Krämpfe hinter dem Brustbein: Ursachen und Behandlung

Schmerzen hinter dem Brustbein, auch retrosternale Schmerzen genannt, sind ein häufiges Symptom, das von vielen Menschen erlebt wird. Diese Schmerzen können verschiedene Ursachen haben, von harmlosen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen. Daher ist es wichtig, die möglichen Ursachen zu verstehen und bei Bedarf ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ursachen für Schmerzen hinter dem Brustbein

Die Ursachen für Schmerzen hinter dem Brustbein sind vielfältig und können verschiedene Organsysteme betreffen. Im Folgenden werden einige der häufigsten Ursachen näher erläutert:

Herzerkrankungen

Herzerkrankungen sind eine der häufigsten Ursachen für retrosternale Schmerzen. Zu den möglichen Herzerkrankungen, die Brustschmerzen verursachen können, gehören:

  • Angina Pectoris (Herzenge): Angina Pectoris ist ein Schmerzgefühl in der Brust, das durch eine vorübergehende Minderdurchblutung des Herzmuskels verursacht wird. Die Schmerzen werden oft als Druck, Engegefühl oder Brennen hinter dem Brustbein beschrieben und können in den linken Arm, Hals, Kiefer oder Rücken ausstrahlen. Die Schmerzdauer liegt in der Regel zwischen 5 und 30 Minuten. Typischerweise treten die Beschwerden bei körperlicher Belastung auf und bessern sich in Ruhe oder nach Einnahme von Nitroglycerin.
  • Herzinfarkt: Ein Herzinfarkt entsteht durch den Verschluss eines Herzkranzgefäßes, was zum Absterben von Herzmuskelgewebe führt. Die Schmerzen sind ähnlich wie bei Angina Pectoris, aber in der Regel stärker, länger anhaltend und sprechen nicht auf Nitroglycerin an. Häufig treten zusätzlich Symptome wie Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüche, Angst und Schwächegefühl auf. In schweren Fällen kann es zu Herzrhythmusstörungen, Herzstillstand und Bewusstseinsverlust kommen.
  • Herzrhythmusstörungen: Herzrhythmusstörungen können ebenfalls Schmerzen hinter dem Brustbein auslösen, die mit einem Engegefühl und Atemnot einhergehen.
  • Herzklappenprobleme: Herzklappenprobleme, wie z.B. eine Aortenklappenstenose (Verengung der Herzklappe am Ausgang der linken Herzkammer), können zu Angina-Pectoris-ähnlichen Symptomen führen.
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Eine Entzündung des Herzmuskels kann ebenfalls Schmerzen hinter dem Brustbein verursachen, die mit einem Engegefühl und Atemnot einhergehen.
  • Herzbeutelentzündung (Perikarditis): Typischerweise löst eine Perikarditis ein Stechen in der Brust aus, das sich beim tiefen Einatmen und Husten verstärkt. Auch im Liegen auf der linken Seite verschlimmern sich die Beschwerden. Die Entzündung wird häufig von Fieber und Kurzatmigkeit begleitet.
  • Mitralklappenprolaps: Bei diesem Herzklappenfehler ist die Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer (Mitralklappe) vorgewölbt. Das verursacht bei den Betroffenen manchmal Schmerzen in der Brust.

Erkrankungen der Speiseröhre

Auch Erkrankungen der Speiseröhre können retrosternale Schmerzen verursachen. Dazu gehören:

  • Sodbrennen: Bei Sodbrennen steigt Magensäure in die Speiseröhre (Ösophagus) auf. Dies löst unter Umständen starke Schmerzen in der Brust (retrosternal) aus, häufig auch beim Trinken oder Schlucken.
  • Refluxösophagitis: Die Refluxösophagitis ist eine Entzündung der Speiseröhre, die durch den Rückfluss von Magensäure verursacht wird. Typische Symptome sind Sodbrennen, brennende retrosternale Schmerzen, Schluckbeschwerden (Dysphagie), Übelkeit, Erbrechen und Hustenreiz.
  • Speiseröhrenriss (Ösophagusruptur): Als Folge einer bestehenden Refluxkrankheit oder einer vorgeschädigten Speiseröhre kommt es bei starkem Druck (zum Beispiel beim Erbrechen) in seltenen Fällen zu einem Speiseröhrenriss. Dies löst ein heftiges Stechen in der Brust aus, außerdem blutiges Erbrechen, Atemnot, manchmal Schock, später Fieber und Sepsis.
  • Achalasie: Die Achalasie ist eine seltene Beweglichkeitsstörung der Speiseröhre mit unzureichender Erschlaffung des unteren Speiseröhrenschließmuskels beim Schlucken. Dies führt zu Schluckbeschwerden, Schmerzen hinter dem Brustbein und Regurgitation von unverdauter Nahrung.

Lungenerkrankungen

Auch Lungenerkrankungen können Brustschmerzen verursachen. Zu den möglichen Lungenerkrankungen gehören:

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  • Lungenentzündung (Pneumonie): Eine Entzündung der Lunge kann mit Schmerzen in der Brust, Fieber, Husten (eventuell mit Auswurf), Atemnot und einem allgemeinen Krankheitsgefühl einhergehen.
  • Bronchitis: Eine Entzündung der Atemwege (Bronchitis) kann ebenfalls Brustschmerzen verursachen, die mit Husten und Auswurf einhergehen.
  • Brustfellentzündung (Pleuritis): Eine Entzündung des Brustfells kann atemabhängige Schmerzen in der Brust verursachen.
  • Lungenembolie: Eine Lungenembolie entsteht durch den Verschluss einer Schlagader der Lunge durch ein Blutgerinnsel. Typische Symptome sind plötzliche Atemnot, Brustschmerzen und Husten.
  • Pneumothorax: Ein Pneumothorax ist eine Undichtigkeit zwischen Lunge und Lungenfell, bei der die Lunge in sich zusammenfallen kann. Dies kann zu plötzlichen, stechenden Schmerzen in der Brust und Atemnot führen.
  • Lungenkrebs: Lungenkrebs kann ebenfalls mit Brustschmerzen einhergehen.

Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems

Auch Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems können retrosternale Schmerzen verursachen. Dazu gehören:

  • Brustwandsyndrom (Interkostalmyalgie): Das Brustwandsyndrom ist eine häufige Ursache für Brustschmerzen, die durch Muskelverspannungen oder Reizungen der Interkostalnerven verursacht werden. Die Schmerzen sind oft stechend und können durch Druck auf den Brustkorb verstärkt werden.
  • Zerrungen und Verspannungen der Brustmuskulatur: Zerrungen und Verspannungen der Brustmuskulatur können ebenfalls Schmerzen hinter dem Brustbein verursachen.
  • Gürtelrose (Herpes zoster): Eine Gürtelrose kann gürtelförmige Schmerzen im Bereich des Versorgungsgebiets einer Nervenwurzel verursachen. Die Schmerzen treten oft vor dem Auftreten der charakteristischen Hautbläschen auf.

Weitere Ursachen

Neben den oben genannten Ursachen gibt es noch weitere mögliche Ursachen für retrosternale Schmerzen:

  • Zwerchfellhernie (Hiatushernie): Unter einer Zwerchfellhernie (Hiatushernie, Zwerchfellbruch) versteht man einen Spalt im Zwerchfell. Wenn der Magen teilweise oder vollständig durch diesen Spalt nach oben in den Brustkorb rutscht, führt das zu starken Schmerzen in der Brust.
  • Roemheld-Syndrom: Dabei kommt es zu Gasansammlungen im Bauchraum, die das Zwerchfell nach oben drücken und so Herzbeschwerden verursachen, die sich häufig durch Stechen in der linken Brust und dem Herzen, Herzstolpern, Atemnot und Druckgefühl äußern.
  • Mediastinitis (Mittelfellentzündung): Eitrige Infektionen dringen mitunter in den Mittelfellraum zwischen den beiden Lungenflügeln (Mediastinum) ein und lösen dort schwerwiegende Entzündungen aus. Ein starkes Ziehen in der Brust, begleitet von hohem Fieber bis zur Bewusstseinstrübung und schweren allgemeinen Krankheitszeichen sind mögliche Alarmsignale.
  • Aortendissektion: Dabei reißt eine innere Wandschicht der Hauptschlagader ein, sodass eine Unterversorgung der Organe entstehen kann. Die Hauptschlagader (Aorta) entspringt im Herzen und versorgt den Körper mit sauerstoffreichem Blut. Ihre Wand besteht aus mehreren Schichten. Reißt die Aortenwand ganz durch, entstehen starke innere Blutungen. Betroffene beschreiben die verheerenden Brustschmerzen als „stechend“ oder „reißend“. Manche vergleichen sie mit einem „Axthieb“.
  • Bluthochdruck (Hypertonie): Blutdruckspitzen von bis zu 230 Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg) rufen unter Umständen Beschwerden hervor, die der Angina pectoris ähneln: Atemnot und Schmerzen am Brustbein, teilweise auch Herzschmerzen.
  • Psyche: Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Psyche. Stress und Angstgefühle rufen unter Umständen Beklommenheit und Schmerzen in der Brust hervor. Manchmal werden die Beschwerden fälschlicherweise als Angina-pectoris-Symptome interpretiert.

Wann sind Brustschmerzen gefährlich?

Brustschmerzen sollten immer ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden, insbesondere wenn folgende Warnzeichen auftreten:

  • Neu aufgetretene Beschwerden
  • Beschwerden in Ruhe
  • Zunehmende Beschwerden
  • Sehr starke Brustschmerzen, die länger als fünf Minuten anhalten
  • Begleitende Symptome wie Kaltschweißigkeit, Blässe, Angst, Atemnot, Übelkeit oder Erbrechen

In diesen Fällen sollte sofort der Rettungsdienst (Notrufnummer 112) alarmiert werden, da ein Herzinfarkt oder eine andere lebensbedrohliche Erkrankung vorliegen könnte.

Diagnose

Die Diagnose von retrosternalen Schmerzen erfordert eine sorgfältige Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und körperliche Untersuchung durch einen Arzt. Wichtig ist für den Arzt die genaue Beschreibung des Schmerzes: Wann, wo, wie oft, wie lange und in welcher Form tritt er auf.

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Zusätzlich können verschiedene diagnostische Tests durchgeführt werden, um die Ursache der Schmerzen zu ermitteln:

  • Elektrokardiogramm (EKG): Ein EKG misst die elektrische Aktivität des Herzens und kann Hinweise auf Herzrhythmusstörungen, Angina Pectoris oder einen Herzinfarkt liefern.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, Entzündungen, Herzinfarktmarker (Troponin) oder andere Erkrankungen zu erkennen.
  • Röntgenaufnahme des Brustkorbs: Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs kann Aufschluss über Lungenerkrankungen, Herzvergrößerung oder andere Auffälligkeiten geben.
  • Computertomographie (CT): Eine CT-Untersuchung des Brustkorbs kann detailliertere Bilder von Herz, Lunge und anderen Organen liefern.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT-Untersuchung des Brustkorbs kann noch detailliertere Bilder liefern und ist besonders geeignet zur Beurteilung von Weichteilgewebe.
  • Endoskopie: Bei Verdacht auf Erkrankungen der Speiseröhre oder des Magens kann eine Endoskopie (z.B. Magenspiegelung) durchgeführt werden, bei der eine Kamera in die Speiseröhre und den Magen eingeführt wird.

Behandlung

Die Behandlung von retrosternalen Schmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

  • Herzerkrankungen: Die Behandlung von Herzerkrankungen kann Medikamente, interventionelle Eingriffe (z.B. Herzkatheteruntersuchung mit Stentimplantation) oder Operationen umfassen.
  • Erkrankungen der Speiseröhre: Die Behandlung von Erkrankungen der Speiseröhre kann Medikamente (z.B. Protonenpumpenhemmer bei Sodbrennen), Ernährungsumstellung oder Operationen umfassen.
  • Lungenerkrankungen: Die Behandlung von Lungenerkrankungen kann Antibiotika (bei bakteriellen Infektionen), Bronchodilatatoren (zur Erweiterung der Atemwege) oder andere Medikamente umfassen.
  • Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems: Die Behandlung von Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems kann Schmerzmittel, Physiotherapie oder andere Therapien umfassen.
  • Psychische Ursachen: Bei psychischen Ursachen können Entspannungstechniken, Stressbewältigung oder eine Psychotherapie hilfreich sein.

Zusätzlich zu den oben genannten spezifischen Behandlungen können allgemeine Maßnahmen zur Linderung von Brustschmerzen beitragen:

  • Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können zur Linderung von leichten bis mittelschweren Schmerzen eingenommen werden.
  • Wärme oder Kälte: Eine Wärmflasche oder ein Kältekissen können je nach Ursache der Schmerzen lindernd wirken.
  • Entspannung und Ablenkung: Leichte und angenehme Tätigkeiten, die ablenken, können helfen, sich nicht auf den Schmerz zu fokussieren.

Prävention

Einige Ursachen für retrosternale Schmerzen können durch einen gesunden Lebensstil vermieden werden:

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann das Risiko von Herzerkrankungen und anderen Erkrankungen reduzieren.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Herz-Kreislauf-System stärken und das Risiko von Herzerkrankungen reduzieren.
  • Nichtrauchen: Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor für Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen und andere Erkrankungen.
  • Stressbewältigung: Stress kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, daher ist es wichtig, Stress abzubauen und Entspannungstechniken zu erlernen.
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Regelmäßige ärztliche Kontrollen können helfen, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

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