Schlaganfall: Ursachen, wenn sich Blutgerinnsel nicht lösen – Ein umfassender Überblick

Ein Schlaganfall ist ein Notfall, der durch eine plötzliche Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn verursacht wird. In vielen Fällen sind Blutgerinnsel die Ursache, die Hirnarterien verschließen. Wenn sich diese Gerinnsel nicht von selbst auflösen, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Behandlungen und Präventionsmaßnahmen im Zusammenhang mit Schlaganfällen, insbesondere wenn Blutgerinnsel eine Rolle spielen.

Einführung

Jährlich erleiden etwa 350.000 Deutsche einen Schlaganfall (Apoplex). Diese plötzliche Störung der Durchblutung des Gehirns kann lebensbedrohlich sein oder zu dauerhaften Behinderungen führen. Jeder fünfte Betroffene stirbt innerhalb der ersten vier Wochen nach dem Ereignis, und ein Drittel der Überlebenden bleibt pflegebedürftig. Obwohl der Schlaganfall oft als plötzliches Ereignis wahrgenommen wird, treten in vielen Fällen bereits Monate vorher Warnsignale auf, die jedoch oft nicht ernst genommen werden.

Ursachen von Schlaganfällen

Schlaganfälle können drei Hauptursachen haben:

  1. Thrombose: Eine Gefäßverstopfung durch ein Blutgerinnsel, das sich an einer vorgeschädigten Stelle der Gefäßwand bildet.
  2. Embolie: Ein Blutgerinnsel, das sich an anderer Stelle im Körper (meist im Herzen) bildet und mit dem Blutstrom verschleppt wird, bis es ein Hirngefäß verstopft.
  3. Hirnblutung (Hämorrhagie): Austritt von Blut aus einer Hirnarterie, oft aufgrund von Schwachstellen oder Fehlbildungen der Gefäßwand.

Blutgerinnsel in Hirnschlagadern gehören zu den Hauptursachen von Schlaganfällen. Wenn eine Schlagader zum Gehirn plötzlich durch ein Blutgerinnsel verschlossen wird, bekommt das dahinter liegende Hirngewebe nicht mehr genug Blut. Das bedeutet auch, dass nicht mehr ausreichend Nährstoffe und Sauerstoff für die Nervenzellen zur Verfügung stehen. Die betroffenen Nervenzellen fahren ihre Funktion herunter. Es entstehen plötzliche neurologische Symptome wie Sprachstörungen oder Lähmungen. Wird die Durchblutung nicht rasch wieder hergestellt, beginnen erste Nervenzellen abzusterben.

Risikofaktoren für Schlaganfälle

Ein Risikofaktor ist ein Umstand oder eine Verhaltensweise, die das Auftreten eines Schlaganfalls wahrscheinlicher macht. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen

  • Bluthochdruck (Hypertonie): Der wichtigste Risikofaktor für Schlaganfälle.
  • Erhöhte Fibrinogenspiegel: Ein Bestandteil des Blutgerinnungssystems.
  • Diabetes mellitus: Erhöhte Blutzuckerspiegel.
  • Rauchen: Schädlich für die Gefäße.
  • Lipoprotein A: Eine Untergruppe des LDL-Cholesterins.
  • Herzrhythmusstörungen: Können zur Bildung von Embolien führen.
  • Erhöhte Cholesterinspiegel: Tragen zur Entstehung von Atherosklerose bei.
  • Übergewicht und Adipositas: Erhöhen das Risiko für verschiedene Erkrankungen, die Schlaganfälle begünstigen.
  • Bewegungsmangel: Fördert die Entstehung von Risikofaktoren wie Übergewicht und Bluthochdruck.
  • Hoher Alkoholkonsum: Kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Herzrhythmusstörungen steigern.
  • Höheres Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter.

Vorboten eines Schlaganfalls

Im Rahmen einer Herzerkrankung oder einer Atherosklerose können kleine Blutklümpchen, Fettkristalle oder -tröpfchen winzige Hirnarterien verlegen und somit zu minimalen Störungen in den betreffenden Hirngebieten führen. Ebenfalls infolge einer Atherosklerose kann auch der Zustrom durch größere hirnzuführender Arterien durch eine zunehmende Engstelle behindert werden, und vorübergehende Durchblutungsstörungen hervorrufen. Dies ist die "transitorische ischämische Attacke" (TIA). Folgende Warnsignale können ein Hinweis darauf sein, dass ein Schlaganfall droht:

  • Plötzliche Lähmung, Schwäche oder Empfindungsstörung im Bereich von Gesicht, Arm, Bein oder einer Seite des Körpers.
  • Plötzliche (meist einseitige) Sehminderung, Sehfeldbegrenzung, Doppelbilder.
  • Plötzliche Schwierigkeiten, zu sprechen oder Sprache zu verstehen.
  • Plötzliche Hör-, Geschmacks- oder Schluckstörungen.
  • Plötzliche starke Kopfschmerzen ohne plausible Ursache.
  • Plötzlicher unerklärlicher Schwindel, Gangunsicherheit, Schwanken oder gar Umkippen.
  • Erhebliche Müdigkeit ohne gegebenen Anlass.

Diagnostik bei Verdacht auf Schlaganfall

Ziel der Diagnostik ist, bereits die Frühstadien von Schlaganfall-begünstigenden Gefäßerkrankungen festzustellen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Die Beschaffenheit der Arterien, insbesondere der großen Arterien im Halsbereich, kann sehr gut mittels Ultraschall beurteilt werden. Die Farbdopplersonographie zeigt Gefäßwände, Blutfüllung und Strömungseigenschaften zugleich an. Mit Spezialsonden können per Hautkontakt sogar Gefäße tief im Inneren des Schädels untersucht werden (transkranieller Doppler bzw. Farbdoppler). Ultraschalltechniken dienen auch am Herzen zur Suche nach Thromben und Herzfehlern (Echokardiographie). Rhythmusstörungen werden in EKG und Langzeit - EKG dargestellt.

Das Gehirn selbst kann bildgebend sehr aussagestark mit MR - Techniken (MR = Magnetresonanz; synonym: Kernspin) untersucht werden. Areale mit frischen oder chronischen Durchblutungsstörungen sind gut erkennbar. Zugleich können die Hirngefäße bildlich dargestellt werden. Eine ähnliche Untersuchung des Schädels ist die Computertomographie (CT, Röntgenverfahren). Sie zeigt frühe Infarktstadien und Blutungen sehr sensibel. Die gegenwärtig aussagekräftigste Methode zur Darstellung der Gefäße des Halses und des Hirngebietes ist die Angiographie.

Behandlung von Schlaganfällen

Seit der Jahrtausendwende sind solche Blutgerinnsel in Hirnschlagadern behandelbar. Die Behandlung besteht aus der Gabe eines Medikaments, der sogenannten Thrombolyse, welches Blutgerinnsel auflösen kann. Dieses geschieht in vielen Fällen auch erfolgreich. Nachdem sich das Blutgerinnsel aufgelöst hat, werden die unterversorgten Hirnbereiche wieder mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. In einigen Fällen lösen sich die Blutgerinnsel jedoch nicht so leicht oder nicht schnell genug wieder auf. Seit einigen Jahren wird deshalb immer häufiger die mechanische Thrombektomie zur Behandlung benutzt.

Thrombolyse

Die Thrombolyse ist eine medikamentöse Behandlung, die darauf abzielt, Blutgerinnsel aufzulösen. Sie ist jedoch nur in einem begrenzten Zeitfenster nach dem Schlaganfall wirksam und birgt das Risiko von Blutungen.

Lesen Sie auch: Gesundheitliche Rückschläge und politische Leistungen von Lafontaine

Die Standardbehandlung des Schlaganfalls ist die Thrombolyse. „Die Lyse ist jedoch nur erlaubt, wenn sich vorher eine Blutung als Ursache des Schlaganfalls ausschließen lässt“, erläutert DGNR-Präsident Prof. Dr. med. Olav Jansen, Direktor des Instituts für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. Hierfür müssen die Ärzte vor der Therapie eine Computer- oder Magnetresonanztomographie durchführen.

Mechanische Thrombektomie

Bei diesem Verfahren bringt man über den Arm oder die Leiste einen dünnen Schlauch (Katheter) in das Gefäßsystem ein. Die Spitze dieses Schlauchs wird im verschlossenen Gefäß bis an das Blutgerinnsel herangeführt. Dann wird das Blutgerinnsel entfernt: entweder durch Absaugen oder indem man das Gerinnsel mit einem feinen Drahtgeflecht (Stent) erfasst und herauszieht.

Die Thrombektomie wird bislang vor allem bei Verschlüssen der großen und mittelgroßen Hirnarterien eingesetzt, die den vorderen Hirnbereich versorgen. Diese lassen sich gut mit einem Katheter erreichen.

Die Thrombektomie hat die moderne Akuttherapie des Schlaganfalls revolutioniert. Mehrere Studien belegen die Effektivität und Zuverlässigkeit des Verfahrens. Der Eingriff ist minimal-invasiv und somit schonend für die Patienten.

Maßnahmen zur Vorsorge

Je früher ein Risikofaktor für einen Schlaganfall behandelt wird, desto eher läßt sich das fatale Geschehen abwenden. Alle genannten Risikofaktoren sind behandelbar: Blutdrucksenkung, Normalisierung der Blutfette, Gewichtsreduktion, Behandlung einer Herzerkrankung, Aufgabe von Rauchgewohnheiten. Um die Verklumpungsneigung von Blutplättchen zu vermindern, eignet sich u.a der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS, Produkt: z.B. Schon mit geringen Mengen ASS (100 - 200 mg pro Tag) sinkt das Schlaganfallrisiko um bis zu 20 Prozent. Der neue Wirkstoff Clopidogrel (z.B. Plavix ®) ist noch etwas wirksamer, jedoch auch wesentlich teurer.

Lesen Sie auch: Rehabilitation bei Gesichtsfeldausfall

Ist eine höhergradige Stenose (Engstelle) an einem Blutgefäß am Hals Ursache eines Schlaganfall - Vorbotens, sollte diese durch eine Operation oder "Schlüsselloch - Techniken" (Ballondilatation, Stenting) beseitigt werden.

Vorbeugung eines zweiten Schlaganfalls

Einem Schlaganfall vorzubeugen ist in jedem Fall wichtig, unabhängig davon, ob zuvor bereits einer aufgetreten ist oder nicht. Besonders jedoch während der Phase der Erholung und Rehabilitation können manche vorbeugenden Maßnahmen schwerfallen, wie beispielsweise mehr Bewegung in den Alltag reinzubringen und damit Gewicht abzubauen - dies kann anfangs mühselig erscheinen oder schlicht noch nicht möglich sein. Umso wichtiger ist es in einem solchen Fall, weitere vorbeugende Möglichkeiten im Lebensstil zu beherzigen. Dazu zählen unter anderem der Verzicht auf Zigaretten oder Alkohol. Eine geänderte Essgewohnheit kann zudem die medikamentösen Maßnahmen unterstützen: Eine salzarme Diät hilft dabei, den Blutdruck zu senken und schont damit die Gefäßwände vor einer weiteren Schädigung und entlastet gleichzeitig das Herz. Der reduzierte Genuss von zuckerhaltigen Getränken und Snacks sowie von tierischen Fetten wie Käse oder Fleisch unterstützt dabei, die Blutzucker- und Cholesterinwerte zu kontrollieren.

Vorerkrankungen sollten nach einem Schlaganfall in der Vorbeugung ebenfalls im Fokus stehen. Allein durch die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder einem erhöhten Cholesterinspiegel sinkt das Risiko, an einem weiteren Schlaganfall zu erkranken, um 20 bis 30 Prozent - vorausgesetzt, die Medikamente werden konsequent in der vom Arzt bzw. der Ärztin empfohlenen Dosis und Regelmäßigkeit eingenommen.

tags: #schlaganfall #blutgerinnsel #löst #sich #nicht #ursachen