Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die hauptsächlich Menschen über 60 betrifft. Die Symptome umfassen Bewegungsverlangsamung, Zittern, Muskelsteifheit sowie Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme. Auch Depressionen, Stimmungsschwankungen, erhöhte Müdigkeit, Schlafstörungen und kognitive Beeinträchtigungen können auftreten. Krafttraining kann einen wichtigen Beitrag zur Linderung der Symptome leisten.
Parkinson: Eine fortschreitende Erkrankung
Die Krankheit Morbus Parkinson tritt meistens zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf, wobei rund ein Prozent der Über-60-Jährigen betroffen ist. Parkinson ist eine neurologische Erkrankung, die bis heute nicht heilbar ist; behandeln lassen sich lediglich die Symptome. Die Ursache liegt im Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn. Dopamin ist ein Botenstoff, der für die Übertragung elektrischer Impulse vom Gehirn über die Nerven zu den Muskeln verantwortlich ist und somit Bewegungen steuert.
Symptome und ihre Auswirkungen
Typische Symptome einer Parkinson-Erkrankung sind Bewegungsarmut, Muskelsteife und Zittern in Ruhe. Es kann auch zu Problemen mit dem Gleichgewicht kommen, was das Sturzrisiko erhöht. Das Gleichgewicht zu halten fällt den Patienten mit zunehmendem Krankheitsverlauf immer schwerer - Stürze werden häufiger, ein eigenständiges Aufstehen gelingt oft nicht mehr. Die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit führt dazu, dass die Muskelkraft abnimmt.
Konventionelle Behandlungen und ihre Grenzen
Die medikamentöse Therapie zielt in der Regel darauf ab, das fehlende Dopamin zu ersetzen. Dies kann häufig die Symptome lindern, aber nicht das Fortschreiten der Krankheit aufhalten. Zudem sind die verfügbaren symptomatischen medikamentösen Behandlungen nur begrenzt wirksam und können Nebenwirkungen verursachen.
Die Bedeutung von Bewegung und Krafttraining
Bewegungsübungen und Sport sollen helfen, die Muskelkraft zu erhalten und auszugleichen. Zudem liefern Studien Hinweise, dass sich Bewegung positiv auf das Gehirn auswirkt, etwa indem sie die Bildung von Hirnzellen stimuliert und die Ausschüttung von Dopamin anregt.
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Studienlage zur Wirksamkeit von Bewegung
Der Nutzen von Bewegung bei Parkinson wurde in vielen Studien untersucht. Dabei wurden jeweils einer Teilnehmergruppe Bewegungsübungen angeboten, der anderen Gruppe nicht. Solche direkten Vergleiche sind nötig, um die Wirksamkeit von Behandlungen beurteilen zu können. Die Studien zeigen, dass Bewegungsübungen eine positive Wirkung haben können. Die Personen, die an Bewegungsübungen teilnahmen, waren beweglicher, konnten etwas schneller gehen und ihr Gleichgewicht besser halten als Personen, die nicht an den Übungen teilnahmen. Einige Studien sprechen auch dafür, dass Menschen mit Parkinson seltener stürzen, wenn sie regelmäßig Bewegungsübungen machen.
Krafttraining als wichtiger Bestandteil
Erst in den letzten 20 Jahren haben Forscher damit begonnen, die Auswirkungen von Krafttraining auf Patienten mit Parkinson zu untersuchen, aber die Ergebnisse sind schon jetzt sehr vielversprechend. Viele der allgemeinen gesundheitlichen Vorteile, die mit Krafttraining verbunden sind - einschließlich der Steigerung von Kraft, Muskelmasse und Knochendichte - sind für Morbus-Parkinson-Patienten äußerst vorteilhaft und können dazu beitragen, einem Teil des Muskel- und Kraftverlusts entgegenzuwirken, der bei Morbus Parkinson häufig auftritt.
Verbesserungen durch Krafttraining
In einer Studie, die im American Journal of Physical Medicine & Rehabilitation veröffentlicht wurde, fanden Forscher heraus, dass ein achtwöchiges Krafttraining im Vergleich zu den Werten vor der Behandlung zu einer signifikanten Verbesserung der Schrittlänge, der Gehgeschwindigkeit und der Haltungswinkel führte. In den Studien verbesserten die Bewegungsübungen die Mobilität und Beweglichkeit im Alltag. Um dies festzustellen, wurde beispielsweise folgender Test durchgeführt: Die Teilnehmenden sollten ohne fremde Hilfe von einem Stuhl aufstehen, eine kurze Strecke gehen und sich wieder setzen. Solche Bewegungsabläufe klappten nach den Bewegungsübungen besser. In einigen Studien wurde untersucht, wie sich der Schweregrad der Krankheit verändert. Dies wurde mithilfe einer Skala erfasst, die unter anderem folgende Bereiche misst: geistige Fähigkeiten und Stimmung, Bewältigung von Alltagsaktivitäten, Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit. Dabei wurde festgestellt, dass Bewegungsübungen die Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit verbessern und so auch helfen konnten, Alltagsaktivitäten zu bewältigen.
Spezifische Trainingsformen und ihre Vorteile
Verschiedene Studien haben die Auswirkungen unterschiedlicher Bewegungsformen untersucht.
Aerobes Training
Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass aerobes Training bei Menschen mit Parkinson zu positiven Ergebnissen führen kann. In einer 2007 in der Zeitschrift Clinical Rehabilitation veröffentlichten Studie fanden Forscher heraus, dass regelmäßiges aerobes Training auf einem Laufband zu positiven Verbesserungen in Bezug auf Gleichgewicht, Geschwindigkeit, Angst vor Stürzen und die auf dem Laufband zurückgelegte Strecke führte. Im Jahr 2008 untersuchten Forscher die Auswirkungen von dreimal wöchentlichem, 40-minütigem Laufbandtraining bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Parkinsonerkrankung. Nach Möglichkeit sollte ein Ausdauertraining im Vordergrund stehen (aerobes Training, z.B. Walking, Rad, Laufbandtraining).
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Flexibilitätstraining
Flexibilitätstraining kann auch für Menschen mit Parkinson nützlich sein und wird oft als sicherer erster Schritt zu Beginn eines Trainingsprogramms empfohlen. Man geht davon aus, dass Dehnübungen dazu beitragen können, einen Teil der mit Parkinson einhergehenden Muskelsteifheit zu lindern und Spannungen zu verringern. Eine Reihe von Studien zeigt, dass die Flexibilität des Rumpfes dazu beitragen kann, die Gleichgewichtskontrolle, die funktionelle Reichweite und die Gehgeschwindigkeit zu verbessern - alles Faktoren, die für die Sicherheit, die Unabhängigkeit und die allgemeine Lebensqualität eines Parkinson-Patienten eine wichtige Rolle spielen können.
Gleichgewichtstraining
Ein gutes Gleichgewicht ist wichtig für die Mobilität, die mit fortschreitender Parkinsonerkrankung oft immer schwieriger wird. Um das Gleichgewicht zu fördern, haben Wissenschaftler ein spezielles dreimonatiges Trainingsprogramm entwickelt. Auf dem Plan stehen dabei unter anderem Standübungen - vom Einbeinstand über das Halten des Gleichgewichts auf instabilem Untergrund bis zu Aufgaben mit geschlossenen Augen.
Cueing
Einige neuere Studien untersuchten das sogenannte Cueing: Dabei erhalten die Betroffenen akustische oder optische Reize, die zum Beispiel Anlaufschwierigkeiten mindern sollen. Solche Reize können markierte Linien auf dem Boden sein, die eine Orientierung beim Gehen bieten, oder Klickgeräusche, die den Schrittrhythmus vorgeben.
Individuelle Trainingspläne und Empfehlungen
Wichtig ist jedoch ein maßgeschneiderter Trainingsplan. Man könne nicht davon ausgehen, dass der Einzelne weiß, welche Übungen seine Symptome verbessern werden. Daher sollten Patienten mit Parkinson-Krankheit in Verbindung mit ihrer pharmakologischen Medikation personalisierte Bewegungsprogramme erhalten, einschließlich regelmäßiger Nachuntersuchungen. Ideal wäre ein Bewegungsprogramm mit aktuellen Übungsanleitungen, dass kontinuierlich von Physiotherapeuten, Sportphysiologen, Neurologen und anderen relevanten Berufsgruppen überwacht wird.
Bewegung als präventiver Faktor
Bewegung ist bereits ein fester Bestandteil der Rehabilitation von Parkinson-Patienten. Die Forschungsgruppe aus Dänemark betont jedoch, dass Bewegung noch grundlegendere klinische Vorteile bieten könnte. So kann Bewegung ein äußerst wirksamer präventiver Faktor sein. „Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass moderate bis intensive körperliche Aktivität das Risiko, an Parkinson zu erkranken, verringert. Bestehende Studien zeigen, dass ein hohes Maß an körperlicher Aktivität das Risiko um bis zu 25% senken kann“, erklärt Associate Professor Martin Langeskov-Christensen von der Abteilung für klinische Medizin an der Universität Aarhus und der Abteilung für Neurologie am Regionalkrankenhaus Viborg, Dänemark. Er ist einer der Forscher, die die wichtigsten Studien zur Verbindung von Bewegung und Parkinson-Krankheit gesammelt und ausgewertet haben.
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Die Bedeutung der persönlichen Vorlieben
Patienten, die an Parkinson erkrankt sind, sollten die Art von Bewegung wählen, die ihnen am besten liegt. Betroffene sind bereits durch einen niedrigen Dopaminspiegel beeinträchtigt, sodass es schwierig sein kann, sich zu motivieren. Dennoch können Patienten, die aufgrund von Komplikationen der Parkinson-Krankheit Schwierigkeiten haben, sich intensiv zu bewegen, positive Ergebnisse erzielen, indem sie zu Hause Aktivitäten mit geringer Intensität durchführen, wie Gartenarbeit oder tägliche Spaziergänge mit dem Hund.
Wo finde ich passende Angebote?
- Sportvereine
- Praxen für Krankengymnastik
- Volkshochschulen
- Selbsthilfegruppen
- Fitnessstudios
Zum Teil werden spezielle Parkinson-Kurse angeboten. Es gibt auch die Möglichkeit, sich Physiotherapie ärztlich verschreiben zu lassen.
Cochrane Review: "Hauptsache Bewegung!"
Ein aktueller Cochrane Review bestätigt die Wirksamkeit von Bewegungsangeboten für Menschen mit Morbus Parkinson zur Verbesserung der Lebensqualität und des Schweregrads von motorischen Symptomen. Die im Review ausgewertete Evidenz aus 156 randomisierten Studien spricht für günstige Auswirkungen solcher Angebote auf den Schweregrad von Bewegungssymptomen und die Lebensqualität. Die genaue Art der Bewegung könnte dabei zweitrangig sein.
Ergebnisse des Reviews
Die Auswertung der verfügbaren Evidenz aus RCTs ergab, dass strukturierte Bewegungsangebote - von Tanzen, Bewegung im Wasser (Gangtraining oder Wassergymnastik), Krafttraining und Ausdauertraining bis hin zu Tai Chi, Yoga und Physiotherapie - leichte bis starke Verbesserungen des Schweregrads von Bewegungssymptomen und der Lebensqualität bewirken.
Die Rolle der persönlichen Vorlieben
„Unsere Ergebnisse sind eine gute Nachricht, denn sie zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson von verschiedenen strukturierten Bewegungsprogrammen profitieren können, um den Schweregrad der motorischen Symptome und die Lebensqualität zu verbessern“, sagt Prof. Kalbe. „Unsere Übersichtsarbeit unterstreicht die Bedeutung von strukturierter körperlicher Bewegung im Allgemeinen, während die genaue Art der Bewegung zweitrangig sein könnte. Deshalb sollten die persönlichen Vorlieben von Menschen mit Parkinson besonders berücksichtigt werden, um sie zu motivieren, überhaupt an einem Bewegungsprogramm teilzunehmen. Hauptsache Bewegung!“
Bewegung als Medizin
„Auf Grundlage der aktuellen Erkenntnisse schlagen wir einen Paradigmenwechsel vor: Bewegung sollte Menschen mit Parkinson im Frühstadium neben der konventionellen medizinischen Behandlung als Medizin verschrieben werden“, sagt der Parkinson-Experte. In jedem Fall ist es besser, etwas zu tun, als untätig zu sein, denn die Vorteile überwiegen bei weitem die möglichen Nachteile. Bewegung ist eine sichere, kostengünstige, leicht zugängliche und wirksame Maßnahme für Menschen mit Parkinson-Krankheit.
Bewegung senkt Arzneimittel-Bedarf
Parkinson könne man nicht einfach wegtrainieren. Aber Studien zeigen, dass die Menge der Medikamente durch Bewegung stabilisiert und sogar reduziert werden kann, wenn das Aktivitätsniveau erhöht wird. Andere Studien zeigen Verbesserungen in der klinischen Testbatterie MDS-UPDRS (Unified Parkinson's Disease Rating Scale), die derzeit der beste Marker zur Verlaufsbeobachtung bei der Parkinson-Krankheit ist.
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