Kopfsache Schlank: Wie das Gehirn unser Gewicht steuert – Erfahrungen und Strategien

Viele Menschen kennen das Problem: Diäten scheitern, der Jojo-Effekt tritt ein, und der Frust wächst. Die Neurochirurginnen Marion Reddy und Iris Zachenhofer haben sich diesem Problem angenommen und einen neuen Ansatz entwickelt, der auf der Funktionsweise unseres Gehirns basiert. Ihr Buch "Kopfsache Schlank" verspricht, den "Schlank-Code" zu entschlüsseln, indem es die Basalganglien, ein Gehirnareal, das für unsere automatisierten Verhaltensweisen zuständig ist, neu programmiert.

Die Macht der Basalganglien

Das Geheimnis des Abnehmens liegt laut Reddy und Zachenhofer in unserem Kopf, genauer gesagt in den Basalganglien. In diesem Gehirnareal ist gespeichert, wie wir essen und worauf wir Appetit haben. Das Buch zeigt, wie es gelingt, diese so zu programmieren, dass Dickmacher wie Pizza oder Cola keine Heißhungerattacken mehr auslösen. Es präsentiert neurologisch-psychologisch fundierte Ernährungsstrategien und Verhaltenstipps, die auch bei Stress noch funktionieren.

Der Teufelskreis von Diäten und Stress

Dr. Iris Zachenhofer, eine der Autorinnen, war selbst lange Zeit mit Gewichtsproblemen konfrontiert. Nach vielen gescheiterten Diäten fand sie einen Weg zur schlanken Figur, der ohne Verbote und Ernährungsvorschriften auskommt. Ihre persönlichen Erfahrungen spiegeln sich in den Beschreibungen des Buches wider, wodurch sich viele Leser wiedererkennen können.

Zachenhofer berichtet von einer stressigen Zeit in einer neuen Abteilung, in der sie durch lange Arbeitszeiten und Schlafmangel zunahm. Morgens brauchte sie zwei Schokocroissants und zwei große Tassen Milchkaffee, um in die Gänge zu kommen. Rasch gewöhnte sie sich an, zwischendurch Sandwiches oder Kuchen zu essen.

Sie zählte die Tage ab, die sie noch in der Abteilung bleiben musste und schrieb auf das Kuvert einer Strafverfügung wegen Falschparkens: NL: 290. Gregor meinte zwar, ich solle ruhig bleiben. Ich hatte schon in der Vergangenheit immer wieder Diäten ausprobiert und war an jeder gescheitert. Eine neue Diät zu beginnen, das hatte so etwas Hoffnungsvolles. Außerdem war da auch noch die Stimme in meinem Kopf, die mir über meine inneren Konflikte hinweg half. Es gab auch kein einziges Abendessen, das ich ausließ, eher aß ich für zwei. Die Diäten nutzten mir nicht nur nicht, sie schadeten mir sogar.

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Der Stress führte zu einem erhöhten Cortisolspiegel, was wiederum Muskelabbau, Wassereinlagerungen und die Freisetzung von Fettsäuren zur Folge hatte. Studien über den Cortisolspiegel von Ärzten während Nachtdiensten belegen, dass er unverändert hoch ist, egal, ob der Arzt einen ruhigeren Nachtdienst hat und zwischendurch schlafen kann oder ob er fünfundzwanzig Stunden operieren muss.

Die Autorin beschreibt, wie sie sich mit Essen betäubte und als logische Folge ihr Bauch und ihr Hintern bald schwabbelten. Mit dieser Figur wollte sie sich keine Markenjeans mehr kaufen. Es wäre zu frustrierend gewesen, teure Jeans in der Größe »Zirkuszelt« anzuprobieren. Sie kaufte nur mehr die billigsten Leggins und trug weite T-Shirts dazu. Es war ein Desaster.

Trotz der Entspannung der Situation im Job und dem Ende des stressigen Jahres konnte sie nicht mehr aufhören, ständig zu essen. Es war wie eine Sucht. Sie scheiterte weiterhin an jeder Diät, auch wenn sie noch so neu und vielversprechend klang.

Der Wendepunkt: "Blad"

Ein einschneidendes Erlebnis war für Zachenhofer die Bemerkung eines Unbekannten in einem vollen Bus. Als sich ein Mann an ihr vorbeiquetschen wollte, nannte er sie "Blad", ein abfälliges wienerisches Wort für "dick". Dieser Satz markierte für sie eine Stunde Null in Sachen Figur und Ernährung. Sie wollte nicht mit diesem Gewicht weiterleben.

Die Entdeckung des eigenen Fachwissens

Zufällig fand Zachenhofer ein altes Fachbuch aus ihrer Anfangszeit als Neurochirurgin wieder. Die Auseinandersetzung mit ihrem Fachwissen führte sie zu der Erkenntnis, dass falsche Verhaltensmuster erlernt sind und daher auch wieder verlernt werden können.

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Neurowissenschaftliche Erkenntnisse für ein schlankes Leben

"Kopfsache Schlank" basiert auf neurowissenschaftlichen und psychologischen Erkenntnissen. Das Buch erklärt, wie unser Gehirn funktioniert und wie wir es nutzen können, um unser Essverhalten zu verändern. Es werden vier große Themen in der Funktionsweise unseres Gehirns erläutert, die ausschlaggebend für unser Essverhalten sind.

Ein wichtiger Aspekt ist das Belohnungssystem im Gehirn. Dieses System sorgt dafür, dass wir uns gut fühlen, wenn wir bestimmte Dinge tun, wie zum Beispiel essen. Das Buch zeigt, wie wir dieses System nutzen können, um gesunde Verhaltensweisen zu fördern und ungesunde zu vermeiden.

Zudem wird die Bedeutung von Gewohnheiten betont. Unser Essverhalten ist oft von Gewohnheiten geprägt, die in den Basalganglien abgespeichert sind. Um diese Gewohnheiten zu ändern, müssen wir unser Gehirn neu programmieren.

Strategien und Tipps für die Umsetzung

"Kopfsache Schlank" präsentiert eine Vielzahl von Strategien und Tipps, die helfen, das Essverhalten langfristig zu verändern. Dazu gehören:

  • Bewusstes Essen: Achtsames Wahrnehmen der Mahlzeiten und des eigenen Körpers.
  • Positive Verstärkung: Belohnung für gesunde Entscheidungen anstelle von Bestrafung für "Fehltritte".
  • Stressmanagement: Entwicklung von Strategien zur Stressbewältigung, um Heißhungerattacken zu vermeiden.
  • Individuelle Anpassung: Entwicklung eines Ernährungsplans, der zu den eigenen Bedürfnissen und Vorlieben passt.

Kritik und Anmerkungen

Einige Leser bemängeln das Buchcover als zu "Comic-haft" und die Verwendung eines weißen Arztkittels als Hybris. Sie wünschen sich weniger Belehrung und mehr Hilfestellungen.

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Auch der Rezeptteil in der Mitte des Buches wird von einigen als unpassend empfunden.

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