Krampf im Enddarm: Ursachen und Behandlung

Ein Krampf im Enddarm kann sehr unangenehm und beängstigend sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass es verschiedene Ursachen für diese Art von Schmerzen gibt und dass es Behandlungsoptionen gibt, um die Symptome zu lindern. Dieser Artikel soll einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Krämpfen im Enddarm geben.

Proktalgie: Schmerzen im Enddarmbereich

Proktalgie bezeichnet anhaltende oder episodische Schmerzen im Bereich des Enddarms, die ohne erkennbare organische Ursache auftreten können. Es gibt verschiedene Formen der Proktalgie, darunter die Proctalgia fugax und das Levator-ani-Syndrom.

Proctalgia fugax

Die Proctalgia fugax ist durch plötzlich auftretende, nur wenige Sekunden bis Minuten anhaltende, stechende, krampfartige oder brennende Schmerzen im Anal- und Enddarmbereich gekennzeichnet. Oft treten diese Beschwerden nachts während des Schlafes auf. Die Bandbreite der Ausprägung ist groß, von leichten Beschwerden bis hin zu starken Schmerzen, einhergehend mit Schwindel, Schweißausbrüchen, Übelkeit und Kollapsneigung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Proctalgia fugax kann in unregelmäßigen Abständen auftreten. Eine Behandlung ist in der Regel nicht notwendig. Krampflösende Mittel oder sanfter Druck mit der Faust auf den After können den Anfall abschwächen.

Levator-ani-Syndrom

Das Levator-ani-Syndrom ist durch schwer bestimmbare Beschwerden im Enddarmbereich gekennzeichnet. Es werden, oft im Sitzen zunehmende, Schmerzen im oberen Enddarmbereich, Druck- oder Spannungsgefühl, zum Teil auch Stuhldranggefühl beschrieben. Darmkrämpfe im Bereich des Enddarms, die durch das Levator-Syndrom hervorgerufen werden, können sehr kurz sein, aber auch über mehrere Stunden anhalten.

Kokzygodynie

Die Kokzygodynie (Coccygodynie) geht mit stechenden, unter Belastung bzw. Sitzen zunehmenden Schmerzen im Bereich der Steißbeinspitze und ihrer unmittelbaren Umgebung einher. Eine eindeutige Ursache lässt sich zumeist nicht finden.

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Mögliche Ursachen von Enddarmkrämpfen

Obwohl die genaue Ursache der Proktalgie oft schwer zu bestimmen ist, werden muskuläre Verspannungen, nervliche Belastungen oder nervliche Reizzustände (Pudendusneuralgie) als mögliche Auslöser angesehen.

Weitere mögliche Ursachen für Enddarmkrämpfe sind:

  • Analspasmus: Eine Verspannung oder Verkrampfung der Schließmuskel- und Beckenbodenmuskulatur. Dies kann durch eine Vielzahl von Situationen verursacht werden, darunter Verstopfung, schmerzhafte Stuhlgänge und kleinere Verletzungen, die während der Toilettennutzung auftreten können. Chronische Verspannung kann die Heilung und Regeneration beeinträchtigen und zu ernsthaften proktologischen Problemen wie Analfissuren führen. Die Beziehung zwischen psychologischen Faktoren und der Entwicklung von Analspasmus ist ein interessanter Aspekt. Stress, Ängste und depressive Verstimmungen können die Verspannung beeinflussen.
  • Hämorrhoiden: Erweiterte Venen im Bereich des Analkanals/Anus. Ob chronische Verstopfung, Schwangerschaft und anhaltender Durchfall (Diarrhö) die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigen, ist strittig. Vorstellbar wäre es, dass der Blutstau in diesen vergrößerten Hämorrhoiden für eine sauerstoffarme Situation sorgen kann, unter welcher es in der Umgebung zu einem anfallartigen Spasmus der glatten Enddarmmuskulatur, vielleicht sogar der Beckenbodenmuskulatur kommen könnte.
  • Analfissur: Ein plötzlich auftretender, schmerzhafter Riss in der Schleimhaut. Auf dem Toilettenpapier sind oft Blutspuren erkennbar. In mehr als 90 % der Fälle liegt die Fissur genau in Richtung der Körperrückseite. Das plötzliche Zusammenziehen der Muskulatur bei einem Analkrampf kann Risse in der Analhaut begünstigen beziehungsweise verursachen.
  • Analfistel: Ein schmaler Verbindungsgang vom inneren Analkanal zur Haut um den Anus aus. Ursächlich ist meist ein vorausgegangener Abszess am Anus (Analabszess), eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, ein Entbindungstrauma, eine lokale Infektion, ein Karzinom, eine Bestrahlung oder ein operativer Eingriff am Rektum.
  • Perianalabszess: Wiederholt auftretende Entzündungen in Form von Eitergeschwüren um den Anus. Dazu kann es vorwiegend aufgrund einer akuten Entzündung der Analdrüsen kommen. Die Abszesse können auch Teil des Krankheitsbilds von Morbus Crohn sein.
  • Proktitis: Eine Entzündung des Enddarms, die durch Analverkehr (Analsex), chronisch-entzündliche Darmerkrankung, Strahlentherapie oder Allergie verursacht werden kann.
  • Reizdarmsyndrom (RDS): Eine weitere mögliche medizinische Ursache für Darmkrämpfe.

Symptome von Enddarmkrämpfen

Die Symptome von Enddarmkrämpfen können je nach Ursache variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Plötzlich einsetzende, stechende, krampfartige oder brennende Schmerzen im Anal- und Enddarmbereich
  • Schmerzen, die in den Unterbauch, das Becken oder den Rücken ausstrahlen können
  • Schmerzen, die nachts oder während des Stuhlgangs auftreten
  • Druck- oder Spannungsgefühl im Enddarmbereich
  • Stuhldranggefühl
  • Schwindel, Schweißausbrüche, Übelkeit und Kollapsneigung (bei Proctalgia fugax)
  • Blutungen (hellrotes Blut) beim Stuhlgang (bei Hämorrhoiden oder Analfissuren)
  • Juckreiz, Feuchtigkeit und Klumpen oder Schwellungen im Gesäßbereich
  • Schmerzen oder Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung, häufigem oder nächtlichem Harndrang, Inkontinenz, Ausfluss oder Blut im Sperma (bei chronischer Prostataentzündung)

Diagnose von Enddarmkrämpfen

Bei anhaltenden oder wiederkehrenden Enddarmbeschwerden sollte ein Arzt aufgesucht werden. Im Rahmen der Diagnose wird der Arzt zunächst ein Anamnesegespräch führen, um die Beschwerden genauer zu erfragen. Dabei sind folgende Informationen wichtig:

  • Wann haben Sie die Enddarmbeschwerden zum ersten Mal bemerkt?
  • Haben Sie schon früher daran gelitten?
  • Hat sich Ihr Stuhl in letzter Zeit verändert (z. B. Schleim im Stuhl)?
  • Treten Blutungen aus dem Enddarm auf (Blutspritzer im Toilettenbecken, Blut im/am Stuhl)?
  • Sind die Schmerzen anhaltend oder kurzzeitig, krampfartig?
  • Treten die Schmerzen bei der Darmentleerung oder nachts auf?
  • Besteht Juckreiz, Feuchtigkeit oder Klumpen oder Schwellungen im Gesäßbereich?
  • Haben Sie Fieber?

Anschließend wird der Arzt eine körperliche Untersuchung durchführen, bei der er nach Haut- und Anusveränderungen sucht. Dies erfolgt mittels Untersuchung mit einem behandschuhten Finger im Enddarm und Inspektion des Anus/Analkanals.

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Je nach Verdacht kann der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen, wie z.B.:

  • Anoskopie: Analkanalspiegelung
  • Rektoskopie: Mastdarmspiegelung
  • Dynamische Becken-Magnetresonanztomographie (MRT): Zur Darstellung von strukturellen und funktionellen Erkrankungen der Beckenorgane und des Beckenbodens.
  • Endorektale Sonographie: Ultraschalluntersuchung des Mastdarms
  • Schließmuskeldruckmessung (anorektale Manometrie):

Behandlung von Enddarmkrämpfen

Die Behandlung der Proktalgie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dazu können folgende Maßnahmen beitragen:

  • Allgemeine Maßnahmen:
    • Eine gesunde ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und viel Bewegung verhelfen zu einer geregelten Verdauung und sind der geeignete Weg, um dem Hämorrhoidal-Leiden vorzubeugen.
    • Gehen Sie erst zur Toilette, wenn Sie wirklich müssen. Pressen Sie nicht und sorgen Sie für einen geregelten Stuhlgang.
    • Übertreiben Sie es nicht mit der Hygiene am Gesäß.
  • Medikamentöse Behandlung:
    • Bewährt hat sich eine initiale Behandlung durch die lokale Anwendung von Diltiazem-Gel 2%, wie es in der Therapie der Analfissuren genutzt wird. Diese vermag erhöhte Spannungszustände im Bereich des Beckenbodens und der Schließmuskulatur zu senken.
    • Zusätzlich wird die Einnahme von Magnesiumpräparaten empfohlen.
    • Leichte Beschwerden wie Nässen und Juckreiz lassen sich mit entzündungshemmenden Zäpfchen und Salben aus der Apotheke behandeln. Diese enthalten zum Teil auch örtlich betäubende und gefäßverengende Wirkstoffe.
    • In einigen Fällen können auch Muskelrelaxantien und Schmerzmittel eingesetzt werden.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, muskuläre Verspannungen im Beckenbodenbereich zu lösen.
  • Entspannungsübungen: Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen und die Muskelspannung zu reduzieren.
  • Psychotherapie: In einigen Fällen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein, die helfen soll, mit Stress oder emotionalen Belastungen umzugehen.
  • Sitzbäder: Warme Sitzbäder, auch mit Zusatz von Kamille oder Eichenrinde, können helfen, die Muskulatur zu entspannen und Schmerzen zu lindern. Auch Sitzbäder mit Kamillenextrakt können helfen.
  • Botoxinjektionen: In einigen Fällen können auch Botoxinjektionen zur Reduzierung der Muskelspannung in Betracht gezogen werden.
  • Operation: In einigen Fällen, z. B. bei Hämorrhoiden oder Analfissuren, kann eine Operation erforderlich sein. Verschiedene Verfahren kommen zur Therapie vergrößerter Hämorrhoiden infrage. Welches für Sie individuell am besten geeignet ist, entscheiden unsere Ärzte gemeinsam mit Ihnen.

Spezifische Behandlungen für Hämorrhoiden

Verschiedene Verfahren kommen zur Therapie vergrößerter Hämorrhoiden infrage. Welches für Sie individuell am besten geeignet ist, entscheiden unsere Ärzte gemeinsam mit Ihnen.

  • Verödung (Sklerosierung): Hierbei wird unter Sicht mit dem Anoskop einen Wirkstoff (Äthoxysklerol 3%) in das Weichgewebe neben oder direkt in die vergrößerten Hämorrhoiden eingespritzt. Dadurch verödet die Hämorrhoide, wird narbig umgebaut und schrumpft.
  • Gummibandligatur: Bei dieser einfachen Methode streift der Arzt einen kleinen Gummiring über das geschwollene Hämorrhoiden-Gewebe. Das überschüssige Gewebe wird nicht mehr durchblutet und stirbt ab. Nach etwa fünf bis sieben Tagen fällt es - zusammen mit dem Gummiring - einfach ab. Die Gummibandligatur ist ein geeignetes Verfahren im Stadium I-II.
  • Hämorrhoidalarterienligatur ohne oder mit Rektoanaler Rekonstruktion (HAL mit RAR): Durch eine spezielle Nahttechnik wird die speisende Hämorrhoidalarterie umstochen und der Hämorrhoidalvorfall korrigiert, ohne Gewebe zu entfernen. Für diese Methode wird teilweise auch ein spezielles Anoskop mit Ultraschall-Dopplersonde zur Lokalisation der Hämorrhoidalarterie eingesetzt.
  • Hämorrhoidopexie nach Longo: Bei diesem Verfahren wird mittels eines speziellen Klammernahtgerätes (Zirkularstapler) unmittelbar oberhalb der Hämorrhoiden im Enddarm ein Schleimhautring entfernt (Mukosektomie) und die Wunde zugleich wieder verschlossen. Nur der obere Teil des überschüssigen Hämorrhoiden-Gewebes wird entfernt und der Blutzufluss zu den Hämorrhoidalgeflechten gedrosselt. Außerdem wird der Gewebevorfall aus dem Analkanal wieder zurück in den Enddarm verlagert.
  • Entfernung der Hämorrhoiden (Hämorrhoidektomie): Bei fortgeschrittener Krankheit im Stadium IV nach Parks hilft meistens nur das operative Entfernen der stark vergrößerte Hämorrhoiden (Hämorrhoidektomie). Verschiedene offene oder geschlossene Techniken - beispielsweise nach Milligan-Morgan, Parks, Ferguson, Arnold-Fansler - kommen zum Einsatz.

Was Sie selbst tun können

Neben der ärztlichen Behandlung können Sie selbst einiges tun, um Enddarmkrämpfen vorzubeugen oder sie zu lindern:

  • Ernährung: Achten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, um Verstopfung zu vermeiden.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Verdauung anzuregen und die Beckenbodenmuskulatur zu stärken.
  • Toilettengang: Gehen Sie erst zur Toilette, wenn Sie wirklich müssen, und vermeiden Sie starkes Pressen. Sorgen Sie für einen geregelten Stuhlgang.
  • Hygiene: Übertreiben Sie es nicht mit der Hygiene am Gesäß. Vermeiden Sie aggressive Seifen oder Duschgels.
  • Stress: Versuchen Sie, Stress abzubauen, z. B. durch Entspannungsübungen oder Sport.
  • Wärme: Eine Wärmflasche oder ein warmes Bad können helfen, die Muskulatur zu entspannen und Schmerzen zu lindern.
  • Massage: Eine sanfte Massage des betroffenen Bereichs kann ebenfalls helfen, die Muskulatur zu entspannen.
  • Toilettenetikette: Auf meinem YouTube Kanal finden sie auch ein Video zum Thema „Toilettenetikette“.

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