Kompressionsstrümpfe bei Wadenkrämpfen: Wirkung, Anwendung und was Sie wissen sollten

Wadenkrämpfe sind schlagartige, kurze, unwillkürliche und schmerzhafte Kontraktionen der hinteren Unterschenkelmuskulatur, die sowohl während der Aktivität als auch nach dem Training oder nachts auftreten können. Sie können bis zu 2 Minuten lang andauern. Kompressionsstrümpfe könnten hier eine sinnvolle Ergänzung sein. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkung von Kompressionsstrümpfen bei Wadenkrämpfen, ihre Anwendung im Sport und Alltag sowie wichtige Aspekte zur Auswahl und Anwendung.

Was sind Kompressionsstrümpfe?

Der Begriff „Kompression“ stammt aus dem Lateinischen „comprimere“ und bedeutet zusammenpressen. Kompressionsstrümpfe üben von außen Druck auf das Gewebe und die Venen aus und pressen das Bein zusammen. Dieses Druckprofil soll den venösen Rückfluss unterstützen, Ödeme verhindern und die Durchblutung fördern. Im medizinischen Kontext werden sie zur Behandlung von Veneninsuffizienz eingesetzt.

Lauf-Kompressionsstrümpfe sind knielange, elastische Socken oder Stulpen mit Kompressionseinsätzen und Gummibändern, die Druck auf deine Wadenmuskeln ausüben. Es gibt zwei Arten:

  • Kompressionsstrümpfe: Diese Socken werden über den Füßen getragen, bedecken das Sprunggelenk und reichen bis zum Knie.
  • Kompressionsmanschetten: Kompressionsmanschetten reichen vom Knöchel bis zum Knie und lassen den Fuß frei.

Wie wirken Kompressionsstrümpfe?

Das Prinzip der Kompressionsstrümpfe beim Laufen ist, dass sie die Venen in deinen Beinen zusammendrücken. Indem sich deine Venen verengen, fließt das Blut schneller aus deinen Beinen heraus und zurück zu deinem Herzen.

  • Effizientere Sauerstoffversorgung: Da deine Muskelpumpe bei der schnelleren Rückführung des Blutes zum Herzen unterstützt wird, kann deine Lunge dein Blut auch schneller wieder mit Sauerstoff anreichern.
  • Schnellere Laktatabfuhr: Laktat, das von Läufern oft als Milchsäure bezeichnet wird, ist ein Nebenprodukt der chemischen Reaktionen, die zur Energiegewinnung in deinen Muskeln ablaufen.
  • Weniger Muskelkater: Das Laufen in Kompressionsstrümpfen stützt deine Wadenmuskulatur, wodurch der Muskel weniger stark erschüttert wird.

Vorteile von Kompressionsstrümpfen bei Wadenkrämpfen

Kompressionsstrümpfe können bei Wadenkrämpfen in verschiedenen Bereichen Vorteile bieten:

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  • Verbesserung der Muskelpumpe: Was durch unterschiedliche Studien sicher belegt ist, ist eine Verbesserung der Muskelpumpe um etwa 30 Prozent.
  • Geringere Zunahme des Beinvolumens: Kompressionsstrümpfe können die Zunahme des Beinvolumens während der Belastung reduzieren.
  • Unterstützung des venösen Rückflusses: Kompressionsstrümpfe üben von außen Druck auf das Gewebe aus - am stärksten im Bereich des Knöchels, abnehmend zum Knie hin.
  • Minimierung von Muskelverletzungen: Kompressionsstrümpfe könnten dazu beitragen, mikroskopische Muskelverletzungen durch geringere Vibrationen zu minimieren.

Kompressionsstrümpfe im Sport

Nicht nur Profi-Läufer, sondern auch Bergsportler in den unterschiedlichsten Disziplinen tragen häufig Socken oder Strümpfe mit Kompressionswirkung. Ob Laufen, Wandern, Radfahren oder Skitourengehen: Immer mehr Freizeitsportler und Profis schwören beim Sport und in der Regeneration auf Kompressionsstrümpfe. Viele berichten davon, dass sich ihre Beine leichter anfühlen und der Muskelkater ausbleibt.

Anwendungsempfehlungen für Sportler

  • Training: Wenn du für einen großen Lauf trainierst, wie zum Beispiel einen Marathon, solltest du auch in deinen Kompressionsstrümpfen trainieren. Es ist nicht ratsam, sie erst am Wettkampftag zu tragen. Du musst dich erst an das Tragegefühl gewöhnen, um zu entscheiden, ob sie für dich geeignet sind.
  • Regeneration: Besonders bei längeren Belastungen und zur Regeneration kann es sich lohnen, Socken mit Kompressionswirkung auszuprobieren. Egal ob Freizeit- oder Leistungssportler - eine zeitoptimierte Regeneration bringt jedem Vorteile.

Studienlage zur Leistungssteigerung

In Bezug auf die reine sportliche Leistung (z. B. Laufzeiten, VO₂max, Kraftwerte) ist die Studienlage uneinheitlich: Einige Studien zeigen leichte Vorteile bei der Zeit bis zur Erschöpfung und der Laufökonomie.

Kompressionsstrümpfe im Alltag

Auch im Alltag (z. B. auf Reisen, im Büro oder nach langen Tagen auf den Beinen) können Kompressionsstrümpfe sinnvoll sein.

Anwendungsempfehlungen für den Alltag

  • Reisen: Fliegen Sie demnächst in den Urlaub, sollten Sie für den Flug unbedingt Ihre medizinischen Thrombosestrümpfe mitnehmen, um nicht der Gefahr einer Thrombose ausgesetzt zu sein. Sind Sie nicht im Besitz von Kompressionsstrümpfen, reichen auch Reise-Stützstrümpfe aus.
  • Beruf: Bei Aktivitäten in Bewegung, wie langes Stehen im Beruf, helfen Kompressionsstrümpfe, das Risiko von Schwellungen oder Krampfadern zu reduzieren.

Auswahl und Anwendung von Kompressionsstrümpfen

Um den größtmöglichen Nutzen aus Kompressionsstrümpfen zu ziehen, sollten Sie auf einige Schlüsselfaktoren achten.

Richtige Passform

Die Passform ist entscheidend für die Wirksamkeit der Kompressionsstrümpfe. Wichtig ist es deshalb, dass Du die Strümpfe nicht nur nach Schuhgröße, sondern auch nach dem Wadenumfang auswählst.

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Anmessen der Strümpfe

Wichtig ist das richtige Anmessen der Strümpfe, um maximale Wirksamkeit und Komfort zu gewährleisten. Dieser Vorgang wird üblicherweise von speziell geschultem Personal durchgeführt. Hierbei werden an mehreren Stellen des Beins präzise Maße genommen, hauptsächlich am Knöchel, Wadenhöchstumfang, eventuell am Knie und an der Oberschenkelmitte. So lässt sich die Größe und Kompressionsklasse des Strumpfes genau bestimmen. Der beste Zeitpunkt zum Vermessen ist morgens, wenn sich noch kein Wasser (Ödem) eingelagert hat.

Kompressionsklassen

Kompressionsstrümpfe werden in verschiedene Klassen eingeteilt, basierend auf dem Grad der Kompression, den sie ausüben. Klasse I (leichte Kompression): Diese bietet eine Kompression von 18 bis 21 mmHg.

Tragedauer

Wie lange Sie Kompressionsstrümpfe tragen, hängt stark von der individuellen Situation und dem Schweregrad der Venenschwäche ab. Ärzte raten oft, die Kompressionsstrümpfe täglich während der Wachstunden zu tragen und nachts abzulegen - insbesondere in den Anfangsstadien der Behandlung, um Symptome zu lindern und den Blutfluss zu verbessern. In einigen Fällen kann es notwendig sein, Kompressionsstrümpfe über einen längeren Zeitraum oder gar lebenslang zu tragen. Nachts benötigen die Beinvenen in der Regel keine Unterstützung, da sich kein Blut in den Beinen anstaut und der Rückfluss im Liegen problemlos funktioniert. Außerdem braucht die Haut auch einmal eine Pause zum Atmen.

Materialien

Kompressionsstrümpfe für Läufer können aus verschiedenen Materialien bestehen, unter anderem aus Elasthan, Polyester und Polyamid. Kompressionsstrümpfe sind in der Regel aus atmungsaktiven Strickmischungen hergestellt, die für eine gute Luftzirkulation sorgen und Überhitzung verhindern. Durch den Einsatz synthetischer Stoffe wird der Schweiß nicht vom Gewebe absorbiert, sondern wird an die Außenseite der Socke geleitet, wo er verdunsten kann. Dadurch fühlen sich deine Socken nicht schwer oder feucht an.

An- und Ausziehen

Einfach ist das Anlegen der Kompressionsstrümpfe nicht, Kraft braucht man schon dazu. Aber es gibt Tricks, wie es problemlos klappt, die Ihnen Ihr Sanitätshaus gern verrät. Wichtig ist das Anziehen der Strümpfe mit speziellen Gummihandschuhen, um das Material nicht zu beschädigen. Außerdem bitte nicht ziehen, sondern lieber über Fuß und Beine abrollen und den Schmuck dafür ablegen.

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Pflege

👉 Damit Deine Kompressionsstrümpfe möglichst lange halten, solltest Du sie richtig waschen. Schließlich ist auch mindestens alle zwei Tage eine Wäsche nötig. Und das nicht nur zur Reinigung der Beinbekleidung, sondern auch um die Fasern wieder zu festigen und dadurch den Druck zu optimieren.

Wann sollte man keine Kompressionsstrümpfe tragen?

Trotzdem sollten Menschen mit bestimmten Erkrankungen das Tragen von Kompressionsstrümpfen beim Laufen vermeiden oder sich vorher ärztlich beraten lassen. Dazu gehören:

  • Empfindliche Haut
  • Hautentzündungen
  • Rissige oder verletzte Haut
  • Herzerkrankungen
  • Angeschwollene Beine
  • Kreislaufprobleme
  • Diabetes

Nicht angewendet werden sollte die Kompressionstherapie jedoch bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Obwohl die Symptome denen einer Venenerkrankung ähneln, liegt hier ein zunehmender Verschluss der Arterien zugrunde, der anders behandelt werden muss.

Alternativen und Ergänzungen zur Kompressionstherapie

Neben der Kompressionstherapie gibt es weitere Maßnahmen, die bei Wadenkrämpfen und Venenbeschwerden helfen können:

  • Bewegung: Sie ist das A und O beim Thema Venenerkrankung. Sie beugen zum einen neuen Gerinnseln vor und aktivieren gezielt die Wirkung Ihres Strumpfes. Als Sport eignen sich Wandern, Tanzen, Radfahren und auch spezielle Venengymnastik.
  • Kalte Fußduschen: Kalte Fußduschen wirken ebenfalls förderlich.
  • Mineralstoffreiche Ernährung: Bei Natriummangel treten die Krämpfe eher während der Aktivität auf.
  • Phytopharmaka: Ergänzend können Phytopharmaka zur Linderung der Beschwerden beitragen. Studien liegen für standardisierten Roten Weinlaubextrakt (etwa Antistax®), standardisierten Rosskastaniensamenextrakt (etwa Venostasin®) und das halbsynthetische Oxerutin (etwa Venoruton®) vor.
  • Medikamente: Neben der ausreichenden Versorgung mit Mineralstoffen, wie Natrium und Magnesium, gibt es die Möglichkeit durch Medikamente die Aufnahme des Botenstoffes Acetylcholin zu hemmen und so die Reizschwelle für Muskelkontraktionen zu senken.

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