Kompressionsstrümpfe sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Venenerkrankungen und helfen, den Blutfluss in den Beinen zu verbessern. Sie üben Druck auf die Venen aus und unterstützen dadurch den Bluttransport aus den Beinen zurück zum Herzen. Dies soll Beschwerden lindern und vor Komplikationen wie chronischen Wunden schützen. Allerdings können sie auch unangenehme Nebenwirkungen wie Taubheitsgefühl verursachen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Taubheitsgefühl durch Kompressionsstrümpfe, gibt Hinweise zur richtigen Anwendung und Pflege und erklärt, wann ein Arzt aufgesucht werden sollte.
Was sind Kompressionsstrümpfe und wie wirken sie?
Kompressionsstrümpfe sind medizinische Hilfsmittel, die bei Venenerkrankungen eingesetzt werden. Sie üben Druck auf die Venen aus und unterstützen dadurch den Bluttransport aus den Beinen zurück zum Herzen. Sie werden häufig bei chronischer Venenschwäche eingesetzt und können die Heilung von Geschwüren aufgrund von Venenschwäche unterstützen.
Es gibt verschiedene Kompressionsklassen, Längen und Befestigungsmöglichkeiten. Die Druckstärke wird in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) gemessen. Je höher der Wert, desto stärker der Druck.
- KKL 1: 18 bis 21 mmHg
- KKL 2: 23 bis 32 mmHg
- KKL 3: 34 bis 46 mmHg
- KKL 4: über 49 mmHg
Ein postthrombotisches Syndrom wird in der Regel mit Strümpfen aus der Kompressionsklasse 2 behandelt, bei Bedarf auch der Klasse 3.
Ursachen für Taubheitsgefühl durch Kompressionsstrümpfe
Taubheitsgefühl in den Beinen oder Füßen beim Tragen von Kompressionsstrümpfen kann verschiedene Ursachen haben:
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- Zu enge Strümpfe: Wenn Kompressionsstrümpfe zu eng sind, können sie die Blutzirkulation einschränken und Nerven komprimieren. Dies führt zu Taubheitsgefühl, Kribbeln und Schmerzen.
- Falsche Größe: Die richtige Größe ist entscheidend für die Wirksamkeit und den Tragekomfort von Kompressionsstrümpfen. Sind sie zu weit, üben sie nicht genug Druck aus; sind sie zu eng, können sie einschnüren.
- Falsche Anwendung: Wenn die Strümpfe nicht richtig angelegt werden und Falten bilden, können sie Druckstellen verursachen und die Blutzirkulation behindern.
- Begleiterkrankungen: Bestimmte Begleiterkrankungen wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder Diabetes mellitus können die Ursache für Taubheitsgefühl sein.
- Periphere Neuropathie: Auch bei Patienten mit fortgeschrittener peripherer Neuropathie ist eine sachgerecht angelegte Kompressionstherapie grundsätzlich möglich. Allerdings führt die Neuropathie dazu, dass Patienten eine zu kräftige Kompression bzw. zu enge oder schlechtsitzende Materialien nicht spüren. So kann es durch die fehlende Rückmeldung über Schmerzen bei diesen Patienten bei nicht korrekter Anlage gehäuft zu Druckstellen oder Schnürfurchen kommen.
- Venöse Durchblutungsstörungen: Venöse Durchblutungsstörungen betreffen die Fähigkeit der Venen, das Blut effizient aus den Beinen zum Herzen zu transportieren. Dies kann durch defekte Venenklappen, Blutgerinnsel oder chronische Erkrankungen wie die chronische venöse Insuffizienz (CVI) entstehen. Symptome wie Schwellungen, Krampfadern, Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln sind erste Warnzeichen.
Erste Anzeichen: Von Druckschmerzen bis hin zu eingeschnittenen Hautstellen
Ein erstes Anzeichen für zu enge Kompressionsstrümpfe ist das Auftreten von Einschnürungen und Abdrücken auf der Haut nach dem Ausziehen der Strümpfe. Diese Einschnürungen können darauf hindeuten, dass die Strümpfe zu viel Druck ausüben. Besonders problematisch sind Einschnürungen in der Kniekehle, an den Waden oder an den Füßen.
Ein weiteres Anzeichen ist das Auftreten von Schmerzen oder Taubheit. Wenn du in deinen Beinen, im Fuß oder den Zehen Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit spürst, könnte dies darauf hindeuten, dass die Kompressionsstrümpfe die Blutzirkulation einschränken.
Auch Schwellungen oberhalb oder unterhalb der Strümpfe können ein Anzeichen für eine falsche Kompressionswirkung sein. Wenn du Schwellungen bemerkst, kann das darauf hindeuten, dass die Strümpfe an den falschen Stellen Druck ausüben. Dies ist oft der Fall, wenn Kompressionsstrümpfe zu eng am Fuß oder in der Kniekehle sitzen.
Zuletzt können auch Veränderungen der Hautfarbe wie Blässe, Rötungen oder bläuliche Verfärbungen ein Indikator dafür sein, dass die Kompressionsstrümpfe zu eng sind und die Blutzirkulation beeinträchtigen.
Wenn du eines oder mehrere dieser Anzeichen bemerkst, ist es wichtig, sofort zu handeln. Das kann bedeuten, die Strümpfe zu lockern, eine größere Größe zu wählen oder einen Arzt aufzusuchen, um das Problem professionell bewerten zu lassen. Kompressionsstrümpfe sollten Komfort bieten und Schmerzen lindern, nicht verursachen.
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Was tun bei Taubheitsgefühl?
Wenn Sie beim Tragen von Kompressionsstrümpfen Taubheitsgefühl verspüren, sollten Sie folgende Maßnahmen ergreifen:
- Überprüfen Sie die Größe: Lassen Sie sich im Sanitätshaus die richtige Größe Ihrer Kompressionsstrümpfe bestimmen. Die Messung sollte idealerweise morgens erfolgen, wenn die Beine noch nicht angeschwollen sind.
- Achten Sie auf die richtige Anwendung: Stellen Sie sicher, dass die Strümpfe faltenfrei sitzen und nicht einschnüren. Es gibt An- und Ausziehhilfen, die bei Schwierigkeiten helfen können.
- Lockern Sie die Strümpfe: Wenn das Taubheitsgefühl während des Tragens auftritt, lockern Sie die Strümpfe oder ziehen Sie sie kurzzeitig aus.
- Konsultieren Sie einen Arzt: Wenn das Taubheitsgefühl anhält oder häufig auftritt, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären und gegebenenfalls andere Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.
Kompressionsstrümpfe und pAVK: Was ist zu beachten?
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine Durchblutungsstörung der Arterien, meist in den Beinen. Im Anfangsstadium bleibt die Durchblutungsstörung, die auch als „Schaufensterkrankheit“ bekannt ist, oft unbemerkt. Erst später tritt bei längerem Gehen der sogenannte ischämische Schmerz auf. Die pAVK wird in vier Stadien unterteilt:
- Stadium I: asymptomatisch
- Stadium IIa: leichte Claudicatio intermittens („unterbrochenes Hinken“), Gehstrecke > 200m
- Stadium IIb: mäßige Claudicatio intermittens („unterbrochenes Hinken“), Gehstrecke < 200m
- Stadium III: ischämischer Ruheschmerz
- Stadium IV: Ulkus (Geschwür), Gangrän (beispielsweise beim Raucherbein)
Patienten mit pAVK haben unter anderem ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Daher sollte bei Verdacht auf eine pAVK immer ein Arzt konsultiert werden.
Bei Patienten mit pAVK ist besondere Vorsicht bei der Kompressionstherapie geboten. Eine fortgeschrittene pAVK gilt als Kontraindikation für die Kompressionstherapie. Vor der ersten Anlage einer Kompressionstherapie sollte daher möglichst auch eine apparative Untersuchung mit Bestimmung des Ankle-Brachial- Index (ABI) erfolgen.
Es gibt spezielle Kompressionsstrümpfe, die für Patienten mit leichter bis mittelschwerer pAVK geeignet sind. Der medizinische Kompressionsstrumpf mediven angio* von medi wurde speziell auf die Bedürfnisse dieser Anwender abgestimmt. Er verfügt über eine weiche Merino-Plüsch-Polsterung im gesamten Fußbereich bis über die Knöchel, die vor Druckspitzen schützt und eine optimale Thermoregulierung bietet.
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Weitere Ursachen für venöse Durchblutungsstörungen
Eine venöse Durchblutungsstörung entsteht, wenn der Rückfluss des Blutes zum Herzen behindert ist. Dieser Rückstau kann zu einer erhöhten Druckbelastung in den Venen führen, was die Entstehung von Krampfadern, Schwellungen und langfristig Hautveränderungen oder Geschwüre begünstigt.
Die häufigste Ursache ist die chronische venöse Insuffizienz (CVI), die laut Studien bei etwa 10-15 % der Erwachsenen weltweit diagnostiziert wird. Eine gestörte Durchblutung kann zudem das Risiko für tiefe Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien erhöhen.
Symptome einer venösen Durchblutungsstörung
Die Symptome variieren je nach Schweregrad und Stadium der Erkrankung. Frühzeitig erkannt, kann eine venöse Störung effektiv behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden.
Frühe Symptome:
- Schweregefühl und Müdigkeit in den Beinen: Besonders nach längerem Stehen oder Sitzen.
- Schmerzen: Meist dumpf, ziehend oder drückend, vor allem in den Waden.
- Schwellungen: Typisch sind abendliche Schwellungen im Knöchelbereich, die über Nacht abnehmen.
- Kribbeln oder Taubheitsgefühl: Durch unzureichenden Blutabfluss können die Nerven gereizt werden, was sich in Form von Kribbeln oder Taubheit äußert. Dies tritt häufig in den Füßen oder Zehen auf.
- Kältegefühl in den Gliedmaßen: Trotz normaler Umgebungstemperatur fühlen sich die Beine oder Füße kalt an.
Fortgeschrittene Symptome:
- Krampfadern (Varikosis): Sichtbare, geschlängelte Venen, die oft von Spannungsgefühlen oder Schmerzen begleitet werden.
- Hautveränderungen: Dunkle Verfärbungen, Verdickungen oder Entzündungen der Haut, besonders im Bereich der Knöchel.
- Atrophie blanche: Weiße, narbenähnliche Stellen, die auf eine verminderte Blutversorgung hinweisen.
- Schlecht heilende Wunden (Ulcus cruris): Chronische Geschwüre an den Unterschenkeln, die durch anhaltenden Blutstau entstehen.
- Plötzliche, starke Schmerzen und Schwellungen: Können auf eine tiefe Venenthrombose (TVT) hinweisen und erfordern sofortige ärztliche Behandlung.
Eine umfassende Studie von Meissner et al. (2007) zeigte, dass Kribbeln und Taubheitsgefühl in 20 % der Patienten mit CVI als frühes Anzeichen auftreten.
Ursachen und Risikofaktoren venöser Durchblutungsstörungen
Primäre Ursachen:
- Krampfadern: Häufigste Ursache durch fehlerhafte Venenklappen.
- Chronische venöse Insuffizienz (CVI): Fortschreitende Erkrankung, bei der der Blutfluss langfristig behindert ist.
- Tiefe Venenthrombose (TVT): Blockade durch Blutgerinnsel.
Sekundäre Ursachen:
- Bewegungsmangel: Längeres Sitzen oder Stehen reduziert den venösen Rückfluss.
- Schwangerschaft: Erhöhter Druck auf die Venen durch das wachsende Kind.
- Adipositas: Belastet die Beinvenen und erhöht den Druck.
- Rauchen: Schädigt die Gefäßwände und fördert entzündliche Prozesse.
- Hormonelle Veränderungen: Beispielsweise durch die Einnahme von Antibabypillen.
Risikofaktoren:
- Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko venöser Störungen.
- Genetische Prädisposition: Familiäre Vorbelastung erhöht die Wahrscheinlichkeit für Krampfadern.
Laut einem Bericht der WHO sind 50 % aller Fälle auf Bewegungsmangel und Übergewicht zurückzuführen.
Die richtige Anwendung und Pflege von Kompressionsstrümpfen
Die richtige Anwendung und Pflege von Kompressionsstrümpfen ist wichtig, um Scheuerstellen an der Haut und ein Einreißen der Strümpfe zu vermeiden.
- Die Strümpfe müssen eng und passgenau sitzen. Wenn sie zu weit sind, üben sie nicht genug Druck auf das Bein aus. Sind sie zu eng, können sie einschnüren.
- Es wird empfohlen, die Strümpfe möglichst nach jeder Verwendung zu waschen.
- Man kann die Strümpfe abends per Hand mit etwas Waschmittel oder Haarshampoo waschen und über Nacht zum Trocknen aufhängen.
- Viele Kompressionsstrümpfe können auch in der Waschmaschine gewaschen werden. In den Trockner dürfen sie aber nicht, weil die heiße Luft die elastischen Fasern zerstört. Schädlich wäre auch die Verwendung von Weichspülern, optischen Aufhellmitteln oder Fleckenmitteln.
- Manche Materialien sollten nicht direkt mit Hautpflegeprodukten in Kontakt kommen. Denn diese können das Strumpfgewebe angreifen und die Haltbarkeit verringern. Details findet man in der Pflegeanleitung.
- Bei guter Pflege halten Kompressionsstrümpfe etwa sechs Monate.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Suchen Sie dringend einen Arzt auf, wenn:
- Plötzliche, starke Schmerzen oder Schwellungen in einem Bein auftreten (Verdacht auf TVT).
- Taubheitsgefühl oder Kribbeln länger anhalten oder stärker werden.
- Schlecht heilende Wunden oder Hautveränderungen sichtbar werden.
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