Eine gesunde Ernährung kann das Gehirn unterstützen und das Risiko für Demenz, insbesondere Alzheimer, reduzieren. Dabei spielen bestimmte Lebensmittel und Nährstoffe eine wichtige Rolle. Auch wenn es kein einzelnes Wundermittel gibt, kann eine ausgewogene und bewusste Ernährung in Kombination mit anderen Faktoren wie Bewegung und sozialen Kontakten dazu beitragen, die Hirngesundheit zu verbessern.
Die Bedeutung einer gesunden Ernährung für das Gehirn
Das Gehirn ist ein energiehungriges Organ. Obwohl es nur etwa ein Fünfzigstel des Körpergewichts ausmacht, verbraucht es etwa ein Fünftel der Energie. Es benötigt 120 bis 140 Gramm Glukose pro Tag, um ausreichend versorgt zu sein. Bekommt es zu wenig, schaltet es auf Sparflamme und verliert an Leistungsfähigkeit.
Grundsätzlich gilt: Ungesunde Nahrungsmittel, die Herzinfarkte oder Schlaganfälle begünstigen, fördern auch Durchblutungsstörungen im Gehirn, die lange unbemerkt bleiben können. Daher ist es wichtig, frühzeitig auf eine gefäßgesunde Ernährung zu achten.
Auch wenn eine Umstellung auf eine gesündere Ernährungsform wie die mediterrane Küche in jedem Alter sinnvoll ist, ist der Effekt für das Gehirn umso größer, je früher man beginnt. Eine bewährte Vorbild ist die traditionelle Mittelmeerküche mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, fettem Seefisch und Olivenöl. Studien zeigen, dass sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes senken kann - und zugleich die Hirngesundheit verbessert.
Obst als wichtiger Bestandteil einer hirngesunden Ernährung
Obst sollte ein fester Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein, insbesondere für die Gesundheit des Gehirns. Bestimmte Obstsorten enthalten wertvolle Nährstoffe, die die kognitive Leistungsfähigkeit unterstützen und das Demenzrisiko senken können.
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Flavonoide in Obst: Schutz für die grauen Zellen
Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in vielen Obst- und Gemüsesorten vorkommen und für deren Färbung verantwortlich sind. Sie sind in großen Mengen in Beeren, Äpfeln, Paprika und Zwiebeln enthalten. Auch in Kakao, grünem und schwarzem Tee sind diese sekundären Pflanzenstoffe enthalten. Flavonoidreiche Lebensmittel schützen die Gehirnfunktion, insbesondere bei regelmäßigem Konsum über einen längeren Zeitraum.
Eine Studie der Columbia University zeigte einen positiven Effekt von Flavonolen, einer Unterart der Flavonoide, auf die Gedächtnisleistung, insbesondere bei älteren Menschen. Gerade ältere Menschen, die sich länger flavonol-arm ernährt hatten, profitierten von der täglichen Einnahme eines kakaohaltigen Flavonolextraktes. Nach einem Jahr normalisierte sich die Gedächtnisleistung.
Studien haben gezeigt, dass sekundäre Pflanzenstoffe eine antioxidative Wirkung haben, also vor zellschädigenden freien Radikalen schützen.
Äpfel und Beeren: Ein Power-Duo für das Gehirn
Mehrere Studien zeigen, dass sekundäre Pflanzenstoffe oder Flavonoide positive Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit haben können. Eine Studie legt nahe, dass Äpfel und Beeren die geistige Leistungsfähigkeit steigern können. Eine in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlichte Studie der Columbia University in New York hat nun den kausalen Zusammenhang zwischen diesen Pflanzenstoffen und der geistigen Leistungsfähigkeit untersucht.
Das Ergebnis: Bei dem Drittel der Teilnehmer, die sich am gesündesten ernährten, war der Leistungsabbau im Verlauf am geringsten. Das Drittel der Teilnehmer, das besonders wenig Flavonoide mit der Nahrung aufnahm, profitierte direkt von der zusätzlichen Einnahme der Flavanole in Tablettenform. Bei ihnen konnte der Abbau der kognitiven Fähigkeiten verhindert und die Gedächtnisleistung verbessert werden. „Bei Teilnehmern, die regelmäßig Äpfel und Beeren aßen, hatte die zusätzliche Einnahme jedoch keine Auswirkungen“, heißt es weiter auf 24vita.de. Die Studie legt somit nahe, dass diese beiden Obstsorten - also Äpfel und Beeren - vor einer Demenz-Erkrankung schützen können.
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Laut Prof. Dr. Bernhard Watzl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, sind Flavonoide daher geeignet zur Prävention von Demenzerkrankungen.
Weitere wichtige Nährstoffe für das Gehirn
Neben Flavonoiden gibt es weitere Nährstoffe, die für die Gehirngesundheit wichtig sind:
- Omega-3-Fettsäuren: Diese Fettsäuren, insbesondere DHA und EPA, wirken entzündungshemmend und halten die Wände unserer Zellen geschmeidig. Sie sind vor allem in fettem Seefisch wie Lachs, Makrele, Hering oder Sardelle enthalten. Auch Walnüsse, Chiasamen, Leinsamen und Avocados sind gute Quellen.
- B-Vitamine: Nüsse, Haferflocken, Beeren und Kichererbsen sind reich an B-Vitaminen, die für die Funktion des Nervensystems und die Energieversorgung des Gehirns wichtig sind.
- Aminosäuren: Für den internen Informationsaustausch, also beim Lernen und Erinnern, benötigt unser Gehirn auch reichlich Aminosäuren. Die bekommt es aus Eiweiß, zum Beispiel aus Eiern oder Quark, aber auch aus pflanzlichen Quellen wie Kichererbsen und Sojabohnen.
- Antioxidantien: Zum Brainfood werden auch Obstsorten wie Beeren gezählt, die reich an sogenannten Antioxidantien sind. Diese Stoffe schützen unsere grauen Zellen zum Beispiel vor Stress.
- Polyphenole: Polyphenole (natürliche Stoffe, die Pflanzen ihre Farbe geben) sind in Obst, Gemüse und kaltgepresstem Olivenöl enthalten. Polyphenole aus Olivenöl, Heidelbeeren und rotem Traubensaft schützen die Zellen und fördern den Stoffwechsel im Gehirn.
Ernährungsempfehlungen für Menschen mit Demenz
Wer mit Alzheimer oder einer anderen Demenzform lebt, bekommt nicht nur Gedächtnisprobleme - häufig lässt auch der Geschmackssinn nach und das Gefühl von Hunger sowie Durst geht verloren. Um körperliche Schwäche und eine ernährungsbedingte Verschlechterung der Demenz zu vermeiden, sollten sich Menschen mit Demenz ausgewogen ernähren und ausreichend trinken. Feste Essenszeiten können dabei helfen.
Wenn wir älter werden, benötigen wir weniger Energie - in der Regel nur noch 1.700 bis 1.900 Kalorien pro Tag. Unser Bedarf an Nährstoffen wie Kohlenhydrate, Vitamine, Fette und Eiweiß bleibt aber gleich. Auch Menschen mit Demenz sollten sich also möglichst abwechslungsreich ernähren. Gut sind zum Beispiel Brot, Kartoffeln, Reis, Obst und Gemüse, Fisch, etwas Fleisch, Eier, Joghurt, Milch oder Käse. Gelegentlich ein Glas Wein oder ein Glas Bier ist ebenfalls erlaubt. Zwischen den Mahlzeiten können reichhaltige Obstsäfte die Ernährung ergänzen. Wenn die Betroffenen sehr unruhig und angespannt sind oder viel umherwandern, dann benötigt ihr Körper mehr Energie als sonst. In diesem Fall können Sie die Bratensoße ruhig mit Sahne anreichern oder ihnen einen fettreicheren Käse anbieten.
Zum Essen verlockende Zubereitungsweisen
Vielen Menschen mit Demenz schmeckt nichts mehr, nicht einmal ihr Lieblingsgericht. Sie haben nur noch Lust auf Süßes. Das liegt daran, dass ihr Geschmackssinn aufgrund der Demenz abstumpft und sie alle anderen Geschmacksrichtungen (außer der süßen) immer schlechter schmecken können. Oft vergeht ihnen dadurch ganz die Lust am Essen. Dagegen hilft zum einen Bewegung. Gemeint sind beispielsweise regelmäßige Spaziergänge vor dem Essen, um den Appetit anzuregen. Zum anderen kann auch die Zubereitungsart ihren Appetit steigern: Beteiligen Sie Menschen mit Demenz an der Nahrungszubereitung. Während sie beim Schnippeln von Obst oder Gemüse helfen, oder Ihnen auch nur beim Kochen und Backen zuschauen, können ihnen bereits verführerische Düfte in die Nase steigen.
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Speisen für Menschen mit Demenz sollte man intensiver würzen und unter Umständen auch mit aromatischen Ölen und Fetten anreichern. Grundsätzlich scheint vielen von ihnen die deftige Hausmannkost, die sie aus ihrer Kindheit kennen, besser zu schmecken als die bei Jüngeren oft so beliebte internationale Küche. Zudem kann man aus der Not eine Tugend machen und ihre Vorliebe für Süßes beim Kochen einfach berücksichtigen. Das bedeutet nicht, Menschen mit Demenz nur noch Milchreis und Pudding vorzusetzen. Es bedeutet aber, etwas umzudenken und von den eigenen Geschmacksvorstellungen abzusehen. hier gilt es auszuprobieren, auf welche Art man herzhafte Gerichte notfalls (nach)süßen kann: Was spricht gegen die Prise Zucker über dem Kartoffelbrei, was gegen den Löffel Honig im Möhreneintopf? Auch Salate würden bei vielen Menschen mit Demenz besser ankommen, wenn wir statt der heutzutage beliebten sauren Essigdressings wieder sahnige oder eben süßliche Salatsoßen anbieten würden. Tatsächlich ist es nicht nur ein Zeichen von Verwirrtheit, wenn Menschen mit Demenz ihren Schokopudding über das Gulasch kippen oder Schokocreme auf ihr Schinkenbrot streichen - es verdeutlicht auch ihre veränderten Vorlieben. Wenn wir das zulassen, statt einzugreifen, können wir oft beobachten, dass sie derart gesüßte Mahlzeiten zufrieden und mit großem Appetit verputzen.
Appetit anregende Darreichungsformen
Auch das Auge isst mit: Wenn die Kost aufgrund von Schluckbeschwerden passiert werden muss, sollte man keinesfalls alle Bestandteile zu einem undefinierbaren graubraunen Püree verarbeiten. Es ist erheblich ansprechender, wenn Fleisch und Beilagen, wie zum Beispiel Kartoffeln, Brokkoli und Karotten, einzeln auf dem Teller angerichtet werden. Es hilft Menschen mit Demenz auch, das Speisenangebot anhand der Farben zu erkennen. Außerdem können kleine, hübsch angerichtete Portionen sie eher zum Probieren und Essen animieren als riesige, mit Bergen von Fleisch und Gemüse überhäufte Teller.
Es fördert den Appetit, wenn Sie kleine Schälchen mit Obst-, Gemüse- oder Schokoladenstückchen in der Wohnung verteilen. Viele Menschen mit Demenz lassen sich durch solche unaufdringlichen Angebote gerne dazu verführen, zusätzlich zu den regulären Mahlzeiten Vitamine und Nährstoffe zu sich zu nehmen.
Feste Essenszeiten
Um zu verhindern, dass Menschen mit Demenz das Essen einfach vergessen, sollten Sie feste Essenszeiten einhalten. Die für Frühstück, Mittagessen und Abendbrot vorgesehenen Zeiten können Sie in eine Art Stundenplan eintragen. Solch eine Übersicht hilft zumindest Betroffenen, die noch lesen können, ihre Tage zu strukturieren und das Essen nicht zu vergessen. Vor allem für alleine lebende Menschen mit Demenz kann auch Unterstützung von außen hilfreich sein. Zwar könnten sie sich heutzutage auch von einer Handy-App ans Essen und Trinken erinnern lassen. Es dürfte aber sehr viel motivierender sein, wenn beispielsweise ihre Kinder oder Freunde sie regelmäßig anrufen, um sie an die nächste Mahlzeit zu erinnern. Ein „Essen auf Rädern“ beziehungsweise ein "Fahrbarer Mittagstisch" kann ebenfalls wenigstens einmal am Tag für Regelmäßigkeit sorgen. Wenn ihnen das Alleine-Essen keinen Spaß macht, kann zum Beispiel ein ehrenamtlicher Besuchsdienst angefragt werden, der wenigstens ab und zu gemeinsam mit ihnen isst.
Ausreichend trinken
Trinken ist für jeden Menschen sehr wichtig. Menschen mit Demenz haben oft ein vermindertes Durstgefühl, sie trinken zu wenig und trocknen aus. Starke Verwirrungszustände können dadurch auftreten. Achten Sie deshalb darauf, dass sie täglich mindestens 1,5 Liter trinken. Das entspricht etwa acht großen oder zehn kleinen Tassen Wasser, Saft oder Tee. Um Menschen mit Demenz ans Trinken zu erinnern, können Sie an verschiedenen Stellen in der Wohnung Flaschen aufstellen, aus denen sie sich den ganzen Tag über bedienen können. Man kann das Trinken auch dadurch attraktiver machen, dass man ihnen süßere oder doch wenigstens buntere Getränke anbietet - also beispielsweise leuchtend rote Früchte-, und gelbgrüne Kräutertees, Saftschorlen oder Malzbier statt des farblosen und kalorienärmeren Wassers.
Nahrungsverweigerung
Im Laufe einer Demenz kann es aus unterschiedlichen Gründen zur Nahrungsverweigerung kommen. Zum einen können Zahnschmerzen, eine schlecht sitzende Zahnprothese oder Entzündungen im Mund-Rachen-Raum dazu führen, dass das Essen abgelehnt wird. Wenn die oder der Betroffene beim Essen das Gesicht schmerzhaft verzieht oder den Essvorgang immer wieder unterbricht, sollten Sie schnellstmöglich einen Zahnarzt beziehungsweise eine Zähnärztin aufsuchen.
Außerdem kommt es in der späteren Phase der Demenz aufgrund des verlangsamten Schließens des Kehldeckels beim Essen immer mal wieder dazu, dass sich der Mensch mit Demenz verschluckt. Er muss dann fürchterlich husten, um den Speisebrei wieder aus den Atemwegen zu entfernen. Das kann als so beängstigend und lebensbedrohlich erlebt werden, dass selbst Menschen mit fortgeschrittener Demenz sich an derart schlechte Erfahrungen erinnern. Aus Angst vor dem Ersticken verweigern sie danach die Nahrungsaufnahme. Schluckstörungen können somit ernsthafte, lebensbedrohliche Folgen haben. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass Nahrungsbestandteile in die Luftröhre geraten und zu Entzündungen führen (sogenannte Aspirationspneumonie).
Sobald derartige Schluckbeschwerden auftreten, sollten Sie vom behandelnden Arzt beziehungsweise behandelnden Ärztin eine logopädische Behandlung verordnen lassen. Bei einem solchen Schlucktraining wird die richtige Haltung beim Essen und Trinken und das Konzentrieren auf den Kau- und Schluckvorgang geübt. Zudem wird Angehörigen vermittelt, dass man die Nahrungsaufnahme durch verschiedene Formen angedickter Nahrung sowohl verbessern als auch erleichtern kann.
Wenn Betroffene ungewöhnlich lange für die Mahlzeit brauchen, gelegentlich oder häufig Speisereste ungewollt aus Mund oder Nase austreten, stetig Speichel fließt oder es immer wieder zu Husten und Würgen während oder nach dem Essen oder Trinken kommt, lassen Sie unbedingt die Ursache ärztlich abklären. Nicht immer müssen Schluckstörungen mit Husten und Würgen einhergehen. Das Verschlucken kann auch „still“ erfolgen, sodass diese Anzeichen fehlen. Der behandelnde Arzt beziehungsweise die behandelnde Ärztin kann bei Verdacht ein logopädisches Gutachten beauftragen. Dabei wird der Schluckakt untersucht und in der Folge werden gegebenenfalls Empfehlungen zur Ernährung gegeben. Zudem können auch Depressionen zu einer Nahrungsverweigerung führen.
Auf Zwang verzichten
So wichtig die Nahrungsaufnahme auch ist: Zwingen Sie bitte niemals einen Menschen mit Demenz zum Essen! Lebensmittel und Getränke sollten immer wieder ohne Druck angeboten werden. Ob und wann eine künstliche Ernährung, eine PEG-Magensonde (perkutane endoskopische Gastrostomie) sinnvoll ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Bei der Entscheidung dafür oder dagegen ist der mutmaßliche Wille des Menschen mit Demenz zu beachten.
Einführen einer individuellen Tischkultur
In der fortgeschrittenen Phase der Demenz können manche Betroffene nicht mehr mit Messer und Gabel umgehen und führen deshalb die Nahrung mit den Händen zum Mund. Das eigenständige Essen hat unbedingt Vorrang vor Sauberkeit und allgemeinen Verhaltensregeln am Tisch. Daher sollten dann möglichst viele Mahlzeiten in Form von „Fingerfood“ beziehungsweise kleinen Häppchen angeboten werden.
Auch vergessen manche Menschen mit Demenz, wofür sie welches Besteck benutzen sollten. Um zu verhindern, dass sie beispielsweise vergeblich versuchen, mit dem Messer die Suppe zu essen, sollte nur das Besteck aufgedeckt werden, dass für die jeweilige Mahlzeit benötigt wird. Zusätzlich ist es leichter, wenn immer nur ein Teller mit Essen auf dem Tisch steht. Ein vollgestelltes Tablett oder ein vollgestellter Essensplatz mit Vorspeise, Hauptgericht, Salat und Dessert überfordert manche Betroffene und kann zu ungewollten Situationen führen.
Im weiteren Verlauf kann es notwendig sein, Menschen mit fortgeschrittener Demenz beim Essen zu unterstützen. Dabei kann es auch zu Verunreinigungen wie Kleckern oder einem verschmierten Mund kommen. Verzichten Sie möglichst darauf, den Betroffenen nach jedem Bissen ungefragt den Mund abzutupfen. Jeder Mensch ist im Bereich des Mundes sehr sensibel. Je nach vorhandenen Fähigkeiten können Sie der oder dem Betroffenen eine Serviette anreichen. Somit kann sich der Mensch mit Demenz bei Bedarf selbständig den Mund säubern. Wenn sich der oder die Betroffene nicht mehr selbstständig den Mund abwischen kann, können Sie dies natürlich übernehmen. Seien Sie hierbei behutsam und kündigen Sie Ihre Handlungen vorher an, damit Ihr Gegenüber versteht, was Sie vorhaben.
Horten von Nahrungsmitteln
Manche Menschen mit Demenz beginnen, Essen für Notzeiten zu horten. Dies geschieht oft an Orten, die für eine sichere Lagerung ungeeignet sind. Manchmal können Menschen mit Demenz durch Argumente nicht dazu bewegt werden, damit aufzuhören. Deswegen wird dazu geraten, dies als lobenswerte Vorsorgemaßnahme für schlechte Zeiten wertzuschätzen.
In vielen Fällen kann man versuchen, das Sammeln als solches dadurch zu kontrollieren, dass eine Absprache getroffen wird: Die Betroffenen dürfen horten, aber einmal in der Woche wird gemeinsam kontrolliert, ob die zusammengetragenen Lebensmittel noch genießbar sind. Es ist dabei aber wichtig, Vertrocknetes, Verfaultes oder Verschimmeltes nicht einfach wegzuwerfen, sondern durch etwas Frisches zu ersetzen.
Tipps für die Speisenauswahl
- Bekannte und regionale Gerichte auswählen
- Kräftig gewürzte Speisen (nicht sauer, besser süß) bevorzugen
- Energiereiche Zutaten und/oder Speisen verwenden
- Fettreiche und süße Speisen anbieten (z. B. Tomatensoße mit Zucker/Süßstoff; Pudding mit Sahne)
- Auf appetitanregende Düfte/Getränke achten
- Essen muss schmecken
Tipps für die Flüssigkeitsaufnahme im fortgeschrittenen Stadium der Demenz
- Das Getränk sollte süß und farbig sein (Zucker/Süßstoff einsetzen, Bananen-/ Pfirsichsaft)
- Milchmixgetränke kommen gut an und liefern wertvolle Inhaltsstoffe
- Auf die Temperatur achten: nicht zu kalt, gerne warm
- Saure Säfte schmecken evtl. nicht
Fingerfood als Ernährungslösung
Fingerfood wird hauptsächlich in fortgeschrittenen Stadien der Demenz eingesetzt, wenn der Erkrankte mit der Handhabung des Bestecks überfordert ist, aber noch gut mit den Fingern essen kann. Dadurch kann der Betroffene trotz eingeschränkter Handlungsfähigkeit noch selbstständig essen. Eine Zwischenmahlzeit in Form von Fingerfood eignet sich auch für die Personen, die bedingt durch innere Unruhe, stets umherlaufen (Eat by walking).
Beispiele für Fingerfood:
- Gemüse: z. B. Gurken (frisch oder süß-sauer eingelegt), Möhren, Kohlrabi , Kürbis, Blumenkohl, Champignons, Paprika, Radieschen, Rettich, Tomaten (mit Käse überbacken), Zucchinischeiben, Selleriescheiben, Cocktailtomaten
- Obst: z. B. Ananasstücke, Apfelschnitze, Aprikosen (entsteint), Bananen, Birnenschnitze, Erdbeeren, Pfirsichspalten (frisch), Pflaumen (entsteint), Renekloden, Weintrauben, Mandarinenspalten, Orangenspalten
- Brot: z. B. alle Sorten belegt, geviertelt oder geachtelt, mundgerechte Schnittchen, Mini-Brötchen, Käsesticks, Kräcker, Toast geviertelt, Käse-Pumpernickel
- Backwaren: z. B. Mini-Biskuitrolle, Streuselkuchen, Apfelkuchen, Dresdner Stollen, Mini-Amerikaner, Schnecken aus Hefeteig, Hefekleingebäck, kleine Blätterteigtaschen, Käsegebäck, Waffeln
- Fleischgerichte: z. B. Fleischwurst, Blutwurst, Mini-Cabanossi, Bockwurst, Wellwurst, Grützwurst, geräucherte Mettenden, Spargelröllchen, Schweinesülze, gebratenes Kotelett (kalt in Stücke geschnitten), Leberklößchen, Markklößchen
- Verschiedenes: z. B.
Die Rolle der Kommunikation beim Essen mit Demenzerkrankten Menschen
Empathie und Wissen spielen bei der Betreuung von Menschen mit Demenz eine zentrale Rolle. Über die Kommunikation können demenziell erkrankte Menschen auf das Essen eingestimmt werden, sodass die Nahrungsaufnahme erleichtert werden kann. Menschen mit Demenz verlieren mit fortschreitender Erkrankung die Fähigkeit zu kommunizieren. Gespräche werden zunehmend schwieriger, bis sie fast unmöglich werden. Daher müssen sich Angehörige auf den demenziell Erkrankten einstellen; umgekehrt funktioniert es nicht.
Folgende Hilfestellungen empfehlen sich bei der Kommunikation:
- Beim Reden und bei Unterhaltungen Blickkontakt herstellen
- Immer namentlich ansprechen
- Langsam und deutlich reden
- Wichtige Informationen wiederholen
- Ironie sollte vermieden werden, da Erkrankte diese häufig nicht mehr verstehen
- Diskussionen meiden
- Lob und Bestätigung - Kritik vermeiden
- Demenziell Erkrankte benötigen Zeit für ihre Antworten. Also Zeit lassen!
- Geschlossene Fragen stellen, die mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können (Beispiel: Möchtest du einen Kaffee trinken?)
- Anschuldigungen oder Vorwürfe (sind oft der Hilflosigkeit und Frustration geschuldet) überhören und geschickt das Thema wechseln
- Falsch weggeräumte Dinge (z. B. Milch im Backofen) stillschweigend an den richtigen Ort räumen. Erklärungen machen keinen Sinn.
Tipps zum Essverhalten und der Umgebung
Essen hält Leib und Seele zusammen. Dies trifft auch auf demenziell erkrankte Personen zu. Die Essumgebung und das Ambiente können so gestaltet werden, dass auch die Seele der demenziell veränderten Menschen satt wird. Mit Tipps zur Gestaltung der Essenssituation für Demenz-Patienten, kann das gemeinsame Essen so angenehm wie möglich gestaltet werden. Menschen mit Demenz sind bis zum Schluss mit den Sinnen zu erreichen. Aus diesem Grund muss mit Reizeinflüssen, wie etwa Radio, Fernseher, klapperndes Geschirr oder lauten Unterhaltungen vorsichtig umgegangen werden. Die Reizeinflüsse können Emotionen auslösen, die oft unbewusst die Laune von Menschen mit Demenz beeinflussen. Gleichzeitig können positive Einflüsse auch zu einer verbesserten Stimmung führen. Dies sollte als Chance gesehen und genutzt werden. Tischdekorationen können Menschen mit Demenz verwirren, weshalb darauf so gut es geht verzichtet werden sollte. Für das Essen sind tiefe Teller mit einem farbigen Rand geeignet, damit die demenziell erkrankten Menschen das Essen leicht finden können. Dominante Personen, die wiederholt mit einer harschen Wortwahl die Sitznachbarn ärgern, können den Appetit einer ganzen Gruppe demenziell veränderter Menschen verderben.
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