Knieschmerzen in der Kniekehle nachts: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Knieschmerzen, die nachts oder in Ruhe auftreten, können die Erholung im Schlaf erheblich stören und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Die Ursachen für diese Art von Schmerzen sind vielfältig und reichen von entzündlichen Prozessen im Kniegelenk bis hin zu Problemen, die von der Wirbelsäule ausstrahlen.

Ursachen von Knieschmerzen in der Ruhe und nachts

Knieschmerzen haben zahlreiche Ursachen - innerhalb wie außerhalb des Kniegelenks. Liegt keine Verletzung vor, liefert der Blick auf das Alter des Betroffenen Hinweise für den Grund der Schmerzen. So sind im Kindes- und Jugendalter belastungsabhängige Schmerzen häufig; zum Beispiel wegen eines Läuferknies oder Morbus-Osgood-Schlatter. In Frage kommen aber auch Hüfterkrankungen wie Hüftschnupfen (Coxitis fugax), Hüftkopfgleiten oder Morbus Perthes (Absterben des Hüftkopfs). Mit zunehmendem Alter rücken Knieschmerzen infolge von Verschleißerscheinungen in den Vordergrund, insbesondere Kniearthrosen oder Hüftgelenksarthrosen. Weitere Ursachen für Kniebeschwerden sind Gefäßerkrankungen wie Krampfadern oder Venenthrombosen, Gelenkentzündungen, Erkrankungen der Wirbelsäule, Fußfehlstellungen, Tumoren, Knochen- und Knorpeldegeneration. Weniger bekannt sind Kniebeschwerden, die im Rahmen von Infektionen auftreten. Beispielsweise kann es einige Wochen bis Monate nach einem Zeckenbiss zu Schmerzen im Knie kommen. Grund hierfür ist die durch Zecken übertragene Infektionskrankheit Borreliose.

Entzündliche Prozesse im Kniegelenk

Für Knieschmerzen nachts oder Knieschmerzen in Ruhe sind oft entzündliche Prozesse im Kniegelenk verantwortlich. Bei rheumatoider Arthritis beispielsweise ist die Gelenkinnenhaut entzündet. Als Folge sammelt sich Flüssigkeit aus den Gefäßen zusammen mit weißen Blutkörperchen und entzündungsfördernden Stoffen im Gelenk an. Die Gelenkinnenhaut wuchert bis in den Knorpel hinein und zerstört ihn. Das Kniegelenk verliert immer mehr seiner Funktion und droht zu versteifen.

Unter dem Begriff Rheuma werden verschiedene chronisch verlaufende Autoimmunerkrankungen des Körpers zusammengefasst. Autoimmun bedeutet, dass das außer Kontrolle geratene Immunsystem körpereigene Gewebe angreift und Entzündungen auslöst. Die bekannteste Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis ist die rheumatoide Arthritis. Sie wird auch als Gelenkrheuma bezeichnet und kann alle Gelenke des Körpers befallen. Die Ursachen sind noch weitgehend unbekannt und Experten gehen von einer genetischen Veranlagung aus. Rheumatische Erkrankungen verlaufen typischerweise in Schüben, das bedeutet, an Phasen, in denen die Patienten ihre Erkrankung kaum spüren, schließen sich Zeiträume an, die von starken Gelenkschmerzen geprägt sind.

Kniearthrose (Gonarthrose)

Anfangs leiden Betroffene mit Knorpelverschleiß im Knie (Gonarthrose) nur unter Belastung an Knieschmerzen. Eine fortschreitende Kniearthrose sorgt dafür, dass das Kniegelenk zunehmend schlechter funktioniert und weniger belastbar ist. Die Knieschmerzen werden quälender, da immer mehr schützender Knorpel im Gelenk verloren geht. Ober- und Unterschenkelknochen reiben bei Bewegung schmerzhaft aneinander. An der Gelenkfläche bilden sich Knochensporne (Osteophyten), die zusätzlich die Beweglichkeit verringern. Das Aussehen des Kniegelenks verändert sich ebenfalls: es schwillt an und verliert an Kontur. Die entzündlich aktivierte Arthrose im Knie stellt ein spätes Krankheitsstadium dar. Das Kniegelenk ist dann überwärmt, geschwollen und im Gelenkspalt kann der Arzt Knorpel- und Knochentrümmer feststellen.

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Ausstrahlende Schmerzen von der Wirbelsäule

Auch Schmerzen, die von der Wirbelsäule her ausstrahlen - z. B. bei einer Spinalkanalstenose oder einem Bandscheibenvorfall - können Knieschmerzen in Ruhe oder Knieschmerzen nachts auslösen.

Bei einer Bandscheibenprotrusion wölbt sich der innere Gallertkern der Bandscheibe in den Wirbelkanal vor. Der feste Faserring ist noch intakt. Beim Bandscheibenvorfall durchbricht der Gallertkern den Faserring und tritt nach außen. Hier kann er das Rückenmark oder einen Spinalnerv einengen und Beschwerden verursachen.

Ein weiterer Auslöser für Knieschmerzen, die nachts oder nach dem Aufstehen am Morgen auftreten, ist die Reizung eines Spinalnerven im Wirbelkanal. Meist ist eine Bandscheibenvorwölbung oder ein Bandscheibenvorfall für die Einengung (Kompression) des Nerven verantwortlich. Betroffene leiden dann unter Knieschmerzen in Ruhe, wenn der gereizte Spinalnerv für die Versorgung der Knieregion verantwortlich ist.

Infektionen

Bakterielle Infektionen des Kniegelenks sind sehr gefährlich, weil sie unbehandelt zu einer fortschreitenden Zerstörung des Knorpels und im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Sepsis ("Blutvergiftung") führen können. Das Knie fühlt sich bei einer bakteriellen Infektion überwärmt und geschwollen an, da sich ein Gelenkerguss gebildet hat.

Weniger bekannt sind Kniebeschwerden, die im Rahmen von Infektionen auftreten. Beispielsweise kann es einige Wochen bis Monate nach einem Zeckenbiss zu Schmerzen im Knie kommen. Grund hierfür ist die durch Zecken übertragene Infektionskrankheit Borreliose.

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Weitere Ursachen

Weitere mögliche Ursachen für Knieschmerzen in der Kniekehle nachts sind:

  • Bakerzyste: Eine mit Flüssigkeit gefüllte Aussackung nach hinten in die Kniekehle, die bei starker Beugung des Kniegelenks Schmerzen auslösen kann.
  • Meniskusschäden: Insbesondere Schäden im Bereich des Hinterhorns können Schmerzen in die Kniekehle ausstrahlen.
  • Muskuläre Ursachen: Verspannungen oder Verletzungen der Muskeln und Sehnen an der Rückseite des Oberschenkels (z.B. Muskelfaserriss im Beinbeuger) können zu Knieschmerzen in der Kniekehle führen.
  • Venenthrombose: Der Verschluss einer Vene durch ein Blutgerinnsel kann ebenfalls Knieschmerzen in der Kniekehle auslösen.

Symptome

Die Symptome von Knieschmerzen in der Kniekehle nachts können je nach Ursache variieren. Einige häufige Symptome sind:

  • Schmerzen: Die Schmerzen können unterschiedlich sein, z. B. stechend, brennend, pulsierend oder dumpf.
  • Schwellung: Eine Schwellung in der Kniekehle kann auf eine Bakerzyste, eine Entzündung oder eine Verletzung hinweisen.
  • Bewegungseinschränkung: Das Beugen oder Strecken des Knies kann schmerzhaft oder eingeschränkt sein.
  • Steifigkeit: Das Knie kann sich steif anfühlen, besonders morgens oder nach längeren Ruhephasen.
  • Instabilität: Das Gefühl, dass das Knie "wegknickt", kann auf eine Bandverletzung oder eine andere strukturelle Instabilität hinweisen.
  • Anlaufschmerzen: Knieschmerzen nach Ruhephasen wie zum Beispiel dem Aufstehen vom Stuhl bezeichnet man als Anlaufschmerzen. Anlaufschmerzen verschwinden nach einigen Schritten oder nach dem Aufwärmen des Gelenks wieder und haben meist eine degenerative oder rheumatische Ursache. Anlaufschmerzen sind wie die Morgensteifigkeit beim Aufstehen nach dem Schlafen typische Beschwerden bei älteren Patienten mit einer Schädigung des Knorpels im Knie (Chondromalazie).

Diagnose

Bei Knieschmerzen sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären und Langzeitschäden zu vermeiden.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Zunächst wird der Arzt eine ausführliche Anamnese erheben, um die Art der Schmerzen, den Zeitpunkt des Auftretens, mögliche Auslöser und Begleitsymptome zu erfassen. Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der das Knie abgetastet und auf Schwellungen, Druckempfindlichkeit und Bewegungseinschränkungen untersucht wird. Der Arzt wird auch verschiedene Bewegungstests durchführen, um die Funktion der Bänder, Menisken und Muskeln zu überprüfen.

Bildgebende Verfahren

Zur weiteren Abklärung können bildgebende Verfahren eingesetzt werden:

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  • Röntgen: Dient zur Beurteilung der knöchernen Strukturen und zum Nachweis von Arthrose oder anderen Knochenveränderungen.
  • Ultraschall: Kann zur Darstellung von Weichteilen wie Bändern, Sehnen und Bakerzysten verwendet werden.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Ermöglicht eine detaillierte Darstellung von Weichteilen und Knochen und kann zur Diagnose von Meniskusrissen, Bandverletzungen, Knorpelschäden und anderen Erkrankungen eingesetzt werden.

Neurologische Untersuchung

Ist durch die bilddiagnostischen Untersuchungen eine organische Erkrankung des Kniegelenks auszuschließen, kann eine neurologische Erkrankung für die nächtlichen Schmerzen im Knie verantwortlich sein. So kann eine Entzündung des Oberschenkelnervs ebenso als Ursache der Schmerzen in Frage kommen. Ein Neurologe kann dies feststellen und die Entzündung kann medikamentös oder physikalisch therapiert werden.

Behandlung

Die Behandlung von Knieschmerzen in der Kniekehle nachts richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Im Fokus jeder Behandlung steht die Erhaltung des Gelenks und seiner Funktion. Einen operativen Eingriff gilt es nach Möglichkeit zu vermeiden und nur als letzten Schritt einer Therapie zu betrachten. Ideal ist eine Therapie, die schonend und wirkungsvoll umzusetzen ist und möglichst nebenwirkungsfrei.

Konservative Behandlung

In vielen Fällen können Knieschmerzen mit konservativen Maßnahmen behandelt werden:

  • Schonung: Bei akuten Schmerzen sollte das Knie geschont und nicht überlastet werden.
  • Kühlung: Bei Entzündungen oder Schwellungen können Kühlpackungen oder Eisbeutel die Schmerzen lindern und die Entzündung reduzieren.
  • Kompression: Eine Bandage oder ein elastischer Strumpf kann das Knie stabilisieren und Schwellungen reduzieren.
  • Hochlagerung: Das Hochlagern des Beins kann helfen, Schwellungen zu reduzieren.
  • Medikamente: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können die Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen. Bei starken Schmerzen können auch stärkere Schmerzmittel oder Kortisonspritzen in das Kniegelenk verabreicht werden.
  • Physiotherapie: Physiotherapeutische Übungen können helfen, die Muskulatur rund um das Knie zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlbelastungen zu korrigieren. Im Rahmen einer Physiotherapie werden u.a. Methoden wie Krankengymnastik, Massagen, Wärmeanwendungen oder Ultraschallbehandlungen verordnet.
  • Gelenkinjektionen: Ist Arthrose bzw. Gonarthrose die Ursache für starke nächtliche Knieschmerzen, so können Gelenkspritzen mit Hyaluronsäure Abhilfe schaffen. Ein Mangel an gelenknährender Flüssigkeit kann temporär synthetisch ausgeglichen werden. Dadurch gewinnt der verbleibende Knorpel an Volumen, seine Oberfläche glättet sich, wodurch Schmerzen effektiv reduziert werden können.
  • Bandagen und Tapes: Gut sitzende Kniebandagen, die das Kniegelenk stützen, können die Beschwerden reduzieren. Orthopädische Tapes und Bandagen stabilisieren und entlasten das Knie. Strumpfbandagen sind in der Anwendung unkompliziert, da sie sich einfach über das Knie ziehen lassen. Noch einfacher geht es mit Klettverschlussbandagen, die sich flexibel an das Knie anpassen lassen. Tapes werden auf die Haut aufgeklebt und stabilisieren das Knie, in dem sie riskante Bewegungen erschweren.
  • Pflanzliche Präparate: Diese sind in Gel- und Salbenform erhältlich, aber auch als Tinktur für Einreibungen und Umschläge, z. B. mit Beinwellwurzelextrakt (z. B. Kytta® Salbe f), Arnika (z. B. Kneipp Arnika Salbe® S) oder Kampfer (z. B. Camphoderm® N). Sie wirken schmerzlindernd, abschwellend sowie entzündungshemmend und kommen v. a. bei mäßigen Schmerzen zum Einsatz.

Operative Behandlung

In einigen Fällen ist eine operative Behandlung erforderlich, z.B. bei:

  • Meniskusriss: Eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) kann zur Entfernung oder Reparatur des gerissenen Meniskus durchgeführt werden.
  • Bandverletzungen: Bei schweren Bandverletzungen kann eine operative Rekonstruktion der Bänder erforderlich sein.
  • Kniearthrose: In fortgeschrittenen Fällen kann ein künstliches Kniegelenk (Knieprothese) eingesetzt werden.

Selbsthilfe

Es gibt neben einer medizinischen Behandlung auch eine Anzahl an Selbsthilfemaßnahmen, die man anwenden kann, um die Beschwerden zu minimieren. Einfach umsetzbare Anpassungen im Schlafzimmer erleichtern den Alltag und sorgen für erholsamen Schlaf. Rückenschläfer können ein Kissen unterhalb der Knie platzieren, um diese nachts zu entlasten. Seitenschläfer legen sich das Kissen zwischen die Knie. Bettwäsche oder Schlafanzüge aus Satin minimieren Reibung während des Schlafs. Dadurch lässt sich die Schlaf- bzw. Liegeposition einfacher justieren. Für einfacheres, morgendliches Aufstehen sollte das Bett nicht zu niedrig sein. Gerade bei älteren Menschen oder Menschen mit Arthritis ist ein hohes Bett ideal, da die Knie beim zu Bett gehen und wieder aufstehen nicht so stark gebeugt werden müssen. Je nach Erkrankung helfen Anwendungen mit Wärme (Wärmflasche, Heizkissen u.ä.) bei Arthrose oder Kälte (Kühlpacks) bei Arthritis unterstützend beim Bekämpfen der Beschwerden. Quarkwickel sind ein effektives Hausmittel bei Entzündungen im Kniegelenk. Ein warmes Bad vor dem Schlafengehen wirkt entspannend auf Muskulatur und Geist.

Anpassung der Ernährung und der Lebensweise

Anpassung der Ernährung und der Lebensweise an die Erkrankung: u. a. Übergewicht reduzieren.

Prävention

Es gibt einige Maßnahmen, die helfen können, die Kniegesundheit zu erhalten und Schmerzen in der Kniekehle vorzubeugen:

  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung stärkt die Muskulatur und beugt Verletzungen vor. Sport und Bewegung Häufig sind hierbei einfache Sportarten wie Schwimmen und Radfahren bereits äußerst effektiv und dabei gelenkschonend. Durch die Bewegung wird das Kniegelenk gefordert und gefördert und somit gestärkt. Gezielte Krafttraining Übungen haben einen ähnlichen Effekt.
  • Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie repetitive Bewegungen und Überlastungen des Knies.
  • Gewichtskontrolle: Übergewicht belastet die Kniegelenke zusätzlich.
  • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, um Fehlbelastungen zu vermeiden.
  • Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen der Beinmuskulatur kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen ist wichtig für die Gesundheit der Gelenke.

Selbsttest

Mithilfe eines Selbsttests können Sie herausfinden, welche Ursachen möglicherweise zu Ihren Schmerzen in der Kniekehle führen könnten.

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