Atemnot und Krämpfe im Hals können beängstigende Symptome sein, die vielfältige Ursachen haben können. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, von Stimmbandfunktionsstörungen bis hin zu Entzündungen und Tumoren im Kehlkopfbereich, und bietet einen Überblick über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Vocal Cord Dysfunction (VCD): Wenn die Stimmbänder verrückt spielen
Die Vocal Cord Dysfunction (VCD), auch bekannt als Stimmbandfehlfunktion, ist eine oft verkannte Stimmbandstörung, die zu Beschwerden führen kann, die denen eines Asthma bronchiale ähneln oder auch mit Asthma gemeinsam auftreten können. Bei der VCD kommt es anfallsartig zu einem paradoxen Verschluss der Stimmbänder, meist während der Einatmung. Dies führt zu plötzlicher Atemnot, die von einem zum nächsten Atemzug entstehen kann und oft von einem Hustenstoß ausgelöst wird.
Die Intensität der Atemnot kann variieren, von einem Gefühl eingeschränkter Atmung bis hin zu der Befürchtung, augenblicklich ersticken zu müssen. Betroffene geben oft an, dass ihre Einatmung eingeschränkt ist und sie das Problem im Bereich der oberen Atemwege bzw. im Hals erleben.
Diagnose der VCD
Die exakte Diagnose einer VCD kann durch eine Spiegelung der Stimmbänder mit gleichzeitiger Lungenfunktionsmessung gestellt werden. Dabei werden die Betroffenen während der Kehlkopfspiegelung mit ihren Problemreizen konfrontiert, wie z.B. Zigarettenrauch, Parfum oder Lackgeruch. Wenn im Rahmen der Untersuchung eine VCD-Attacke ausgelöst werden kann, zeigt sich der paradoxe Verschluss der Stimmbänder.
Ursachen und Behandlung der VCD
Die Ursachen einer VCD sind noch nicht vollständig geklärt. In früheren Veröffentlichungen wurde hauptsächlich eine psychosomatische Ursache vermutet, wobei über besondere Persönlichkeitsstrukturen sowie erhöhte Angst- und Panikintensität diskutiert wurde. Es wird vermutet, dass viele Faktoren zusammenkommen, wobei ein möglicher Auslöser auch Sodbrennen sein kann. Ein Tröpfchen Magensäure kann theoretisch schon ausreichen, um den Kehlkopf zu irritieren. Andere mögliche Auslöser sind Stress, psychische oder körperliche Belastung, kalte oder warme Luft, Zigarettenrauch, Raumdüfte und Parfüms sowie allergene Einflüsse.
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Das wirksamste Mittel bei VCD besteht darin, den Patienten klar zu machen, dass ihr Leben nicht gefährdet ist. Um den Betroffenen zu beweisen, dass ihre Stimmbandfehlfunktion eigentlich harmlos ist, können Ärzte einen VCD-Anfall bei einer ärztlichen Untersuchung bewusst auslösen. Ziel ist es dann zu demonstrieren, dass trotz der empfundenen Atemnot kein Ersticken droht, weil sich der Krampf der Stimmbänder nach kurzer Zeit wieder von alleine löst. Auch spezielle Atemtherapieübungen oder eine logopädische Beratung können hilfreich sein, um die Todesängste abzubauen und so die Anfälle leichter zu überstehen.
Atemnot (Dyspnoe): Ein Symptom mit vielen Gesichtern
Atemnot, in der Fachsprache Dyspnoe genannt, ist ein Symptom vieler körperlicher und psychischer Zustände. Sie wird als subjektives Gefühl des Mangels an Luft beschrieben, das mit einer verstärkten Atmung einhergeht. Betroffene haben das Gefühl, nicht ausreichend Luft zu bekommen, was oft Erstickungs- und Todesangst auslöst.
Ursachen von Dyspnoe
Die Ursachen für Dyspnoe sind vielfältig und können in Erkrankungen der Atemwege, Herzkrankheiten, Stoffwechselstörungen oder psychischen Faktoren begründet liegen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:
- Infektionen der Atemwege: Erkältungen, Bronchitis, Lungenentzündung
- Chronische Lungenerkrankungen: COPD, Asthma
- Herzerkrankungen: Herzschwäche, Herzklappeninsuffizienz, Durchblutungsstörungen des Herzens, Rhythmusstörungen des Herzens
- Weitere Ursachen: Bluthochdruck, Blutarmut, Stoffwechselstörungen, Verletzungen des Brustkorbs, Tumorerkrankungen, Angststörungen, Stress, starke Schmerzen
Diagnose von Dyspnoe
Die Diagnose der Dyspnoe ist anspruchsvoll, da es zahlreiche Ursachen für die Atemnot gibt und die Dyspnoe von den Betroffenen individuell unterschiedlich wahrgenommen wird. Wichtig für eine gezielte Diagnostik ist die Krankengeschichte des Patienten. Der Arzt wird Fragen stellen wie:
- Haben Sie chronische Erkrankungen?
- Wie lange leiden Sie bereits an Atemnot?
- Tritt die Atemnot in Ruhe oder bei Aktivität auf?
- Welche Symptome oder Veränderungen sind Ihnen in der letzten Zeit noch aufgefallen?
Ergänzend zur Anamnese werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache der Dyspnoe zu ermitteln. Dazu gehören:
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- Körperliche Untersuchung mit Schwerpunkt auf Herz und Lunge
- Laboruntersuchungen (Blutbild, Schilddrüsenfunktion, etc.)
- EKG zur Abklärung einer Herzerkrankung
- Ultraschalluntersuchungen
- Lungenfunktionstests
- Blutgasuntersuchungen
- Röntgenbild der Lunge
Behandlung von Dyspnoe
Die Behandlung der Dyspnoe richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Vorrangig wird die Ursache der Dyspnoe behandelt. Wenn die Grunderkrankung bereits länger bekannt ist und behandelt wird, gilt es, die bisherige Therapie zu optimieren. Wenn mehrere chronische Erkrankungen an einer Dyspnoe beteiligt sein, ist es wichtig, dass alle beteiligten Ärzte zusammenarbeiten und die Therapien aufeinander abstimmen, um den Patienten optimal zu behandeln.
Zusätzlich zur Behandlung der Grunderkrankung gibt es verschiedene Maßnahmen, die die Atemfunktion verbessern können:
- Medikamente: Entzündungshemmende und/oder bronchienerweiternde Medikamente
- Inhalationstechnik: Die richtige Inhalationstechnik sorgt dafür, dass die Medikamente optimal wirken können.
- Atemtechniken: Spezielle Atemtechniken können Atemnot lindern.
- Ausdauertraining: Ein angepasstes Ausdauertraining verbessert die Atmung.
- Krankengymnastik: Stärkung der Muskelgruppen, die die Atmung unterstützen
- Koordinationstraining: Abstimmung von Bewegung und Atmung
- Geschicklichkeitstraining: Üben, Kräfte effektiv einzusetzen
- Ergotherapie: Kraft- und energiesparende Arbeitstechniken zur Bewältigung des Alltags
- Entspannungstechniken: Helfen, sich nach körperlichen Anstrengungen oder psychischen Belastungen zu erholen
Weitere Ursachen für Krämpfe im Hals und Atemnot
Neben VCD und Dyspnoe gibt es weitere mögliche Ursachen für Krämpfe im Hals und Atemnot:
- Entzündungen im Kehlkopfbereich: Pseudokrupp, Epiglottitis, Diphtherie
- Akute Schwellungen (Angioödeme): Histaminvermitteltes oder Bradykininvermitteltes Angioödem
- Tumore im Kehlkopfbereich: Kehlkopfkrebs, gutartige Tumore wie Polypen oder Knötchen auf den Stimmbändern
- Stimmbandlähmung: Einseitige oder beidseitige Stimmbandlähmung
- Fremdkörper in der Luftröhre
- Verengung der Luftröhre (Trachealstenose)
- Panikattacken und Panikstörungen: Sie kommen urplötzlich „aus heiterem Himmel“ und gehen mit Todesangst einher.
Entzündungen im Kehlkopfbereich
Entzündungen im Kehlkopfbereich können durch Infektionen mit Viren oder Bakterien verursacht werden. Bei Kindern sind vor allem der Pseudokrupp und die Epiglottitis von Bedeutung.
- Pseudokrupp: Eine Entzündung im Bereich des Kehlkopfes und unterhalb der Stimmbänder, die vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt. Typische Symptome sind bellender Husten, pfeifende Einatmung (Stridor) und Atemnot.
- Epiglottitis: Eine durch Bakterien ausgelöste Entzündung des Kehldeckels, die zu schnell zunehmender Atemnot mit pfeifender Einatmung und Keuchen führt.
- Diphtherie: Eine durch Korynebakterien verursachte Infektion, die zu starken entzündlichen Belägen (Pseudomembranen) im Rachen und Kehlkopf führen kann, was Atemnot zur Folge haben kann.
Akute Schwellungen (Angioödeme)
Angioödeme sind anfallsartige Schwellungen in der Tiefe der Haut und der Schleimhaut im Mund, Rachen oder Kehlkopf. Sie können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie z.B. Allergien, Medikamente oder erbliche Defekte.
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- Histaminvermitteltes Angioödem: Wird durch das Gewebshormon Histamin verursacht und geht oft mit Nesselsucht (Urtikaria) einher.
- Bradykininvermitteltes Angioödem: Wird durch das Gewebshormon Bradykinin verursacht und geht meist nicht mit Nesselsucht einher. Es kann erblich bedingt sein oder durch Medikamente wie ACE-Hemmer ausgelöst werden.
Tumore im Kehlkopfbereich
Tumore im Kehlkopfbereich können gutartig oder bösartig sein. Gutartige Tumore sind z.B. Polypen oder Knötchen auf den Stimmbändern, die durch Überbeanspruchung des Kehlkopfes entstehen können. Kehlkopfkrebs ist eine bösartige Erkrankung, die in den meisten Fällen durch Rauchen verursacht wird.
Stimmbandlähmung
Eine Stimmbandlähmung kann einseitig oder beidseitig auftreten. Bei einer einseitigen Stimmbandlähmung verbleibt während der Stimmbildung ein Spalt zwischen den Stimmlippen, was zu Heiserkeit führt. Bei einer beidseitigen Stimmbandlähmung weichen die Stimmlippen während der Atmung nicht nach außen, was zu Atemnot führen kann.
Verengung der Luftröhre (Trachealstenose)
Eine Verengung der Luftröhre kann angeboren oder erworben sein. Ursachen hierfür können Tumore, Narbengewebe, gutartige Wucherungen oder eine Einengung von außen z. B. durch einen Kropf, sein.
Was tun bei akuter Atemnot?
Grundsätzlich sollten Sie bei akuter Luftnot schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen oder den Notruf wählen. Bis zum Eintreffen des Arztes können folgende Maßnahmen helfen:
- Ruhe bewahren: Panik kann die Atemnot verstärken.
- Enge Kleidung öffnen: Lockern Sie beengende Kleidungsstücke wie Krawatte oder Gürtel.
- Aufrechte Position einnehmen: Setzen Sie sich aufrecht hin oder stellen Sie sich hin.
- Atemtechniken anwenden: Die Lippenbremse (langsam durch den leicht geöffneten Mund ausatmen) oder die Hechelatmung (schnell und flach ein- und ausatmen) können helfen, die Atemnot zu lindern.