Kopfball im Fußball: Auswirkungen auf das Gehirn und aktuelle Forschungsstände

Der Kopfball ist ein fester Bestandteil des Fußballs, sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich. Während ein gekonntes Kopfballtor für Begeisterung sorgt, mehren sich die Stimmen, die auf die potenziellen Gefahren für die Gehirngesundheit hinweisen. Studien deuten darauf hin, dass wiederholte Kopfbälle, insbesondere im Laufe einer langen Karriere, negative Auswirkungen auf das Gehirn haben können. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Forschungsergebnisse zu diesem Thema und gibt einen Überblick über mögliche Risiken und Präventionsmaßnahmen.

Sind Kopfbälle schädlich für das Gehirn?

Die Frage, ob Kopfbälle schädlich für das Gehirn sind, ist komplex und wird von Experten unterschiedlich beantwortet. Dr. Matthias Pawlowski, Facharzt für Neurologie am Universitätsklinikum Münster (UKM), erklärt, dass ein einzelner, sauber ausgeführter Kopfball wahrscheinlich keine Schäden verursacht. Allerdings können häufige und wiederholte Kopfbälle zu leichten Traumata des Gehirns führen, die langfristig kognitive Einschränkungen zur Folge haben und das Risiko für die Entstehung einer Demenz erhöhen könnten. Besonders gefährlich sind Zusammenstöße zwischen Spielern, bei denen es zu Gehirnerschütterungen kommen kann.

Wer ist besonders gefährdet?

Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche, da sich ihr Gehirn noch in der Entwicklung befindet und anfälliger für Schäden durch Schädel-Hirn-Traumata ist. Studien haben gezeigt, dass bereits eine hohe Anzahl an Kopfbällen bei jungen Erwachsenen mit Veränderungen in der Mikrostruktur des Gehirns einhergehen kann, die mit den Ergebnissen bei leichten traumatischen Hirnverletzungen vergleichbar sind.

Kopfballverbot im Kinder- und Jugendfußball: unterschiedliche Ansätze

Die Frage nach einem Kopfballverbot im Kinder- und Jugendfußball wird international unterschiedlich gehandhabt. In den USA sind Kopfbälle bis zum elften Lebensjahr grundsätzlich verboten. Auch in England und im Vereinigten Königreich gibt es ein Kopfballverbot in dieser Altersklasse, allerdings nur im Training, während sie im Wettkampf erlaubt sind. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) empfiehlt lediglich, den Kopfball dosiert einzusetzen, ein grundsätzliches Verbot gibt es hier nicht.

Techniken zur Risikominimierung

Es gibt verschiedene Techniken, um das Kopfballspiel sicherer zu machen. Im Jugendsport können kleinere und leichtere Bälle eingesetzt werden. Flanken sollten aus kürzerer Distanz und weniger scharf geschossen werden. Zudem sollten Kopfbälle nur dosiert trainiert werden, mit ausreichenden Pausen dazwischen.

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Vergleich zu anderen Kontaktsportarten

Sportarten wie Boxen und American Football bergen ein höheres Risiko für Gehirnschäden als Fußball. Im Fußball entstehen Gefahren eher durch Zusammenstöße mit anderen Spielern oder dem Torpfosten.

Aktuelle Studien und Forschungsergebnisse

Mehrere Studien haben sich mit den Auswirkungen von Kopfbällen auf das Gehirn beschäftigt. Eine Studie mit 148 jungen erwachsenen Amateurfußballern ergab, dass viele Kopfbälle über einen Zeitraum von zwei Jahren mit Veränderungen in der Mikrostruktur des Gehirns einhergingen, die mit den Ergebnissen bei leichten traumatischen Hirnverletzungen vergleichbar sind. Eine andere Studie mit 353 Amateurfußballern fand heraus, dass die normalerweise "scharfe" Schnittstelle zwischen grauer und weißer Substanz des Gehirns nach hoher, wiederholter Belastung durch Kopfbälle abgestumpft war.

Eine britische Studie mit 468 ehemaligen Profifußballern im Alter von über 45 Jahren zeigte, dass häufiges Kopfballspiel mit einem erhöhten Risiko für kognitive Störungen verbunden ist. Feldspieler, insbesondere Verteidiger, seien gefährdeter als Torleute. Eine Studie der Universität Glasgow aus dem Jahr 2019 hatte bereits ergeben, dass Fußballprofis ein höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken.

Eine australische Studie aus dem Jahr 2025 in "Sports Medicine - Open" zeigte, dass Kopfbälle im Fußballspiel Hirnzellen schädigen können. Die Auswirkungen waren subtil, könnten aber das in epidemiologischen Studien beobachtete erhöhte Demenzrisiko erklären.

Chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE)

CTE ist eine seltene, fortschreitende degenerative Erkrankung des Gehirns, die durch viele wiederholte Mikrotraumen, zum Beispiel durch Akzelerations-/Dezelerations-Mechanismen in Kontaktsportarten, entsteht. Dabei kommt es zu einer abnormen Anhäufung des Tau-Proteins im Gehirn, was auch bei Morbus Alzheimer und anderen degenerativen Erkrankungen des Gehirns kennzeichnend ist.

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Maßnahmen und Empfehlungen des DFB

Der DFB hat bereits Maßnahmen ergriffen, um das Kopfballspiel sicherer zu gestalten. Dazu gehören ein reglementierter Trainingsplan und leichtere Bälle für das Kopfballtraining bei Kindern sowie ein geringerer Balldruck bei älteren Jugendlichen. Ab der Saison 2024/2025 wird der Kinder- und Jugendfußball bis zum Alter von elf Jahren reformiert. Die Jüngsten sollen nur noch zwei gegen zwei oder drei gegen drei auf sehr kleinen Spielfeldern mit kleinen Toren spielen.

Der DFB setzt für den Kinder- und Jugendfußball nicht auf Verbote, sondern auf Empfehlungen für ein gezieltes Training, um den jungen Spielerinnen altersgerecht und risikoarm das Kopfballspiel beizubringen. Wichtig ist, dass die Spielerinnen die korrekte Kopfballtechnik erlernen, um gesundheitliche Schädigungen zu vermeiden.

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