Morbus Parkinson, erstmals 1817 von Dr. James Parkinson beschrieben, ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Deutschland leiden mehr als 250.000 Menschen an dieser Krankheit, die umgangssprachlich auch als „Schüttellähmung“ bezeichnet wird. Die Erkrankung verläuft schleichend und kann motorische und nicht-motorische Symptome umfassen. Zu den nicht-motorischen Symptomen gehören auch Kopfschmerzen, Migräne und andere Schmerzen.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine neurologische, unheilbare Erkrankung, die meist im höheren Lebensalter auftritt. Die Ursache der Bewegungsstörungen ist ein Sterben der Nervenzellen (Neurone) in der Substantia Nigra im Gehirn - genauer gesagt im Mittelhirn, was einen Mangel an Dopamin verursacht. Warum die Nervenzellen absterben, ist nicht vollständig geklärt, jedoch spielen genetische Faktoren eine Rolle. Nach Alzheimer ist Morbus Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Krankheit und betrifft Schätzungen zufolge etwa 400.000 Menschen in Deutschland. Die meisten Betroffenen sind bei Eintritt der Krankheit mindestens 60 Jahre alt, etwa zehn Prozent der Parkinson-Patientinnen und Patienten erkranken bereits vor dem 50. Lebensjahr.
Formen des Parkinson-Syndroms
Das Parkinson-Syndrom umfasst vier Gruppen, die die typischen Symptome wie Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit und Zittern gemeinsam haben - auch wenn die Ursachen des jeweiligen Parkinson-Syndroms unterschiedlich sein können:
- Idiopathisches oder auch primäres Parkinson-Syndrom
- Genetisch bedingtes Parkinson-Syndrom
- Atypisches Parkinson-Syndrom
- Symptomatisches oder auch sekundäres Parkinson-Syndrom
Das primäre Parkinson-Syndrom ist mit einer Häufigkeit von etwa 75 Prozent die häufigste parkinsonsche Krankheit, dessen Ursachen und Auslöser bisher unbekannt sind. Bei einem genetisch bedingten Parkinson-Syndrom tritt die Krankheit gehäuft in Familien auf. Atypische Parkinson-Syndrome treten im Zusammenhang mit anderen neurologischen Erkrankungen wie etwa der Lewy-Körper-Demenz auf. Das symptomatische bzw.
Symptome von Parkinson
Die Parkinsonerkrankung geht immer mit einer Bewegungsarmut oder Bewegungslosigkeit einher. Dazu kommen vier Hauptsymptome, die in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten können:
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- Muskelsteifheit (Rigor)
- Zittern im Ruhezustand (Ruhetremor)
- Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese)
- Haltungs- und Gangsicherheit sind gestört (Posturale Instabilität)
Ursächlich für die Bewegungsstörungen ist ein Dopaminmangel - ein Botenstoff im Gehirn. Dabei können die Patienten eines der Symptome besonders ausgeprägt haben. Die motorischen Beeinträchtigungen zeigen sich häufig auch durch steife Gesichtsmuskeln, was zu einem starren Gesichtsausdruck und weniger Mimik führt. Der Ausdruck der Patienten wird auch als „Maskengesicht“ bezeichnet und fälschlicherweise mit Teilnahmslosigkeit assoziiert. Die Körperhaltung ist oft gebeugt und der Gang ist verändert - die Betroffenen ziehen ein Bein nach oder haben Schwierigkeiten beim Losgehen oder abrupten Anhalten. Typisch ist auch das Zahnradphänomen. Durch die erhöhte Muskelspannung können zum Beispiel die Arme oder Handgelenke nur ruckartig bewegt werden. Auch das Sprechen, das Schriftbild und die Feinmotorik können eingeschränkt sein.
Nicht-motorische Symptome
Doch das sind nur die motorischen Symptome der Erkrankung. Parkinson ist sehr facettenreich und umfasst viel mehr als nur das klassische Zittern. So können in der Spätphase weitere schwere Symptome hinzukommen, wie:
- Vergesslichkeit
- starkes Schwitzen
- Gleichgewichtsstörungen
- Inkontinenz
- Impotenz
- Verstopfungen
- Depressionen
- Psychosen
- Halluzinationen
- Demenz
Frühe Anzeichen von Parkinson
Vor den klassischen Hauptsymptomen zeigen Parkinsonpatienten aber auch schon andere Symptome, die wir nun auch endlich in Verbindung mit der Erkrankung bringen konnten. Wir sind uns mittlerweile relativ sicher, wie die Krankheit entsteht. Es handelt sich um eine Veränderung von einem Protein im Körper, dem α-Synuclein. Wenn dieses Protein verändert ist, verklumpt es und wandert von einer Nervenzelle zur nächsten. Der deutsche Mediziner Prof. Dr. Heiko Braak hat als erster weltweit zeigen können, dass α-Synuclein sich früh in bestimmten Regionen im Gehirn und später auch weiterverbreitet ansammeln kann und damit die Funktion verschiedenster Hirnregionen stört. Durch das Verteilungsmuster konnte eine Erklärung für die typischen Frühsymptome vor Auftreten der klassischen Bewegungsstörung gefunden werden:
- Riechstörungen: Anfangs verklumpt das Protein α-Synuclein im Riechsystem der Gehirns. Darum haben die Mehrzahl aller Parkinsonpatienten vor den Hauptsymptomen schon eine Riechstörung. Nur die Hälfte davon bemerkt es überhaupt - wenn wir die Patienten testen und eine Riechstörung feststellen, sind sie meist überrascht.
- REM-Schlafverhaltensstörung: REM steht dabei für „rapid eye movements“, denn die REM-Schlafphase während der Nacht ist von schnellen Augenbewegungen hinter geschlossenen Augenlidern gezeichnet. In dieser Traumphase schlafen wir normalerweise sehr tief und fest. Die Patienten mit einer REM-Schlafverhaltenstörung schlafen sehr unruhig, haben heftige Träume, bei denen sie auch um sich schlagen und schreien können. Im Gegensatz zu „Normalträumenden“ durchleben sie ihre Träume regelrecht. Die Schlafstörung ist ein Risikofaktor für die Parkinsonerkrankung - 80 Prozent der Patienten erkranken in den nächsten 15 Jahren an Parkinson.
- Verstopfungen: Wenn das autonome, also unwillkürliche, Nervensystem gestört ist, bleibt der Stuhl länger im Darm. Im Dickdarm wird dem Stuhl immer weiter Wasser entzogen, wodurch er aushärtet und es zu schmerzhaften Beschwerden beim Toilettengang führen kann.
- Depressionen: Etwa 30 Prozent aller Parkinsonbetroffenen haben depressive Verstimmungen oder Depressionen. Es ist bisher unklar, ob Depressionen ein Frühsymptom oder auch ein Risikofaktor für Parkinson sein können.
Kopfschmerzen bei Parkinson
Etwa die Hälfte aller Parkinsonpatienten und -patientinnen beschreiben ziehende, brennende, krampfartige, rheumatische oder kribbelnde Schmerzen. Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die in der Regel mit anfallsartigen Kopfschmerzen verbunden ist und mehr Frauen als Männer betrifft.
Zusammenhang zwischen Migräne und Parkinson
Über eine mögliche Verbindung zwischen der Migräne und Bewegungsstörungen wie dem Morbus Parkinson wird seit längerem diskutiert. Der gemeinsame Nenner könnte eine Störung des dopaminergen Transmittersystems sein. Ein Dopaminmangel in der Substantia nigra ist für die Symptome der Bewegungsstörung verantwortlich. Migränepatienten wiederum reagieren empfindlich auf dopamin-ähnliche Wirkstoffe. Sie könnten bei ihnen Migräne-Ankündigungssymptome wie Gähnen, Müdigkeit, Übelkeit oder Erbrechen auslösen. Dopamin-Blocker können erfolgreich zur Migränebehandlung eingesetzt werden.
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Eine Studie in Neurology (2014; doi: 10.1212/WNL.0000000000000840) untersuchte, ob Migräne-Patienten im Alter häufiger an einem Morbus Parkinson oder einem Restless-Legs-Syndrom erkranken, das ebenfalls mit einer Störung des dopaminergen Systems im Gehirn in Verbindung gebracht wird.
Die Diagnose wurde bei 2,4 Prozent der früheren Migräneure mit Aura, aber nur bei 1,1 Prozent der Teilnehmer gestellt, die niemals unter migräne-artigen Kopfschmerzen gelitten hatten. Für Migräneure mit Aura wurde eine Odds Ratio von 2,5 (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,2-5,7) auf einen Morbus Parkinson ermittelt.
Einzelne Parkinson-Symptome wurden bei 19,7 Prozent der Migräneure mit Aura festgestellt, in der Vergleichsgruppe betrug die Inzidenz 7,5 Prozent. Die Odds Ratio wurde hier mit 3,6 (95-Prozent-Konfidenzintervall 2,7-4,8) angegeben. Bei den weiblichen Migräne-Patienten mit Aura war häufiger ein Elternteil (Odds Ratio 2,26; 1,3-4,0) oder ein Geschwister am Morbus Parkinson erkrankt (Odds Ratio 1,78; 1,1-2,9). Auch ein Restless-Legs-Syndrom im Alter war häufiger mit einer Migräne im mittleren Lebensalter assoziiert.
Es wird vermutet, dass es eine Verbindung zwischen Migräne und Morbus Parkinson beziehungsweise dem Restless-Legs-Syndrom gibt, die genetischer Natur sein könnte.
Diagnose von Parkinson
Eine Diagnose der neurologischen Erkrankung Morbus Parkinson wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch bei einer Neurologin oder einem Neurologen gestellt. Zusätzlich werden die Reflexe, die Empfindlichkeit gegenüber Schmerz oder Druck und die Beweglichkeit getestet. Für eine noch sicherere Diagnosestellung der „Schüttelkrankheit“ kann der sogenannte L-Dopa-Test durchgeführt werden. Da Parkinson insbesondere im Anfangsstadium nur schwer von anderen Erkrankungen unterschieden werden kann, ist es sinnvoll, die Beschwerden und deren Entwicklung genau zu beobachten. Mit dem L-Dopa-Test wird das Medikament Levodopa verabreicht und geprüft, ob die Symptome abnehmen.
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Weiterführende Untersuchungen können sehr hilfreich sein, um insbesondere in der Frühphase der Erkrankung oder bei Unsicherheit in Bezug auf die exakte Einordnung der Beschwerden eine verbesserte diagnostische Sicherheit zu erzielen. Zu diesen Untersuchungen gehören insbesondere ein sogenannter Parenchymultraschall, eine medikamentöse Testung und eine nuklearmedizinische Untersuchung.
Zur Diagnosesicherung erfolgt dann eine Darstellung des bei der Erkrankung betroffenen Dopaminsystems mithilfe einer nuklearmedizinischen Untersuchung (sogenanntes Dopamintransporter-SPECT) in der Abteilung Nuklearmedizin. Hierbei wird eine sehr geringfügige und klinisch unbedenkliche Menge radioaktiv markierten L-DOPA (Vorstufe des Botenstoffs Dopamin) intravenös injiziert und die Aufnahme im Gehirn auf Schnittbildern durch das Gehirn dargestellt. Eine Abnahme des „Dopaminsignals“ beweist dann das Vorliegen einer Erkrankung aus dem Parkinsonformenkreis.
Mit ergänzenden nuklearmedizinischen Untersuchungen können sowohl der Stoffwechsel im Gehirn (sogenanntes FDG-PET) als auch die Dopamin-Bindungsstellen (sogenanntes DMFP-PET) im Gehirn dargestellt werden.
Behandlung von Parkinson
Die Parkinson-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Dennoch lässt sie sich gut mit Medikamenten wie Levodopa behandeln, welche die Erkrankung zwar nicht verlangsamen, doch ihre Symptome lindern. Ein chirurgischer Eingriff am Gehirn, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation, wird ebenfalls zur Behandlung der Krankheit eingesetzt.
Medikamentöse Therapie
Die bei Parkinson eingesetzten Medikamente sollen den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen. Sie reduzieren die Symptome, können aber bereits entstandene Schädigungen im Gehirn nicht rückgängig machen. Auch das Fortschreiten der Erkrankung lässt sich damit nicht aufhalten.
- Levodopa: Zu den wirksamsten Medikamenten bei Parkinson gehört Levodopa. Nimmt der Körper das Medikament in die Nervenzellen auf, kann es Dopamin daraus herstellen.
- Dopamin-Agonisten: Dopamin-Agonisten sind dem Dopamin chemisch ähnliche Moleküle, die wie der natürliche Botenstoff wirken.
- COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer: Zur Unterstützung von Levodopa und Reduzierung seiner Nebenwirkungen werden COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer verwendet.
Weiterhin effektiv zur Behandlung der Parkinsonerkrankung sind Wirkstoffe, die den Abbau von Dopamin verzögern, so dass Dopamin länger für eine Wirkung an den Dopaminbindungsstellen im Gehirn zur Verfügung steht. Zu diesen Wirkstoffen gehören die sogenannten MAO-B-Inhibitoren, die als zusätzlichen Effekt möglicherweise den Verlauf der Erkrankung verzögern können, und die sogenannten COMT-Hemmer.
Bei einer Zunahme der Beschwerden der Erkrankung können die unterschiedlichen Wirkstoffe miteinander kombiniert werden und die Dosis der einzelnen Wirkstoffe gesteigert werden. Dennoch nehmen die Beschwerden im Verlauf der Erkrankung immer weiter zu, und es können ungleichmäßige Wirkungen der Antiparkinsonmedikation auftreten mit plötzlichen Phasen von Steifigkeit (Wearing-Off, Sudden-Off) oder Überbeweglichkeiten (Dyskinesien).
Pumpentherapien
Als Pumpentherapien bei der Parkinsonerkrankung stehen die Apomorphinpumpe und die Behandlung mit einem L-DOPA-Gel (Duodopa-Pumpe) zur Verfügung. Entscheidendes Prinzip bei einer Pumpentherapie ist die gleichmäßige Gabe von Medikamenten im Gegensatz zu der ungleichmäßigen (pulsatilen) Gabe der Tabletten, und damit eine gleichmäßige Stimulation von Dopamin-Bindungsstellen im Gehirn.
- Apomorphinpumpe: Apomorphin ist ein sogenannter Dopaminagonist, der an die Dopamin-Bindungsstellen im Gehirn bindet. Apomorphin kann über eine kleine Pumpe und eine Nadel gleichmäßig unter die Haut infundiert werden.
- Duodopa-Pumpe: Alternativ kann L-DOPA bei der Duodopa-Pumpe in Form eines Gels direkt in den Dünndarm infundiert werden.
Tiefe Hirnstimulation
Treten im Krankheitsverlauf starke Wirkschwankungen oder motorischen Komplikationen auf, unter denen die Lebensqualität erheblich leidet, kann ein operativer Eingriff infrage kommen. Hierbei werden Elektroden in die erkrankten Gehirnregionen eingesetzt und mit einem unter dem Schlüsselbein implantierten Stimulator („Hirnschrittmacher“) verbunden. Die davon ausgesandten schwachen Stromstöße bewirken eine elektrische Reizung der betroffenen Regionen und beeinflussen deren gestörte Aktivität positiv.
Nicht-medikamentöse Therapien
- Physiotherapie: Die Physiotherapie fördert die Beweglichkeit, die Reaktionsfähigkeit und die Körperstabilität.
- Logopädie: Die Logopädie ist eine wichtige Therapiemaßnahme zur Behandlung einer parkinsonbedingten Sprechstörung.
- Ergotherapie: Bei der Ergotherapie üben an Parkinson Erkrankte Alltagsbewegungen und -tätigkeiten.
Weitere Behandlungen
Als Ärzte können wir die Depression behandeln, die Demenz verzögern, Verstopfungen verbessern. Doch es sind nicht nur die Neurologen, die in der Behandlung involviert sind. Das medizinische Umfeld ist unglaublich wichtig. So nehmen Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten einen wichtigen Stellenwert ein. Sie helfen den Patienten zum Beispiel die Sprache, Feinmotorik und das Gleichgewicht wieder zu verbessern und damit die Lebensqualität zu steigern.
Wenn die Stimme immer leiser wird und die Patienten undeutlich sprechen, könnte eine Übung sein, sich in einen Raum zu setzen und dreimal am Tag für fünf Minuten A-E-I-O-U zu schreien - richtig laut. Durch bewusstes Schreien wird die Stimme wieder lauter und besser verständlich.
Die sogenannte „BIG-Methode“ ist eine spezifische Bewegungstherapie bei Parkinson. Der Patient macht einen großen Ausfallschritt, reißt die Arme hoch und schreit „HALLO“. Durch den großen Ausfallschritt und das laute Schreien, können die Patienten größere Schritte wieder erlernen und auch lauter sprechen. An einen geschickten Physiotherapeuten als Parkinsonpatient zu geraten, ist eine große Hilfe.
In Deutschland gibt es auch die großartige Möglichkeit der „Parkinson-Komplex-Behandlung“, die auch von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wird. Dabei handelt es sich um einen zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt in Parkinsonspezialkliniken, in denen die Patienten medikamentös eingestellt werden und intensive Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie erhalten. Aber auch andere Behandlungstherapien werden im fortgeschrittenem Stadium angeboten.
Was Patienten selbst tun können
Parkinsonpatienten sollten nicht nur auf der Couch sitzen, sondern auch gefordert werden. Rhythmischer Sport ist hilfreich, zum Beispiel Nordic Walking, Tanzen, Schwimmen, Golfen und Tennis, aber nicht unbedingt Gewichtheben - Hauruckbewegungen sind nicht hilfreich. Es geht darum, Rhythmus und Bewegungsfluss wieder zu erlernen. Bei der Ernährung kann man nicht viel falsch oder richtig machen. Alkohol ist nicht explizit verboten. Koffein scheint eine positive Wirkung zu haben, die aber umstritten ist.
Mein Rat ist auch, sich einer Parkinsonselbsthilfegruppe anzuschließen. Sie bietet Unterstützung in allen Bereichen und funktioniert in Deutschland unglaublich gut. Es gibt flächendeckend Gruppen, die sich helfen, Tipps geben und über die Deutsche Parkinsonvereinigung die neusten Informationen bereitstellen. Die Selbsthilfegruppen sind ein hilfreiches Netzwerk für Austausch und Unterstützung.
Risikofaktoren für Parkinson
Parkinson zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Nervensystems im hohen Alter - neben Alzheimer-Demenz und Schlaganfall. Somit ist das größte Risiko das Älterwerden. Ab 60 Jahren beginnt das Risiko stark anzusteigen. Vermutlich entwickelt sich die Erkrankung über Jahre hinweg. Ein weiteres Risiko ist der häufige Umgang mit Giften wie Kohlenstoffmonoxid und Mangan, sowie Herbizide und Pestizide als Landwirte.
Leider gibt es auch junge Parkinsonpatienten (unter 40 Jahre), die einen genetischen Defekt aufzeigen. Wir kennen etwa 20 Gene, die bei einer Veränderung zum Parkinsonsyndrom führen können. Aber nur fünf Prozent aller Parkinsonpatienten in Deutschland zeigen eine genetische Ursache.
Weitere mögliche Dinge, die eine Erkrankung beeinflussen, sind Umwelt- und Lebensstilfaktoren. So scheinen Pestizide einen Einfluss zu haben, genauso wie Lösungsmittel oder sogenannte polychlorierte Biphenyle. Auch häufige Kopftraumata, also Verletzungen oder Gehirnerschütterungen, können das Parkinson-Risiko erhöhen.
Verlauf von Parkinson
Der Verlauf des Parkinson-Syndroms lässt sich in fünf Stadien beschreiben:
- Anfangsstadium (Stadium 0)
- Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1)
- Beidseitige Beschwerden (Stadium 2)
- Langsamere Bewegungen (Stadium 3)
- Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4)
- Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5)
Im Anfangsstadium lassen noch keine Symptome darauf hindeuten, dass Parkinson bei einer Person vorliegt, was eine frühzeitige Diagnose dieser Krankheit so schwierig macht. Das erste Stadium zeichnet sich dann durch erste Symptome wie Zittern, eine veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite aus. Die Parkinson-Erkrankung ist im zweiten Stadium auf beiden Körperhälften sichtbar. Zu den bisherigen Symptomen können Antriebslosigkeit und Sprechstörungen hinzukommen. Das vierte Stadium ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Symptomatik. Zwar können Patientinnen und Patienten in diesem Stadium noch stehen und gehen. Im letzten und fünften Stadium sind Parkinsonpatienten und -patientinnen auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen und können sich zunächst mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl fortbewegen.
Wie schnell der Krankheitsverlauf voranschreitet, ist individuell sehr unterschiedlich und lässt sich nicht zu Beginn der Erkrankung vorhersagen. Man weiß aber, dass sich Bewegung und Sport positiv auswirken und den Verlauf verlangsamen können, genauso wie ausreichend Schlaf und eine mediterrane Ernährung. Ein Sozialleben mit vielen Kontakten, Gespräche und gemeinsame Aktivitäten wie z.B. Tanzen, können der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken.
Leben mit Parkinson
Die Patienten haben eine gute Ausgangsposition, um über viele Jahre und Jahrzehnte ihre Lebensqualität zu erhalten. Parkinson ist eine insofern schlimme Diagnose, weil man jeden Tag parkinsonkrank ist. Aber wir können die Erkrankung gut behandeln.
Parkinson ist keine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Unter guter medikamentöser Therapie haben Betroffene eine in etwa normale Lebenserwartung. Viele werden allerdings innerhalb von 20 Jahren pflegebedürftig. Im Einzelfall können Schluckstörungen oder Stürze auch zu lebensverkürzenden Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz. Die Prognosen für den Verlauf unterscheiden sich je nach Unterform der Parkinson-Erkrankung.
Als behandelnder Arzt ist es mir wichtig, dass ich die Patienten möglichst bald nach der Diagnose nochmal sehe. Denn es läuft immer gleich ab: Ich sage dem Patienten, dass er Parkinson hat. Danach machen die Patienten dicht und sind verständlicherweise vor Angst gelähmt. Hier muss man die Patienten dann auffangen und so früh wie möglich nochmal mit Ihnen sprechen. Da kann ich ihnen dann Mut machen und sie aufbauen. Denn Parkinson lässt sich hervorragend behandeln.
Ich schließe mit dem Patienten immer einen Pakt: Wir planen für die nächsten fünf Jahre und sorgen dafür, dass sie im Beruf bleiben und ihre Hobbies weiter machen können. Danach planen wir weiter.
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