Kopfschmerzen, die durch Nackenverspannungen verursacht werden, sind weit verbreitet. Mehr als jede zweite Kopfschmerzattacke wird durch Nackenverspannungen verursacht, was diese Art von Kopfschmerzen zu einer der häufigsten überhaupt macht. Zwischen Nacken und Kopf besteht ein komplexes System aus Wirbeln, Muskeln, Sehnen, Bändern und Nerven, das täglich hohen Belastungen ausgesetzt ist. Der schmale Hals muss den relativ schweren Kopf tragen, was oft unterschätzt wird. Daher wird den Bedürfnissen dieser sensiblen Verbindung zwischen Kopf und Körper häufig nicht ausreichend Rechnung getragen. Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang vom Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom).
Ursachen von Nackenverspannungen und daraus resultierenden Kopfschmerzen
Es gibt viele Ursachen für Nackenverspannungen, die zu Kopfschmerzen führen können.
Bewegungsmangel
In den westlichen Industrienationen bewegen sich die meisten Menschen zu wenig. Durchschnittlich verbringen sie neun Stunden im Sitzen. Der menschliche Körper ist jedoch nicht für langes Sitzen ausgelegt, was auf Dauer krank macht.
Falsche Arbeitsplatzgestaltung
Ein schlecht eingerichteter Arbeitsplatz mit einem zu hoch oder zu niedrig eingestellten Bildschirm, einem ungeeigneten Bürostuhl, zu wenig Auflagefläche für die Arme zur Bedienung der Maus und ungenügender Ausleuchtung kann neben Rückenschmerzen auch ausgeprägte Hals-, Nacken- und Schulterverspannungen verursachen.
Smartphone- und Tablet-Nutzung
Die ständige Nutzung von Smartphones oder Tablets kann sich ebenfalls negativ auf die Halsmuskulatur auswirken. Beim Blick auf diese Geräte wird der Kopf oft über längere Zeit nach vorne und unten geneigt, was für die empfindliche Hals- und Nackenmuskulatur Schwerstarbeit bedeutet.
Lesen Sie auch: Alles über Small-Fiber-Neuropathie
Fehlhaltungen
Weitere Fehlhaltungen können ebenfalls Hals-, Nacken- und Schulterverspannungen mit anschließenden Kopfschmerzen verursachen.
Stress und psychische Belastung
In druck- und angstbelasteten Situationen werden Sport- und Bewegungsprogramme oft vernachlässigt. Zudem ziehen viele Menschen in solchen Situationen unbewusst die Schultern hoch und den Kopf ein. Chronischer Stress und psychische Anspannung können psychosomatische Beschwerden wie Nacken- oder Rückenschmerzen auslösen.
Schiefhals
Eine besonders starke und schmerzhafte Verspannung der Nackenmuskulatur ist der Schiefhals, der oft direkt nach dem Aufwachen auftritt.
Degenerative Erkrankungen
Degenerative Erkrankungen und Abnutzungserscheinungen der Halswirbel, wie Arthrose oder Bandscheibenvorfälle im Bereich der Hals- oder oberen Brustwirbelsäule, können ebenfalls zu starken Schmerzen im Hals- und Nackenbereich führen, die in die Arme und den Kopf ausstrahlen können.
Verletzungen
Verletzungen im Hals-, Nacken- und Schulterbereich durch Stürze, Unfälle, ruckartige Bewegungen oder ein Schleudertrauma können ebenfalls Nackenschmerzen verursachen.
Lesen Sie auch: Formen von Kopfschmerzen und neurologischen Ausfällen
Migräne
Eine Verbindung des Trigeminusnervs, der bei Migräne besonders aktiv ist, mit dem großen Hinterhauptnerv, der im Hinterkopf und Nacken verläuft, kann ebenfalls zu Nackenschmerzen und Nackenverspannungen führen, was wiederum Spannungskopfschmerzen auslösen kann.
Symptome: Spannungskopfschmerzen vs. Migräne
Es ist wichtig, zwischen Spannungskopfschmerzen und Migräne zu unterscheiden, da sie unterschiedliche Symptome aufweisen:
- Spannungskopfschmerzen: Werden als dumpf, drückend, ziehend und über den ganzen Schädel verlaufend empfunden.
- Migräne-Kopfschmerzen: Treten meist pochend, pulsierend, klopfend und überwiegend einseitig auf. Körperliche Aktivität verschlimmert die Schmerzen. Oft treten Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen, erhöhte Lärm- und Lichtempfindlichkeit, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen auf.
Das HWS-Syndrom (Halswirbelsäulen-Syndrom)
Das HWS-Syndrom, auch Zervikalsyndrom genannt, umfasst Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule. Häufig treten Verspannungen, Schwindel sowie Kopfschmerzen auf. Die Beschwerden können wenige Tage bis mehrere Wochen andauern.
Ursachen des HWS-Syndroms
Die Ursachen für ein Zervikalsyndrom sind vielfältig:
- Verspannte Nackenmuskulatur
- Verklebte oder verhärtete Faszien (z.B. durch Bewegungsmangel)
- Fehl- und Dauerbelastung der Halswirbelsäule (z.B. durch falsches Sitzen vor dem Computer oder falsches Liegen beim Schlafen)
- Degenerative Veränderungen, z.B. Arthrose (Verschleiß) an der Halswirbelsäule (Spondylose)
- Veränderungen an Knochen und Knorpeln (Osteochondrose)
- Verschleiß der Wirbelgelenke (Wirbelsäulen-Arthrose, Facettengelenksarthrose)
- Bandscheibenvorfall (Prolaps)
- Entzündliche Erkrankungen (z.B. Rheuma, rheumatoide Arthritis)
- Verletzungen der Wirbelsäule (z.B. Schleudertrauma durch einen Verkehrsunfall oder beim Sport)
- Fehlgeschlagene Wirbelsäulenoperation (Failed Back Surgery Syndrom)
- Blockierte Gelenke an der Wirbelsäule (z.B. durch Entzündungen oder Knorpelschäden)
- Entzündung der Wirbelkörper (Spondylitis)
- Krebserkrankungen (z.B. Knochenkrebs oder Metastasen in der Wirbelsäule)
- Infektionen des Rückenmarks
Wer ständig auf das Smartphone oder Tablet schaut, neigt häufig zu Nacken- und Kopfschmerzen (sogenannter „Handynacken“).
Lesen Sie auch: Schlaganfall und Kopfschmerzen: Was Sie wissen müssen
Risikofaktoren
Bestimmte Risikofaktoren begünstigen die Entstehung eines Zervikalsyndroms:
- Schwere, körperliche Arbeit (z.B. Bauarbeiten oder Pflegearbeit im Krankenhaus)
- Körperliche Veränderungen während der Schwangerschaft (z.B. Gewichtszunahme, veränderter Körperschwerpunkt)
- Chronischer Stress und psychische Anspannung
Symptome des HWS-Syndroms
Das HWS-Syndrom äußert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die je nach Ursache variieren können. Typisch sind Nackenschmerzen mit Kopfschmerzen und Übelkeit. Häufig strahlen die Nackenschmerzen in die Schultern, Arme oder den Hinterkopf aus. Einige Betroffene berichten auch von Ohrgeräuschen (Tinnitus), Seh- oder Konzentrationsstörungen. In manchen Fällen können Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schwäche in den Armen und Händen auftreten, wenn Nerven gereizt oder eingeengt sind. Schwindel kann durch Verspannungen und Fehlstellungen der Halswirbel entstehen, die die Blutzufuhr zum Gehirn beeinträchtigen und das Gleichgewicht stören.
Wann ist ein Zervikalsyndrom gefährlich?
Ein HWS-Syndrom ist zwar sehr unangenehm, hat aber in den meisten Fällen keine Ursache, die sofort medizinisch behandelt werden muss. Suchen Sie jedoch bei Nackenschmerzen möglichst rasch einen Arzt auf, wenn:
- Sie sich zuvor verletzt haben, z.B. bei einem Unfall oder Sturz (mögliches Schleudertrauma).
- Sie Fieber über 38,5 Grad Celsius haben.
- Bei Ihnen Nachtschweiß auftritt.
- Sich Ihre Nackenschmerzen stark verschlimmern.
- Ein plötzlicher "Vernichtungsschmerz" (extrem starker Schmerz, bei dem unter Umständen Todesängste aufkommen) einsetzt.
- Sie Lähmungserscheinungen haben (z.B. kein Gefühl in den Armen).
- Ihr Kraft-, Schmerz- oder Berührungsempfinden beeinträchtigt ist (z.B. keine Kraft in den Armen).
- Sie Osteoporose (Knochenschwund) haben.
- Sie von einer Krebserkrankung betroffen sind.
- Sie plötzlich an Gewicht verlieren, ohne es zu wollen oder ohne eine Erklärung dafür zu haben.
- Sie eine rheumatische Erkrankung (z.B. rheumatoide Arthritis) haben.
- Sie mit HIV infiziert sind (bei einer Infektion mit HIV treten häufig auch Kopfschmerzen auf).
Diagnose des HWS-Syndroms
Bei Nackenschmerzen ist der erste Ansprechpartner der Hausarzt oder die Hausärztin. Zunächst führen Arzt und Patient ein ausführliches Gespräch (Anamnese). Anschließend findet eine körperliche Untersuchung statt. Danach wird entschieden, ob Betroffene zum Spezialisten (z.B. Orthopädie oder Neurologie) überwiesen werden.
Anamnese-Gespräch
Folgende Fragen gehören zur Diagnose des HWS-Syndroms:
- Welche Symptome haben Sie?
- Wann sind die Beschwerden aufgetreten?
- Haben Sie weitere körperliche Beschwerden, zum Beispiel ein Kribbeln in den Armen oder Beinen oder Schwindel?
- Gibt es Vorerkrankungen (z.B. Rheuma, Arthrose, Bandscheibenvorfall)?
- Wie sind Ihre Lebensgewohnheiten: Bewegen Sie sich regelmäßig?
- Üben Sie einen Beruf aus, beim dem Sie viel stehen oder sitzen?
Häufig stellt der Arzt oder die Ärztin auch Fragen zu den psychischen und sozialen Begleitumständen (z.B. mögliche Ängste, depressive Verstimmung, berufliche Probleme etc.).
Körperliche Untersuchung
Da man häufig nicht sofort eine eindeutige Ursache für die Verspannungen und die Schmerzen findet, steht die körperliche Untersuchung bei der Diagnose eines Zervikalsyndroms im Vordergrund. Dazu tastet man die Schulter- und Nackenmuskulatur ab und untersucht, ob Berührungen an den inneren Rändern der Schulterblätter sehr schmerzhaft sind. Außerdem prüft man die Reflexe in den Muskeln und die Beweglichkeit der Gelenke.
Weitere Untersuchungen
Wenn sich die Beschwerden des HWS-Syndroms nicht verbessern oder sehr stark ausgeprägt sind (z.B. andauernde Taubheit in den Armen), veranlasst der Arzt oder die Ärztin Röntgenaufnahmen, eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Auf diese Weise schließt man Erkrankungen wie beispielsweise einen Bandscheibenvorfall oder Multiple Sklerose aus. Außerdem sieht man, ob Verletzungen, Verschleißerscheinungen oder Veränderungen der Wirbelsäule vorliegen. Bei Verdacht auf eine Infektion als Ursache des Zervikalsyndroms führt man Blutuntersuchungen durch.
Wie lange dauert ein HWS-Syndrom?
Die Dauer eines HWS-Syndroms ist bei jedem unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Je nach Ursache und auftretenden Symptomen hält ein akutes Zervikalsyndrom wenige Tage bis zu drei Wochen an. Treten die Beschwerden chronisch auf und dauern länger als drei Monate an, ist die Lebensqualität der Betroffenen oft stark beeinträchtigt.
In den meisten Fällen lässt sich ein HWS-Syndrom jedoch mit konservativen Mitteln gut behandeln. Dazu zählen beispielsweise Übungen zur Kräftigung der Rücken- und Nackenmuskulatur, Physiotherapie oder/und Medikamente zur Schmerzlinderung. Bei chronischen Verläufen des HWS-Syndroms ist manchmal auch eine Operation notwendig, um die Beschwerden langfristig zu bessern.
Führen Betroffene ihre Übungen nicht regelmäßig durch und/oder achten nicht auf ihre Körperhaltung, kehren die Beschwerden häufig wieder zurück.
Behandlung von Kopfschmerzen durch Nackenverspannungen
Um Spannungskopfschmerzen durch Nackenverspannungen effektiv behandeln zu können, ist es wichtig, die Ursachen für die Nackenverspannungen zu erkennen. In den allermeisten Fällen sind die Nackenverspannungen vergleichsweise harmlos und auf Stress sowie Fehlhaltungen mit einseitiger Belastung, Überdehnung bzw. Überlastung zurückzuführen.
Hausmittel
Wenn nur gelegentlich leichte Kopfschmerzen auftreten, können Sie versuchen, die verspannte Nackenmuskulatur mithilfe von Hausmitteln zu lockern:
- Wärmeanwendungen: Legen Sie sich ein gewärmtes Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche für einige Minuten auf den Nacken. Die Wärme wirkt durchblutungsfördernd und spannungslösend auf die verkrampfte Muskulatur, so dass auch die Kopfschmerzen meist schon nach kurzer Zeit nachlassen.
- Massage: Eine sanfte Massage kann helfen, die verspannte Muskulatur im Nackenbereich zu lockern. Schließen Sie dazu, wenn möglich, die Augen und legen den Kopf auf einer Auflage ab, um die verkrampfte Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur zu entlasten.
- Dehnübungen:
- Kreisen Sie die Schultern.
- Neigen Sie den Kopf sanft zur Seite Richtung Schulter und halten Sie die Dehnung für ca. 10 - 30 Sekunden. Wiederholen Sie die Bewegung auf der anderen Seite.
- Um die Nackenrückseite zu dehnen, senken Sie den Kopf langsam Richtung Brust. Sie können die Bewegung durch Auflegen beider Hände rechts und links am Nacken sanft unterstützen. Halten Sie die Dehnung für ca. 30 Sekunden.
Achten Sie auf fließende und ruckfreie Bewegungen und halten Sie die Dehnung solange es sich für Sie noch angenehm anfühlt.
Schmerzmittel
Hier stehen mehrere Wirkstoffe zur Verfügung. Zu den beliebtesten Schmerzmitteln gehören Ibuprofen, Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac und Naproxen. Für die akute Behandlung von Spannungskopfschmerzen in Verbindung mit Hals-, Schulter- und Nackenbeschwerden hat sich Ibuprofen besonders gut bewährt. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) empfiehlt unter anderem eine Einzeldosis von 400 mg als Mittel der 1. Wahl.
In Kombination mit medizinischem Coffein kann die bereits gute Wirksamkeit von Ibuprofen noch weiter gesteigert werden. In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie zeigte die Kombination aus 400 mg Ibuprofen und 100mg Coffein eine 40 Prozent stärkere schmerzlindernde Wirkung gegenüber dem Wirkstoff Ibuprofen alleine. Dieselbe Studie zeigte, dass die Kombination aus Ibuprofen und Coffein auch bei der Wirkschnelligkeit Ibuprofen 400mg alleine überlegen ist. So konnte durch die Zugabe von Coffein eine Steigerung der Wirkschnelligkeit um 36 Prozent gegenüber seinem Einzelwirkstoff Ibuprofen alleine gemessen werden.
Bewegung und Sport
Versuchen Sie sich insgesamt mehr zu bewegen. Benutzen Sie öfters mal die Treppe statt des Aufzugs oder auch mal das Fahrrad statt des Autos. Gehen Sie kurze Strecken öfters mal zu Fuß und treiben Sie regelmäßig Sport. Günstig sind sämtliche Ausdauersportarten wie Walken, Laufen, Schwimmen oder Fahrradfahren, aber auch Tanzen, Wandern oder Kraftsport sind geeignet, um die Muskulatur nachhaltig zu trainieren und damit Nackenverspannungen vorzubeugen. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Spazierengehen, Rückenschwimmen und Rudern am Kabelzug tragen ebenfalls dazu bei, die Nackenmuskulatur zu trainieren und zu lockern.
Weniger geeignet sind sportliche Aktivitäten, die die Halswirbelsäule belasten, wie Crunches, Sit-ups, Klimmzüge oder Brustschwimmen sowie ein Training, bei dem der Nackenbereich plötzlich bewegt oder erschüttert wird.
Arbeitsplatzgestaltung
Richten Sie Ihren Arbeitsplatz rückenfreundlich ein. Achten Sie dabei auf geeignete Tisch- und Sitzmöbel, die richtigen Abstände zum Bildschirm und eine gute Beleuchtung. Denken Sie dabei auch an Alternativen, wie etwa einen Steharbeitsplatz und sprechen Sie dazu auch Ihren Arbeitgeber an.
Stressmanagement
Versuchen Sie Stress abzubauen bzw. zu lernen, im Alltag besser mit belastenden Situationen umzugehen. Hier können Entspannungstechniken, wie Yoga, Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder auch Thai Chi helfen. Lokale Anbieter, Sportvereine und Volkshochschulen bieten hier oft geeignete und wohnortnahe Kurse an. Daneben werden auch immer mehr Online-Kurse angeboten, die örtlich unabhängig und oft zeitlich besonders flexibel genutzt werden können. In vielen Fällen werden die Kosten oder zumindest ein Teil davon auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Fragen Sie einfach mal bei Ihrer Krankenkasse nach.
Weitere Therapien
- Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung der Muskulatur und zur Verbesserung der Beweglichkeit. Ein Haltungstraining wird ebenfalls durchgeführt.
- Manuelle Therapie: Massagen, die Blockaden mithilfe von Druck und Dehnung auflösen sollen.
- Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme fördert die Durchblutung und lockert verspannte Muskeln, während Kälte Entzündungen und Schwellungen reduziert und akute Schmerzen lindern kann. Wechselbäder oder das abwechselnde Auflegen von Wärme- und Kältetüchern können eine schnelle Linderung verschaffen.
- Medizinische Massagen: Können helfen, die Nacken- und Schultermuskulatur zu entspannen und Verspannungen zu lösen.
- Weitere Methoden: Tapen der betroffenen Stellen oder Akupunktur, können Schmerzen verringern, die Durchblutung fördern und die Haltung verbessern.
- Stoßwellentherapie: Hierbei werden intensive Schallwellen auf den betroffenen Bereich abgegeben, um Schmerzen zu lindern und die Durchblutung zu fördern.
Zervikogener Kopfschmerz
Zervikogene Kopfschmerzen werden durch eine Störung im Bereich der oberen Halswirbelsäule hervorgerufen. Der Schmerz zieht vom Hinterkopf nach vorn.
Ursachen
Der Schmerz entsteht durch die Reizung einer sensiblen Nervenwurzel eines oberen Halswirbels, die den Hinterkopf und Nacken versorgt. Über Nervenverbindungen strahlt der Schmerz weiter nach vorn aus. Die Reizung kann hervorgerufen werden durch:
- Entwicklungsstörungen am Übergang zwischen Wirbelsäule und Schädel
- Tumoren im Bereich des Übergangs zwischen Wirbelsäule und Schädel oder der oberen Halswirbelsäule
- Morbus Paget des Schädels - eine Knochenerkrankung, die zu Verformungen führt und sich auf die Halswirbel auswirken kann.
- rheumatoide Arthritis der oberen Halswirbelsäule
- Morbus Bechterew - eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule
- Verschleißerscheinungen an der Halswirbelsäule (zervikale Spondylose)
- Knochenbruch der oberen Halswirbelsäule
- Schleudertrauma
- eine bakterielle Infektion der oberen Wirbelkörper (Osteomyelitis)
- Verletzungen oder degenerative Veränderungen (Verschleißerscheinungen) der Gelenke der oberen Halswirbel
- eine Sehnenentzündung im Halsbereich (retropharyngeale Tendinitis)
- eine Störung der Muskelspannung im Halsbereich (Dystonie)
Diagnose
Ärztinnen fragen Sie zunächst nach den Merkmalen der Kopfschmerzen, Begleitsymptomen sowie möglichen Auslösern. Bei einer körperlichen Untersuchung von Kopf, Hals, Wirbelsäule und Schulter werden u. a. die Beweglichkeit der Halswirbelsäule, Verhärtungen der Muskulatur, Druckempfindlichkeit oder Schmerzen bei bestimmten Bewegungen überprüft. Um mögliche Ursachen näher abzuklären, werden u. U. bildgebende Verfahren verwendet (Röntgen/CT/MRT). Je nach vermuteter Ursache erfolgt eine Überweisung an Neurologinnen, Orthopädinnen oder Schmerzspezialistinnen. Neurolog*innen können die Signalübertragung eines gereizten Nervs mit einer Injektion von Kortison oder Mitteln zur örtlichen Betäubung in Nerven am Hinterkopf oder in Gelenke der Halswirbelsäule blockieren. Nehmen die Kopfschmerzen dadurch ab, so handelt es sich um zervikogenen Kopfschmerz.
Therapie
Für den zervikogenen Kopfschmerz selbst gibt es bislang keine wirksame Therapie - nach Möglichkeit wird die zugrunde liegende Ursache behandelt. Zur Schmerzlinderung können je nach Ursache Physiotherapie, manuelle Therapie, Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Bewegung und körperliche Aktivität eingesetzt werden. Arzneimittel, die ohne eine Zulassung für zervikogenen Kopfschmerz verwendet werden (Off-Label-Therapie), sind:
- Schmerzmittel wie Ibuprofen
- Medikamente, die die Muskeln entspannen und dadurch Schmerzen lindern sollen (Muskelrelaxanzien).
- bestimmte Antidepressiva
- Krampflösende Wirkstoffe (Antikonvulsiva), die eigentlich zur Behandlung von Epilepsie dienen.
Schlägt eine probeweise Behandlung nicht an, so soll sie bald wieder abgesetzt werden, da ein Übergebrauch von Schmerzmitteln Kopfschmerzen verursachen kann. Erwiesenermaßen unwirksam sind Botulinumtoxin und Opiate. Eine Blockade der Signalübertragung eines gereizten Nervs, wie sie zur Diagnostik durchgeführt wird, kann Beschwerden lindern.
Nackenschmerzen durch eingeklemmten Nerv
Nackenschmerzen aufgrund von eingeklemmten Nerven können in die Schulter und in den Arm ausstrahlen. Sie können durch muskuläre Verspannungen oder als Folge degenerativer Verschleißprozesse entstehen.
Bandscheibenvorfall
Bei einer Bandscheibenprotrusion wölbt sich der Gallertkern der Bandscheibe in den Wirbelkanal vor. Der feste Faserring ist noch intakt, aber aufgrund von Verschleißprozessen geschädigt. Bei einem Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) durchbricht der Gallertkern den Faserring und tritt nach außen. Durch das Bandscheibenmaterial kann ein Spinalnerv oder das Rückenmark eingeengt werden. Am häufigsten von einem HWS-Bandscheibenvorfall sind die Halswirbelkörper C5 und C6 bzw. C6 und C7 betroffen.
Spondylarthrose
Bei einer Spondylarthrose verschleißt die dünne Knorpelschicht der Gelenkflächen zwischen den einzelnen Halswirbeln. Es handelt sich um eine der häufigsten Erkrankungen der menschlichen Wirbelsäule. Die Ursache liegt in einer verminderten Höhe eines Wirbelsäulenabschnittes aufgrund einer degenerierten Bandscheibe.
Spinalkanalstenose
Bei einer Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule wird das Rückenmark eingeengt. Für den verringerten Durchmesser können ein Bandscheibenvorfall oder knöcherne Anbauten (Spondylophyten) verantwortlich sein. Die Verengung sorgt für eine Kompression des Rückenmarks oder des Spinalnerven, letztere meist einseitig.
Wirbelbrüche
Bei einem instabilen Wirbelkörper aufgrund von Osteoporose können harmlose Alltagssituationen zu einem Wirbelkörperbruch führen. Brüche (Frakturen) im Bereich der Halswirbel entstehen entweder durch Unfälle, Gewalteinwirkung oder durch eine Erkrankung, die die Knochensubstanz schädigt. Dazu zählen Knochenschwund (Osteoporose), Knochentumore und -metastasen. Aufgrund der Nähe zum Rückenmark sind Wirbelbrüche immer ein medizinischer Notfall und bedürfen sofort einer ärztlichen Untersuchung.
Mobilisierung und Übungen
Bei akuten Nackenschmerzen und anderen Beschwerden, die auf ein HWS-Syndrom zurückgeführt werden können, ist es ratsam, die Halswirbelsäule wieder zu mobilisieren und die Schmerzen zu reduzieren, sodass Sie schnell aus einer Schonhaltung herauskommen. Dabei helfen Dehnübungen, Übungen aus der Rückenschule und ein gezieltes Training der Nackenmuskulatur unter ärztlicher oder physiotherapeutischer Aufsicht. Achten Sie darauf, stets mit kontrollierten, langsamen Bewegungen zu trainieren und abrupte Drehungen des Kopfes zu vermeiden. Geeignete Übungen sind z. B. isometrische und kräftigende Übungen für den Nackenbereich, bei der die Halswirbelsäule sanft gedehnt, gekräftigt und mobilisiert wird oder Halteübungen wie der Unterarmstütz.
Schwindel und Benommenheit durch HWS
Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen oder sogar Übelkeit und ein allgemein komisches Gefühl im Kopf können von der Halswirbelsäule (HWS) her verursacht werden, falls dort Funktionsbeeinträchtigungen entstehen.
Ursachen für HWS-bedingten Schwindel
Es ist häufig schwierig, die Ursachen für Schwindelgefühle herauszufinden. Das HWS Syndrom kann jedoch auf jeden Fall eine Ursache sein, dies wird bedauerlicherweise häufig nicht ausreichend beachtet. Falls also keine Störungen des Gleichgewichtsorgans, Gefäßprobleme oder Tumore vorliegen, ist die wahrscheinliche Ursache für derartige Symptome in der Regel ein HWS Syndrom.
Schwindel, ausgelöst durch eine Bewegung im Bereich der Halswirbelsäule (HWS), wird zervikogener Schwindel genannt und fühlt sich an wie ein Schwankschwindel. Benommenheit, Schwierigkeiten bei der Orientierung sowie Gefühle von Instabilität und Gleichgewichtsstörungen sind die Folge.
Behandlung von HWS-bedingtem Schwindel
Wer über Schwindel oder über Kopf- und Nackenschmerzen klagt, hat in vielen Fällen Probleme mit der Halswirbelsäule. Dies wird auch als HWS-Syndrom bezeichnet. Zur Behandlung und Linderung der Symptome stehen eine Reihe von Therapien zur Verfügung:
- Wärme & Entspannung: Wärme kann verspannte Muskeln und Sehnen lösen. Legen Sie dazu eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen in den Nacken. Auch Dehnübungen oder sanfte Massagen können zur Linderung der Beschwerden beitragen.
- Stoßwellentherapie: Mit einer Stoßwellentherapie können Triggerpunkte für Schmerzempfindungen gezielt aufgelöst sowie Verspannungen und eventuelle Entzündungen reduziert werden.
- Übungen: Gezielte Übungen, die am besten durch einen erfahrenen Physiotherapeuten erläutert werden, können helfen, HWS Beschwerden zu lindern.
- Physiotherapie & Osteopathie: Eine manuelle Therapie als Teil einer physiotherapeutischen Behandlung besteht in erster Linie aus Massagen, die Blockaden mithilfe von Druck und Dehnung auflösen sollen.
- Injektionen: Bei besonders starken Schmerzen können Injektionen mit schmerzstillenden Mitteln angezeigt sein.
- Operation: Eine Operation ist bei HWS Beschwerden nur selten notwendig.
Was tun gegen ein "komisches Gefühl im Kopf"?
Zahlreiche eher unspezifische Beschwerden, wie zum Beispiel Schwindel, Benommenheit oder Lähmungserscheinungen können tatsächlich auf Probleme im Bereich der Halswirbelsäule beruhen. Leider wird dies bei Untersuchungen häufig nicht berücksichtigt. Vereinbaren Sie daher einen Termin bei Spezialisten, falls die Probleme anhalten oder immer wieder auftauchen.
tags: #kopfschmerzen #durch #eingeklemmten #nerv #nacken #ursachen