbeit Kontakt zum Menschen und den Auftrag, diesen mit zu betreuen bzw. in die hauswirtschaftlichen Aktivitäten zu integrieren. Daraus entwickelt sich ein spezieller Schulungsbedarf in den Bereichen:

  • Umgang mit demenziell Erkrankten
  • Reden/Kommunizieren mit demenziell Erkrankten
  • Krankheitsbild Demenz - Besonderheiten der Erkrankung und Verhalten der Erkrankten verstehen lernen
  • Aktivierungsmöglichkeiten bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten
  • Nahrungszubereitung
  • Sachgerechte Geräteanwendung
  • Betriebliches Eigenkontrollsystem
  • Hygiene-Grundverständnis

Grundregeln zum Umgang mit Demenz

  • Blickwinkel ändern: Betonen Sie bei der Betreuung die noch erhaltene Fähigkeiten, Möglichkeiten und Ressourcen.
  • 3A-Regel: Ansprechen - Ansehen - Atmen: Personen mit Demenz benötigen Zeit, um die Ansprache zu registrieren, zu verarbeiten und darauf reagieren zu können.
  • Zustimmung einholen: Fragen Sie "Darf ich …?". Das gibt Personen mit Demenz Zeit, sich innerlich auf die nächste Aktion einzustellen und unterstützt das Autonomiegefühl.
  • Auf die Person eingehen: Um Personen mit Demenz nicht zu beschämen, hilft es, auf die Wortneuschöpfungen und die Geschichten einzugehen.
  • In die Geschichten und Vorstellungswelt des Menschen einsteigen.
  • Biografie kennen: Für die hauswirtschaftlichen Fachkräfte ist es wichtig, die Biografie des Menschen zu kennen.
  • Hilfestellung für selbstständiges Handeln geben.
  • Auswahl geben: Selbstbestimmung bedeutet auch Auswahl.
  • Vorwissen ausblenden: Lassen Sie sich nicht von Ihrem Vorwissen bestimmen.

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